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ben, dem Sterbeort seines Vaters, Hier ward er Mittwochs vor Pfingsten in der Besper plöhlich. krank, und starb einige Stunden nachher am 7ten May 973, nachdem er 38 Jahre eine sehr glänzende, thatenvolle und glückliche Regierung geführt hatte. Sein Körper ward von seinem Sohn und Nachfolger Otto dem zten nach Magdeburg geschickt, und daselbst, seinem Verlangen gemäß, in der Domkirche mit großer Feyerlichkeit be graben, wo sein Grab noch jest gezeigt wird *).

Otto verdient unstreitig unter den großen, thatenreichen, guten und verdienstvollen Regenten eine ehrenvolle Stelle. Der Beiname des Großen ist ihm gewiß nicht ohne Grund, nicht unverdienter Weise zu Theil geworden. Als Erbauer oder doch als Wiederhersteller, Erweiterer und unermüteter Wohlthäter der Stadt Magdeburg, als der Urheber ihres schnellen Empor kommens und ihres frühern Wohlstandes, verdient er auch wohl in einer Geschichte Magdeburgs eine genauere Schilderung. Die besten damaligen Geschichtschreiber, welche theils mit ihm, theils bald nach ihm lebten, können nicht Worte genug zu sei; nem Lobe finden. Sie belegen ihre Lobspräche aber auch mit einer Menge rühmlicher Thatsachen, Sie hatten doch bessere Sachen von ihm zu rühmen, als jene mönchische Frommeley und abergläubische Andächteley, als jene zwecklosen Almosen, und die vielen Schenkungen an der Kirche, welche damals über alles erhoben wurden, Ottos Zeitgenosse, der damalige Ser schichtschreiber, Wittichind, der zu der Zeit Scholafticus oder Vorsteher und Rector der Klosterschule zu Corvey war, der ihm

persön

Witichind. Annal, ap. Meib. Tom. I. p. 662. Ditmat P. 337. 340. Chron. Magd. p. 275. 276. Annalifta Sa xo p. 322-346, Magd. Schöppen : Chronik, S. 91, Kran zii Saxonia lib, IV, c. 17..

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persönlich kannte und ihn überlebte, macht folgende merkwürdige Schilderung von ihm:,, Er, unser Beherrscher, der älteste uns ter seinen Brüdern, war einer der besten Menschen, und zeich, ,, nete sich besonders aus durch seine Religiosität. In Geschäf ,,ten bewies er eine unter den Sterblichen ganz ungewöhnliche , Ausdauer und Vestigkeit. Er war überall helter und leutselig, ,, außer wo die Regentenpflicht Furcht und Schrecken zu erregen ,, gebot. Er gab gern und reichlich. Er schlief wenig, pflegte ,, auch im Schlaf viel zu sprechen, so daß man ihn stets für was ,, chend håtte halten sollen. Seinen Vertrauten schlug er nicht ,, leicht etwas ab, und war ihnen mit fast übermenschlicher Treue » zugethan. Als daher einige eines Vergehens wegen gerichts „lich belangt und dessen überführt wurden, war er selbst ihr Vertheidiger und Fürsprecher, und ging schwer daran, ihr Ver. gehen zu glauben, behandelte sie auch nachher, als wenn sie „nie etwas wider ihn begangen hätten. Er besaß sehr viel nas ,,türliche Geistesfähigkeit. Denn ob er gleich sonst weder schreis ,, ben noch lesen gelernt hatte, so brachte ers doch noch nach dem " Tode seiner ersten Gemahlin Editha (folglich in seinen spåtern ,,Jahren) so weit, daß er vollkommen (lateinische) Bücher zu ,, lesen und zu verstehen im Stande war. Er konnte zwar auch Lateinisch und Wendisch sprechen, aber nur selten ließ er sich ,, dazu bewegen. Mit der Jagd beschäftigte er sich häufig, lieb, ,,te das Brettspiel und ritt zuweilen blos zum Vergnügen, jes ,, doch mit majestätischem Anstande. Dabey war er von an, ,,sehnlicher Statur, woraus schon ganz die königliche Würde hervorleuchtete. Er hatte ein weisses Haupt und wenig Haa, re, hatte sehr feuervolle, gleichsam blißende und stralende Augen, und viele Röthe im Gesicht. Er trug wider die hers gebrachte Gewohnheit einen langen Bart, hatte eine breite starke löwenähnliche Brust, war aber nicht corpulent. Sein Gesch, v. Magdeb. 1. B.

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Gang

Gang war zuweilen schnell, dann aber wieder ernst und würs ,, devoll. Er kleidete sich stets deutsch und trug nie ausländische » Kleidung *). “

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Ditmar, Bischof von Merseburg, welcher nicht lange nach ihm lebte und schrieb, sagt von ihm: daß nach Karin dem Großen kein so großer Regent und Beschüßer des Vaterlandes den königlichen Thron besessen habe, als er gewesen sey; und versichert: wenn auch Beredsamkeit, Gelehrsamkeit und gutes Gedächtniß bey ihm gleich stark wåren; so würden sie doch nicht im Stande seyn, ihn nach Würden zu loben **).

Er war der Liebling feines großen und klugen Vaters, ward von demselben ohne Zweifel zum Negenten gebildet, und gewiß nicht ohne wichtige Gründe, und ohne Ueberzeugung vor seinem vorzüglichen Geschick zu seinem Nachfolger erwählt; uns geachtet die vielvermögende Mutter Mathilde, aus blinder Borjiebe gar zu gern ihrem zweyten Sohn, Heinrich, auf dem Thron gesehen hätte ***).

