Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

t

[ocr errors]

wohner vom ganzen Westphalen, vom ganzen jeßigen Nieder, sächsischen Kreise, außer Meklenburg, von der Altmark und vom Marggrafthum Meissen, gehuldigt hatten; so ermahnte er sie ernstlich, den gemeinschaftlichen Feind tapfer zu bekämpfen, und griff sogleich mit ihnen Wirzburg an, deffen Bürger gleichs falls auf Heinrichs Seite waren. Dieser kam zu Anfang des Jul. 1077 aus Italien zurück, und mit einer nicht zahlreichen Armee, die sich größtentheils von den ihm fast überall zugetha. nen Kaufleuten zu ihm gesammlet hatte, ging er seinem Gegner Rudolph entgegen. Beyde Armeen trafen sich am Neckar, wels ther sie trennte. Man fing Unterhandlungen an, und verabres dete einen Vergleich, woraus aber nichts ward, als die Böh, men und Bayern zu Heinrichs Hülfe heranrückten. Die Sachs fen gingen nun wieder nach Hause und blieben das ganze Jahr hindurch ruhig. Heinrich eroberte unterdeß das seinem Gegs ner gehörige Herzogthum Schwaben.

In diesem Jahre starb die Kaiserin Agnes. Der unter Heinrichs Regierung so merkwürdige und vielvermögende Erzs bischof Anno von Coln war schon im vorigen Jahre gestorben. Der bisher dem deutschen Reiche tributbare und lchnöpflichtizë Herzog von Polen machte sich die innern Unruhen Deutschlands so zu Nuke, daß er ungehindert den königlichen Titel und die königliche Würde annahm, und sich im Weihnachtsfest 1076 von is Bischöfen zum König krönen ließ. In demselben Jahre 1076 starb auch der Abt Bernhard der erste zu Kloster Bergen, welcher dem Kloster das Dorf Brumby vermächte. An seine Stelle kam Bernhard der zweyte, welchen Erzbischof Werner selbst

ordinirte.

Im Jahre 1978 versammlete sich unter Nudolphs Obers befehl von neuem eine Sächsische Armee. Man bat die Schwa, ben zu den Sachsen zu stoßen. Heinrich aber stellte sich mit

[merged small][ocr errors][merged small]

ansehnlichen Armee zwischen beyden, und die Sächsische Armee traf ihn bey Mellrichstadt im Wirzburgischen am 7ten Auguft. Sogleich kam es zu einem hißigen Treffen, worin der Sieg lange unentschieden blieb. Von Rudolphs Parthey ergriffen die geistlichen Herren, unter andern auch der Erzbischof Werner von Magdeburg und der Bischof von Merseburg, zuerst die Flucht. Der Erzbischof ward im Thüringer Walde bey der sor genannten Laube von geringen Landleuten der Gegend ermor det, oder nach einigen Nachrichten sogar gehangen. Der Bis schof von Merseburg ward rein ausgeplündert, kam aber doch noch mit dem Leben davon. Schon waren mehrere Angesehene von Rudolphs Parthey entweder in die Flucht geschlagen oder gefangen. Rudolph glaubte sich daher schon verlassen, und fing auch an zurückzuweichen. Herzog Otto aber und Pfalzgraf Friedrich fochten an ihrem Orte so tapfer, daß sie endlich doch noch ihrem Gegner Heinrich den schon fast gewissen Sieg ́entrif sen, ihn in die Flucht schlugen und bis Wirzburg verfolgten. Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg behauptete die Wahls stadt. Ohne weiter etwas Wichtiges vorzunehmen råchten sich die Sachsen noch an den Einwohnern der Gegend, welche die flüchtigen geistlichen Herren der Sächsischen Armee angegriffen, den Erzbischof von Magdeburg ermordet, andere aber ausges plündert oder gefangen genommen hatten, und nahmen ihnen die Gefangenen, unter andern den påbstlichen Legaten, und den Erzbischof von Mainz wieder ab. Der Körper des so unglücks lich umgekommenen Erzbischofs Werner ward von ihnen nach Magdeburg gebracht, wo er im Kloster U. L. Frauen standess måßig begraben ward. Dies Kloster hatte er, nebst der vom Erzbischof Gero schon angelegten Collegiats Stiftskirche dabey, ney wieder aufbauen lassen. Er weihete auch noch gegen das Ende seiner Regierung im I. 1077 den hohen Altar in der

Dom

Domkirche ein, nachdem der vorige bey einer Feuersbrunst um =diese Zeit fast ganz zu Grunde gerichtet und abgebrochen worden war, und widmete ihn dem Heilande, der Maria, dem Pes trus, dem Mauritius, Innocentius, Timotheus, Apollinaris, and einer Menge anderer wenig bekannter Heiligen, deren Kör, per zum Theil ganz darin eingeschlossen und verwahrt wurden. Uebrigens weiß die Geschichte wenig Rühmliches von diesem Erz, bischof zu melden. Von der Schwäche und Unbeständigkeit seis #nes Characters aber findet man überall Beweise, wo man ihn handeln sieht *).

