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begriffenen Colonnen expedirt werden, und so concentrirte GM. Glümer, im Sinne eines früher erhaltenen Auftrages, seine Brigade bei Witzenhausen, während die dem GM. Schachtmeyer unterstehenden Abtheilungen gegen Dransfeld rückten. Oberst Selchow, welcher, abgesehen von 2 Bataillons, die als Besatzung zurückblieben, mit dem Reste der Division von Cassel nach Münden abmarschirt war, erhielt auf halbem Wege den Befehl, umzukehren und die Richtung auf Eisenach zu nehmen, worauf dessen Truppen bei Bettenhausen (südlich Cassel) die Nacht über biwakirten.

Oberst Selchow setzte am 23. den Marsch von Bettenhausen auf Eisenach fort und gelangte an diesem Tage bis Eschwege-Reichensachsen. GM. Glümer brach in der Richtung nach Göttingen auf, hoffend, die Hannoveraner noch daselbst anzutreffen. Bei Friedland jedoch erhielt er bereits Befehl. umzukehren und nach Witzenhausen zu rücken.

Die Truppen unter GM. Schachtmeyer gelangten am 23. nach Hohengandern.

Wie von der Brigade Wrangel, wurde auf die Nachricht von dem Rückzuge der Hannoveraner gegen Heiligenstadt auch von der Division Beyer an diesem Tage ein Detachement unter Oberstlieutenant Henning dahin entsendet, welches die Nacht über im Verein mit den Truppen unter GM. Schachtmeyer bei Hohengandern lagerte und am 24. in seine Cantonnements am rechten Werra-Ufer zurückkehrte.

Diese Kreuz- und Quermärsche waren die Folge der verschiedenen Gerüchte, welche über die Operationen der Hannoveraner im preussischen Hauptquartier eintrafen; erst am 23. nahm die ganze Division Beyer die Richtung auf Eisenach.

Die Veranlassung hiezu war ein an diesem Tage von Berlin eingetroffener Befehl, schleunigst Truppen aus Cassel nach Eisenach zu werfen, was aber nicht mit der gewünschten Schnelligkeit effectuirt werden konnte, da an der Herstellung der früher zerstörten Bahn noch gearbeitet wurde.

Doch waren schon am 21. in Folge einer Weisung aus Berlin: 2 Bataillons des 3. Brandenburgischen Landwehr-Regiments Nr. 20 und die ErsatzEscadron des Magdeburger Huszaren-Regiments Nr. 10 unter GM. v. Seckendorf mittelst Eisenbahn von Magdeburg bis Nordhausen befördert und denselben Abend bis Bleicherode vorgeschoben worden.

Aus gleicher Veranlassung gingen noch am selben Tage folgende Abtheilungen von Erfurt nach Eisenach ab:

Das Besatzungs-Bataillon (Aschersleben) des 2. Magdeburgischen Landwehr-Regiments Nr. 27;

das Besatzungs - Bataillon (Torgau) des 2. Thüring. Landwehr-Regiments Nr. 32;

das Besatzungs-Bataillon (Naumburg) desselben Regiments, eine Besatzungs-Escadron des Thüringer Huszaren-Regiments Nr. 12 und eine Ausfall-Batterie des Magdeburger Festungs-Artillerie-Regiments Nr. 4 (2 6pfünd. Kanonen und 2 7pfünd. Haubitzen), denen am 22. die LandwehrbesatzungsEscadron des westphälischen Dragoner-Regiments Nr. 7, und am 23. noch das Ersatz-Bataillon des 3. thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 71, sowie, von Dresden kommend, 2 reitende Batterien des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 7 nach Gotha folgten.

Alle diese Truppen wurden dem Obersten Fabeck, Commandanten des Coburg-Gothaschen Regiments - 2 noch in der Formation begriffene Bataillons unterstellt.

Die letzteren beiden Bataillons waren in Folge telegraphischen Befehls aus Berlin am 21. Abends nach Eisenach abgerückt, um den Hannoveranern hier den Weg zu verstellen, kehrten aber Morgens des 23., als man den Vormarsch der Letzteren gegen Gotha befürchtete, mit dem Detachement des Obersten Fabeck auf der Eisenbahn nach dieser Stadt zurück; dafür traf noch am selben Tage Abends das 4. preussische Garde-Regiment (2 Bataillons) mittelst Eisenbahn von Berlin in Eisenach ein.

Doch alle hier angelangten feindlichen Kräfte waren noch nicht stark genug, um der hannoverschen Armee das Durchbrechen nach dem Süden zu verwehren, wenn sich diese nur ohne weiteren Zeitverlust am 24., sei es auf Gotha oder Eisenach, in Bewegung setzte.

Das Hauptquartier hatte auch beschlossen, am nächsten Tage gegen Gotha, und als nach einer eingetroffenen Meldung Eisenach nur sehr schwach besetzt schien, nach letzterem Punkte zu marschiren.

Doch verdarb das Eingehen in Pourparlers mit Emissären, die von feindlicher Seite mit eben nicht sehr ehrenvollen Anträgen kamen, neuerdings die Ausführung dieses Beschlusses.

