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Wie wenig besonders die durch so viele Schenkungen und andere Mittel so reich und mächtig gewordenen hohen Geistlichen sich aus dem Ansehen des Regenten machten, und wie übermü, thig und eigenmächtig fie zu verfahren wagten, davon gab ein blutiger Rangstreit zwischen dem Bischof von Hildesheim und dem Abt son Fulda in der Kirche zu Goslar in Gegenwart des Monarchen und seines Hofes einen traurigen Beweis. Alts Heinrich das Weihnachtsfest zu Goslar feyern wollte, kam es am heil. Abend zwischen den Bedienten des gedachten Bischofs und des Abts, darüber schon zu einem heftigen Zwist, und ends lich gar zum Schlagen, ob der Bischof oder der Abt seinen Stuhl neben dem Siß des Erzbischofs von Mainz haben solle. Der Abt war schon längst im Besiße dieser Ehre, der Bischof aber verlangte sie in seiner Disces für sich. Jetzt entschied der Herzog von Bayern für den Abt. Auf Pfingsten dieses J. 1063 aber ging der Streit von neuem an. Der Bischof hatte. hinter dem Altar Bewaffnete versteckt. Sobald diese den Zank der Bedienten hörten, eilten sie herbey, und trieben die Fuldens fer mit Faust und Stockschlägen zum Chore` hinaus. Nun brach auch ein Haufen bewaffneter Fuldenser in die Kirche, und es kam mitten in der Kirche zu einem heftigen Kampfe. Statt des gottesdienstlichen Gesanges hörte man nichts als das Zurufen, der Kämpfenden und das Wehklagen der Sterbenden. Ströme von Blut flossen an heiliger Ståte. Der Bischof von Hildese heim rief wie ein commandirender Officier von der Emporkirche seinen Leuten zu, daß sie sich tapfer wehren, und sich auf sein Wort an die Heiligkeit des Orts nicht kehren sollten.. Viele wurden von beyden Seiten verwundet und niedergehauen. Der gegenwärtige junge König rief was er konnte, und gebot verges gebens, und ohne daß man darauf hörte, unter königlicher Aus toritär Frieden und Ruhe. Man rieth thm, daß er seiner pers sönlichen Sicherheit wegen sich lieber entfernen möchte,

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Mühe entkam er durch das Gedränge in seinen Pallast.

Die auf diesen Auftritt vorbereiteten Hildesheimer behielten die Ober, Hand, und schlugen die von ungefähr dazu gekommenen Fuldens fer zur Kirche heraus. Diese tamen aber mit Verstärkung zus rück, befehten die Kirchthüren, und der Kampf wåre von neuem angegangen, wenn die Nacht nicht dazwischen gekommen wäre. -Bey der Untersuchung der Sache wuste der Anführer der Hildesheimer, Graf Ecbert von Braunschweig, ein Better Heins richs und von ihm begünstigt, sich von aller Verantwortung frey zu machen, und alle Schuld auf den Abt. zu schieben. Der Bischof that den Abt mit den noch lebenden und todten Fuldens fern, als Kirchenschänder noch überdem in den Bann. Abt muste dem Könige, seinen Günstlingen und dem Bischof so viel Geld bezahlen, daß sein Kloster ganz darüber verarmte. Auch kündigten ihm seine Mönche den Gehorsam auf, die aber hart dafür gezüchtigt wurden *).

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Der

Der Erzbischof Engelhard war mit seinem Gefolge Augens zeuge von diesem Auftritt in Goslar, wo er noch im Jul. d. J. beym König war, und für das Bisthum Minden ein Guth von ihm erbitten half. Er starb am 31sten Aug. 1063 plößlich zu Magdeburg, nachdem er 12 Jahre sehr löblich und ruhig regiert hatte. Er war ein Mann, der überall rechtschaffen und redlich handelte, der sich ganz zu seinem bischöflichen Amte schickte, und der jedermann durch seinen sanften gutmüthigen Character, und durch seine angenehme körperliche Bildung für sich einnahm. Beym Könige und den Fürsten war er sehr beliebt, er wuste sich so gut in die Vornehmsten als in die Niedrigsten zu schicken, und überall im ganzen Lande rühmte man sein tugendhaftes Verhals

Bor allen ehrte und liebte er den geistlichen Stand, deffen

Ehre

*) Lamb. Schafnab. I. c, p. 166-168. 170. Annalista Saxo P. 492. 493.

Ehre und Zierde er war, und verschaffte sich bey demselben ein? segensvolles Andenken. Bey allen diesen Vorzügen aber konnte? er seiner Neigung zum andern Geschlechte nicht genug widerstes hen. Er ward leider zu früh und zum großen Leidwesen seiner Unterthanen der Welt entrissen. Er ist der erste unter den Erzs bischöfen zu Magdeburg, welche in ihrer Residenz gestorben sind. Mit seinem Tode endigten sich die ruhigen und glücklichen Zeiten, die Magdeburg bisher unter verschiedenen ruhmwürdigen Erzbis schöfen genossen hatte *),

