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,, wären annoch disponibel: 2 dermalen noch uneingetheilte Grenadier- und ,,6 Infanterie-Brigaden, 8 Bersaglieri-Bataillons und circa 20 Batterien 1).

„Als Besatzungstruppen für die festen Plätze am Kriegsschauplatze und „in Süd-Italien dürften nebst den neu creirten 5. Bataillons auch noch 1 Ba,, taillon von jedem der 80 Infanterie-Regimenter verwendet werden, da die,,selben nur mit 3 Bataillons in der Ordre de bataille erscheinen *).

„Die sardo-italienische Flotte ist in der Concentrirung bei Ancona ,, begriffen.

,,Der oben angeführte Corpsverband beruht lediglich auf Combinationen, „indem nur die Anzahl der Divisionen sichergestellt, ihre Nummer und Dis,,location aber nur annäherungsweise bekannt sind.

,, Die äussersten Vortruppen längs der Mincio- und Po-Linie, hart an unsere Grenze vorpoussirt, bestehen grösstentheils aus Cavallerie. Als Ver,,bindungsglied der beiden grossen Heerestheile stehen zu Modena ungefähr 4-5000 Mann, während diese Stadt passagère befestigt und, so wie Cre„mona als Brückenkopf, nun ebenfalls nahezu vollendet sein soll.

Was den Geist dieser Truppen anbelangt, so wird derselbe mitunter „in der widersprechendsten Weise geschildert; dessenungeachtet möchte ich „annehmen, dass nach dem allerorten starken Zulaufe der Jugend während der „Bildung der Frei-Corps die Gemüther im Allgemeinen sehr aufgeregt sind, und „dass diese Theilnahme nicht ohne Einfluss auf das Heer bleiben könne.

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,,Die Verpflegung hingegen scheint, nach manchen Notizen zu schliessen, „dermalen noch ziemlich mangelhaft und ungeregelt geleitet zu werden, so ,, wie auch bezüglich der Transportmittel und namentlich auch der Bespan„nung der Artillerie Vieles zu wünschen erübrigt, was schon daraus zu ent„nehmen, dass vorerst die Batterie nur mit 4 Geschützen in's Feld rücken und „der reglementsmässig bei jeder Armee-Division vorgeschriebene Park unbe,,spannt zurückgelassen werden soll").

,,Es geht übrigens das Gerücht, dass die kaiserlich französische Regie„rung, um dem fühlbaren Mangel an Pferden bei dem sardinischen Heere ab„zuhelfen, in freundlichster Weise sich zur Abgabe der Pferde von zwei „Cavallerie-Regimentern verstand.

Was nun die unter meinem Befehle stehenden k. k. Truppen betrifft, ,,so habe ich selbe, mit Ausnahme der in Tirol befindlichen, theilweise per1) Die Errichtung des V. Corps unterblieb; die für dasselbe designirten Truppen wurden grösstentheils in das IV. Corps eingetheilt.

2) Die Infanterie-Regimenter rückten mit 4 Bataillons in's Feld.

*) Die italienische Regierung liess sich die Completirung der Artillerie-Bespannungen sehr angelegen sein, so dass die Batterien bei Ausbruch des Krieges mit 6 Geschützen in's Feld rückten.

„sönlich inspicirt, sie allenthalben vom besten Geiste beseelt, in ihrer kriegsmässigen Ausrüstung schlagfertig und, bis auf den Mangel an Schuhen und „Feldflaschen bei der Infanterie, mit Allem versehen gefunden 1).

,,Die Vertheidigungsinstandsetzung der Festungen und festen Plätze ist „allenthalben nahezu beendet, ebenso die Armirung; die Verproviantirung ,,seit 25. v. M. bewirkt.

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,,Bis zum 7. d. M. werden auch einige zur Vervollständigung der Heeres„ausrüstung noch mangelnde Bespannungskörper hierlands eingetroffen sein.

