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Frist von Mitternacht des 20. an gerechnet zu haben, denn seine Colonnen begannen den Mincio-Übergang am 23. gleich nach Mitternacht.

Die ersten Abtheilungen (Cavallerie) passirten den Fluss bei Goito und beinahe gleichzeitig bei Pozzolo.

Es waren dies jedoch schwache recognoscirende Trupps, die sich bald wieder zurückzogen.

Um etwa 4, Uhr überging die Linien-Cavallerie-Division Sonnaz bei Goito und rückte in nördlicher Richtung vor, was den Obersten Pulz bewog, die in jener Gegend stehenden Abtheilungen gegen Villafranca zurückzunehmen.

Zwischen 7 und 8 Uhr begann der allgemeine Übergang der feindlichen Armee, auf verschiedenen Punkten.

Die 1. Division (Cerale) überschritt den Mincio mit der Brigade Pisa bei Monzambano und nahm à cheval des Flusses Aufstellung. Diese Division, so wie die 2. (Pianell), welche bei Pozzolengo verblieb, schoben 3 bis 4 Bataillons und 2 Escadrons gegen Peschiera zur Recognoscirung vor. Eine feindliche Batterie fuhr bei Prandina auf und gab einige Schüsse gegen das Fort Monte Croce. Dieses erwiderte das Feuer, vertrieb die feindliche Batterie und setzte im Vereine mit den Forts III und VI in kürzester Zeit dem Vorrücken einiger nahe herangekommener feindlicher Abtheilungen ein Ziel und zwang sie zum Rückzuge.

Auch auf dem Garda-See kam es zum Kampfe; es entspann sich dort zwischen den Kanonenbooten Speiteufel, Wildfang, Uskoke, Scharfschütze und einer feindlichen Batterie bei Maderno ein kleines Gefecht.

Um die Lage und Bewaffnung der Ufer-Batterien genau zu erkennen, machte die österreichische Flottille um 123 Uhr Mittag einige Schüsse gegen die Spitze von Maderno, worauf eine dort befindliche Batterie antwortete. Schon nach den ersten gul angebrachten Schüssen zerstreuten und verloren sich die in der Nähe der Batterie sichtbar gewesenen Freischaaren.

Die Schiffe erlitten im Kampfe mit der Batterie während eines etwa stündigen langsamen Feuers keinen Schaden, obwohl die feindliche Artillerie auf 1200 bis 1300 Klafter mit grosser Präcision schoss. Nachdem die Überzeugung gewonnen war, dass die Batterie bei Maderno mit 8 schweren Geschützen armirt sei, entfernte sich die Flottille aus dem feindlichen Schussbereiche. Die italienische Flottille hatte sich während dieser Affaire nicht gezeigt.

Die 5. Division (Sirtori) überging bei Valeggio und besetzte diesen Ort. Eine starke feindliche Cavallerie-Colonne ging von da gegen Villafranca vor.

Die 3. Division (Brignone) überging bei Molini della Volta auf

einer Kriegsbrücke. Für den Train wurde etwas weiter abwärts (bei Bonati) eine Kriegsbrücke geschlagen.

Die aus 4 Bersaglieri-Bataillons, 4 Batterien und einem CavallerieRegiment gebildete Reserve des I. Corps verblieb zwischen Borghetto und Volta.

Vom III. Corps überschritt die 8. Division (Cugia) auf einer Kriegsbrücke bei Ferri, die 7. (Bixio), die 9. (Govone) und die 16. (Prinz Humbert) bei Goito auf der dortigen stehenden Brücke den Fluss.

Während alle diese Divisionen ihren Übergang bewerkstelligten. rückten die Linien-Cavallerie-Division von Südwesten, und aus Valeggio die erwähnte Cavallerie-Abtheilung gegen Villafranca vor, wo Oberst Pulz seine Brigade, mit Ausnahme des schon am 19. nach Custoza zurückgenommenen 21. JägerBataillons, concentrirte.

Einzelne Reiter des 13. Uhlanen-Regiments Graf Trani bestanden beim Einrücken von den Vorposten Scharmützel mit dem Feinde und brachten Gefangene vom Regimente Piemonte reale ein..

Um Mittag zog sich Oberst Pulz langsam gegen Verona zurück1). Die feindliche Cavallerie folgte schüchtern und ohne zu drängen nach. Bei Dossobuono stellte sich um 3 Uhr die kaiserliche Brigade dem Feinde entgegen und die Brigade-Batterie gab einige Schüsse ab, worauf sich die feindliche Reiterei entfernte, um zwischen Quaderni und Mozzecane Stellung zu nehmen, nachdem sie bei Villafranca die Eisenbahn und die Telegraphenleitung unbrauchbar gemacht hatte.

