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den Unterricht und die Bildung der Jugend fort, wie das Erem, pel mehrerer hier erzogener angesehener und gelehrter Geistlichen, besonders des Geschichtschreibers Ditmars von Merseburg und seiner Brüder beweiset. Auch nach Errichtung des Erzßifts dau rete die Schule im Morißkloster oder vielmehr am Dom fort, und blühete, wie in dem benachbarten Kloster Bergen, lieferte auch, wie dieses, mehrere angesehene und geschichte Geistliche der damaligen Zeit. Im Domkapitel befand sich ein eigner fcholafticus ober Magifter fcholarum, dergleichen Othrikus zu den Zeiten des ersten Erzbischofs Adelbert war, und der auch in der Folge hin und wieder angeführt wird. So unterschrieb sich zu Norberts Zeiten ein Domherr Bodo als Magister scholarum *). In die, fer und schon in der vorhergehenden Periode aber scheint sowohl die Domschule als die Schule zu Kloster Bergen, so wie die Klo, sterschule fast überall mit der Klosterzucht, in Verfall gerathen zu seyn. Erzbischof Wichmann war ohne Zweifel ernstlich darauf bedacht, das Schulwesen wieder in Aufnahme zu bringen, da e feinen Nachfolger Ludolph wegen der an ihm bemerkten vorzügli chen Fähigkeiten zu Paris studiren ließ, und ihm bey seiner Zu råckkunft den Unterricht der Jugend in der Domschule anvertrau te. Die berühmte hohe Schule zu Paris ward damals nicht nut von den Deutschen, sondern nach ihrem Beyspiel auch von den Dånen des Studirens halber fleißig besucht, um sich nicht nur zu geistlichen Stellen, sondern auch zu weltlichen Verrichtungen und Aemtern geschickt zu machen **). Ludolph erwarb sich als Schul vorsteher den ganzen Beyfall und die Günst des Erzbischofs Wichmann so sehr, daß dieser ihn erst zum Domherrn, dans zum Domdechant machte, ihm einen Theil seiner Geschäfte übers

*Sagitt. hift. Magd. p. 15.

Arnold, Lubec. lib. III. c. 5. p. 657.

trug

trug, und ihm dadurch den Weg zum érzbischöflichen Stuhl bahnte. Daß Ludolph die Domschule wieder sehr in Aufnahme gebracht Habe, läßt sich daher schließen, daß zu seiner Zeit ein Böhmischer Prinz, Namens Theobald, zu Magdeburg studirte, welchent Kaiser Philipp das seinem Vetter Ottokar abgesprochene Königreich Böhmen zuwenden wollte *). Es wurden also damals nicht bloß künftige Geistliche; sondern auch andere vornehme Jünglinge in der Domschule zu Magdeburg unterrichtet und erzogen.

Daß außerdem in der Stadt Schulen vorhanden gewesen find, davon findet man keine Spur. Allein der steigende Flor und die größere Verbreitung des Handels in dieser Zeit nöthigten die Bürger in den Handelsstådten überall, folglich auch in Mag, deburg, für den Unterricht ihrer Kinder im Lesen, Schreiben und Rechnen zu sorgen, und die Stadt Lübeck gab auch hierin andern Städten das Muster. Doch legten ihnen die Mönche, und die Scholaster an den Domkapiteln, noch manche Hindernisse in den Weg.

An Landschulen ward um diese Zeit noch gar nicht gedacht, obgleich durch die überall angesetzten neuen Anbauer, durch die Verbesserung des Landbaus überhaupt, und durch die Erleichterung oder Aufhebung der Leibeigenschaft in vielen Gegenden Deutsch lands, der Landmann um diese Zeit zu einem größern Wohlstande und mehrerer Achtung gelangte. Diese Erleichterung und gånz!t, che Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern geschahe um diese Zeit in einem großen Theile von Deutschland, und auch in der Gegend von Magdeburg, nach und nach und fast unvermerkt Die zunehmende Bevölkerung, welche zu allen Geschäften und Diensten des Lebens Menschen genug darbot, verminderte auch ihren Preis, so wie die Begierde sie zu eigen zu haben, sie zu

*) Arnold, Lubec, lib. VI. c. 5. p. 712.

