Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

GL. Brignone war bis Coronini gelangt und liess eben das Thal gegen Gorgo und die Höhen von Custoza und Monte Torre sorgfältig absuchen, als General La Marmora hinzukam und unter dem Eindrucke der Vorgänge bei Villafranca, wo das Dröhnen der Kanonen und das Knattern des Gewehrfeuers der Beginn einer förmlichen Schlacht zu sein schien, dem GL. Brignone den Befehl gab, Custoza zur Seite zu lassen, sich mehr rechts zu halten, den Monte Torre und Monte della Croce stark zu besetzen und mit dem linken Flügel des III. Armee-Corps in Verbindung zu treten, von welchem die Division Cugia nach Pozzo Moretta disponirt war ').

GL. Brignone besetzte den Höhenzug mit dem 37. Bersaglieri-Bataillon, der Brigade Granatieri di Sardegna und den zwei Geschützen seiner Avantgarde, mit der Front gegen Villafranca. Die beiden Grenadier-Regimenter wurden auf dem Bergrücken in eine Linie entwickelt, und zwar das 1. Grenadier-Regiment auf dem Monte Torre, das 2. auf dem Monte della Croce. Das 37. Bersaglieri-Bataillon stand im zweiten Treffen zu gleichen Theilen hinter den Flügeln des 2. Regiments. Zwei Escadrons Lucca Cavalleggieri, welche GL. Brignone zur Deckung seines Marsches in die Ebene nördlich von Villafranca vorgeschoben hatte, wurden über Befehl des Generals La Marmora zurückbeordert und bis auf die Höhe des Monte della Croce gezogen.

Die Brigade Granatieri di Lombardia mit dem Reste der Artillerie blieb en reserve im Thale zwischen Monte Torre und Custoza *).

Der feindliche Aufmarsch auf dem Monte della Croce war noch nicht vollendet, als ein von der Brigade Weckbecker mit dem 1. Bataillon Bayern gegen Boscone vorgeschobener Geschützzug zu feuern begann.

Erst durch das Feuer dieser zwei Geschütze ward GL. Brignone über seinen Irrthum aufgeklärt. Er liess nun rasch bei der Brigade Granatieri di Sardegna die Front verändern, schob das Bersaglieri-Bataillon auf dem

') Nach dem officiellen italienischen Berichte über die Schlacht, hat General La Marmora die Division Brignone persönlich auf den Monte della Croce geführt.

2) Diese sonderbare Aufstellung ward zweifellos unter dem Eindrucke der Überraschung und in der Idee genommen, dass der Hauptstoss der kaiserlichen Armee in der Ebene und gegen Villafranca erfolgen würde, wobei der Monte della Croce ein guter Flügel-Stützpunkt zu sein schien. In der Auffassung und Ausführung des vom General La Marmora gegebenen Befehles scheint übrigens ein guter Theil Missverständniss mitgewirkt zu haben.

Nach dem officiellen Berichte führte La Marmora die Division Brignone aus dem Grunde direct auf den Monte della Croce, um sich der Höhen von Custoza, „des Schlüsselpunktes der Verbindung zwischen den Truppen in der Ebene und jenen im Hügellande" zu versichern. Warum aber in dieser Absicht gerade die Höhen von Custoza und des Monte Molimenti und Monte Arabica unbesetzt gelassen wurden, ist unaufgeklärt.

Abhange gegen Boscone vor und liess von der Artillerie noch 8 Stücke auf die Höhe bringen, so dass 10 Geschütze auf der Kuppe und dem Rücken des Monte della Croce vereinigt waren. Es standen dann 4 Bataillons des 2. Grenadier-Regiments östlich der Kuppe des Monte della Croce, links von den Geschützen und in Bataillons - Staffeln vorwärts auf dem Abhange gegen Gorgo 2 Bataillons des 1. Grenadier-Regiments, und 2 Bataillons des letzteren im zweiten Treffen.