Noch am 23. Vormittag erschien der preussische, dem Gotha'schen Contingent zugetheilte Hauptmann v. Zielberg als Parlamentär im hannoverschen Hauptquartier, angeblich vom Obersten Fabeck und im Auftrage des preussischen Generalstabs-Chefs, GL. Moltke abgeschickt, um die hannoversche Armee, da dieselbe von allen Seiten umstellt wäre, zur Waffenstreckung aufzufordern 1).

Dieser Parlamentär konnte sich nicht gehörig legitimiren, und wurde desshalb im hannoverschen Hauptquartier zurückbehalten. Um jedoch nicht

1) Am 23. stand die Division Goeben bei Göttingen, die Division Manteuffel bei Nordheim, während die Division Beyer sich auf dem Marsche nach Eisenach befand; Eisenach und Gotha waren nur schwach besetzt. Eine solche Umstellung war wohl noch nicht gefährlich.

jede Verhandlung sofort abzuschneiden, entsandte der König von Hannover den Major Jacobi seines Stabes mit dem Auftrage nach Gotha, sich von dort. aus durch Vermittlung des Herzogs Ernst von Coburg mit der preussischen Regierung zu verständigen.

Major Jacobi stellte nun von Gotha aus telegraphisch an GL. von Moltke das Verlangen, dass der hannoverschen Armee ein Weg nach dem Süden geöffnet werde, wo dieselbe längere Zeit den Feindseligkeiten ferne bleiben würde.

Nach Langensalza zurückgekehrt meldete Major Jacobi, dass Gotha bereits von bedeutenden Kräften besetzt, und dass gerüchtweise auch die Division Goeben aus Hannover mittelst Eisenbahn daselbst eingetroffen sei.

Es schien nun im hannoverschen Hauptquartier unter solchen Umständen der Weitermarsch der Armee sehr precär, und da man auch noch auf einen günstigen Ausgang der mit Berlin begonnenen Unterhandlungen hoffte, so ward die über Eisenach für den nächsten Tag beabsichtigte Vorrückung sistirt.

Oberstlieutenant Rudorff des Generalstabes, welcher die Bewegungen der Brigade Bülow gegen Eisenach hätte leiten sollen, war jedoch trotz des inzwischen eingetroffenen Gegenbefehls mit 1 Escadron dahin abgegangen und forderte um 9 Uhr Morgens den Commandanten Eisenach's, den preussischen Obersten von Osten-Sacken, der hier nur über 2 Bataillons des 4. Garde-Regiments verfügte, zur freiwilligen Räumung der Stadt bis 3 Uhr Nachmittags auf, was jedoch dieser ablehnte.

Das westlich von Stockhausen befindliche enge Defilé ward durch die hannoversche Escadron besetzt.

Auch Oberst Bülow, welcher mit dem Gros seiner Brigade (4 Bataillons, 2 Escadrons, 8 Geschütze), der erhaltenen Weisung entgegen, die Operation gegen Eisenach fortgesetzt hatte, blieb bei Gross-Luppnitz stehen und erwartete hier vom Ober-Commando die weiteren Befehle zum Angriffe, während Oberstlt. Knipping mit 1 Bataillon, 1 Escadron, 2 Geschützen und einer Pionnier-Abtheilung, denen später die Reserve-Cavallerie nachgesandt wurde, nach Mechterstedt marschirte, um dort die Eisenbahn zu zerstören und allenfalls aus Gotha kommende feindliche Truppen aufzuhalten.

Aus der Meldung des Oberstlicutenants Rudorff, der um 10 Uhr im Hauptquartier eintraf, ersah der König, dass die Angaben des Majors Jacobi über die Stärkeverhältnisse der Preussen, auf welche hin der Marsch der Armee eingestellt worden, irrig waren, und ordnete daher, da es schien, dass der Feind nur Zeit zu gewinnen trachte, den sofortigen Abbruch aller Verhandlungen, wie den unverzüglichen Vormarsch der Armee gegen Eisenach wieder an. (11 Uhr Vormittags.)

Oberst Bülow erhielt die Weisung: „bis Stockhausen vorzurücken,

„um 3 Uhr Nachmittags durch einen Parlamentär nochmals die Räumung von „Eisenach zu fordern und nach einer halben Stunde Bedenkzeit zum Angriff „zu schreiten."

Weiters lautete die Disposition wie folgt:

2

Die Brigade de Vaux in Langensalza bricht 1, Uhr Nachmittags ,,auf, marschirt über Reichenbach und Gross-Behringen nach Eisenach, 2 Ba,, taillons auf Wagen so rasch als möglich voraussendend').

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Die Brigaden Bothmer in Gross-Gottern bricht 5 Uhr Nachmittags auf, marschirt über Langensalza und Reichenbach bis Gross-Behringen. Das „Garde-Huszaren-Regiment wird zur Brigade Knesebeck detachirt.

„Die Brigaden Bothmer und Knesebeck werden je durch eine Bat,,terie der Reserve-Artillerie verstärkt.

