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Kaiser-Huszaren in der Nähe von Ganfardine, während das Regiment Trani-Uhlanen, nachdem Oberst Pulz um ungefähr 7 Uhr den Befehl zum Angriff auf die vor Villafranca vermuthete feindliche Cavallerie gegeben hatte, sich ohneweiters in dieser Richtung rascher in Bewegung setzte.

Letzteres gewann im Laufe der Vorrückung bald einen ziemlichen Vorsprung vor den Huszaren, wesshalb demselben der Befehl zugesandt ward, langsamer vorzugehen und die Verbindung mit dem Huszaren-Regimente nicht zu verlieren. Doch erreichte dieser Befehl das Regiment nicht mehr; dasselbe war inzwischen in den Bereich des feindlichen Feuers gekommen und dadurch zu noch schnellerem Vorgehen veranlasst.

Ohne feindliche Cavallerie vor sich zu finden, war das Uhlanen-Regiment ungefähr 500 Schritte südlich Canuova auf eine dichte Kette Bersaglieri gestossen, hinter welcher kleine geschlossene Abtheilungen der Division Prinz Humbert standen.

Das kühne Regiment warf sich ohne Zaudern auf die feindlichen Infanterie - Abtheilungen, ritt dieselben nieder, oder drang zwischen ihnen durch, und stürmte auf die in zweiter Linie stehenden Bataillons der Brigade Parma, welche, auf den Angriff wenig gefasst, kaum Zeit fanden, Carrés zu formiren. Prinz Humbert war gezwungen, mit seinem Stabe in einem derselben Schutz zu suchen.

Die Uhlanen konnten den hinter dichten Baumreihen gedeckt stehenden Vierecken zwar nicht beikommen, brachen aber zwischen denselben durch und ritten bei dieser Attake die Ecke eines der feindlichen Carrés nieder. Ein anderes am rechten Flügel der zweiten feindlichen Linie, noch nicht im Carré formirtes Bataillon ward erreicht und in die grösste Unordnung gebracht. Zwei an der Veroneser Strasse stehende Geschütze wurden im Rücken angegriffen und genommen und dabei eine zur Rettung herbeigeeilte feindliche Escadron zurückgeworfen ').

Hiemit war jedoch auch dieser heldenmüthige Angriff an der Grenze des Erreichbaren angelangt. Auf allen Seiten umgeben von feuernden Infanterie-Carrés, war das Verbleiben des Regiments in diesem Raume unmöglich.

Obgleich jenseits der Strasse noch mehrere Carrés sichtbar waren, so schien es doch, als ob das Durchschlagen in südlicher Richtung möglich wäre, und der grössere Theil des Regiments wandte sich dahin. Doch der tiefe und breite Chausséegraben, der von den Meisten erst im letzten Augenblicke bemerkt wurde, war ein unüberwindliches Hinderniss. Viele

1) Die Fortschaffung der Geschütze konnte nicht erfolgen, weil die Bespannung derselben rechtzeitig nach rückwärts in Sicherheit gebracht worden war.

Reiter stürzten in denselben, die Escadrons erlitten hier furchtbare Verluste; schliesslich blieb Nichts übrig, als auf demselben Wege zurückzugehen, auf dem die Attake geschehen war, noch einmal an den feindlichen Carrés vorbei. Diese hatten sich mittlerweile gefasst, die Gewehre geladen und überschütteten die davoneilenden Uhlanen mit ihrem Feuer.

In der Nähe von Casino, westlich der Chaussée, rallirte Oberst Rodakowski die Reste seines an Bravour unübertroffenen Regiments, von welchem kaum viel mehr als 200 Reiter übrig geblieben waren und suchte dann über Ganfardine wieder die Brigade zu erreichen.

Mittlerweile war auch das zwischen der Fossa Berettara und der Strasse vorrückende Huszaren - Regiment Kaiser Franz Josef in der Nähe von Villafranca auf drei feindliche Cavallerie - Escadrons gestossen, welche jedoch den Angriff nicht erwarteten, sondern bei dem Anblicke des Huszaren-Regiments Kehrt machten und die rückwärts in Vierecken formirten Bataillons der Division Bixio demaskirten, die etwas später als die Division Prinz Humbert bei Villafranca eingetroffen war und sich links neben der letzteren entwickelt hatte.

Wie Trani-Uhlanen etwas früher, so fiel nun auch das Huszaren-Regiment mit allem Ungestüm die feindliche Infanterie an, brachte mehrere Carrés in Unordnung und drang zwischen denselben durch.

Eine feindliche Cavallerie-Abtheilung, welche in diesem Augenblicke dem Huszaren-Regimente in die rechte Flanke zu fallen versuchte, ward durch eine entgegengeworfene Escadron zurückgejagt.

Schliesslich musste sich jedoch auch dieses Regiment, welches unter der Führung seines Commandanten Oberstlieutenant Rigyitsky sich auf das heldenmüthigste und seines Namens würdig geschlagen hatte, aus dem feindlichen Feuer ziehen.

