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schen Staaten, zu: 223.489 Mann, 28.125 Reitern und 788 Geschützen oder 197.691 Mann, 25.253 Reitern und 692 Geschützen 1).

Der Vergleich der obigen Zahlen ergab nahezu gleiche Streitkräfte auf beiden Seiten.

Gleichwohl hielt der Verfasser des Kriegsplanes die österreichische Armee nicht für berechtigt, die Offensive zu ergreifen, sondern nahm die noch vor seiner Berufung an die Stelle eines Chefs der Operationskanzlei beschlossene defensive Haltung der kaiserlichen Armee im bevorstehenden Kriege als eine,,wenn auch bedauerliche, so doch feststehende Thatsache" hin.

Über diesen Punkt spricht sich das Mémoire wörtlich, wie folgt, aus: ,,Nachdem unsererseits aus politischen Gründen, um nämlich nicht als ,,der angreifende Theil zu erscheinen, die Initiative aufgegeben und der Grund,,satz aufgestellt wurde, gegenüber von Preussen jede Herausforderung zu „unterlassen und mit den eigenen Rüstungen nur allmälig, nämlich nur nach ,,Massgabe der jenseitigen vorzuschreiten, so kann man darauf gefasst sein, ,,dass die preussische Armee, deren Organisation bekanntermassen eine ,,raschere Mobilisirung gestattet, schlagfertig an unseren Grenzen stehe, wäh,,rend die österreichische Armee ihren strategischen Aufmarsch vielleicht noch ,,nicht vollzogen, ja möglicherweise sogar ihre Kriegsorganisation noch nicht ,,vollständig beendigt hat.

,,Diese Lage der k. k. Armee im Beginne des Feldzuges ist unstreitig ,,eine höchst ungünstige, allein sie muss als das Resultat eines freiwilligen ,,Entschlusses ohne jede Discussion hingenommen werden.

,,Zur Fassung dieses Entschlusses mag wohl auch in zweiter Linie die ,,Rücksicht auf die eigenen Finanzen beigetragen haben, und erscheint der,,selbe unter der Voraussetzung, dass die gegenwärtige Spannung zu keinem ,,Kriege führe - ohne jedes Bedenken.

,,In diesem Falle werden die ersparten Millionen Zeugniss von der

,, Weisheit jenes Entschlusses ablegen.

,,Wie anders aber, wenn diese Voraussetzung nicht zutrifft!

,,Im Jahre 1850 hat nur die Thatsache, dass Preussen sich in den ,,Rüstungen von uns überholen liess, dessen Nachgibigkeit veranlasst und ,,den Krieg verhütet.

,,Die jetzige Sachlage ist allerdings von jener im Jahre 1850 einiger,,massen verschieden; doch mag man es immerhin bedauern, dass der öster,,reichischen Armee die Möglichkeit benommen wurde, ihren Aufmarsch, sei

1) Die Hilfs-Contingente waren mit 12.766 Mann Infanterie, 672 Reitern und 24 Geschützen berechnet.

,,es einige Wochen früher, oder im schlimmsten Falle wenigstens gleichzeitig ,,mit jenem der preussischen Armee zu bewirken 1).

,,Wäre auch nur das Letztere der Fall, so könnte immerhin, selbst bei ,,der Annahme einer Überlegenheit auf Seite des Gegners, die Offensive mit ,,Aussicht auf Erfolg ergriffen werden, wenn Factoren, wie die grössere ,,Kriegstüchtigkeit der österreichischen Armee, eine nicht am Kleinen kle,,bende, methodisch furchtsame, sondern eine energische, das grosse Ziel un,,verrückt im Auge behaltende Heeresführung, endlich das Allen inwohnende ,,Bewusstsein von der Nothwendigkeit, die eigene Kraft bis zum Äussersten ,,anzuspannen, zu unseren Gunsten in Anschlag gebracht werden dürfen. ,,Doch dem sei, wie ihm wolle: die oben geschilderte Sachlage ist ein,,mal gegeben und muss demnach den nächsten Ausgangspunkt für alle wei,,teren Erörterungen bilden."

Von diesem gegebenen politisch- und militärisch-defensiven Standpunkte ausgehend, beschäftigte sich GM. von Krismanić nun weiters kaum mehr mit dem Gedanken, den Krieg in das feindliche Land zu tragen, sondern beinahe ausschliesslich mit den Fragen, die mit der strictesten Defensive im eigenen Lande zusammenhingen.

Es handelte sich hiebei vor Allem um die Frage, wo die Armee, um den Feind zu empfangen, versammelt werden sollte.