,,Munitions-Colonne und Artillerie-Depôt parkiren Abends 8 Uhr vor ,,dem südlichen Ausgange von Langensalza.

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,Demnächst folgen diese und der Armee-Train baldthunlichst auf dem Wege nach Eisenach.

„Die Brigade Knesebeck in Langensalza, verstärkt durch das GardeHuszaren - Regiment und 1 Batterie, bricht um 5 Uhr auf und nimmt eine „Stellung bei Henningsleben und Grumbach gegen Gotha, die Vortruppen ,,möglichst weit vorschiebend.

„Nach erfolgter Einnahme von Eisenach bricht diese Brigade am näch,,sten Morgen 5 Uhr aus ihrer Stellung auf, um der übrigen Armee zu folgen. ,,Bis dahin dienen ihr die Brigade Bothmer und die Reserve-Cavallerie für „den Fall eines überlegenen Angriffes aus der Richtung von Gotha zur Un,,terstützung und Aufnahme."

Der General-Adjutant Oberst Dammers, welcher am 24. Morgens mit Major Jacobi zur Fortsetzung der Unterhandlungen nach Gotha abgeschickt worden war, traf Nachmittags 2 Uhr im hannoverschen Hauptquartier wieder ein, wo er den Abbruch der Verhandlungen meldete.

Im Laufe desselben Tages kam dem Könige durch Vermittlung des Herzogs von Gotha ein Telegramm des Grafen Bismarck zu, laut welchem den hannoverschen Truppen freier Abzug nach dem Süden gegen die Verpflichtung gewährt werden sollte, während eines Jahres nicht gegen Preussen zu fechten, und unter dem Vorbehalte, dass hannoverscherseits Garantien gegeben würden, zu deren näheren Präcisirung der General-Adjutant des Königs von Preussen, GL. von Alvensleben, unter Einem nach Eisenach abgehe.

1) Da die dazu erforderliche Zahl von Wagen nicht herbeizuschaffen war, So wurden nur die Tornister sämmtlicher Bataillons nachgeführt.

König Georg erwiderte diese Mittheilung mit folgendem Schreiben an den Herzog von Coburg:

,,Durchlauchtigster Fürst! Freund williger Vetter!"

„Euer Hoheit haben Mir soeben ein Telegramm des preussischen Mi„nister-Präsidenten Grafen von Bismarck durch meinen Rittmeister v. d. Wense zugesendet, nach welchem Seine Majestät der König von Preussen „den durch Meinen General-Adjutanten überbrachten, durch Meinen Major von Jacobi präcisirten Vorschlag über den Durchzug Meiner Armee durch. die Thüringschen Bundesstaaten genehmigt, jedoch dabei die Bedingung „stellt, dass für die Nichttheilnahme Meiner Armee an den Feindseligkeiten, während der Dauer eines Jahres Garantien gegeben werden sollen.

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„Euer Hoheit werden ermessen, dass Ich eine solche Bedingung nicht „einzugehen vermag und von den Verhandlungen darüber eine Verzögerung ,,der militärischen Operationen nicht abhängig machen kann. Die letzteren ,,haben bereits dadurch erheblichen Nachtheil erlitten, dass Euer Hoheit Mir „gestern Morgens einen nicht völlig legitimirten Parlamentär, Ihren Haupt„mann von Zielberg, zusendeten, und Ich kann keine erneute Verzögerung ,,der Operationen zulassen, muss daher auch Euer Hoheit bitten, Mir sofort. „Meinen Major von Jacobi zurückzusenden.

,,Dagegen bin Ich aber gern erbötig, mit dem Mir von Seiner Majestät „dem König von Preussen zugesendeten General-Adjutanten von Alvensleben Verhandlungen eintreten zu lassen, um allem Blutvergiessen und der ,,Bedrückung der Einwohner möglichst vorzubeugen.

Mit vollkommenster Hochachtung verbleibe Ich Euer Hoheit

Langensalza, den 24. Juni 1866.“

,,freundwilliger Vetter
„gez. Georg, Rex."

Die hannoversche Armee hatte sich indessen, sobald ihr die Disposition zugekommen war, in Marsch gesetzt. Die Avantgarde-Brigade Bülow ging sogleich gegen Eisenach vor. Oberstlieutenant Knipping bemächtigte sich Mechterstedts, zerstörte Eisenbahn und Telegraphen und war hierauf eben in einem vortheilhaften Tirailleurgefechte mit preussischer Infanterie begriffen, als ihm ein Telegramm von Major Jacobi aus Gotha des Inhaltes zukam: ,,Feindseligkeiten wären zu vermeiden, da die in den ,,Verhandlungen von Hannover gestellten Bedingungen preussischerseits Annahme gefunden hätten."

Die Feindseligkeiten wurden nun in Folge dessen sowohl bei Mechterstedt als bei Eisenach wieder eingestellt, und Oberst Bülow schloss gegen 7 Uhr Abends, um seine Truppen die folgende Nacht nicht unnützer Weise zu ermüden, auf dieses Telegramm hin, ohne Vorwissen des Ober-Befehlshabers,

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