Mittlerweile hatten die über den Fluss gekommenen feindlichen Infanterie-Divisionen ihre Aufstellungen und Biwaks bezogen, und standen:

Das Armee-Hauptquartier in Goito,

das I. Corps (Durando) mit dem Corpsquartier in Valeggio,
2. Division (Pianell) in Pozzolengo,

1.

པ་

5.

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3.

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(Cerale) mit der Brigade Forli bei Monzambano, der Brigade Pisa (5 Bataillons, 1 Escadron, 4 Geschütze) am Monte Sabbione.

(Sirtori) in und bei Valeggio,

(Brignone) bei Pozzolo.

III. Corps (Della Rocca).

7. Division (Bixio) bei Belvedere,

(Prinz Humbert) bei Roverbella,

16.

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1) Brigade Pulz hatte den strengen Befehl, kein Gefecht anzunehmen.

Die Linien-Cavallerie-Division (Sonnaz) war nach Mozzecane und Quaderni vorgeschoben und hatte Vortruppen bis auf eine Miglie von Villafranca entfernt ausgestellt.

Das II. Corps (Cucchiari) überschritt den Mincio am 23. nicht. Zwei Divisionen desselben, die 19. Division (Longoni) und die 10. Division (Angioletti) blieben als Reserve des I. und III. Corps bei Castellucchio, die 6. Division (Cosenz) und die Brigade Ravenna der 4. Division (Mignano) rückten bei Mantua auf das österreichische Gebiet und besetzten die Curtatone-Linie; die andere Brigade der 4. Division blieb auf dem rechten PoUfer und rückte vor Borgoforte zur Beobachtung dieses Brückenkopfes.

Der Vormarsch des italienischen Heeres war nicht nur überall ohne Widerstand, sondern sogar - wenn man von den schwachen Cavallerie-Abtheilungen, die am Mincio gestanden hatten, absieht ohne Begegnung mit k. k. Truppen vor sich gegangen.

Die beinahe gänzliche Abwesenheit österreichischer Streitkräfte am Mincio bestärkte das italienische Hauptquartier in der durch alle ihm bisher zugekommenen Nachrichten erzeugten Meinung, dass die kaiserliche Armee hinter der Etsch stände und auf die Vertheidigung des Landes zwischen diesem Flusse und dem Mincio gänzlich verzichtet hätte.

Es ward daher beschlossen, am folgenden Tage den 24. Juni, den Haupttheil des Heeres vollends über den Mincio gehen und denselben theils in der Ebene von Villafranca, theils auf dem Hügellande von Sommacampagna, S. Giustina und Castelnovo Stellung nehmen zu lassen, dadurch die Aufmerksamkeit der österreichischen Armee auf sich zu ziehen und den Übergang über den unteren Po, welcher erst am 26. vom IV. Corps (Cialdini) durchgeführt werden sollte, zu begünstigen ').

Das kaiserliche Armee-Commando hatte auf die Meldung des Obersten Pulz über den Einmarsch des Feindes, Mittags den Oberst Baron Rueber des Generalstabes zur Recognoscirung der feindlichen Bewegungen gegen den Mincio entsendet.

Dieser Stabsofficier, welcher die Brigade Pulz um 1, Uhr in der Nähe von Dossobuono traf, konnte später von der Höhe bei La Berettara in der Richtung von Salionze keinen Feind entdecken, und Nichts deutete darauf hin, dass hier grössere feindliche Massen übergegangen wären.

Dagegen beobachtete Oberst Rueber zwischen Valeggio-Villafranca und südlich von Villafranca grosse Staubwolken.

1) Nach einer sehr verlässlichen Quelle sollen am 24. bereits alle Divisionen dieses Corps, oder vielmehr dieser Armee, in der Nähe des Po gestanden sein.

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Allem Anscheine nach war Villafranca bereits besetzt, und grössere Heeresmassen zogen in der Ebene heran.

Aus diesen Beobachtungen schloss das Armee-Commando, dass der Feind in mehreren Colonnen im Vorrücken gegen die mittlere Etsch begriffen sei. War auch diese Annahme bezüglich der Hauptrichtung der feindlichen Armee, wie wir aus dem Vorigen wissen, nicht richtig, der Feind dachte sich in aller Gemächlichkeit und ohne angefochten zu werden, vor Verona für einige Zeit zu etabliren und wie es scheint, dem General Cialdini das Wichtigste der Operationen zuzumuthen, so schadete sie doch den Entwürfen des österreichischen Hauptquartiers nicht, sondern war vielmehr geeignet, die Ausführung des schon einmal gefassten kühnen Planes zu beschleunigen.

Auch lauteten die Nachrichten von Mantua und Rovigo diesem Plane günstig.