Auch in dieser Beziehung ging GM. von Krismanić auf den schon früher vom FML. Baron Henikstein gemachten Vorschlag, das Gros der Armee nordwestlich von Olmütz zu versammeln, vollständig beistimmend ein, sowie darauf, dass das in Böhmen stehende 1. Armee-Corps bei Pardubitz und Königgrätz sich concentriren, 2 leichte Cavallerie-Divisionen die Gebirgsdebouchéen zwischen Zittau und Jägerndorf (bei 35 deutsche Meilen), und eine Infanterie-Brigade aus Galizien die Debouchéen aus Preussen zwischen Jägerndorf und Oświęcim beobachten sollten.

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,,Unterzieht man," sagt das Mémoire wörtlich,,,alle hier einschlägigen ,Verhältnisse einer reiflichen Erwägung, so kann man nicht anders als zu ,,dem Schlusse gelangen, dass es bei den einmal obwaltenden Verhältnissen ,,eine zweckmässigere Sammelstellung nicht geben könne, als Olmütz; denn ,.eine solche muss sich in der Defensive, und diese ist ja die Voraussetzung, ,,in der Regel an eine Festung stützen.

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1) Wie wir später sehen werden, trafen die Verhältnisse nicht so ein, wie sie hier, übrigens nicht ohne Grund, im Voraus angenommen wurden. Die Armee war nämlich zur Zeit, als die Kriegserklärung von Seite Preussens erfolgte, nahezu vollständig und vollzählig versammelt; freilich nicht an der Landesgrenze, sondern bei Olmütz und Brünn.

,,Das verschanzte Lager von Olmütz aber leistet in dieser Beziehung ,,ohne allen Zweifel mehr als eine gewöhnliche Festung.

,,Durch eine Aufstellung der Armee bei Olmütz wird gleichzeitig auch ,,Wien insolange gesichert, als der Vertheidiger nicht etwa in Folge einer ,,entscheidenden Niederlage jede Offensivfähigkeit eingebüsst hat. Endlich ,,behält die Armee in dieser Aufstellung auch den Rückzug nach Wien offen; ,,die einzige Bedingung dabei ist, dass sie den Entschluss zum Rückzuge ,,rechtzeitig fasse und ausführe.

,,Mit dem Rückzuge nach Wien bleibt aber die Armee auch in Verbin,,dung mit Comorn, ihrem nächsten und einzigen Replipunkte, insolange die ,,Reichshauptstadt selbst nicht befestigt ist."

Von Krakau, einem andern befestigen grösseren Platze an der Nordgrenze, sah das Mémoire, als einem zu excentrisch liegenden Punkte, völlig ab. Was die Dislocation der Armee bei Olmütz anbelangt, so verlegte der bezügliche Entwurf der Denkschrift je ein Armee-Corps in die Umgebung von Mährisch-Trübau, Hohenstadt, Müglitz, Mährisch-Neustadt, Littau, Sternberg, je eine schwere Cavallerie-Division in die Umgebung von Prossnitz, Wischau, Kremsier, die Armee-Geschütz-Reserve in die Umgebung von Tobitschau, den Munitionspark in jene von Brünn und Raigern, die technischen Truppen nach Brünn, das Armee-Hauptquartier nach Olmütz.

Für das in Böhmen stehende Armee- Corps war als Sammelpunkt die Gegend von Pardubitz und Chlumec ausersehen.

Die 1. leichte Cavallerie-Division sollte mit einer Brigade Grottau, Friedland, Reichenberg und Harrachsdorf, mit der zweiten Brigade Schatzlar, Trautenau, Braunau, Nachod, Giesshübel, endlich mit der dritten, Senftenberg, Wichstadtl und Grulich besetzen.

Die 2. leichte Cavallerie-Division mit einer Brigade Weisswasser, Jauernigg, Weidenau, Gr.-Kuzendorf, Freiwaldau, Friedberg, mit der andern Brigade Niklasdorf, Zuckmantel, Hotzenplotz, Olberndorf und Würbenthal.

Die Denkschrift berechnete, dass die gesammte in Mähren aufzustellende Armee aus dieser Dislocation längstens in 3 Tagen auf jedem Punkte der 6 Meilen langen Frontlinie Olmütz-Mährisch-Trübau versammelt sein könnte. Für die Heranziehung des 1. Corps mittelst der Eisenbahn wurden 5 Tage angenommen.

Da jedoch bei dieser Dislocation der einem Corps zugewiesene Flächenraum durchschnittlich nur 3', Quadratmeilen betrug, so sollte, wenn ein längeres Verweilen der Armee in dieser Aufstellung einträte, 1 Armee-Corps, u. z. das 8., welches meist in Fussmärschen nach Mähren zu rücken hatte, nach Weisskirchen verlegt werden, so dass sich 4 andere Armee-Corps mit

den Corpsquartieren zu Mährisch-Trübau, Hohenstadt, Mährisch-Neustadt und Loschitz mehr ausbreiten konnten.

Die Frontlinie Mährisch-Trübau-Weisskirchen betrug 11 Meilen, und das Mémoire berechnete, dass in diesem Falle die Armee binnen 5 Tagen auf einem der Flügel, und in der halben Zeit nach der Mitte der Front concentrirt werden könnte.

