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einige blutige Niederlagen von ihnen, und mußten sie endlich nes ben sich wohnen lassen. Daher findet man in folgenden Zeiten àn der Bode und im Anhåltischen immer Schwaben und Norbschwaben *),

Daß die Sachsen aber um diese Zeit schon in ihren alten und neuen Wohnfißen irgend eine oder mehrere Städte angelegt hätten, davon findet sich auch nicht die geringste Spur. Große offne Flecken oder vielmehr weitschichtige Dörfer, die auch wohl eivitates heißen, wurden damals allerdings häufiger unter ihnen. Sn oder neben denselben, so wie auf Bergen und Hügeln, und an andern durch die Natur bevestigten Dertern mögen sie auch wohl damals schon manche Schlösser oder Burgen und Schan zen angelegt haben. Dies thaten ihre Nachbarn, die Thürins ser und Franken, um diese Zeit ebenfalls; bey welchen man das mals schon Schlösser genannt findet, nämlich bey den Franken Dispargum, und bey den Thüringern Ronneburg (Roeniburgum) die Residenz Königs Hermannfried, und Burge scheidungen an der Uftrut, welches die Franken und Sachsen nur mit großer Mühe erobern konnten. - Die Sachsen legten besonders an der Grenze dergleichen Schlösser oder Burgen an. So hatten sie ihre westliche und südliche Grenze gegen die Frans ten und Thüringer namentlich durch Eresburg, Sigebürg und Sachsenburg zu decken gesucht. Pipin zerstörte schon im I. 748 bey seinem Einfalle in Sachsen verschiedene Schlöß ser daselbst. Karl der Große eroberte im I. 785 verschiedene bevestigte Pläße in Sachsen, und konnte nun erst ungehindert Durch ganz Sachsen_marschiren **).

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* Paul. Warnefr. de geftis Longob. lib. 3, c.

Die

7.

**) Poeta Saxo in Leibn. fcript. rer. Brunfuic. Tom. 1. p. 129. ad ann. 771. et 775. Annal. Merens, ad ann. 748. Vie Caroli M. ap. Schilter pag. 52. clangore

Dié dftlichen Nachbarn der Sachsen-am rechten Ufer der Elbe waren die Slaven und Wenden, welche seit der Völs Ferwanderung im sten Jahrhundert sich nach und nach von Mähren und der Weichsel her nach Deutschland gezogen hatten. Daselbst hatten sie unter andern auch die verlassenen Wohnsite der Sueven, Vandalen, Göthen, Heruler, Rugier und andes rer Völker in dem jetzigen Mecklenburg, in der Mark Brans denburg, in der Lausitz, in Charsachsen bis an die Saale, und im Magdeburgischen am dfilichen Ufer der Elbe, eingenommen, Im Jahre 494 waren diese Gegenden, die zwischen dem damas ligen Lande der Slaven oder Wenden, d. i. zwischen Böhmen, Mähren und Pohlen, und zwischen dem Lande der Warner oder Wariner, dem jetzigen Mecklenburg; lagen, durch die Aus wanderung der alten Einwohner, eine große, mit fast undurche dringlichen Waldungen bedeckte, Wüstenen geworden, wodurch damals einige von den Longobarden besiegte Heruler zu den Warnern zögen *). In diese Wüste wanderten nun die Wen den ein, und machten sie nach und nach urbar. Und als die Warner an den Rhein zògen, und daselbst von den Franken aufgerieben wurden, müssen die Wenden auch deren Wohn, plåse in Mecklenburg eingenommen haben. Sie waren wahre scheinlich auch die Kolonisten, welchen die Sachsen in dem eros berten Nordthüringen nach dem Jahr 530 verschiedene Låndereyen gegen Often, das ist, zwischen der Elbe und Saale, gegen einen jährlichen Tribut in Naturalien, eingeräumt hatten, weil die Sachsen selbst, aus Mangel an Menschen, sie zu besehen und zu bearbeiten nicht im Stande waren **).. Die Slaver

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oder

*) Poëta Saxo ap. Leibn, ad ann. 780. Procop, hift, Goth. verf. Grotii lib. 2. c. 15. p. 200. **) Langebek. fcript. ter. Danic. Tom. II, p. 39. Adam, Brem. hift. eccl. lib. 1, c. 4. excerpt. ex Eginh

oder Wenden wurden zwar vom Jahr 571 bis 626 den Avaren `zinsbar, und nachher den Franken. ́› Sie machten sich aber bald unabhängig, und verheerten, vom Jahr 630 an, sehr oft das von den Franken beherrschte Thüringen, daß es fast eine Eindde ward. Die Sachsen versprachen zwar den Franken, daß sie die 'Grenzen ihres Reichs gegen die Einfälle der Wenden beschüßen wollten, wofür ihnen ein dem Fränkischen Reiche zu zahlender jährlicher Tribut von 500 Kühen erlassen wurde. Sie hielten aber doch nicht Wort. Sie konnten auch nicht einmal-ihre eis genen Grenzen ganz vor den Wendischen Einfällen sichern **).

