Das SS-Ahnenerbe und die »Straßburger Schädelsammlung« – Fritz Bauers letzter Fall

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Duncker & Humblot, 15.03.2018 - 507 Seiten
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Der Anatom August Hirt ermordete im August 1943 im Konzentrationslager Natzweiler 86 Menschen. Deren Skelette wollte er in Straßburg in einem Museum ausstellen, um die von den Nationalsozialisten propagierte Minderwertigkeit der »jüdischen Rasse« zu demonstrieren. Diese Interpretation findet sich bis heute in den Geschichtsbüchern, nicht zuletzt, weil sie genau so von Angeklagten und Zeugen in den Nürnberger Prozessen gleichlautend bestätigt wurde.

Doch dem Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der sich wie kein Zweiter für die Bestrafung von NS-Tätern eingesetzt hatte, kamen Zweifel. Er vermutete ein anderes Motiv und einen anderen Tathergang. Nach Bauers Auffassung mussten noch weitere Täter an den Verbrechen beteiligt gewesen sein. Der legendäre »Nazi-Jäger« verstarb, nachdem er 1965 persönlich weitere SS-Angehörige angeklagt hatte. Nach seinem Tod arbeitete das Gericht halbherzig. Am Ende musste nicht ein einziger der Angeklagten in Haft.

Das Buch zeichnet nun auf Grundlage vieler – teilweise bisher unbekannter – Quellen den tatsächlichen Verlauf des Verbrechens nach. Die Biographien und Motive der Täter, Beihelfer und Zeugen wurden akribisch recherchiert. Der Verdacht Fritz Bauers in seinem »letzten Fall« kann nun, nach einem halben Jahrhundert, bestätigt werden. Der Autor zeigt zudem anhand zahlreicher Dokumente, dass das Motiv dieses unmenschlichen NS-Verbrechens noch viel zynischer und grausamer war als bisher bekannt. Der Verfasser konnte als forensischer Historiker weitere Täter und das tatsächliche Ziel des Verbrechens ermitteln.

Dieses Buch zeigt eindrücklich, zu welchen Grausamkeiten Wissenschaft ohne Menschlichkeit führen kann. Es dokumentiert nicht allein die furchtbaren Verbrechen von SS-Wissenschaftlern. Es zeigt auch, wie geschickt viele dieser Täter ihre Spuren bis heute zu verbergen wussten. Dies konnte nur in einer Gesellschaft funktionieren, die bereit war, sich die haarsträubenden Entlastungsversuche gefallen zu lassen.

»Die Ernsthaftigkeit, mit der der große Jurist Fritz Bauer in seinem ›letzten Fall‹ über Jahre hinweg gegen Bruno Beger ermittelte, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, hat eine sachliche Debatte verdient und eine Auseinandersetzung mit den vorgelegten Dokumenten und Belegen.« Julien Reitzenstein (»Zusammenfassung«)

 

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Inhalt

A Einleitung
1
Die offenen Fragen eine Einführung
2
Editorische Bemerkungen
17
B Forschungsstand
19
Der Rahmen des Verbrechens die Täter und die Zeugen
32
Das Ahnenerbe und das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckfor schung
35
Täter Mittäter und Zeugen
48
Wolfram Sievers
50
Straßburg fällt
163
Wo sind Hirts Unterlagen verblieben?
170
Bruno Beger
175
Tibetexpedition und Tibetforschung
179
Krieger Beger und Rassen im Kampf
198
Der Rassenexperte der SS
206
Die Vorbereitung des Beutezuges in den Kaukasus
216
Die SS reist nicht zu den Asiaten die Asiaten kommen in SSLager
226

August Hirt
56
Die Gründung und Arbeit der Abteilung H
69
Hirts Interesse an LostForschung
83
Leichen für die medizinische Ausbildung in der Anatomie
91
Sievers legt eine falsche Spur
101
LostVersuche in Natzweiler
105
Sievers Fürsorge für Hirt
130
Transdisziplinäre Forschung an der Universität Straßburg
136
Bickenbach Hirt und die Gaskammer
139
Krebsforschung in Straßburg
157
Kein Durchbruch in der LostForschung
159
Die deutschen Tatbeteiligten und Zeugen
243
WolfDietrich Wolff
246
Anton Kiesselbach
249
Der chronologische Ablauf des Vorhabens Schädelsammlung
281
E BegerProzess
419
F Zusammenfassung
425
G Versuch einer Ereignisrekonstruktion
438
H Wer war wer
457
Abkürzungsverzeichnis
482
Danksagung
491
Urheberrecht

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Autoren-Profil (2018)

Julien Reitzenstein studierte u.a. Rechts- und Geschichtswissenschaften. Seit vielen Jahren forscht der forensische Historiker einerseits im Bereich Restitution, andererseits zur Geschichte der SS und der SS-Forschungseinrichtung »Ahnenerbe«, sowie den »Wehrwissenschaften« im NS-Regime. Grundlage dieser Forschungen sind intensive Archivarbeiten, so dass es ihm immer wieder gelingt, neue Sachverhalte ans Licht zu bringen. Diese Ergebnisse vermittelt er seit über einem Jahrzehnt in der Lehre, u.a. an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Führungsakademie der Bundeswehr. Der Autor lebt und arbeitet in Irland.

Bibliografische Informationen