Nach den Rapporten aus Mantua schien sich an der Curtatone-Linie eine starke feindliche Armee - Abtheilung festzusetzen, die allem Anscheine nach für den Entscheidungskampf, der wahrscheinlich am nächsten Tage bevorsland, verloren war1).

Auf der ganzen Strecke des Po bis in die Gegend von Ferrara war kein Feind sichtbar, und es schien noch die weite Trennung zwischen der Armee des Königs und jener Cialdini's fortzubestehen, da nach einer Meldung des Obersten Szapáry bei Guarda Ferrarese Vorbereitungen zum Brückenschlage über den Po gemacht wurden; es waren dort Pontoniere und Pontontrains angekommen, und ward eine Rührigkeit entwickelt, als wenn der Übergang an diesem oder längstens am nächsten Tage stattfinden sollte.

Doch, wir haben es schon früher angedeutet, die Armee Cialdini's hatte nicht nur den Po, sie hatte nebstbei zwei Canäle und endlich die Etsch auf Übergängen, die überall erst hergestellt werden mussten, zu überschreiten. Die Vorrückung der grossen feindlichen Heeresmasse konnte nur langsam vor sich gehen, und der kaiserlichen Armee blieb daher immer einige Zeit, bevor ihr die Erstere gefährlich werden konnte.

Diese Zeit musste benützt werden zu dem einzigen Schlage, von dem sich die kaiserliche Armee einen Erfolg versprechen konnte, und dieselbe ward auch, ohne weiter eine Stunde zu verlieren, wirklich benützt.

Die kaiserliche Armee war in dieser Absicht am 23. Juni auf das rechte Etsch-Ufer gerückt.

1) Wie schon angegeben, standen bei Curtatone drei, vor Borgoforte eine feindliche Brigade.

In den ersten Nachmittagsstunden standen:

Die Infanterie-Reserve-Division bei Pastrengo, das 5. Corps bei Chievo, das 7. bei S. Massimo, das 9. bei S. Lucia, die Brigade Pulz vom Mincio zurückgezogen bei Fort Gisela.

Der Tag war sehr heiss, und die marschirenden Corps litten durch die Hitze und den grossen Staub, den sie auf den Strassen aufwarfen.

Indessen waren dieselben alle vom besten Geiste beseelt, und der Erzherzog beschloss noch an diesen Tage einige Punkte des Hügellandes zu gewinnen, deren Besitz für den Plan den er gefasst, von Wichtigkeit war.

Um 11 Uhr wurden die Corps-Commandanten und der Commandant der Reserve-Division mit ihren Generalstabs-Chefs ins Armee-Hauptquartier berufen, wo ihnen der Erzherzog seinen Entschluss mittheilte, dem über den Mincio gegangenen Feinde in die Flanke zu rücken. Er befahl die sofortige Vorrückung eines Theiles der Armee auf die Höhen vor Verona, ordnete die Formation einer zweiten Cavallerie - Brigade aus der bei den Corps eingetheilten Cavallerie an, und betonte, nach Erklärung der beabsichtigten Operationen, dass in den bevorstehenden Kämpfen sich wo möglich immer die Initiative zu wahren, und jeder Angriff rasch und entschieden auszuführen sei.

Die mündlich getroffenen Verfügungen sind in dem folgenden schriftlichen Befehle, der gegen Abend expedirt ward, wiederholt:

,,Nach den bis heute Mittags 12 Uhr beim Armee-Commando einge,,laufenen Nachrichten, ist die feindliche Armee mit Verletzung des von ihr ,,selbst gesetzten Termines von drei Tagen, heute mit Tagesanbruch bei „Goito, Valeggio und Monzambano übergegangen und in der Hauptrichtung ,,bis Villafranca vorgerückt.

,,In Folge dessen bestimme Ich Nachfolgendes:

„Die Infanterie-Reserve-Truppen-Division. Von dieser ,,hat heute Nachmittags 5 Uhr die Brigade Oberst Prinz Sachsen-Wei,,mar von Pastrengo nach Sandrà vorzurücken und nach Castelnovo zu ,,detachiren.

"Das 5. Infanterie-Armee-Corps rückt ebenfalls um 5 Uhr „aus dem Freilager bei Chievo nach S. Giustina und schiebt, allda angelangt, wenn Sona noch nicht oder nur schwach vom Feinde besetzt ist, eine Bri"gade dahin vor.

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"Gleich nach der Besetzung dieser drei genannten Orte ist sich in den„selben für eine hartnäckige Vertheidigung einzurichten und die vorliegende „Gegend gegen Salionze, Oliosi und Sommacampagna scharf im Auge zu ,,behalten.

,,Zu dem letzterwähnten Zwecke wird die 2. Compagnie des 2. Génie

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