Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Aus dieser Aufstellung hätte sich dann die Armee nach jener Seite hin zu concentriren gehabt, auf welcher der Anmarsch des Feindes erfolgte. Über die eigentlichen Operationen erging sich nun das Mémoire in den folgenden Betrachtungen:

Es erwähnte, dass fast parallel mit der österreichischen Eisenbahn Prerau-Prag auf preussischem Gebiete eine Eisenbahn liefe, auf welcher in der Strecke Görlitz-Kosel die einzelnen preussischen Armee-Theile gesammelt werden konnten.

Auf den Linien, die aus dem Innern der preussischen Monarchie in der Nähe von Görlitz und bei Breslau in die vorerwähnte Eisenbahn mündeten, konnten die einzelnen Armeetheile rasch in ihre Aufstellung gebracht werden. Es waren aus ihr auch einzelne Zweige bis nahe an die österreichische Grenze vorgetrieben, so einer von Görlitz gegen Hirschberg, zwei andere Zweige von Liegnitz und Breslau gegen Königszelt und von hier einerseits in südöstlicher Richtung gegen Frankenstein und anderseits in südwestlicher Richtung gegen Waldenburg, endlich der Zweig von Brieg nach Neisse.

Die Denkschrift hielt den mittleren, zwischen Neisse und Hirschberg gelegenen Theil der Grenze für den ,,weitaus wichtigsten, sowohl für die Offen,,sive, welche, wenn man blos die kürzeste Linie im Auge behält, von Neisse ,,gegen Olmütz gehen müsste, als auch für die Defensive, bei welcher die ,,preussische, in diesem Raume versammelte Armee das Mittel behielte, jeder ,,offensiven Bewegung des Gegners sich rechtzeitig vorzulegen."

,,Da aber," sagt die Denkschrift,,,mit der Sammlung der Hauptkraft auf ,,einem Punkte gleichsam auch die weiteren Absichten enthüllt werden, so ,,darf man mit Recht voraussetzen, dass die preussische Heeresführung die ,Armee nicht früher als einige Tage, bevor sie wirklich losschlägt, concentriren, bis dahin aber versuchen wird, durch eine grössere Ausdehnung ihren Gegner ,,in Ungewissheit über ihre eigentlichen Absichten zu erhalten.

,,Eine Offensive aus Ober-Schlesien nach Mähren ist, obschon sie die ,,kürzeste Richtung nach den wahrscheinlichen Angriffsobjecten Olmütz und ,,Wien bezeichnet, unleugbar mit grossen Schwierigkeiten verbunden, ,,welche zum Theile in der Natur des dortigen Terrains, zum Theile darin ,,liegen, dass die Offensive durch den grossen Waffenplatz Olmütz bald zum ,,Stillstande gelangen muss.

,,Die Scheu vor diesen Schwierigkeiten kann demnach die preussische ,,Heeresführung bestimmen, die Offensive aus der Sammelstellung von Görlitz ,,zu beginnen, obgleich damit im Hinblick auf die genannten Operationsobjecte ,,ein nicht unbedeutender Umweg verbunden ist. Ein weiteres Motiv zur Wahl ,,des zuletzt genannten Ausgangspunktes kann auch die Betrachtung bieten, ,,dass die preussische Armee in dieser Richtung nicht so leicht Gefahr laufe.

,,im Falle eines Missgeschickes ihre Verbindung mit Berlin zu verlieren, als ,,dies nach einer Niederlage in Ober-Schlesien der Fall sein könnte.“

Die Denkschrift ging nun auf die verschiedenen Angriffsfälle des Gegners näher ein und kam zu folgenden Schlüssen:

1. Im Falle, als die preussische Armee schon an der Grenze aufgestellt wäre, wenn die österreichische Armee ihre Stellung bei Olmütz noch nicht völlig bezogen hätte, würde die erstere, sehr bald mit einem bedeutenden Theile auf Olmütz marschiren.

In diesem Falle würde die Concentrirung der österreichischen Armee bei Olmütz problematisch, und es bliebe dieser nur die Sammlung hinter der March, etwa zwischen Ungarisch - Hradisch und Holics oder näher der Marchmündung, bei Pressburg, oder endlich hinter der Donau bei Wien möglich; die Heranziehung des 1. Armee-Corps wäre hierbei mit grossen Schwierigkeiten verbunden.

Um in diesem ungünstigen Falle, der an Bedenklichkeit gewänne, je grösser der dem Gegner eingeräumte Zeitvorsprung wäre, das Möglichste zu thun, ist vor Allem Olmütz und die dahin führende Eisenbahn zu sichern, und sind alle im ersten Augenblicke disponiblen Truppen, nach Abschlag jener, welche die Bahndeckung zwischen Grulich und Oderberg zu übernehmen haben, ohne Rücksicht auf den Corps-Verband nach Ölmütz zu werfen.,,Gelingt ,,uns dies," sagt die Denkschrift,,,und bleibt Olmütz sowie die dahin führende „Eisenbahn in unseren Händen, dann kann die Armee successive dort gesam,,melt werden, um entweder, sobald die Sammlung beendet, aus dem ver,,schanzten Lager von Olmütz offensive vorzubrechen, oder aber den Angriff ,,des Gegners dort zu erwarten.