taus

kaufen und zu verkaufen. Der zunehmende Gebrauch des Rés mischen Rechts machte, daß man die Deutschen leibeignen Bauren, auf deren Zustand die Begriffe von einem Römischen Sklaven oder Knecht sich nicht recht anwenden ließen, lieber zu der Klasse der Freyen oder Freygelassenen zählte. Ueberdem verbreitete sich damals die Meinung immer mehr, daß die Leibeigenschaft dem göttlichen Gesetz, oder den Grundfäßen des Christenthums und der Bibel zuwider sey *); und verursachte hie und da Freylassung Der Leibeignen aus Undacht oder Religiosität. Ohne Zweifel sas hen auch manche Herren schon damals ein, daß ihnen auf ihren Gütern mit freyen Leuten besser geholfen sey als mit Leibeignen, Leßen daher ohne Bedenken freye Leute aus Holland und Flan. bern als Colonisten kommen, und sich im Lande anbauen, und ließen mit diesen ihre bisherigen Leibeignen nach und nach gleiche Rechte und Freiheiten genießen **). Bey aller damaligen bessern Behandlung der Landleute und bey ihrem zunehmenden Wohls ftande aber findet man auch nicht die geringste Spur von Anstalten au ihrem Unterricht und zur Befreyung von ihrer tiefen Unwissen heit, oder von Landschulen. Die edle menschenfreundliche Für sorge für dies wichtige Bedürfniß einer so zahlreichen Menschens tlasse war bessern Zeiten, und einsichtsvollern wohlthätigern Re, genten aufbehalten.

*) Schwabenspiegel c. 52. §. 6. u. f. w.

**) Schmidts G-schichte der Deutschen. 4ter Band 6te Buch. S. 367-371.

Anhang.

Anhang

einiger merkwürdiger Urkunden zur Magdeburgischen

Geschichte.

1) Das Seite 20. dieser Geschichte angeführte Capitulare Karis des Großen, worin der Stadt Magdeburg zuerst gedacht wird.

Capitulare II. cap. VII. item Capitulare III.
cap, IX. anni 805.

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De negotiatoribus, quousque procedant.

Cap. VII. De negotiatoribus, qui partibus Slavorum et Avarorum pergunt, quousque procedere cum fuis negotiis debeant, id eft, partibus Saxoniae ad Eardenwich, ubi praevideat Hredi, et ad Schesla, ubi praevideat Madalgoz. Ad Magadoburg praevideat Hatlo. Ad Erpisfurt praevideat Madalgaudus. Ad Foracheim et ad Breemberg et ad Ragenisburg Audulfus, et ad Lauriacum Warnarius. Et ut arma et brunias non ducant ad venumdandum. Quodfi inventi fuerint portantes, omnis fubftantia auferatur ab eis; dimidia quidem pars partibus palatii, alia vero medietas inter jam dictos miffos et inventorem dividatur *).

2) Die

* Steph, Baluzii colleet. Capitular, reg. Francor. edit. Parifiis Tom. I. p. 425. 431. et Anfegifi Abbatis collect. Capitul edit. ex biblioth. Pithoeana. Parif. 1640. p. 45.

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2) Die vorhin S. 48. desgleichen S. 54. und 55. anges führte Urkunde Otto des Großen vom gten Jul. 965. wodurch er dem Morişkloster zu Magdeburg das Markts recht und die Münze daselbst, nebst den Zolleinkünften und Abgaben von allen zu Magdeburg eingehenden Waaren schenker.

In nomine fanctae et individuae Trinitatis. Otto divina favente clementia Imperator Auguftus. Cum plurima antecefforum noftrorum Imperatorum, videlicet aut Regum munifica largitate, ecclefiis Dei, pro augmento vel amplificatione earumdem utilia, fimul et commoda, fint collata fubfidia, unde et in fui ftatus tranquillitate roborentur, et ob irruentium extrinfecus infestationum moleftias muniantur: Idcirco nos respe ctu divinae remunerationis pro remedio animae noftrae, dilectaeque conjugis noftrae Adelheidis, filiique noftri cariffimi Ottonis, pro ftatu quoque et incolumitate Regni vel Imperii noftri, mercatum in Mag deburg, et monetam, omnesque telonii fructus vel ufuras, quoquo modo vel a navigio advectis, vel plauftris, vel carrucis, vsl quibuscunque vehiculis adductis, five ab equitibus, vel peditibus, vel cujuscunque modi aut conditionis hominibus fuperve nientibus allatis mercibus acquirendas vel accipiendas, feu quicquid hactenus utilitatis exinde ad noftrum publicum jus pertinere videbatur, totum ex integro Deo fanetoque Mauritio in Magde, burg transfundimus, offerimus atque donamus, ut fervi Dei, die noctuque ipfi fancto Mauritio ibidem famula. tari, pro noftra quoque Dominum falute deprecaturi, absque ullius femper contradictione teneant et poffi deant, et fuis ut libuerit ufibus adjungant. Et ut hoc noftrae autoritatis praeceptum per proceffura tempo. rum curricula inoffenso jugiter tenore perduret, eharthe hujus confcriptione roborari annulique noftri im

pref

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