Der langgestreckte Rücken des Monte Torre und Monte della Croce dominirt die umliegenden Höhen, und dessen Besetzung durch den Feind erschien dem österr. 9. Corps - Commando um so gefährlicher, als dieser, gedeckt durch die Höhe, im Falle einer unglücklichen Wendung des Gefechtes in der Ebene die nur durch Cavallerie gedeckt war, auf dem kürzesten und bequem sten Wege Sommacampagna selbst angreifen konnte.

Dem Commandanten dieses Corps, FML. Hartung, schien daher der Besitz des Monte della Croce zur Durchführung der ihm zugewiesenen Aufgabe Festhalten der Höhen von Sommacampagna als Pivot der Armee unbedingt nöthig, eben so, dass die Festsetzung auf diesem dominirenden Höhenrücken umso rascher erstrebt werden müsse, als es schien, dass der Feind sich auf demselben fortwährend verstärke.

FML. Hartung ordnete daher, nach vollständigem Eintreffen der Brigade Böck bei Berettara, die Erstürmung des Monte della Croce durch diese Brigade und jene des GM. Weckbecker an.

Der Angriff gegen die vom Feinde stark besetzte Höhe war jedoch nicht leicht. Das Staffalothal war im Angesichte des Feindes unter den Kanonen desselben zu durchschreiten, und die Aufgänge des jenseitigen Thalrandes, so wie der Abhang des Berges selbst waren sehr steil. Der Angriff musste jedenfalls durch Artillerie vorbereitet werden.

Die Batterien der beiden Brigaden beschäftigten daher von möglichst günstigen Punkten bei Pelizzara und Pezzarani den Feind. Die drei ReserveBatterien des Corps wurden von Sommacampagna auf die Kuppen bei Casa del Sole vorbeordert, um durch ihr Feuer den Angriff der Infanterie vorzubereiten und zu unterstützen, doch konnte nur die Cavallerie-Batterie 8/VII noch rechtzeitig die ihr angewiesene Aufstellung am Boscone vor dem Sturme erreichen.

Vom Monte della Croce übersah GL. Brignone die Vorbereitungen des österreichischen 9. Armee- Corps zum Angriffe und erkannte hieraus vollends die wahre Sachlage. Er beeilte sich nun was schon lange vorher hätte geschehen sollen und auch geschehen können die wichtigsten Punkte

des Höhenzuges von Custoza zu gewinnen, und wo möglich die Stellung

Monte della Croce

Cavalchina

Bagolina einzunehmen.

Es ward demnach von der Brigade Lombardia das 1. Bataillon des 3. Grenadier-Regiments gegen Palazzo Baffi, das 2. gegen Palazzo Maffei, das 3. gegen Custoza und Belvedere dirigirt, das 4. blieb bei Gorgo; rechts von letzterem in der Linie gegen C. di M. Torre und mit der Front gegen Staffalo ward das 4. Grenadier-Regiment entwickelt').

Die noch übrigen 2 Geschütze folgten den Bataillons auf die Höhen von Custoza.

Indessen begann um etwa 83 Uhr Früh der Vormarsch der beiden Brigaden des österr. 9. Armee-Corps in Staffeln vom linken Flügel.

Die Brigade Weckbecker, mit Ausnahme des 3. Bataillons Bayern, welches noch in Sommacampagna warging über Staffalo direct gegen den nördlichen Abfall des Monte della Croce vor. Den vordersten Staffel bildeten das 1. und 2. Bataillon Bayern, den zweiten das 4. Bataillon Kaiser-Jäger und den dritten das Regiment Dom Miguel, mit dem 2. und 3. Bataillon im ersten und dem 1. Bataillon im zweiten Treffen.

Die Brigade Böck folgte der Brigade Weckbecker in der Richtung über Balconi rossi und Mascarpine, mit dem Regimente Toscana Nr. 66 im ersten und Niederlande im zweiten Treffen 2).

