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mit dem preussischen Obersten von Osten - Sacken einen partiellen Waffenstillstand bis zum nächsten Morgen 8 Uhr, mit 3stündiger Kündigungsfrist, ab.

Ohne diese Depesche wäre Eisenach am 24. im Besitze der Hannoveraner gewesen, und der Letzten Schicksal hätte sodann sicher kein so tragisches Ende genommen, wie dies später der Fall war. Bemerkenswerth ist, dass Major Jacobi dieses Telegramm über directe Veranlassung des Herzogs Ernst von Coburg erliess ').

Als GL. Arentsschildt Abends vor Eisenach eintraf, im Glauben, die Stadt wäre bereits von den Hannoveranern genommen, erhielt er die Meldung von dem Vorgefallenen und konnte in die nun einmal bestehenden Thatsachen nicht mehr eingreifen.

Die hannoversche Armee nahm hierauf in der Nacht vom 24. zum 25. folgende Stellung ein:

.,Brigade Bülow mit dem Gros in Stockhausen und Gross-Luppnitz, ,,ihre Avantgarde vor Eisenach; das Detachement unter Oberstlieutenant ,,Knipping mit der Reserve-Cavallerie bei Mechterstedt."

,,Brigade de Vaux in Haina, Friedrichswerth und Wolfs-Behringen; ,,Brigade Bothmer bei Gross-Behringen; Brigade Knesebeck bei Hen, ningsleben und Grumbach, mit Vortruppen zwischen Tüngeda und Gräfen,,Tonna, Arrieregarde bei Langensalza;"

,,das Hauptquartier zu Gross-Behringen", wo es bis zum Morgen des 26. verweilte.

Am 25. verblieb die hannoversche Armee in dieser Aufstellung. Man konnte sich noch immer nicht zu einem Entschlusse aufraffen und verlor wieder die kostbare Zeit, was nur dem Feinde zu statten kam.

GL. von Falckenstein war nämlich von dem Plane, vor Allem die hannoversche Armee unschädlich zu machen, abgegangen und hatte für den 24. den Vormarsch der Divisionen Goeben und Manteuffel auf Cassel angeordnet, um von hier aus die Operationen gegen die Bundestruppen zu eröffnen. Blos die Division Beyer sollte den Hannoveranern folgen und sie festzuhalten suchen. Der preussische Ober-Befehlshaber traf diese Verfügungen auf Basis der allerdings richtigen Annahme, dass die Hannoveraner ihre Vereinigung mit den Bayern endlich doch mit grösstmöglicher Beschleunigung

1) Major Jacobi war nach der Abreise des Obersten Dammers zum Empfange des aus Berlin erwarteten GL. von Alvensleben in Gotha zurückgeblieben, hatte jedoch noch vor Absendung des besprochenen Telegramms, welches die Einstellung der Feindseligkeiten bei Eisenach zur Folge hatte, den bestimmten Befehl erhalten, alle Verhandlungen abzubrechen und in das hannoversche Hauptquartier zurückzukehren. Trotzdem liess er sich durch den Herzog von Coburg bewegen, das besprochene Telegramm abzusenden.

durchführen würden, und dass dies absolut nicht zu verhindern wäre. Als es sich aber herausstellte, dass die hannoversche Armee mit dieser einzig richtigen Operation unbegreiflicher Weise noch immer zauderte, beschloss General von Falckenstein, in Folge eines direct aus Berlin erhaltenen Impulses, diese nun mit aller Energie anzugreifen.

Am 25. traf der General-Adjutant des Königs von Preussen, GL. von Alvensleben, im hannoverschen Hauptquartier ein. Es zeigte sich da bald, dass unter den geforderten Garantien Bedingungen verstanden wären, die der König von Hannover nicht zugestehen konnte.

Die Verhandlungen mit Alvensleben führten daher vorläufig blos zu einem Waffenstillstande .,bis auf Weiteres", und der König behielt sich vor, bis 26. 10 Uhr Morgens seine definitive Antwort auf die ihm überbrachten Vorschläge nach Berlin gelangen zu lassen 1).

Wie erwähnt hatte General-Lieutenant von Falckenstein einen Moment die Absicht, mit dem grösseren Theile seiner Truppen die Operationen gegen das VIII. Bundes-Corps zu eröffnen, und ordnete zu diesem Zwecke die Concentration der Divisionen Goeben und Manteuffel für den 25. resp. 26. Juni bei Cassel an.

Die Division Goeben marschirte auch wirklich am 24., mit Ausnahme des Detachements unter GM. Wrangel, nach Minden, die Division Manteuffel nach Göttingen, wo letztere im Vereine mit den mittlerweile von der Recognoscirung gegen Heiligenstadt zurückgekehrten Truppen unter General Wrangel lagerte.

