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Die Stellung bei Neisse (16-17 Meilen von Olmütz) hinter dem gleichnamigen Fluss, Front nach Süd, schien dem GM. Krisma nié in beiden Beziehungen günstiger; der Angriffsmarsch über Würbenthal und Neustadt schwierig, und die Natur der Stellung sehr stark.

Der Angriff gegen Frankenstein (22-23 Meilen, 11-12 Märsche von Olmütz) über Weidenau und Jauernig schien gleichfalls mit grossen Schwierigkeiten verbunden.

Um bis Schweidnitz zu gelangen, hätte die österreichische Armee auf der früheren Linie bei 30 Meilen in schwierigem Terrain und mit geringer Aussicht auf bedeutende strategische Erfolge zurückzulegen. Es schien daher dem GM. Krismanić viel vortheilhafter, für diesen Fall die Armee früher nach Böhmen in die Gegend bei Josephstadt zu versetzen, was binnen 10 Tagen geschehen könne, und dann mit der Hauptkraft über Trautenau nach dem von hier 10 Meilen entfernten Schweidnitz vorzugehen.

GM. Krismanić setzte dann die Stellung der preussischen Armee im Dreieck Schweidnitz-Freiberg-Striegau voraus und hielt dort die Front gegen Süd oder Südwest strategisch für sehr gefährlich.

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Stellte sich endlich die preussische Armee bei Görlitz und Lauban auf (7 Meilen von Reichenberg), so müsste die österreichische Armee entweder ,,schon vom Hause aus, wenn dies nämlich möglich wäre, in Böhmen gesam„melt, oder aber, wie früher angegeben worden, von Olmütz dahin versetzt „werden; nur wäre sie in diesem Falle zwischen der Iser und der Strasse ,,Böhmisch Leipa-Melnik zu concentriren.“.

Der Hauptangriff wäre in diesem Falle über Zittau gegen den preussischen rechten Flügel zu richten.

Wie aus all' dem Vorigen hervorgeht, drehten sich alle Gedanken des Verfassers nur zunächst um Operationen, die sich direct auf den Platz Olmütz bezogen.

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Nur nebenher und wie ausnahmsweise bespricht GM. Krismanić auch den Fall, dass die ersten Haupt-Operationen in Böhmen erfolgen könnten. Über diesen wichtigen Punkt, den der Verfasser des Kriegsplanes doch nothwendig auch, und mit mehr Sorge als es hier geschehen, in's Auge zu fassen hatte, spricht sich die Denkschrift schliesslich wörtlich, wie folgt, aus: Es ward früher hervorgehoben, dass es das Hauptaugenmerk der preussischen Armee bleiben müsse, den etwa gewonnenen Zeitvorsprung zu „benützen, um so rasch als möglich vor Olmütz zu erscheinen und die Samm,,lung der österreichischen Armee bei diesem Punkte zu verhindern. Diese „Aufgabe ist so wichtig und durch die Natur der Verhältnisse so klar yorgezeichnet, dass an ihrer Verfolgung seitens der preussischen Heeresführung ,,nicht gezweifelt werden kann.

„Ist aber der den Preussen gegönnte Zeitvorsprung ein sehr bedeuten,,der, so ist es immerhin möglich, dass sie den Umweg über Böhmen nehmen "werden, jedoch nur zu dem Zwecke, um dieses Land in der Richtung gegen „Olmütz zu durchziehen; allein es ist durchaus unwahrscheinlich, dass sie, ,,ohne sich um Olmütz zu kümmern, in Böhmen verweilen und dort eine Stel„lung nehmen werden, um in dieser den Angriff der österreichischen Armee „zu erwarten.

„Um sich der Hilfsquellen dieses reichen Landes zu bemächtigen und „dasselbe auszubeuten, dazu bedarf es durchaus nicht der ganzen preussi„schen Armee; ein nach Umständen verstärktes Armee-Corps ist dieser Auf"gabe vollkommen gewachsen.