Unmittelbar nach der Attake von Kaiser-Huszaren griff um etwa 71⁄2 Uhr die Brigade Bujanovics in das Gefecht ein. Diese Brigade hatte sich nach Erhalt des Befehles zum Rechtsziehen, im Trabe gegen Ganfardine bewegt und war südlich davon mit Württemberg - Huszaren am rechten, Sicilien - Uhlanen staffelförmig zurückgezogen am linken Flügel, BayernHuszaren im Centrum aufmarschirt.

Im Trab und Galop rückten sodann alle 7 Escadrons trotz des heftigen und namentlich bei Caselle fühlbar gewordenen feindlichen Geschützfeuers gegen Villafranca vor.

Bei Canuova versuchten es einige feindliche Escadrons gegen die Flügel der Brigade vorzurücken, wurden jedoch von Württemberg-Huszaren (rechter Flügel) und Sicilien-Uhlanen (linker Flügel) mit Ungestüm angegriffen,

geworfen und bis an die feindlichen Carrés zurückgejagt, worauf sowohl die Huszaren- als Uhlanen- Abtheilungen, ohne einen Versuch gegen die feindliche Infanterie zu machen, den Rückzug antraten.

Die während dieser Attake die Mitte der Brigade bildende und als Reserve zurückgehaltene Division Bayern-Huszaren nahm die zurückkehrenden Escadrons auf, indem sie die feindliche Reiterei, welche über ihre Infanterie vorbrechend eine Verfolgung wagte, angriff und zurücktrieb.

Diese beiden Attaken verliefen in circa 1 Stunde; die Brigade sammelte sich hierauf nördlich Canuova. Es war 8 Uhr.

Um diese Zeit ordnete sich auch das Regiment Kaiser-Huszaren bei der Batterie in der Nähe von Ganfardine, und um 81, Uhr gingen beide Cavallerie-Brigaden bis la Casetta zurück.

Eine Escadron Kaiser-Huszaren und eine Escadron Sicilien - Uhlanen blieben möglichst hart am Feinde und beobachteten mit vorgeschobenen Patrullen den bei Villafranca stehen gebliebenen Gegner. Trani-Uhlanen formirte sich mit seinen Resten in der Nähe von Sommacampagna.

Gross waren die Opfer des Kampfes, mit welchen diese herrlichen Reiterregimenter unter ihren kühnen und entschlossenen Führern in den frühen Morgenstunden des Tages die Schlacht eingeleitet hatten, doch diese Opfer waren nicht umsonst gebracht. Der Gegner war durch die rücksichtslosen Angriffe der kaiserlichen Reiterei völlig eingeschüchtert; die bei Villafranca befindliche massenhafte Infanterie, nämlich die Divisionen Prinz Humbert und Bixio, im Ganzen bei 36 Bataillons mit sechs Batterien, beschränkte sich fortan auf die Defensive; ja man hielt es sogar für nothwendig, dieselbe noch durch die gegen Villafranca disponirte Brigade Pistoja der Division Govone zu verstärken, und die feindliche weit überlegene Reiterei wagte es den ganzen Tag nicht mehr, ernstlich vorzubrechen.

Auf den Besitz des wichtigen Punkles Sommacampagna und selbst für die Entscheidung der Schlacht war dies von grossem Einflusse.

Wie bereits bei der Darstellung der Ereignisse vom 23. Juni erwähnt, hatte das Commando der italienischen Armee die Absicht gehabt, am 24. mit den am Mincio concentrirten Streitkräften in der Ebene von Villafranca und in dem Hügellande bei Sommacampagna, Sona und Castelnovo eine feste Stellung einzunehmen. Es waren demgemäss folgende Befehle für den 24. ausgegeben worden '):

Das I. Corps (Durando) sollte sein Hauptquartier nach Castelnovo

1) Nach La Marmora's Secondo Rapporto sulle operazioni militari del 23. e 24. Giugno 1866".

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verlegen, mit drei Divisionen am linken Mincio-Ufer die Höhen von Sona und S. Giustina besetzen und Pastrengo und Peschiera beobachten, die Division Pianell aber zur Beobachtung dieser letzteren Festung auf dem rechten Flussufer zwischen Monzambano und Pozzolengo belassen.

Das III. Corps (della Rocca) sollte die Linie des I. Corps über Sommacampagna bis Villafranca verlängern, und die Linien-CavallerieDivision (Sonnaz) die rechte Flanke der Armee durch eine Aufstellung bei Quaderni und Mozzecane sichern.

Das II. Corps (Cucchiari) sollte drei Brigaden vor Mantua, eine Brigade vor Borgoforte belassen, mit den beiden anderen in der Gegend von Castellucchio stehenden Divisionen aber den Mincio bei Goito überschreiten, Goito, Marmirolo und Roverbella besetzen und dem I. und III. Corps als Reserve dienen 1).

Das Armee-Hauptquartier war nach Valeggio, dem natürlichen Mittelpunkt dieser Aufstellung bestimmt. Die permanente Brücke von Goito, die am 23. bei Molini della Volta, Bonati und Ferri, und eine am 24. bei Torre di Goito geschlagene Brücke sollten durch Verschanzungen gedeckt werden; die beiden permanenten Brücken bei Monzambano und Valeggio schienen durch die Besetzung des Hügellandes gesichert zu sein.