Die beiden Brigaden, durchgehends in Divisionsmassen formirt, rückten unter dem Feuer der am Monte della Croce postirten feindlichen Geschütze, in musterhafter Ordnung durch das Staffalothal.

Die zwei vordersten Staffel der Brigade Weckbecker warfen die bis an den Bergfuss vorgeschobenen Bersaglieri zurück und erklommen die Höhe, wurden aber durch das Eingreifen der Grenadiere nach lebhaftem Kampfe geworfen.

Das Regiment Dom Miguel kam erst zur Action, als der Angriff des Regiments Bayern und des 4. Kaiser-Jäger-Bataillons bereits abgewiesen war; es drang demungeachtet mit dem 2. und 3. Bataillon auf den Bergrücken und mit der 4. Division selbst bis auf die Kuppe des Monte della Croce und in die feindliche Batterie ein. Namentlich hier und bei C. di Monte Torre kam es mit den entgegenstürmenden Grenadieren des 1. Regiments zum Handgemenge, der linke Flügel des österreichischen Regiments ward sogar durch Cavallerie angefallen. Nach einem kurzen aber erbitterten Nahkampfe und durch das Auftreten frischer feindlicher Truppen wurden die durch den langen und raschen Vormarsch, das Erklimmen der steilen Höhen und die herrschende Hitze gänzlich erschöpften Abtheilungen des Regiments Dom Miguel unter schweren Verlusten in das Staffalothal zurückgeworfen.

1) Das zur Division gehörige 2. Bersaglieri-Bataillon war bei der Corps-Reserve. 2) Von der Brigade Böck waren das 15. Jäger-Bataillon zur Besetzung der Abfälle des Boscone, die 9. Division Niederlande zur Bedeckung der Corps-GeschützReserve bestimmt und daher nicht anwesend.

Das spätere Eingreifen des im zweiten Treffen gestandenen 1. Bataillons, so wie die erneuerten Angriffe einzelner Divisionen der beiden andern Bataillons dieses Regiments vermochten nicht mehr dem Gefechte eine bessere Wendung zu geben.

Der italienische GL. Cugia, welcher mit seiner (der 8.) Division zwischen Villafranca und Custoza links rückwärts der Division Bixio den Aufmarsch bewirkt hatte, war während der Entwickelung des Kampfes auf dem Monte della Croce nach Pozzo-Moretta und Capella vorgerückt, und liess durch 2 Batterien den Ausgang des Staffalothales und die am Thalrande stehenden österreichischen Geschütze beschiessen.

In dieser Aufstellung hatte GL. Cugia das Vordringen der Brigade Weckbecker bis auf den Kamm des Monte della Croce bemerkt und desshalb zuerst 2 Bataillons und bald darauf auch die andere Hälfte des 64. Regiments auf die Höhe disponirt. Schon die erstangelangten Bataillons dieses Regiments gaben in dem Zurückweisen der Brigade Weckbecker den Ausschlag, die anderen machten auch noch die nachgefolgten vereinzelten Angriffe der Regimenter Niederlande und Kronprinz Erzherzog Rudolf scheitern.

Als sich der Kampf am Monte della Croce eben zu Ungunsten des Regiments Dom Miguel entschied, war das im zweiten Treffen der Brigade Böck marschirende Regiment Niederlande, welches das erste Treffen der Brigade. in der dichten Cultur aus dem Auge verloren hatte, theilweise auch durch das Rechtshalten des letzteren aus seinem Verhältnisse gekommen und, angezogen durch das heftige Feuer der feindlichen Geschütze auf der über alle Baumwipfel sichtbar gewesenen Kuppe des Monte della Croce, nordöstlich von Vegruzzi hinter dem Regimente Dom Miguel angelangt.

Der grösste Theil des Regiments Niederlande wiederholte augenblicklich den Angriff, erstieg den Berg und bemächtigte sich sogar eines Geschützes, welches in eine Schlucht geworfen und am Abende noch dort aufgefunden ward. Aber auch dieser Angriff scheiterte, das Regiment musste sich

zurückziehen.