Die Division Beyer, welche bekanntlich die Weisung erhalten, am 23. in der Richtung auf Eisenach vorzugehen, um dort den Hannoveranern den Weg zu verlegen, gelangte an diesem Tage blos bis Allendorf; nur das Detachement unter Oberst Selchow erreichte Nachts vom 23. zum 24. Ottmannshausen.

In Folge eines directen Befehles aus Berlin, seinen Marsch zu beschleunigen, und auf die Nachricht, dass die Hannoveraner gegen Eisenach vorrückten, setzte GM. Beyer am 24. Morgens mit dem Detachement Selchow den Marsch bis Kreuzburg resp. Herleshausen fort, von wo sodann um Mitternacht der Transport desselben mittelst Eisenbahn nach Eisenach begann. Der Rest der Division Beyer ging erst am 24. Nachmittags in südli

1) Der Wortlaut dieses Übereinkommens war folgender:

„Es besteht bis auf Weiteres Waffenstillstand zwischen den königlich „preussischen und königlich hannoverschen Truppen.

„Der eventuelle Wiederbeginn der Feindseligkeiten wird befohlen werden.

„Gross-Behringen, den 25. Juni 1866.

„Gez. von Alvensleben,

GL. und Grl. - Adj.

Gez. G. Dammers,
Oberst und Grl. - Adj.

cher Richtung weiter vor, da diesen Truppen der grossen Ermüdung halber ursprünglich ein Rasttag zugedacht war.

Mittlerweile hatte man aber von Berlin aus die Aufmerksamkeit des GL. von Falckenstein in directester Weise auf die hannoversche Armee gelenkt und bestimmt anbefohlen, die Truppenmacht bei Gotha nach Kräften zu verstärken.

In Folge dessen erhielt GL. von Manteuffel noch am 24. die Weisung, sogleich 5 Bataillons und 1 Batterie unter GM. Flies mittelst Eisenbahn über Magdeburg und Halle nach Gotha zu entsenden, während GL. von Goeben beauftragt wurde, mit grösster Beschleunigung möglichst viele Truppen nach Eisenach zu dirigiren.

GL. von Goeben setzte daher am 24. Nachmittags den Marsch auf Cassel fort, von wo des Abends und die folgende Nacht GM. Kummer mit 6 Bataillons, 2 Escadrons und 31⁄2 Batterien mittelst Eisenbahn nach Eisenach abgeschickt wurde.

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Die Division Beyer rückte am 25. in der Richtung auf Eisenach weiter vor, bezog aber auf die Nachricht, dass die Hannoveraner zu capituliren Willens seien, bei Treffurt und Kreuzburg Cantonnements; die Brigade Wrangel gelangte an diesem Tage nach Cassel.

Die Aufstellung der preussischen Armee am 25. Abends war daher folgende:

Bei Gotha: GM. Flies mit 13 Bataillons, 3 Escadrons, 4 Batterien, nachdem inzwischen auch 2 Bataillons des früher in Schleswig gestandenen 2. schlesischen Grenadier-Regiments Nr. 11, sowie das 2. und 3. Bataillon des Landwehr-Regiments Nr. 20 und die Ersatz-Escadron des Magdeburger Huszaren - Regiments Nr. 10 dort eingetroffen waren (das Detachement des GM. Flies kam erst am Abende dieses Tages und in der folgenden Nacht daselbst an).

Bei Eisenach: GL. von Goeben mit 12 Bataillons, 4 Escadrons, 4, Batterien.

Bei Kreuzburg und Treffurt: GM. v. Glümer mit 8 Bataillons, 2 Escadrons und 1 Batterie (der Division Beyer).

In Cassel: der Rest der Division Goeben und die Truppen unter GM. Wrangel.

In Göttingen und Minden: u. z. in ersterer Stadt 2 Bataillons, 2 Escadrons, 1 Batterie; in letzterer 4 Bataillons, 6 Escadrons und 2 Batterien, sämmtlich von der Division Manteuffel.

Das preussische Hauptquartier wurde an diesem Tage nach Eisenach verlegt; GL. von Falckenstein traf dort Nachmittags 3 Uhr ein.

Während die Hannoveraner durchaus zu keinem Entschlusse hatten

kommen können, standen ausser der Division Beyer und den Truppen unter Oberst Fabeck nun auch noch Theile der Divisionen Goeben und Manteuffel, welche viele Märsche hinter der hannoverschen Armee gewesen, auf einmal in ihrer Front.

Letztere befand sich nun überlegenen Kräften gegenüber. GL. von Falckenstein verfügte in nächster Nähe über 33 Bataillons, 9 Escadrons und 9, Batterien, um den Hannoveranern entgegen zu treten.

Wie sehr sich die Preussen dieses Verhältnisses bewusst waren, sollte man im hannoverschen Hauptquartier bald erfahren.

Der König entsandte noch am 25. Nachmittags den Oberstlieutenant Rudorff mit seiner Antwort auf die vom GL. von Alvensleben überbrachten Propositionen über Eisenach nach Berlin.

