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merschen Bischöfen obliegende Unterwürfigkeit unter ihm in An, regung und erhielt die Erneuerung und. Bestätigung dieses Vorrechts durch eine noch vorhandene påbstliche Bulle. Darin bezeugt ihm der Pabst seine Erkenntlichkeit für die Treue und Ers gebenheit, womit er ihn wider den Gegenpabft Anaclet unter, fügt habe, und untergiebt ihm als Erzbischof oder seinem erzbis schöflichen Sprengel alle Bisthümer jenseits der Elbe, Oder und Saale, und zwar zwischen der Elbe und Oder, Stettin und Lebus, jenseits der Oder aber die Pommerschen Bisthümer, und Posen, Gnesen, Krakow, Bratislav, Cruswick, Masovien und Ladislav. Allein da Norbert starb, ehe er sich in den Bes fis dieses Vorrechts seßen konnte, und seine Nachfolger es auch nicht behaupten konnten, so ist es nie in Ausübung gekommen *).

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Am Krönungstage und bey der Krdnung selbst, als der Kaiser und der Pabst sich schon gesetzt hatten, entstand unter den Leuten des Erzbischofs und des Abts von Fulda ein heftiger Rangstreit über den Vorsit. Da sie nun fast schon bis zum Blutvergiessen darüber mit einander zankten, so kam der Abt das zu, vertheidigte: sein Recht mit Gründen, fand beym Kaiser Beyfall, und behauptete zum Verdruß des Erzbischofs den Vork fit, wie er seit der ersten Stiftung der Abtey allen seinen Vors fahren zugestanden worden **).

Als der lehte mannliche Nachkomme der alten Pfalzgrafen: zu Sachsen aus dem Wettinschen Stamme, Friedrich, Graf von Gosek und Wettin, der schon in früher Jugend Domherr zu Magdeburg geworden war, nach dem unerwarteten, ohne Ersi ben erfolgten Absterben seines Bruders Heinrich zur Erhaltung sets nes Stammes den geistlichen Stand verlassen hatte, und sich vers

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måh, *) Sagitt, hiftor. Magd. p. 19-21. Chron. Magd, p. 317. Annalista Saxo. p. 665. 666. Chronogr. Saxo. p. 289. 290 Mallincrot, ex antiqu, fcript. Füld.

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mählen wollte; so ließ ihm Norbert nicht eher Ruhe, bis er nach Magdeburg zurückkam, der Welt wieder entsagte, und sich von neuem in den geistlichen Stand begab *).

Auf dem Zuge Lothars nach Italien kam der erst vor furs zem zum Marggrafen von Nordsachsen oder Brandenburg ers nannte Conrad von Plökke um, ohne Erben zu hinterlassen. Darauf gab der Kaiser die Marggrafschaft Brandenburg dem Grafen Albrecht von Ballenstedt, aus dem Anhaltischen Hause für die großen Dienste, die er ihm auf seinem Römerzuge geleis ftet hatte. Albrecht breitete seine Herrschaft nun bald weiter uns ter den benachbarten Wenden aus, gab der Marggrafschaft, welche bisher nicht viel mehr als die Altmark in sich begriffen Hatte, bald eine größere Ausdehnung, brachte auch die Städt Brandenburg an sich, wovon die Mark nun den Namen erhielt. Er war einer der thätigsten, klügsten und tapfersten Fürsten seis ner Zeit, und hatte wegen der Nachbarschaft auch in die Schicke fale der Stadt und des Erzstifts Magdeburg großen Einfluß **).

Bald nach der Rückkehr aus Italien fing Norbert an schwächlich und krånklich zu werden. Dessen ungeachtet blieb er noch ungefähr 6 Monate beym Kaiser, und wohnte zum Besten des Reichs noch verschiedenen hie und da in Deutschland gehaltes nen Hoftagen mit bey. Da aber seine Krånklichkeit immer mehr überhand nahm, ließ er sich in der Fasten im J. 1134 nach Magdeburg bringen, und ward daselbst von allen und jeden fehr ehrerbietig aufgenommen. Die ganze Fastenzeit brachte er bald zu Magdeburg, bald zu Kloster Bergen `mehrentheils betts lågerig zu; doch ging er immer noch ein wenig dabey heruin, Um grånen Donnerstage weihete er das heil. Del zur leßten De

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Chron. Gozecenf. ap. Mader. p. 234. 240. **) Annalista Saxo. p. 665. 667. Chronogr. Saxo. p. 289. 290, Chron, Montis fereni ap. Menken, Tom, II. p. 174.

lung. Am ersten Ostertage hielt er noch sißzend und mit einer Anstrengung über Vermögen zum leßten Mal die Messe.

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zunehmenden Schmerzen ließen ihm gar keine Ruhe mehr. Da man nun alle Hoffnung zu feiner Wiederherstellung aufgeben. mußte, so gab man ihm die lette Delung, und nach dem öftern, Genuß des Abendmahls endigte er als ein guter Christ sein Leban am 6ten Jun. 1134, nachdem er beynahe acht Jahr Erzbischof Ein alter Geschichts gewesen war, und 64 Jahr gelebt hatte. schreiber, der wohl mehrentheils aus gleichzeitigen Quellen, schöpfte, aber nur zu sehr Lobredner der meisten Magdeburgis schen Erzbischöfe ist, macht von ihm folgende Schilderung *). , Er war ein für sein Zeitalter merkwürdiger Mann, und ein vorzüglicher geistlicher Redner." (Besonders wird seine starke donnernde Stimme gerühmt, wodurch er einstmals sogar einen Wolf, der eben eine Heerde Schaafe anfallen wollte, so erschreckt, haben soll, daß er auf sein Zurufen schnell davon lief).„, Dem Erzstifte war er noch sehr nöthig und er ward nach seinem Tode, sehr vermißt. Unglückliche fanden bey ihm Zuflucht, Betrübte Trost. Er war ein Menschenfreund, aber ein Feind aller Auss, #schweifungen. Er ging überall andern mit seinem eignen guten 1 Exempel vor, munterte die Kleinmüthigen auf, und war nache.