,,Die preussische Armee aber muss ihrerseits trachten, Olmütz, wohin ,,sie von Neisse und Glatz nur 6-7 Märsche hat, sobald als möglich zu er,,reichen, um ihrem Gegner diesen für seine Sammlung so wichtigen Stütz,,punkt zu nehmen.

„Hal sie diesen Zweck erreicht, so wird sie wohl ohne Zögern mit der ,,Belagerung dieses festen Platzes beginnen und diese Operation durch eine ,,Aufstellung mit der Hauptarmee in der Nähe desselben decken, während ein ,,verstärktes Armee-Corps von circa 40.000 Mann, in einer Stellung bei Zwit,,tau, Böhmen beobachten wird, um dieses Land nach dem Abzuge des 1. ,,k. k. Armee-Corps zu brandschatzen. Es ist ferner immerhin möglich, dass ,,die preussische Armee ihren Zug nach Süden noch weiter fortsetzt und end,,lich auf die österreichische Armee trifft, welche selbstverständlich unmittel,,bar, nachdem sie gesammelt worden, sich in Bewegung gesetzt hat.

,,Wo der Zusammenstoss der beiden Armeen stattfinden werde, dies „hängt von zu vielen Umständen ab, als dass es jetzt schon bestimmt werden

,,könnte; wo dies aber immer geschehen möge, so muss die Hauptkraft zu,,sammengehalten werden, um der Gefahr zu entgehen, die Rückzugslinie nach ,,Ungarn und Wien zu verlieren."

Im Falle einer Niederlage, meinte GM. von Krismanić, sollte dann der Rückzug nicht hinter die March gegen Tyrnau oder Pressburg, sondern nach Wien geschehen, wenn man diesen Schwerpunkt der Monarchie mit seinen unermesslichen Hilfsquellen nicht dem Gegner preisgeben wolle. Von hier aus sei bei besseren Verhältnissen eine Offensive über den Donau-Brückenkopf Floridsdorf und Stadelau möglich, bei welcher im Falle des Gelingens der Feind östlich gegen Ostrau oder Teschen zurückgedrängt werden müsste.

2. Unter der Voraussetzung, dass es der österreichischen Armee gelänge, ihren Aufmarsch bei Olmütz zu vollenden, -während die preussische an der Grenze sich sammelte, und unter der weiteren Annahme, dass zwischen den beiden Gegnern ein Gleichgewicht der Kraft bestehe, wies GM. Krismanić der österreichischen Armee wieder die defensive Rolle zu, weil Preussen den positiven Zweck verfolge, und somit auch zum Angriff schreiten

müsse.

Die Denkschrift prüfte nun die dem Feinde für seine Hauptkraft zu Gebote stehenden Operationslinien und besprach in dieser Hinsicht:

[merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small]

Die Operationslinie von Glatz über Mittelwalde und Wilhelmsthal schien dem Verfasser der Denkschrift, als eine mittelmässige Communication in fortwährenden Defiléen, wenig brauchbar und daher als Operationslinie für die Hauptkraft um so unwahrscheinlicher, als bei der Natur des dortigen Terrains die preussische Vorrückung durch die in der Nähe stehenden österreichischen Truppen in jeder Weise verzögert werden könnte. Sollte die preussische Armee diese Linie wählen, so würde die österreichische Armee aber doch den Feind nur bei Olmütz erwarten können, da sich gegen die 7-8 Märsche entfernte Glatzer Grenze kein geeignetes Schlachtfeld für eine Armee vorfinde.

Bei Olmütz dachte sich die Denkschrift die Stellung der österreichischen Armee auf den in jeder Beziehung hergerichteten Höhen von Krönau, Nebetein und Olschan, Front gegen Nordwest, mit dem rechten Flügel an den genannten Waffenplatz gelehnt, mit der Reserve näher gegen den linken Flügel.

1-2 Armee-Corps sollten den beschwerlichen Vormarsch der preussischen Armee gegen diese Stellung, jedoch ohne einen bis zum Äussersten getriebenen Widerstand, möglichst beeinträchtigen.

Erschiene nun die, wie anzunehmen wäre, durch nicht unbedeutende Verluste geschwächte feindliche Armee gegenüber der vorbereiteten Stellung bei Olmütz, so meinte der Verfasser, könnte mit einiger Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg in der Schlacht gerechnet werden. Es hätte dann die Abdrängung des retirirenden Gegners gegen Böhmen zu erfolgen.

Ginge die Schlacht verloren, und wäre die Niederlage der k. k. Armee eine so bedeutende und die Überlegenheit des Gegners eine so namhafte, dass für die erstere binnen kurzer Zeit die Wiederergreifung der Offensive nicht zu erwarten stünde, so schien es dem Verfasser gewagt, die kaiserliche Armee in des verschanzte Lager von Olmütz zurückzuziehen, da es dem überlegenen Gegner in diesem Falle nicht schwer fiele, der Armee in kurzer Zeit alle Verbindungen mit dem Innern der Monarchie zu nehmen. Es wäre daher der Rückzug nebst Benützung der Bahnen über Prossnitz nach Wien, und nur unter den ungünstigsten Voraussetzungen, deren Eintritt mit allen Mitteln verhütet werden müsste, nach Ungarn rechtzeitig anzutreten.