,,Die Standorte der 3 zur mobilen Hauptarmee gehörigen Armee-Corps „befinden sich wie seither, und zwar: das 5. z u Verona, cantonnirt mit sei„nen 3 Brigaden zu Villafranca, S. Bonifacio und in der nächsten Umgebung ,,Verona's.

„Das 7. Armee-Corps zu Padua, dessen Brigaden in dem Dislo ,,cations-Rayon von Padua, Rovigo, Este und Montagnana.

„Das 9. Armee-Corps zu Vicenza mit den Cantonnements Bas„sano, Tiene, Lonigo, Cologna und Camposampiero.

„Die Cavallerie-Brigade Oberst Pulz habe ich als solche ,,noch nicht zu vereinigen befunden und die Regimenter einstweilen, u. z.: „das 1. Huszaren-Regiment und das 13. Uhlanen-Regiment in Verona, „das 3. und 13. Huszaren-Regiment in Padua und Rovigo,

„das 11. Huszaren- und 12. Uhlanen-Regiment in Vicenza und Citta,,della belassen.“

„Die mobile Brigade Oberst Zastavniković mit dem „Stabsorte Conegliano hat in der Hauptsache die Beobachtung der Bellunesischen und Friauler Gebirge und der Meeresküste zwischen der Piave und „dem Tagliamento zur Aufgabe, besetzt die entsprechenden Punkte und hat ,,1 Bataillon in Treviso detachirt.

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„Das Küsten-Corps deckt Friaul bis zum Tagliamento und Istrien ,,mit Hilfe der Gemeindewachen bis Pola.

Die Truppen in Tirol endlich sind nach ihren natürlichen Ver,,theidigungs-Abschnitten in Halb-Brigaden unter eigenen Commandanten in ,,die verschiedenen Thäler vorgeschoben, - eine kräftige Reserve, über die „Hälfte der ganzen Streitmacht, ist im Etsch - Thale zwischen Botzen und „Trient für jeden bedrohten Punkt verfügbar.

"Gibt mir die in ihren Hauptumrissen skizzirte Aufstellung die Möglich„keit, die Vereinigung der drei mobilen Armee-Corps und der Cavallerie-Brigade Oberst Pulz in längstens zwei Märschen zu bewerkstelligen, so mussten

1) Es waren einzelne Truppenkörper noch nicht vollkommen mit der vorgeschriebenen Reservebeschuhung versehen.

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,,des Gegners nunmehrige neue Stellung und dessen muthmassliche Absichten nothwendig zu reiflichster Erwägung drängen, auf welchem Punkte bei etwai„gem Kriegsausbruche diese Vereinigung der eigenen Kräfte am zweckmäs,,sigsten erschiene.

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Man kann sich nicht verhehlen, dass die nur auf zwei, höchstens „drei Märsche von unserem Haupt-Depôtplatze und von dem Schlüsselpunkte "unseres Vertheidigungs-Systemes Verona entfernt in der Lombardie stehenden 100.000 Mann') ganz geeignet sein müssen, uns an unsere Befestigungs"gruppe festzuhalten, wenn wir von selber, bei etwaigem Versuche, dem "gleichzeitig am untern Po vordringenden feindlichen IV. Armee-Corps uns ,, entgegenzustellen, nicht von Verona abgedrängt und bei ungünstigem Aus„gange eines Gefechtes nicht selbst zwischen beide feindliche Heereshälften eingekeilt sein wollen.

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„Es ist aber ebenso als positiv vorauszusetzen, dass ein gelungenes, „ganz widerstandsloses Überschreiten des untern Po dem Gegner in kürzester „Zeit unsere Verbindungen in die Hände spielen und der im Lande ange„häufte, bisher schlummernde Zündstoff der revolutionären Elemente ihn die ,,Mittel wird finden lassen, alle Ressourcen zu seinem eigenen Vortheile aus,,zubeuten und sich in diesen Provinzen mehr und mehr festzusetzen.