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„Angenommen aber, dass die preussische Heeresführung zu diesem Entschlusse gelange, so wird sie die bei Görlitz und Landshut gesammelten „Armeetheile auf der Strasse über Reichenberg und Trautenau vorrücken „lassen.

,,Von einem ausgiebigen Widerstande des 1. Armee-Corps kann um so „weniger die Rede sein, als dieser mit dem unserseits angenommenen allge„meinen Kriegsplane nicht im Einklange stände. Dieses Corps wird sich somit ,,darauf beschränken, die 3 Festungen mit hinreichenden Besatzungen zu ver„sehen, die etwa aufgehäuften Verpflegsvorräthe fortzuschaffen, und dann ,,trachten, den Rückzug nach den erhaltenen Weisungen mit dem möglich "geringsten Verluste anzutreten."

„Die preussische Armee aber wird sich auf dem rechten Ufer der Elbe ,,ausbreiten, gegen Prag detachiren, um sich in den Besitz der Reichthümer ,,dieser Stadt zu setzen, und ohne Zögern zu der Belagerung der Festungen ,,Josephstadt und Königgrätz schreiten, während Theresienstadt in diesem ersten Stadium nicht ernstlich bedroht werden dürfte.

"

Nichts

concentrirt, um

Mittlerweile hat sich die österreichische Armee bei Olmütz ,,hindert uns, dies in dem gegebenen Falle anzunehmen „den Gegner in seiner Stellung an der oberen Elbe anzugreifen, zu welchem ,,Ende jene Armee gegen Chrudim sich in Bewegung setzen wird.

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Diese Bewegung, bei welcher als nördlichste Linie die Strasse Olmütz,,Zwittau zu dienen hätte, würde 10 bis 11 Tage in Anspruch nehmen und ,,muss dergestalt geregelt werden, dass die Armee in jedem Momente in ,,Schlacht-Ordnung aufzumarschiren im Stande sei.

„Die Gegend südlich von Chrudim kann ungefähr als das nächste End„ziel dieser Bewegung bezeichnet werden, woselbst die Armee für den ,,ferneren Angriff die nothwendige Form erhalten und annehmen wird. Wird die Elbe zwischen Pardubitz und Přelauč vom Gegner ver„theidigt, so muss diese Linie selbstverständlich zuerst genommen, und bevor

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„man weiter geht, müssen auf dieser Strecke so viel Übergänge, als Materiale „vorhanden ist, hergerichtet werden. Im weiteren Verlaufe des Zusammen,,stosses kommt es darauf an, ob die beiden Festungen noch in unseren ,,Händen, oder bereits gefallen sind.

,,Ist ersteres der Fall, dann muss die Hauptkraft auf dem rechten „Flügel verwendet werden, um so rasch als möglich die Verbindung mit ,,ihnen herzustellen. Sind sie aber im Besitz des Feindes, dann hat die entgegengesetzte Verwendung der Hauptkraft einzutreten.

„Die Verwendung der Hauptkraft auf dem linken Flügel hat aber auch ,,bei der Verfolgung nach einem Siege, und zwar um so mehr zu geschehen, „als es nur auf diese Weise gelingen kann, die preussische Armee von ihren „Rückzugslinien über Trautenau und Reichenberg abzudrängen und sie in die „unwirthbaren Defiléen des Glatz'schen zu werfen.

,,Im Falle einer Niederlage ist der Rückzug der österreichischen Armee „nicht gefährdet; denn er kann über Iglau oder Brünn gegen Wien, oder „über Policzka und Lettowitz auch gegen Olmütz ausgeführt werden.