Der hannoversche Officier ward jedoch in Eisenach durch GL. von Falckenstein zurückgewiesen, und Oberstlicutenant Rudorff erfuhr hier, dass der preussische Ober-Befehlshaber, von dem durch GL. v. Alvensleben abgeschlossenen Waffenstillstande nicht unterrichtet, auch nicht in der Lage wäre, denselben anzuerkennen. Man sah sich in Folge dessen im hannoverschen Hauptquartier veranlasst, die unter solchen Umständen in ihrer Stellung vor Eisenach zu sehr exponirte Brigade Bülow bei einbrechender Nacht nach Gross-Behringen zurückzuziehen, und GL. von Arentsschildt machte sich nun gefasst, trotz aller Verständigungsversuche angegriffen zu werden.

Er beschloss, den Angriff der Preussen in einer Stellung bei Gross- und Oster-Behringen zu erwarten, und concentrirte daher am 26. zeitlich Morgens sämmtliche Brigaden mit Ausnahme der Brigade Knesebeck auf diesem Punkte. Letztere, in ihrer Stellung bei Henningsleben, erhielt Befehl, dieselbe zu behaupten, eventuell den Rückzug der Armee über Langensalza zu decken.

Doch schon um 5 Uhr Morgens überbrachte ein preussischer Parlamentár die Nachricht, dass GL. von Falckenstein den ihm nunmehr von Berlin aus officiell notificirten Waffenstillstand respectiren werde, worauf die Hannoveraner in ziemlich ausgedehnte Cantonnements um Langensalza abrückten.

Die Brigaden Bülow und Knesebeck, so wie die Reserve-Artillerie nahmen um Mittag die ihnen angewiesenen Cantonnements ein; das Hauptquartier kehrte nach Langensalza zurück. Die Brigade de Vaux aber ward auf ihrem Marsche nach Langensalza bei Henningsleben durch die von feindlicher Seite ihr zugehende Anzeige überrascht, dass man in einer halben Stunde angreifen werde.

Auch Abtheilungen der Brigade Bothmer stiessen auf preussische Cavallerie, welche ihnen feindlich gegenüber trat. Oberst de Vaux nahm daher bei Henningsleben Stellung, zog die zunächst befindlichen Abtheilungen der Brigade Bothmer an sich und erwartete hier die weiteren Befehle aus dem Hauptquartier.

Während die Hannoveraner nach deren Angabe glaubten, der ,,bis auf Weiteres" abgeschlossene Waffenstillstand müsste bis zu einer förmlichen Kündigung währen, nahm man in Berlin und bei der preussischen Armee an, der Waffenstillstand ende am 26. 10 Uhr Vormittags, bis wohin das Eintreffen der definitiven Antwort des Königs von Hannover angekündigt worden war. Dabei hatte jedoch GL. von Falckenstein den Überbringer dieser Antwort am 25. von Eisenach nicht weiter reisen lassen, und als am 26. Vormittags Oberstlieutenant Rudorff es versuchte, zu gleichem Zwecke über Gotha nach Berlin zu gelangen, verweigerte auch der mittlerweile in Gotha eingetroffene und dort befehligende preussische GM. Flies demselben die Weiterfahrt.

GM. Flies erklärte den Waffenstillstand schon seit 10 Uhr für abgelaufen, gab an, den Befehl zum Vorrücken erhalten zu haben, und wollte sich höchstens zu einer 2stündigen Verzögerung seines Vormarsches bequemen. Oberstlieutenant Rudorff kehrte mit dieser Nachricht sogleich in das hannoversche Hauptquartier zurück, wo nun GL. v. Arentsschildt, dem Angriffe des Gegners jeden Augenblick entgegensehend, zur Abwehr desselben folgende Disposition erliess:

,,Die preussischen Truppen sind im Anmarsch; es soll ihnen Widerstand ,,geleistet werden; eine jede Brigade hat sich fechtend in der Richtung auf ,,Sondershausen zurückzuziehen.

„Brigade de Vaux concentrirt sich südlich Langensalza;
,,Brigade Bülow in der Gegend von Schönstädt;

,,die Reserve-Artillerie wird der Brigade Bülow zugetheilt;

,,die Brigade Both mer sucht die Brigade de Vaux möglichst zu un,,terstützen und hält Gräfen-Tonna;

,,die Brigade Knesebeck und die Reserve-Cavallerie concentriren ,,sich zwischen Sundhausen und Thamsbrück an der Chaussée nach Sonders,,hausen zur Deckung des Rückzuges.

Rückzugslinie:

,,für die Brigade de Vaux: Langensalza, Merxleben;

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Bothmer: über Nägelstedt auf Klettstädt;
Bülow: Schönstädt auf Thamsbrück.

Eine reitende Batterie vereinigt sich möglichst bald mit der Reserve

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