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Nach Engelhards Tode wählte das Domkapitel einstimmig aus seiner Mitte den Domprobst Friedrich von Landsberg, eis sen Mann vom vornehmen Stande und vom vortreflichen Chas racter, der nicht nur den besten Willen, sondern auch viel Tha, igkeit besaß, der eine Kapelle neben dem Schlafhause der Kapis tularen neu gebauet, auch mit zwölf Hufen Land von seinem Eis zenthum beschenkt, eine zweyte verfallene Kapelle aber auf seinem Hofe wieder neu aufgebauet, und sich auch dadurch nach demi Geschmack damaliger Zeiten verdient und beliebt gemacht hatte. An Heinrichs Hofe aber hielt man es für bedenklich, bey der amals schon bekannten ungünstigen Stimmung der Sachs jen für den Hof, einem vornehmen Sachsen von solchem Anser hen und mit solchen Vorzügen eine so hohe und wichtige Würde anzuvertrauen. · Um ihn aber doch einigermaßen zu entschådis gen, gab man ihm das Bisthum Münster, dem er in der Folge

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feine

*) Chron. Mind. ap. Piftor. Tom. III. p. 742. Chron, Magd, ap. Meib. p. 287.288. Annalista Saxo p. 494.

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feine Güter in Gerbstedt vermachte, welche das Erzstift Magder. burg würde erhalten haben, wenn er Erzbischof geworden wåre.

Der Erzbischof Anno von Cdln aber, der damals Erzies her des jungen Deutschen Königs Heinrich war, und in Verbins Dung mit dem Erzbischof Adelbert von Bremen, damals am Hofe noch das Meiste zu sagen hatte, wußte es mit seinem Vets ter, dem-Bischof Bucco von Halberstadt, so einzuleiten, daß fein Bruder Werner oder Bezilo, ein gebohrner Naugraf von Dassel aus Oßfachsen, ein zwar gutmüthiger aber eben nicht scharfsichtiger und fähiger Mann, den man nicht sehr zu fürchten hatte, in Heinrichs Namen zum Erzbischof von Magde, burg ernannt ward. Anno hatte auch schon seinem Vetter, oder seiner Schwester Sohn, Bucco oder Burchard, zum Bisthum Halberstadt verholfen, und viele andere Bisthümer mit seinen Freunden und Anhängern besetzt; so wie man überall in Sachs sen damals und in der Folge Ausländer, besonders Schwaben, und auch Franken, zum großen Verdrußse der Eingebohrnen in die angesehensten Stellen zu bringen suchte. Diesen Werner nahm man in Magdeburg sehr ungern an, muste aber der Gea. walt des Hefes nachgeben. Vom Havelbergischen Bischof Gotts schalk ward er ordinirt und consecrirt, vom Pabst Alexander dem aweyten aber erhielt er das erzbischöfliche Pallium. In der frieds Lichen Zeit seiner Regierung ließ er die schlechte und kleine Kirche Des vom Erzbischof Gero angeordneten damaligen Collegiatstifts 4. E. Frauen in Magdeburg abbrechen, und ließ an deren Stelle ein schönes Klostergebäude und eine bessere Kirche aufführen, vers fahe auch das Stift mit noch mehrern Einkünften *).

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Die

* Chron. Magd. ap. Meib. p. 288. Adam. Brem. ap. Lin. denbrog p. 42. Bruno de bello Saxon. ap. Freher. P. 106. 117. Annaliita Saxo p. 494

Die verwittwete Kaiserin Agnes schenkte nach der noch int Druck vorhandenen Bestätigungsurkunde thres Sohns Heinrich vom 18ten Nov. 1064, dem Erzstifte das Dorf Subit, mit der Bedingung, daß der jedesmalige Domprobst fünf Hufen Land darin für sich haben, und nur davon auf immer eine Cas nonicatpråbende an jemanden unentgeldlich abgeben solle, wel chen das Domkapitel ernennen könne. Die übrigen Einkünfte =follten zwar dem Domkapitel zufallen, jedoch sollte der Aufseher des Guts davon noch jährlich zwey festliche Mahlzeiten für die Kapitularen an den Geburtstagen des Kaisers Heinrichs des drits ten und feiner Gemahlin Agnes, oder am Cäcilientage ausriche ten, und alsdenn auch Almosen an 300 Arme, besonders an jedem ein ganzes Brod, austheilen. Im Januar 1071 schenkte eine Nonne Judith eilf Hufen Land in Sielingen und Asmars, leben unter Landesherrlicher Bestätigung ans Erzstift *).

Um diese Zeit fing das Wallfahrten nach dem gelobten Lane =de und nach Jerufalem zum heil. Grabe an sehr häufig zu wers den. Im Herbst des Jahrs 1064 zogen dahin Erzbischof Siegs frieb von Mainz, die Bischöfe von Bamberg, Utrecht, Regense burg, und viele andere vornehme geistliche und weldliche Herren aus Deutschland mit einem Gefolge von mehr als 7000 Mens schen, mit Geld und andern Kostbarkeiten wohl versehen. Aber nur 2000 davon kamen im folgenden Jahre arm und dürftig zurück, nachdem sie viel ausgestanden hatten, und in Gefahr ges wesen waren, von den räuberischen Arabern und Türken völlig ausgeplündert und insgesammt niedergehauen zu werden **).

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Ueber den größten Theil der Wenden hatte bisher seit fast 20 Jahren unter: Deutscher Oberherrschaft ein König oder Obers

Sagitt, hift. Magd. p. 294-297

fürst

**) Siegeb. Gembl. ap. Piftor. Tom. I. ad a. 1065, Mar. Scot,, et Lamb., Schafnab. ibid, ad a. 1064. 1065.

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