sichtsvoll und schonend gegen jedermann. Nur diejenigen unter den Geistlichen, die ein anstößiges und verkehrtes Leben, führten, hielten ihn bey ihrer Lebensart für einen unduldsamen harten Mann (das er aber doch auch in manchen Stücken gewesen zu seyn scheint!) und sahen besonders die Regeln seines Ordens als, eine unerträgliche Last an, die schwerer als der Aetna sey. · Aus`, Gilber und Gold, oder Schäßen, worin so viele Sterbliche ihr Höchstes Glück sehen, machte er sich so wenig, daß er den reichen

*) Chron. Magd. ap. Meib, p. 328.

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Schatz der Domkirche anzugreifen kein Bedenken trug, sobald irgend ein überwiegender Vortheil, oder die Noth, oder det Wohlstand es erforderten." Er belastete und drückte aber doch auch die unter ihm stehenden Wenden mit unerträglichen Auflas gen, vermuthlich weil er sie als Heiden keiner Schonung werth hielt. Sein Körper ward nach der gewöhnlichen Ausstellung am 6ten Tage nach seinem Tode von einigen anwesenden Fürsten, von einer unzähligen Menge Leidtragender und von den drey gø genwärtigen Bischöfen zu Meiffen, Brandenburg und Havel. berg, zu Grabe begleitet. Da die Domherren und die Mönchè im Kloster U. L. Frauen darüber nicht einig werden konnten, øb er im Dom oder im gedachten Kloster begraben werden folle; fo berichtete man die Sache an den Kaiser, der diesmal Pfings ften zu Merseburg-feierte. Dieser entschied endlich fürs Kloster U. L. Frauen, wo er auch mitten in der Klosterkirche unter dem Kreuzaltare abendwårts neben dem Erzbischof Heinrich begraben ward *).

Seine Gebeine wurden am 23 sten Nov. 1626 im 30jdhs rigen Kriege kurz vor der Zerstörung Magdeburgs auf Befehl Kaisers Ferdinand des zweyten, durch den Abt des Pråmonstras tenser Klosters zu Strahov bey Prag, von Questenberg, den taiserliche Soldaten begleiteten, aus ihrer Gruft weggenommen und mit großer Feierlichkeit und Devotion in gedachtes Kloster Strahov bey Prág gebracht, wo sie noch jeßt aufbewahrt und' verehrt werden. Es entstand aber bald nachher Streit darüber, ob man nicht, anstatt Norberts Gebeine, die Gebeine des neben ihm begrabenen Erzbischofs Heinrich des ersten aus ihrer Gruftausgehoben und "nach 'Prag gebracht habe. ~ Norbert ward im J. 1215 vom Pabst Innocenz dem dritten in die Zahl der Heilis'

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*) Chron. Magd. ap. Meib. p. 327. 328. Rob, de Monte ad a. 1134. p. 624. Annalilta Saxo. p. 667.

gen aufgenommen, oder doch selig gesprochen. Seine feierliche und Sffentliche Canonisation, oder Heiligsprechung aber erfolgte auf Verlangen des Pråmonstratenser Ordens erst im J. 1582 vom Pabst Gregor dem dreizehnten, der den Festtag des heil. Norberts auf seinen Sterbetag den 6ten Jun. ansette. Pabst Urban der achte aber verlegte ihn im J. 1628 auf den 11ten Jun. Norbert war auch Schriftsteller und hat im theologischen Fache Verschiedenes geschrieben, wovon aber außer einer kurzen Rede nichts auf unsere Zeiten gekommen ist *),

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II. Geschichte Magdeburgs unter dem vierzehnten Erzbischof
Conrad dem 1sten v. J. 1134: 1142.

Dieser Erzbischof stammte her aus der vornehmen Sächsi. schen Familie der Herren von Querfurt. Er war ein naher Verwandter des Kaisers Lothar. Seine Mutter wär aus dem Geschlechte der Herren von Ammensleben. Er ward schon uns ter dem Erzbischof Adelgot Domherr zu Magdeburg, und hatte fich unter dessen Leitung frühzeitig sowohl durch seine Kenntnisse, besonders in der damaligen Philosophie, als auch durch ein sehr anständiges Betragen ausgezeichnet. Nach Adelgots Tode und unter Erzbischof Rdtgers Negierung wuchs bey zunehmenden Jah, ren und bey so manchen vorzüglichen Eigenschaften sein Ansehert und sein Einfluß immer mehr, zumal da er nicht nur durch den Antritt der våterlichen Erbschaft zu sehr ansehnlichen außerd Vers mögensumständen gelangte, sondern sich auch durch persönliche Vorzüge zu empfehlen und sich besonders bey seinen Collegen ber liebt zu machen wußte. Daher fiel nach Rötgers Tod die Wahl der Geistlichkeit sowohl als der weltlichen Herren und des Volks

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Sagitt. hiftor. Magd. 1; c. p. 22-39. Leuffeld Antiquit. Praemonftr. de monaft. S Mariae. p. 20. 27. et de monaft, gratia Dei p. 18. not. hh.

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