In diesem Momente langten 10 Compagnien (3. Bataillon, 5. und 6. Division) des Regiments Kronprinz Erzherzog Rudolf, welche in dem schwierigen Terrain die Verbindung mit dem rasch vorstürmenden rechten Flügel der Brigade Scudier verloren hatten, und im Glauben der eigenen Brigade zu folgen, sich dahin wandten, wo der Kampf am lautesten tobte, bei Vegruzzi an. Ohne Zögern stürmten diese 10 Compagnien auf den Berg und gegen die Kuppe des Monte della Croce los, drangen bis über die Batterie, wo der Feind 4 Kanonen im Stiche liess, gegen C. di M. Torre, wurden aber durch die letztangelangten Bataillons des 64. Regiments in Front und Flanke

angegriffen und mussten, obwohl durch eine Division Niederlande unterstützt, schliesslich weichen.

Der Monte della Croce blieb vorläufig im Besitze der Italiener, welche in dieser äusserst festen Position im Ganzen 11 Bataillons in's Gefecht setzten, gegen welche die vereinzelt und ohne gehörigen Einklang unternommenen Angriffe von nicht ganz 10 österreichischen Bataillons erfolglos blieben.

Der Kampf hatte auf beiden Seiten schwere Opfer gekostet.

Die am Angriffe betheiligt gewesenen österreichischen Truppen waren mitunter in Unordnung und ausser Zusammenhang gebracht und so erschöpft, dass sie erst nach längerer Zeit wieder vollständig gesammelt und geordnet werden konnten, und vor Ablauf mehrerer Stunden auf deren erfolgreiche Verwendung nicht mehr zu rechnen war.

Aber auch die Vertheidiger des Monte della Croce waren eingestandenermassen auf's Äusserste erschüttert, und es gelang ihnen, trotz anerkennenswerther Tapferkeit nur mit grosser Mühe sich zu behaupten, ja es gab einen Moment, in welchem sie dem völligen Rückzuge und Aufgeben der Position nahe waren. Der Commandant der Brigade Sardegna General Gozzani war verwundet, GL. Brignone selbst, der mit rühmlicher Unerschrockenheit und in erster Linie den Kampf leitete, kam sehr in's Gedränge und war sogar genöthigt seine Suite wiederholt attakiren zu lassen.

Die Italiener begnügten sich mit der Behauptung ihrer Stellung; sie waren, wie nun bekannt ist, ausser Stande, die sich über das Staffalothal langsam zurückziehenden österreichischen Truppen zu verfolgen.

Letztere wurden durch das kräftige Feuer der Batterien des 9. Corps gedeckt. Zu den anfänglich im Feuer gestandenen 3 Batterien, wurden während des Kampfes auf dem Monte della Croce noch die beiden letzten Batterien der Corps-Geschütz-Reserve 6/VII und 10/VII in Position gebracht. Die Batterie 6/VII nahm am Monte Boscone Stellung, die 8pfdge. Batterie 10/VII löste die auf dem günstigsten Punkte stehende Cavallerie-Batterie 8/VII ab, welche dann bei Pezzarani auffuhr. Die anfänglich hier gestandene. Batterie der Brigade Weckbecker wechselte in dem Masse, als sie durch das Vorrücken der Truppen im Feuer behindert ward, ihre Position nach Casetta Rosa und später in die Ebene nach La Fredda, von wo sie durch längere Zeit die zwei in der Nähe von Capella stehenden feindlichen Batterien der Division Cugia bekämpfte.

Um sich der Stellung auf dem Monte della Croce zu versichern, disponirte General Cugia eine Batterie auf die Höhe, liess noch 2 Bataillons des 4. Regiments nachrücken, welche den nördlichen Abhang des Berges besetzten, und schob 3 Bataillons des 63. Regiments bis Capella und auf den nordöstlichen Bergabhang vor. Das 3. Regiment und 1 Bataillon des

« ZurückWeiter »