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Unter diesen Umständen nun kann ich, um beide Gegner gleichmässig ,,im Auge und in Schach zu halten, mir nur eine Centralstellung an der Etsch "zwischen Montagnana und Lonigo als zweckdienlich denken, weil ich von „dieser aus, theils von Verona, theils von der untern Etsch bei Badia, ,,eines forcirten Marsches bedarf, um den zunächst mir eine Blösse bietenden „Gegner mit mehr oder minderer Chance des Erfolges zu fassen.

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„Der treugehorsamst Unterzeichnete beabsichtigt, dem eben Gesagten „nach, seinerzeit die Vereinigung aller mobilen Kräfte in jener bezeichneten „Gegend zu bewirken, und gibt sich der Hoffnung hin, dass die Umstände ein ,,längeres Verweilen in jener der Gesundheit eben leider nicht förderlichen „Gegend auf die kürzeste Dauer beschränken werden.

,,Soeben, am Schlusse meines allerunterthänigsten Berichtes, geht mir „die Meldung aus Sta. Maria Maddalena zu, dass auch am unteren Po, von „Finale abwärts gegen die Niederungen, in den nächsten drei Tagen ungefähr ,,30.000 Mann hart an unsere Grenze vorgeschoben, und die Eisenbahnfahrten „Zwischen Bologna und Pontelagoscuro dieses Umstandes wegen für den „Privatverkehr geschlossen bleiben sollen. Eine fernere Notiz fügt bei, dass ,,ein Pontontrain von 42 Barken zunächst Ferrara angelangt sei.

Erzherzog Albrecht m/p."

1) Es waren in der That ungefähr 130.000 Mann, und ausserdem bei 36.000 Freiwillige.

Aus diesem Berichte geht hervor, dass der Erzherzog, bedroht auf zwei Seiten von starken und selbst weit überlegenen Massen, die Absicht hatte, seine mobilen Corps bei Beginn des Krieges an der Etsch in der Nähe des Festungs-Viereckes zu concentriren und von hier aus über den Einen und im Falle des Gelingens auch über den Anderen der beiden Gegner herzufallen.

Es waren schwächere, mattere Kriegspläne in dieser Lage möglich, aber kein stärkerer und besserer.

Fügen wir noch hinzu, dass manche Erwägungen schon im Voraus auf den Gedanken leiten mussten, der beabsichtigte Schlag werde gegen den Mincio zu führen sein. Zwar war der hier vorrückende Theil der feindlichen Armee der stärkere, aber das Terrain am Mincio war ein günstiges. Wenn man sich rechtzeitig in den Besitz desselben setzen konnte, war aus demselben der ganze Angriffsmarsch des Feindes, welcher grösstentheils auf den unteren Communicationen erfolgen musste, wirksam zu flankiren; stand die Armee auf dem Höhen-Terrain vereinigt, Front gegen Süden, während der Gegner erst in getrennten Colonnen über die Grenze ging, so hatte sie die Chance, entweder unter günstigen Verhältnissen auf den Höhen selbst den Kampf zu führen oder von diesen niederzusteigen und die einzelnen Colonnen des Feindes im Marsche anzugreifen und zu werfen.

Ein nicht zu übersehender Umstand war, dass aller Wahrscheinlichkeit nach das Commando der feindlichen Armee und der König selbst sich bei diesem Heerestheile befinden würden. Ward nun der König geschlagen, so hatte dieses Ereigniss wahrscheinlich auch den Rückzug des die Südgrenze bedrohenden Heerestheiles zur Folge, während das Umgekehrte nicht anzunehmen war. Ein glücklicher Schlag auf diesen lezteren musste nothwendig das umso raschere und entschiedenere Hereinbrechen der vom Könige geführten Armee herbeiführen.