IV. Geschichte Magdeburgs unter dem 9ten Erzbischof
Hartwig v. J. 10791102.

Nach Werners Tod verfloß ein volles Jahr, ehe der erzs bischsfliche Stuhl zu Magdeburg wieder besezt ward. Endlich bestimmte der Gegenkönig Rudolph den bisherigen ersten Capel. lan des Erzbischofs zu Mainz, Namens Hartwig, zum Erz, bischof von Magdeburg, welcher bisher auch Domherr zu Mainz, und Probst zu Erfurt, oder nach andern, zu Goslar, gewesen, und aus einem sehr vornehmen Frånkischen Geschlechte entsproffen war. Gerade an dem Tage, an welchem ein Jahr vorher sein Borgånger das Leben verloren hatte, ward er zum Erzbischof ernannt, und dann vom Bischof Gottschalk von Has velberg ordinirt. Das erzbischöfliche Pallium erhielt er vom Pabst Gregor dem 7ten, dessen eifriger Anhänger er bis an seinen Tod blieb. Zu Magdeburg hårte man lieber einen aus dem Kapitel, Namens Günther, einen vornehmen Sachsen, einen Bruder des Grafen Wilhelm zu Camburg, zum Erzbis schof

D 2

*) Bruno. p. 136. 137. ad a, 1078. Chron. Magd, ap. Meib, p. 288-313. Annalifta Saxo, p. 541. - §43′′/

1

schof gehabt, welchen Rudolph aber zum Bischof von Zeig machte *).

Dieser neue Erzbischof Hartwig war als ein eifriger Ans Hånger Hildebrands oder Gregors des siebenten, auch zugleich ein unversöhnlicher und thätiger Feind Heinrichs des vierten. In der Schlacht bey Mellrichstadt, worin sein Borgånger umkam, war er auch schon von einer zahlreichen Schaar Feinde so umzingelt, daß er ihnen nicht mehr entkommen konnte. Als diese ihm spotten sagten; sie möchten ihn lieber in der Gnade ihres Herrn als in Liefer Lage sehen; so machte er sie durch eine zweydeutige Antwort rre, und entging dadurch der Gefangenschaft. ich sehe, sagte er mit Fassung, so hat mich Niemand von euch die vorige Nacht im Schlafzimmer des Königs gesehen; aber laßt uns zu den Unsrigen eilen, damit die Feinde uns nicht un, versehens überfallen! Sie waren aber nicht weit von einer Schaar Sachsen, welche jene für Freunde hielten, und von wel chen sie beynahe gefangen genommen worden wären. Geht, sagte nun Hartwig zu ihne, wohin ihr wollt. Ich werde mich wieder

zu meinen Freunden begeben **).

Wie

Nach der Schlacht bey Mellrichstadt und nach dem Rück zuge der Sachsen, wollte Heinrich mit seiner Armee in Sachsen einfallen, welches er seiner Parthey als ganz menschenleer und wehrlos vorstellte. Da man aber beym Vorrücken erfuhr, daß eine Armee von 60000 Sachsen den Thüringer Wald stark bes setzt, und alle Zugänge nach Thüringen versperrt håtte; so ging Heinrich nach Schweben zurück, und verheerte und verwüstete es. Seine Leute schonten selbst der Kirchen und Klöster nicht. Jest gab er das Herzogthum Schwaben dem Friedrich von

[ocr errors]

* Chron. Magd. ap. Meib. p. 313. 314. Annalista Saxo. p. 51. Chronogr. Saxo, p. 262.

**) Bruno p. 137. Chron. Magd, c. 1. p. 312.

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Hohenstaufen, seinem nachherigen Schwiegersohn, dem Stamm, vater der Schwäbischen Kaiser.

Da Gregor oder Hildebrand sahe, daß Heinrich wieder Glück und Anhang bekommen hatte; so wagte ers nicht, ftreng gegen ihn zu verfahren. Er stellte sich daher, als ob er das erst in Deutschland untersuchen und entscheiden müsse, was die Sach, sen und ihre Parthey längst für ausgemacht und entschieden ges haiten hatten, ob råmlich Heinrich oder Rudolph für den rechts mäßigen deutschen König zu achten sey, und verlangte zu dem Ende in verschiedenen Bullen von beyden Königen sicheres Geleite. Er erklärte aber schon im voraus den für unrechtmåßig, welcher dem heil. Stuhl ungehorsam seyn würde. Die Sachsen #håtten eher des Himmels Einfall, als dies wankelmüthige und zweydeutige Benehmen des Pabsts vermuthet, und erstaun, ten darüber nicht wenig. Sie schrieben im Jahre 1079 mehre re sehr derbe und treffende Briefe an den Pabst, welche ein Muster von achter Simplicität, Geradheit und Freimüthigkeit auch zegen den damals so gefürchteten und verehrten Pabst sind, und welche sie das erste, zweite und dritte Hahnengeschrey nanns ten, um den heil. Petrus oder seinen Nachfolger zur Aufrich; tigkeit und Standhaftigkeit zurückzubringen. Diese Briefe sagen dem stolzen, sich über alles erhebenden Hildebrand und seiner falschen hierarchischen Politik solche bittere Wahrheiten, als sie zu jenen Zeiten kaum jemand anders zu sagen sich getraute. Bruno, ein damals zu Magdeburg lebender Mönch, der Geschicht: schreiber dieses Sächsischen Krieges, hat sie der Nachwelt aufbehalten. Dieser Briefwechsel ward das ganze Jahr hindurch fortgesetzt, und so geschahe im J. 1079 nichts weiter, als daß die påbstlichen Legaten beyden Partheyen mit der Gunst des Pabsts schmeichelten, und dafür nach römischer Art von beyden

Thei

« ZurückWeiter »