Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

fie sich niederließen, gebannt, oder daran gebunden, (glebae áðfcripti) tonnten nicht nach ihrem Willen heirathen, und würden nicht viel weniger, als die Leibeignen, mit Frohndiensten und Zinsen belastet. Doch konnten sie Eigenthum haben, und über Ihr Erworbnes nach Willrühr gebieten. Es wurden ihnen Ges hölze und Haiden zum Urbarmachen in Erbpacht gegeben, wovon sie nur einé vestgesette måßige Portion Getraide ablieferten. Das Uebrige war ihr Eigenthumn. Nachdem aber so viele von den Freygebohrnen und Freygelassenen sich in die neuange, legten Städte begeben hatten, sahe man sich endlich getdthigt, seine Aufmerksamkeit und Fürsorge auch auf die Leibeignen und Anbauer zu richten, und ihren Zustand zu verbessern, wenn man sie behalten, oder sich nèué verschaffen wollte.

Nachdem Heinrich nun zu dieser großen Veränderung der Dinge unter den Deutschen, besonders in seinen eigenthümli, chen Herzogthümern, Thüringen und Sachsen, durch obgedach, te Anstalten einen so guten Grund gelegt hatte; so benußte er die Zeit des Waffenstillstandes mit den Hungarn auch noch da: zu, daß er von 926 an ihre Freunde und Bundesgenossen, die Wenden oder Slaven bekriegte, welche nicht mit in den Waffen; stillstand begriffen waren. Durch diesen Krieg entzog er nicht nur den Hungarn den bisher von den Wenden erhaltenent Beys stand; sondern führte auch seine Soldaten, die er bisher in der Kriegskunst geübt hatte, nun zum wirklichen Kriege an, und lehrte sie den Feind bekämpferi und besiegen. Zuerst griff er die Heveller an, d. i. die an der Havel, im jeßigen Jerichauischen Kreise und in der Mark bis an die Spree hin, wohnenden Wenden, schlug sle in verschiedenen Treffen, rückte mitten im Winter vor ihre Hauptstadt Brennaburg oder Brandenburg, lagerte sich auf dem Eise, und zwang die Stadt bald durch Hunger, Kålte und Gewalt der Waffen zur Uebergabe.

[ocr errors]
[ocr errors]

Im Jahre 927 griff Heinrich die rebellirenden Dalminzier àn, ein anderes Wendisches oder Slavisches Volk in Meissen, Das er schon einmal, ehe er König ward, vor zehn Jahren über. wunden, und das eigentlich die Hungarn nach Sachsen geführt hatte. Er eroberte ihre Stadt Grona, und ließ alles was mannbar darin war, niedermachen, die Knaben und Mädchen aber gefangen wegführen. Er legte nun in ihrem Lande das Schloß und die Stadt Meissen an, um sie künftighin besser in der Unterwürfigkeit zu erhalten. Und bald wurden diese, so wie die übrigen Sorben - Wenden zwischen der Elbe und Saale, ein Volk mit den Sachsen, und dadurch auf immer für Deutsche land gewonnen. Er überwand alsdann die Milzier in der Laufih; fiel im Jahr 928 auch in Böhmen ein, und nöthigte dessen Fürsten Wenzeslaus sich mit seiner Hauptstadt Prag ihm zu ergeben. Auch die damals so sehr gefürchteten überall fies genden Normånner oder Dånen griff er in ihrem eigenen Lans de an, nahm ihnen Schleswig, eine schon zur Zeit Karls des Großen berühmte Handelsstadt, weg, und machte es zur Vors mauer Deutschschlands. Die Rhedarier, ein Wendisches Volk in dem jeßigen Mecklenburg, das mit einer großen Macht ges gen ihn zu Felde zog, und auch andere Wendische Völker zur Empörung gegen ihn verleitet hatte, wurde von seinen Generalen in einer großen Schlacht bey Lunkini oder Lenzen überwunden, und sich ihm wieder zu unterwerfen genöthigt.

[ocr errors]

Nachdem er sich so überall den Rücken gesichert, seine Deutschen an Krieg und Sieg gewöhnt, und sich auf alle Art zum Kriege mit den damals so furchtbaren Hungarn vorbereitet und gerüstet hatte; so ließ er den Waffenstillstand mit ihnen zu Ende gehen, und verweigerte ihren Gesandten den verlangten Tribut, so wie die gewöhnlichen Geschenke. Seine Unterthas nen versprachen ihm auch in feyerlicher Versammlung allen möge

Lichen

lichen Beystand zu diesem Kriege. Aus ganz Deutschland zogen ihm Truppen zu, die er zu Magdeburg gemustert haben soll..

Als nun die Hungarn mit zweyen Heeren, jedes von 60,000 Mann, Sachsen und Thüringen wüthend anfielen; so fanden sie alles ganz verändert, wurden überall mit großem Verluste in die Flucht geschlagen, nur wenige von ihnen kamen in ihr Vaterland zurück, und sie unterstanden sich bey Heins richs Lebzeiten nicht wieder, Deutschland zu beunruhigen. Als sie gleich nach seinem Tode unter Otto I. es wagteit, bis Stes dernburg an der Bode und bis an den Drömling vorzudringen, wurden sie abermals so geschlagen, daß wenige davon tamen *).