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Man hört wohl auch die Ansicht aussprechen, dass die Preussen den „ihnen gelassenen Zeitvorsprung, besonders wenn derselbe bedeutend ist, „dazu benützen werden, um im Momente der Kriegserklärung gegen Öster,,reich mit den bereits mobilisirten Truppen Sachsen zu überfallen, sich ,,dieses Landes zu bemächtigen, die kleine sächsische Armee wo möglich zu „vernichten und dadurch der etwa vorhandenen Velleität dieser Regierung, ,,sich Österreich anzuschliessen, zuvorzukommen.

„Um einen Vorwand zur Kriegserklärung gegen Sachsen dürfte die "preussische Diplomatie kaum in Verlegenheit sein.

„Nach der Eroberung von Sachsen würde die mittlerweile vollständig ,,mobilisirte preussische Armee ihre Operationen gegen Prag fortsetzen, sich ,,auch dieses Punktes bemächtigen und dadurch den etwa beabsichtigten ,,Anschluss Süd-Deutschlands an Österreich wesentlich erschweren, wenn ,,nicht unmöglich machen.

„Gestützt auf die durch Festungen beherrschte Vertheidigungs-Linie „der Elbe, welche noch, durch Umgestaltung der so günstig gelegenen Stadt „Dresden in einen Manövrirpunkt, verstärkt werden könnte, so wie im Be„sitze der Stadt Prag und eines Theiles von Böhmen, würde die preussische ,,Armee den Angriff ihres Gegners in aller Ruhe abwarten können.

„Solche Erfolge gleich im Beginne des Feldzuges würden, abgesehen „von den damit verbundenen materiellen Vortheilen, nicht verfehlen, auch in moralischer Beziehung erhebend auf die eigene Armee zu wirken, und in„dem sie deren Selbstgefühl auf das Höchste steigern, würden sie gleich

,,zeitig den lähmenden Einfluss auf alle Gegner Preussens, die offenen sowohl ,,wie die verkappten, üben.

„Es soll durchaus nicht in Abrede gestellt werden, dass auch dieser „Fall, sowie noch mancher andere, zu den möglichen gehört; wer die Initiative besitzt, der gibt eben das Gesetz; darüber lässt sich nun einmal nicht ,rechten, und der Vertheidigung, sei sie nun eine freiwillige oder aufge„drungene, bleibt nichts Anderes übrig, als auch solche Annahmen, so wie „die Mittel, ihnen zu begegnen, in den Kreis ihrer Erwägungen zu ziehen. Die österreichische Armee wird somit auch in diesem Falle, sobald ,,sie gesammelt ist, ihre Vorrückung beginnen und die Entscheidung durch „die Schlacht suchen müssen."

Am Schlusse beschäftigte sich endlich die Denkschrift mit der Frage der Herrichtung des Kriegs-Schauplatzes, und sprach sich im Allgemeinen dahin aus, dass mit Ausnahme der als nothwendig erkannten Ergänzungen und Vervollständigungen der böhmischen und anderen Festungen, dann des Donau-Brückenkopfes bei Floridsdorf zunächst Wien, dessen Erbauung bereits angeordnet war, wegen der im Allgemeinen untergeordneten Bedeutung der Wasserlinien Böhmens und Mährens keinerlei besondere fortificatorische Herrichtungen nothwendig seien, und dass, falls die Armee doch in die Lage käme, eine dieser Linien vertheidigen zu müssen, derselben durch die Arbeitskräfte der Armee binnen wenigen Tagen eine gesteigerte Haltbarkeit gegeben werden könnte.

Eine passagère Befestigung Prag's als verschanztes Lager verwarf GM. von Krismanič, da die Armee dort nach einer erlittenen Niederlage Gefahr liefe, die Verbindungen mit Wien und dem grösseren Theile der Monarchie zu verlieren.

GM. Krismanič sprach sich endlich noch für die Ausrüstung der Armee mit einem Belagerungsparke für den, wenn auch nicht wahrscheinlichen Fall, einen preussischen Platz belagern zu müssen, aus.