Das Terrain am unteren Po ist zudem ganz eigenartig, wie kaum ein zweites in der Welt. In der Entfernung von zwei bis drei Meilen wälzen hier zwei mächtige Ströme, der Po und die Etsch, ihre Gewässer parallel in das Meer. Zwei Canäle, der Canal bianco und der Naviglio-Adigetto durchschneiden der Länge nach das Land zwischen denselben. Die Communicationen über diese Wasserlinien sind spärlich eigentlich führt nur Eine bequeme, grosse Strasse, nämlich die Chaussée Ferrara-Rovigo über dieselben. Am Meere und gegen Mantua hin schliessen Sümpfe die Flanken dieses merkwürdigen Terrains ab.

Werden die Brücken über die Canäle gesprengt und die Übergangsmittel der Etsch zerstört, die Communicationen unterbrochen, und an wichtigen Stellen Überschwemmungen eingeleitet, so hat ein zahlreicher

Armeetheil, wie jener des Generals, Cialdini war, die grössten Schwierigkeiten im Marsche zu überwinden. Eine verhältnissmässig geringe, aber gut geführte Truppen-Abtheilung, welche sich auf einen befestigten Punkt, wie hier Rovigo, stützt, kann ein sehr überlegenes Heer belästigen und dessen Marsch stören, und selbst ohne Kampf wird dieses mehrere Tage brauchen, um mit Macht nördlich der Etsch zu erscheinen.

Die Beschaffenheit dieses Landstriches nahm also der gegen die Verbindungslinien der kaiserlichen Armee gerichteten Drohung Cialdini's viel von ihrer unmittelbaren Gefährlichkeit und es war vorauszusetzen, dass die kaiserliche Armee, wenn es ihr gelungen, sich des von Westen anrückenden Gegners zu erwehren, auch Zeit finden würde, sich unter ganz günstigen Verhältnissen gegen den anderen im Süden zu kehren.

So wandten sich denn die Blicke des Hauptquartiers hauptsächlich gegen den Mincio, und der Erzherzog, der wohl fühlte, wie man nie zweien Rücksichten auf einmal gleich gerecht werden könne, beschloss, falls sich ihm die Gelegenheit bieten sollte, vor Allem den König zu schlagen, beinahe alle seine Macht dazu zu verwenden und gegen den südlichen Gegner nur so viel an Truppen zurück zu lassen, als zur Beobachtung desselben und zur Niederhaltung der insurrectionssüchtigen Bevölkerung unumgänglich nothwendig waren.

Die Bewegungen des Königs scharf im Auge und den eigenen Plan so geheim als möglich zu halten, waren die nächsten Erfordernisse der Strategie des Erzherzogs.

Theils um die Mincio-Strecke zwischen den Übergangspunkten von Goito und der Festung Peschiera direct zu beobachten, theils um jede Auskundschaftung der eigenen Massnahmen möglichst hintanzuhalten, traf der Erzherzog am 4. Juni folgende Anordnungen:

Das Festungs-Commando in Peschiera hatte von der Besatzung eine kleine Abtheilung mit einem Officier nach Salionze zu verlegen und die Strecke zwischen der Festung und der Bottura-Brücke (bei Monzambano) zu bewachen.

Von hier bis Goito die Beobachtung zu übernehmen, ward die Cavallerie-Brigade Pulz angewiesen. Oberst Pulz hatte zu diesem Zwecke sich in Villafranca zu etabliren, das Huszaren-Regiment Kaiser Franz Josef (vom 5. Armee - Corps zugetheilt) am 6. Juni aus seiner Dislocation zwischen Caldiero und S. Bonifacio nach Villafranca, Valeggio, Rosegaferro, Quaderni und eventuell Mozzecane zu verlegen; das Regiment Graf Trani Uhlanen am selben Tage aus der Concurrenz von Verona nach Roverbella, Marengo, Castiglione, Castelletto, Marmirolo zu dirigiren.

Österreichs Kämpfe 1866. (II. Band.)

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