Die Operationslinie

von Neisse über Freudenthal, 7 Märsche von Olmütz, schien dieselben Nachtheile für den Gegner zu haben. Auch auf ihr, meinte GM. von Krismanić, fände sich bis Olmütz kein geeignetes Schlachtfeld, und die Aufstellung des Haupttheiles der k. k. Armee mit I oder 2 Avantgarde - Corps wäre wieder bei Olmütz am rechten March-Ufer, Front nach Nordost zwischen den Höhen von Namiescht und Olmütz, mit dem rechten Flügel an Olmütz und den Vortruppen an der March.

Alle übrigen Erwägungen blieben dieselben, wie in dem früheren Falle, nur war der Feind nach einer gewonnenen Schlacht gegen Troppau zu drängen, und daher während oder nach der Schlacht der eigene linke Flügel stark zu machen.

Die früher erwähnte 3. Linie von Ratibor über Troppau oder Ostrau hielt der Verfasser der Denkschrift für die unwahrscheinlichste, da sie einen Umweg in sich schloss, und die preussische Armee auf ihr Gefahr lief, gegen Krakau abgedrängt zu werden.

Indessen auch in diesem Falle müsste, wieder wegen Mangels eines geeigneten Schlachtfeldes bis an die Grenze, die Armee bei Olmütz den Feind erwarten, u. z. entweder in der Stellung Namiescht-Olmütz oder auf den Höhen von Charwath, je nachdem die feindliche Vorrückung über Sternberg oder Weisskirchen stattfände.

,,In allen drei eben abgehandelten Fällen," sagt das Mémoire schliesslich wörtlich,,,hat der Vertheidiger die Stellung bei Olmütz aus dem Grunde ,,gewählt, weil sich vorwärts nach keiner Richtung ein geeignetes Schlacht,,feld vorfindet, dann weil es von grossem Werthe erscheint, in der Schlacht

,,selbst auf die Unterstützung eines Waffenplatzes von solcher Stärke wie ,,Olmütz rechnen zu dürfen.

,,Dieser aus der Natur der Dinge hervorgehende, somit ganz richtige ,,Entschluss darf aber in keinem Falle die Folge haben, dass der Vertheidiger ,,auch während der Schlacht sich zu einer absoluten Defensive verdamme. Im ,,Gegentheil muss er bereit sein, von jeder gegebenen Blösse seines Gegners ,,augenblicklich Vortheil zu ziehen, und sich dabei stets gegenwärtig halten, ,,dass er, gestützt auf einen Waffenplatz wie Olmütz, viel mehr wagen könne ,,als sein Gegner, der, mit den Defiléen im Rücken, im Falle einer entscheiden,,den Niederlage einer Katastrophe kaum entgehen dürfte.

,,Sollten sich in dem Momente, wo der Gegner aus dem Gebirge gegen ,,die Ebene von Olmütz debouchirt, der österreichischen Armee günstige ,,Chancen zum Angriffe bieten, so muss sie diese um so mehr benützen, als ,,ihr im Falle des Misslingens der Rückzug in die gewählte Stellung bei Olmütz ,,auf den vorbereiteten Communicationen unbenommen bleibt."

Nach der Meinung des GM. Krismanić that die österreichische Armee, wenn sie nicht durch eine bedeutende Überlegenheit die Berechtigung zur Offensive besitze, am besten, den Gegner in einer vorbereiteten Stellung bei Olmütz zu erwarten.

Dass die preussische Armee sich auf die Defensive beschränken würde, schien ihm unwahrscheinlich; doch prüfte derselbe,,für den immerhin denk,,baren Fall, dass die preussische Heeresführung aus was immer für Gründen ,,auf die Offensive verzichtete und entschlossen wäre, den Angriff ihres Geg,,ners abzuwarten," auch die Stellungen, gegen welche dann der Angriffsmarsch des kaiserlichen Heeres zu geschehen hätte. GM. Krismanić ging von der Ansicht aus, dass sich in diesem Falle die preussische Armee an feste Punkte lehnen und Stellungen wählen würde, die sehr nahe der Landesgrenze lägen, damit dem Angreifer so wenig als möglich eigenes Gebiet überlassen werde, und die ein der Armee günstiges Schlachtfeld böten. Von dieser Voraussetzung ausgehend, prüfte die Denkschrift des GM. Krismanić die Stellungen

[merged small][merged small][ocr errors][merged small]

4. die Gegend zwischen Schweidnitz, Striegau, Waldenburg, Landshut und Hirschberg; endlich

5. jene bei Lauban und Görlitz.

Die Stellung zwischen Kosel und Glogau (16-17 Meilen, 8-9 Märsche von Olmütz) schien taktisch günstig, strategisch aber bei einem Angriffe über Jägerndorf und Hotzenplotz gefährlich und gewagt.

« ZurückWeiter »