Es war den Corps zwar befohlen, mit der vor dem Feinde nothwendigen Vorsicht zu marschiren; der Mangel eines nennenswerthen Widerstandes beim Überschreiten des Mincio, wie nicht minder die Aussagen der Bevölkerung hatten jedoch allgemein die Überzeugung geschaffen, dass die kaiserliche Armee hinter der Etsch stehe und weit entfernt von der Absicht sei, sich vor diesem Flusse zu schlagen; die Bewegung am 24. ward daher im Heere kaum für mehr als eine einfache Dislocations-Veränderung gehalten. Der König für seine Person machte, den nahen Schlag der ihm werden sollte nicht ahnend, kurz vor Beginn des Kampfes, einen Spazierritt.

Das III. Corps hatte sich zwischen 1 und 2 Uhr Morgens in drei Colonnen in Bewegung gesetzt, um, wie ihm vorgeschrieben war, die Linie

1) Um die vor Mantua liegenden feindlichen Brigaden festzuhalten, liess der Festungs-Commandant am 24. zeitlich Morgens unter Oberst Jovanović Ein Bataillon Broder-, zwei Divisionen Peter wardeiner Grenzer, vier Raketen Geschütze und 1 Escadron Württemberg-Huszaren einen Ausfall in westlicher Richtung machen. Die feindlichen Vortruppen wurden überrascht und aus den Gehöften Portinarolo und Terrabo vertrieben, worauf bedeutende Abtheilungen des Gegners aus Curtatone und Montanara vorrückten, und die kaiserlichen Truppen unverfolgt in die Festung zurückkehrten. Mit geringfügigem Verlust ward der Zweck erreicht: der Feind blieb vor der Festung stehen.

Sommacampagna - Villafranca zu besetzen. Rechts die 16. Division (Prinz Humbert) auf der Chaussée von Roverbella über Mozzecane nach Villafranca, in der Mitte die 7. Division (Bixio) mit der Bestimmung nach Ganfardine auf der von Massimbona nach Villafranca führenden Strasse. Die 8. Division (Cugia) hatte links auf dem Wege von Pozzolo (Ferri) über Remelli, Quaderni, Rosegaferro am Fusse der Höhen nach Sommacampagna zu marschiren und sollte dort an den rechten Flügel des I. Corps anschliessen.

In Reserve war die 9. Division (Govone) gefolgt, auf dem Wege von Le sei Vie, Bastranelle, Quaderni, Rosegaferro mit der Bestimmung nach Pozzo Moretta; die Cavallerie-Brigade des Corps (Saluzzo Cavalleggieri und Foggia Lancieri) an der Queue der Division Bixio, um bei Rosegaferro das Lager zu beziehen. Das Regiment Alessandria - Cavalleggieri war Escadronsweise bei den Divisionen und dem Corpsquartier eingetheilt.

Das letztere hatte sich um 4 Uhr von Goito auf der Hauptstrasse nach Villafranca in Bewegung gesetzt.

Die Division Prinz Humbert war um 5 Uhr 30 Minuten bei Villafranca angekommen.

Ihre Avantgarde (2 Bersaglieri-Bataillons und 1 Escadron) war mit dem von der Brigade Bujanovics vorgeschobenen Zug Württemberg-Huszaren, den sie für eine österreichische Vorposten - Abtheilung hielt, zusammengestossen. Die Division hatte hierauf den Ort passirt und sich vor demselben à cheval der Eisenbahn und der nach Verona führenden Strasse, mit der Brigade Parma im ersten Treffen entwickelt. Bald darauf hatte sie die bereits geschilderten Attaken der kaiserlichen Cavallerie auszuhalten.

Die Division Bixio war um 7 Uhr eben mit der Tête über Villafranca hinausgelangt, als die vorgeschobene Avantgarde der Division Prinz Humbert von der 2. Escadron Württemberg-Huszaren zurückgetrieben ward, und dort ein heftiges Geschütz- und Gewehrfeuer entstand, worauf sie rasch links neben der letztgenannten Division aufmarschirte.

Die Division Cugia war zur Zeit, als der Kampf vor Villafranca begonnen hatte, also zwischen 7-8 Uhr, bei Rosegaferro angelangt, rückte rasch vor und entwickelte sich mit der Absicht, die Divisionen Brignone und Bixio zu verbinden, in einer zur Strasse Villafranca- Valeggio parallel ziehenden Terrainsenkung. In die noch zwischen den Divisionen Cugia und Bixio bestandene Lücke wurden vom Corps-Commandanten Della Rocca zwei Escadrons Saluzzo Cavalleggieri und eine Escadron GenovaCavalleria zur Verbindung eingeschoben.

Der Vormarsch der Division Govone war durch die Trains der vorausmarschirenden zwei Divisionen verzögert worden, so dass dieselbe erst gegen

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