Otto regierte selbst, nach eigner Einsicht, und nach den Gesetzen, nach einem vesten Plane, und nach weisen Grundsås Hen,, ohne seinen Staatsbedienten und Günstlingen, den größten and besten Männern seiner Zeit, oder seinen beyden würdis gen Gemahlinnen, so sehr er sie liebte und schäßte, oder seis ner Mutter, so sorgfältig er Kindespflicht gegen sie beobachtete, oder seinen Brüdern, so gern er ihnen zu Wilien war, oder der Geistlichkeit, so sehr er sie begünstigte,

zu viel Ges walt und Einfluß einzuräumen. Er überwand nach und nach durch Weisheit, Entschlossenheit und Beharrlichkeit die größten Hindernisse, die sich seinen Planen und Entwürfen entgegen

*) Witich. ap. Meib. Tom. I. (p. 650. **) Ditmar p. 340.

**) Ditmar p. 328.

Stells

stellten. Er war kreng und unerhittlich, wenn es die Gesche, die Ruhe und das Wohl des Reichs verlangten. Seinem Hers zen nach war er aber weit mehr geneigt zur Güte, Milde, Freygebigkeit und Nachsicht. Man hielt ihn daher eher für zu gelind und nachsichtig gegen so manche anhaltende Ruhestörer uns ter seiner Regierung, als für zu hart und zu strenge. Er vers gab leicht und von Herzen, auch die schwersten Beleidigungen. Als daher ein reicher und angesehener Graf von Walbeck, Namens Luther, Ditmars Großvater, durch eine Verschwörung das Leben verwirkt hatte, schenkte er ihm zwar endlich auf Fürs bitte vieler Großen das Leben, konsiscirte aber alle seine Güter, und verwies ihn nach Bayern; nach einem Jahre aber nahm er ihn nicht nur wieder völlig zu Gnaden an, sondern gab ihm auch alle seine Güter wieder, und schenkte ihm noch eine an, sehnliche Summe Geld, nebft beträchtlichen Gütern zu Sanders, leben und Gutenswege dazu. Den Sohn eines andern wirklich hingerichteten Verschwornen, den schon angeführten Bischof Hil liward von Halberstadt, belieh er ohne Bedenken mit diesem Bisthum *). So ward er nicht måde, seinem unruhigen, treus losen unaufhörlich wider ihn conspirirenden Bruder Heinrich so oft und so lange zu verzeihen, bis er ihn endlich gewann, und durch Verschaffung des Herzogthums Bayern zur Ruhe brachte.

Er war von Herzen und nach seinen besten Einsichten res figids, obgleich nicht ohne Aberglauben, dahin vornemlich seine große Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien, und sein Glaube an Visionen und Geistererscheinungen, so wie an die = große Verdienstlichkeit und Wirksamkeit der Schenkungen an die | Kirche, zu rechnen sind. Argwohnlos glaubte er von jedem so lange das Beste, bis unwidersprechliche und wiederholte Beweise ihn endlich vom Gegentheil überzeugten. € 2

Er

*) Ditmar p.1335.

Er führte viele Kriege, aber mehrentheils nothgedrungen und angegriffen, und keinen aus bloßer Ländersucht und Erobes rungsbegierde, oder aus bloßem Ehrgeize, und überall war er, -nicht blos durch Zufall, oder durch die Tapferkeit seiner Heere und treflichen Heerführer, sondern auch durch seinen Math, seine Klugheit und persönliche Tapferkeit - glücklich und siegte. Er wuste seine Generale und Staatsbedienten so gut zu wählen, daß er sich gänzlich auf sie verlassen, und zuleht Jahre lang in Italien abwesend seyn konnte, ohne daß Ruhe and Ordnung in Deutschland dadurch gestört worden wåren, wozu in frühern Zeiten der verdienstvolle Marggraf Gero, und spåter der vortrefliche Herrmann von Billung durch ihre Klug, heit, Gerechtigkeitsliebe und Thätigkeit nicht wenig beytrugen. Er unternahm nichts, was er nicht auch ausführte, und er sahe noch den glücklichen Erfolg seiner Entwürfe und Arbeiten. Seiz ne Unterthanen rühmten es, und dankten es ihm.gerührt an seis nem Sarge, daß er sie nicht nur mit våterlicher Liebe regiert, sondern sie auch von auswärtigen Feinden befreyt, die übermü thigen Hungarn, die Dånen, die Saracenen, die Slaven oder Wenden besiegt, Italien sich unterwürfig gemacht, die Gdhen. tempel bey den benachbarten Völkern zerstört, dagegen überall Kirchen gebauet und Kirchendiener angeseht habe. So hinters ließ er den kommenden Jahrhunderten in geistlichen und welts lichen Angelegenheiten viele und ehrwürdige Denkmåler seiner Größe *).

Selbst das, was spåtere, und besonders protestantische Geschichtschreiber, ihren Grundsäßen und den Geist ihrer Zeis ten gemäß, so sehr an ihm getadelt haben, remlich seine große Ergebenheit und fast übermäßig scheinende Freygebigkeir gegen

*) Witich. ap. Meib. Tom. I. p. 66a, 663.

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