[ocr errors]

Da nach der Bezwingung der Wenden und nach der Besiegung der Hungarn, in Sachsen alles wieder ruhig und sicher war; so scheint auch das von den Hungarn und Wenden verwüstète Magdeburg einigermaßen wieder aufgebauet zu seyn. Wenigstens wurden doch wohl die Burg und der Kaiserliche Hof darin wieder aufgeführt, um welche sich auch wohl bald wieder einige Einwohner, besonders Fischer, ängebauet haben. So sehr auch Heinrich den Anbau und die Aufnahme der Städte zu befördern sich bemühte; so scheint er doch durch seis nen im Jahre 936 erfolgten Tod daran verhindert zu seyn, sich Magdeburgs Aufnahme ernstlich angelegen seyn zu lassen, ob er gleich einen eignen herrschaftlichen Hof oder ein Gut (curtem, villam) daselbst hatte, und der Ort sowohl zum Handelsplak als auch zur Bestung vorzüglich gut gelegen war.

Unterdeß

hatte

Witichind. ap. Meibom. p. 639-641. 644. 645. Sigeb. Gembl. ap. Piftor. ad ann. 930-934. Ditmar. Merf. ap. Leibn. Tom. I. p. 326. 327. 331. Helmold Chron. Slavor. ap. Leibn. Tom. II. p. 544. Adam. Brem. hift. eccl. ap. Lindenbrog. p. 14. Annalista Saxo ap. Eccard. ad a. 926-9346

hatte er doch durch seine weisen und thẳtigen Anstalten zum Anbau, zur Aufnahme und Bevölkerung der Städte in Sach sen, so wie durch seine Stiftung und Begünstigung des Bürs gerstandes, schon alles vorbereitet, was auch Magdeburgs Aufs nahme befördern konnte. Daß er aber daselbst vor der Stadt, auf der Elbinsel, der Werder genannt, das erste Turnier ober Ritterspiel im Jahr 935 gehalten habe, ist wohl eine in spåtern Zeiten erfundene Fabel, da sie sich auf keine gleichzeitige Nachricht, sondern nur auf verdächtige Zeugnisse aus dem 14ten und 1sten Jahrhundert gründet. Man muß die von Heinrich ans gestellten Waffenübungen seiner Soldaten, besonders im Krieges dienste zu Pferde, nicht mit den später gewöhnlich gewordenen Turnieren verwechseln.

Drites Kapitel.

Snelles Emporkommen und Flor Magde burgs unter Otto dem Großen bis zu seinem Tod, vom J. 936-973.

Ganz vorzüglich aber hat sich Heinrichs Sohn und Nach, folger, der Deutsche König, und nachherige Römische Kaiser, Otto der Erste oder der Große um Magdeburg verdient gemacht. Er selbst sowohl, als auch seine erste Gemahlin Edis tha, -Tochter des Königs Eduards, oder, wie ihn andere nennen, Edmunds, und Schwester des Königs Adelstan, von England, find gewissermaßen als die ersten Stifter und Urs heber des blühenden Wohlstandes und des Glanzes anzusehen, wodurch sich diese Stadt schon vom roten Jahrhundert her auss

gezeich

gezeichnet hat. Sie hegten beyde die größte Vorliebe für Mags deburg, und ließen sich die Wiederherstellung, Bergrößerung und Aufnahme dieser Stadt aus allen Kräften angelegen seyn. Sie gedachten dieselbe nicht nur zur Hauptstadt des ganzen Sachs fens, sondern auch des ganzen nördlichen Deutschlandes, und zu einer der ersten königlichen Residenzsådte zu erheben. Gie sind es wenigstens, welche ihr die Stadtgerechtigkeit ertheilt, sie erweitert, sie mit Mauern zu umgeben angefangen, sie mehr und mehr bevölkert, Handel und Gewerbe darin befördert, und fle durch ihre weisen Anstalten und unablässigen Bemühungen schon bey ihren Lebzeiten zu einer der blühendsten und volkreichs ften Städte Deutschlands gemacht haben. Diese Vorliebe und Begünstigung, welche Otto und seine Gemahlin Editha für Magdeburg blicken ließen, und ihr häufiger Aufenthalt daselbst, veranlaßten es wahrscheinlich, daß diese Stadt schon damals eis ne königliche Stadt (urbs regia) genannt ward *).

Otto heirathete die Editha schon bey Lebzeiten seines Vas ters Heinrichs' im J. 928, oder nach andern im Jahre 930. Es verdient wohl als eine Probe der Sitten und Denkart das maliger Zeiten bemerkt zu werden, daß der König Adelstan von England dem Otto zum Beweise seiner vorzüglichen Hochach. tung seine beyden Schwestern zuschickte, damit er sich eine davon aussuchen, und zur Gemahlin auswählen könnte. Otto wählte fich die älteste davon, die Editha. Die große Liebe und Ache tung, welche er für sie in ihrem Leben und nach ihrem Tode bes wies, so wie das einstimmige Lob und die Hochachtung, womit

bie

Chron, Magdeb. ap. Meibom, Tom. II. p. 170. 275. Witich. Annal. ibid. Tom. I. p. 644. Ditunar. Merf. chron. ap. Leibo. Tom. I. p. 3;1, Apnal. Saxo ap. Eccard. ad *. 937. p. 261.

« ZurückWeiter »