Für den, wie das Ménoire sagt,,,möglichen, aber eben nicht wahrscheinlichen" Fall, dass die Armee günstige Verhältnisse benützen und aus der Stellung bei Olmütz die Offensive über Böhmen ergreifen könnte, dachte GM. Krismanić 1 Corps in Mähren bei Olmütz, die beiden leichten Cavallerie-Divisionen in ihren Beobachtungsstellungen längs der Grenze zu belassen; 1 Corps sollte bei Grulich sich aufstellen, das 1. Corps sich bei Josefstadt enge concentriren, um die Debouchéen aus dem Glatz'schen zu sperren; der Haupttheil der Armee sollte binnen 10-11 Tagen nach Böhmen versetzt werden, und zwar in den Raum Josephstadt-Jićin-Pardubitz-Podiebrad, mit dem Schwerpunkte gegen Josephstadt und Königgrätz, wenn die Operationen auf den Strassen von Trautenau und Reichenberg weiter zu führen waren.

Nach dem dem Mémoire beiliegenden Entwurfe hätte jedes Armee-Corps während des Marsches nach Böhmen 3 Rasttage zu halten gehabt, und die für die Armee - Corps vorausbestimmten Aufstellungspunkte waren: Jičin, Hořic, Königinhof, Josephstadtund Königgrätz; für die 3 schweren CavallerieDivisionen Pardubitz, Daschic und Holitz; für die Armee-Geschütz-Reserve und die Armee-Anstalten Pardubitz.

Der Marsch der Armee hatte auf 3 Routen zu erfolgen, nämlich von 2 Armee-Corps auf dem Landwege von Mährisch-Trübau über Wildenschwert, Hohenbruck, Josephstadt nach Königinhof; von 3 Armee-Corps auf der Chaussée von Zwittau über Hohenmauth, Königgrätz nach (Hořic und Jičin; das zur Deckung des Marsches nördlich der Marschlinien aufzustellende Armee-Corps sollte über Gabel, Wamberg und Königgrätz der Armee folgen.

Die 3 schweren Cavallerie-Divisionen hatten aus ihren Aufstellungen zu Prossnitz, Kremsier und Wischau, dann die Armee-Geschütz-Reserve von Tobitschau, und die Armee-Anstalten von Brünn und Raigern auf den direct nach ihren neuen Aufstellungspunkten führenden, zum Theil nicht sehr guten Land-Communicationen den Marsch zu machen.

Alle Truppen sollten mit einer Verpflegung für 8 Tage ausmarschiren und dieselbe während des Marsches in einer der Eisenbahnstationen Hohenmauth, Zwittau, Wildenschwert, Boskowitz, Skalitz und Raitz ergänzen.

Die Eisenbahn über Olmütz und Brünn nach Pardubitz hatte nur zum Nachschube der Verpflegung zu dienen, und es war berechnet, dass dieselbe im Stande sei, während der 11 Marschtage einen 18tägigen Verpflegsvorrath

für 214.000 Mann und 47.600 Pferde nach dem neuen Aufstellungs-Rayon der Armee zu transportiren.

Das Mémoire, nahm weiters den Fall an, dass die Armee, ohne Aufenthalt bei Olmütz, in einem Zuge über Olmütz und Brünn in die Nähe der Iser zu schaffen wäre, und berechnete auch in dieser Beziehung die Details der Bewegung.

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Es hätten sich dann zu versammeln gehabt:

Das 1. Armee-Corps mittelst Fussmärschen bei Jungbunzlau und Mün

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chengrätz,

mittelst Eisenbahn bis Brüsau, dann mit 7 Fussmärschen und 2 Rasttagen nach Jičin,

mittelst Eisenbahn bis Königgrätz und Brüsau, dann in Fussmärschen bis Hořic,

mittelst Eisenbahn über Olmütz bis Königgrätz und über Brünn bis Zwittau, die letztere Colonne dann in 4 Märschen und 1 Rasttag nach Königgrätz,

mit Eisenbahn über Olmütz bis Königinhof, dann über Brünn bis Böhmisch-Trübau, die letztere Colonne dann in 5 Märschen und mit 1 Rasttage nach Königinhof,

mittelst Eisenbahn über Olmütz nach Josephstadt und über Brünn nach Böhmisch-Trübau, von hier in 6 Tagen nach Josephstadt,

verbliebe in Mähren.

Die 1. leichte Cavallerie-Division war wie früher nach Reichenberg und

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Die Armee-Geschütz-Reserve nach Königgrätz.

Die Armee-Anstalten nach Pardubitz.

Die Verpflegung auf 10 Tage nach Pardubitz, Josephstadt und Königgrätz.

Österreichs Kämpfe 1866. I. Band.

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