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Vielleicht legten die Sachsen nun auch gegen die Slaven an der Elbe, wo jeßt Magdeburg liegt, ein Schloß- oder eine Burg an, und dies ist vielleicht der erste Ursprung Magdeburgs. Vielleicht war es wenigstens in dieser Zeit schon ein großer offes ner Flecken, welcher seinen Ursprung und seine Aufnahme dem Handel der Sachsen mit den benachbarten Slaven, oder der das selbst gewöhnlichen Verehrung einer heidnischen Göttin zu verdans ten hatte. Allein dies läßt sich nicht mit Gewißheit behaupten, da die Geschichte damaliger Zeiten gånzlich davon schweigt, und gleichzeitige oder in den nächsten Jahrhunderten lebende Ger schichtschreiber nichts davon erwähnen. In den vorhingedachs ten Kriegen der Franken mit den Slaven im 7ten und sten Jahrhundert, welche von Thüringen aus geführt wurden, und woran die Sachsen mehrmalen thätigen Antheil nahmen, wäre wahrscheinlich Magdeburgs, als eines Grenzortes gegen die Glaven, Erwähnung geschehen, wenn es damals schon vorhans den und von einiger Bedeutung gewesen wåre. Eben so wenig wird Magdeburg in den vielen Kriegen genannt, welche die Fran

* Poëta Saxo ap. Leibnit. ad ann. 772, et 780. Excerpt. ex Gregor. Tut, a geftis Dagob. et ex Aimoin. ap. Leibn. Tom. I, pag. 65

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Franken mit den Sachsen vor Karln dem Großen führten; ob gleich des Orts Orhem oder Horum an der Ocker und des Oris oder Fleckens Schahaningi oder Scanninge, d. i. S chyds ningen, schon unter Pipin im 3. 747 und unter Karin dem Großen 784 gedacht wird. Man findet überhaupt in der Ges schichte vor Karln außerdem keine sichere Spur von irgend einer Stadt zwischen der Weser und Elbe oder in Niedersachsen *),

Zweytes Kapitel.

Erster Anfang der Stadt Magdeburg bis ¡n ihrem Flor, von Karl dem Großen bis auf Otto den Großen, vom J. 772-936.

Als Karl der Große im Jahr Christi 772 jenen schwes ren zwey und dreyßigjährigen Krieg gegen die Sachsen anfing, um sie zum Christenthuine zu bringen, und sie zugleich seiner Oberherrschaft zu unterwerfen, fand er außer den schon genanns ten Grenzveßtungen und einigen Schlössern, noch keinen einzigen ummauerten Ort im ganzen Sachsenlande. Daher klagte er auch, daß er daselbst nirgends solche angesehene und wohlver. wahrte Städte angetroffen habe, worin er nach Vorschrift der Kirchengesete bischöfliche Siße habe anlegen können. Eben so fand es Bonifacius 30 Jahre früher in Thüringen und Hessen, wo er mit ungemeiner Betriebsamkeit das Christenthum ausbreis Er bat daher erst den Pabst um Erlaubniß, auf dem

tete.

Schlosse

*) Conr. de urbib, Germ, pag. 23. et 83. Chron. Reginon, ap. Piftor, Tom. 1. pag. 22. 29,

Gesch. v. Magdeb. 1, S.

Schlosse Wirzburg, in dem Flecken Buraburg bey Frizlar, und in Erfurt, in einer Stadt heidnischer Bauern, wie er sie nanns te, d. i. in einem damaligen Dorfe oder Flecken, Bisthümer anlegen zu dürfen, da es in dieser Gegend gänzlich an eigentlis chen Städten fehle *).

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Nachdem Karl die Sachsen bey ihrem hartnäckigen Wiz derstande und bey ihren wiederholten Empörungen mehrmalen Sefiegt, auch die Ostphalen, oder die östlichen Sachsen im Braun, schweigischen und Magdeburgischen genöthigt hatte, sich in Ors heim oder Hornum an der Ocker taufen zu lassen; so drang er im Jahr 780 bis an die Elbe vor, und schlug bey Wollmirstådt, zwey Meilen von Magdeburg, an der Ohre, wo sie damals in einen Arm der Elbe fiel, sein Lager auf. Hier brachte er vers schiedene Angelegenheiten mit den Sachsen disseits, und auch schon mit den Wenden jenseits der Elbe, so gut als möglich, in Ordnung **). Wenn Magdeburg damals schon vorhanden, und etwa eine Burg oder eine Stadt von einiger Bedeutung gewesen wäre, so würde doch Karl höchst wahrscheinlich, da er so nahe war, dahin gekommen seyn, und es eingenommen has ben, und dies hätten die gleichzeitigen Geschichtschreiber schwers lich unbemerkt gelassen. Allein keiner von ihnen melder etwas davon, ob sie gleich die Eroberung anderer Sächsischen Burgen oder Schlösser nicht mit Stillschweigen übergehen. Erst mehs rere Jahrhunderte nachher findet sich die ganz unerwiesene Sas ge, daß Karl im J. 780 Magdeburg eingenommen, und das selbst einen heidnischen Gößentempel oder einen Tempel der Bes nus

*) Monum. Paderborn p. 55. Bonif. Epift. 132. 142. edit, Serrarii.

**) Eginhard in vita Car. M. Regino, et Poëta Saxo ad ann. 780. Item Annal. reg. Francor. ap. Reuber, ét Annalista Saxo in Eccardi (cript, hift. mea, aevi ad a. 780.

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