Dies war der wesentliche Inhalt des Operationsplanes für die k. k. Nord-Armee, der in seinen Hauptgrundzügen thatsächlich bis zum Zusammenstosse mit dem Feinde in Ausführung kam.

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Es ist in demselben nirgends einer möglichen oder zu erstrebenden Cooperation mit den süd- und westdeutschen Verbündeten Erwähnung gethan. Der Haupt-Charakter des Krieges war nach diesem Plane in die Defensive mit dem Entscheidungsschlage bei Olmütz, der dort mit gesammter Kraft gegen die gesammte Kraft des Feindes geführt werden sollte, gelegt.

Ganz nach den hier aufgestellten Grundzügen erfolgte der erste strategische Aufmarsch der Armee.

Wir geben nun diesen Aufmarsch im Folgenden.

Die Entwürfe zum Transporte der Truppen der Nord-Armee nach Mähren waren schon am 11. Mai vom k. k. Kriegs-Ministerium den LandesGeneral-Commanden bekannt gegeben worden, wornach diese letzteren die sie betreffenden Vorbereitungen (Versammlungs-Märsche der einzelnen Abtheilungen, Heranziehen der Truppen an die Eisenbahnen etc.) anzuordnen hatten.

Die Massen-Bewegung der Infanterie sollte mit 20. Mai beginnen; zur Leitung der Eisenbahn-Militär-Transporte während derselben wurden in Prag, Brünn, Prerau, Pesth und Wien Linien - Commissionen activirt. Etappen-Commanden waren weiters aufgestellt: in Lundenburg, Brünn, Olmütz, Prerau, Ostrau, Böhmisch-Trübau, Pardubitz, Prag, Kralup, Reichenberg, Jungbunzlau, Theresienstadt, Josephstadt, dann in Gänserndorf, Neuhäusel, Miskolcz, Czegléd, Szegedin, Uj-Szöny und Steinamanger 1).

Zur unbehinderten Beförderung von kleineren Transporten waren den betreffenden Landes-General-Commanden auf den Linien Wien-Brünn, Böhmisch Trübau-Olmütz, Wien-Prerau, Olmütz-Wien, Prerau-Krakau, und Pesth-Gänserndorf täglich 1, Züge zur Verfügung gestellt.

Die Cavallerie sollte den Marsch nach Mähren stationatim hinterlegen: zu diesem Zwecke war schon am 5. Mai die Heranziehung der CürassierRegimenter Nr. 10 und 12, der Uhlanen-Regimenter Nr. 7 und 11 nach Pesth angeordnet worden. Weiters wurde am 8. Mai der Befehl ertheilt, alle in Ungarn befindlichen Cavallerie - Regimenter, respective die 3 ReserveCavallerie-Divisionen, sofort in Marsch zu setzen, und zwar die I. ReserveCavallerie-Division nach Prossnitz, die II. nach Kremsier, die III. nach Wischau.

Anfangs Mai wurden auch die geeigneten Dispositionen getroffen, um der Armee die ungestörte Benützung der Eisenbahn während ihres SammelMarsches zu sichern und die Grenze gegen Preussen der nothwendigen Beobachtung zu unterziehen.

In dieser Absicht wurden zur Sicherung der EisenbahnStrecke Hohenstadt-Böhmisch Trübau die Brigaden Henriquez und Thom des II. Armee-Corps, zur Deckung der EisenbahnStrecke Ostrau-Oświęcim die Brigaden Erzherzog Joseph und Poeckh des IV. Armee-Corps bestimmt.

Die Bewachung der Eisenbahn zwischen Oświęcim und der russischen Grenze war der Garnison der Festung Krakau übertragen.

1) Das Etappen - Commando zu B.-Trübau hatte eine Kochabtheilung und Kochgeschirre für 2000 Mann.

Nach Theresienstadt, Jungbunzlau und Josephstadt wurden Neuberg'sche Kochgeschirre zum Abkochen für 1000 Mann gesandt.

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