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werden könne. Jedes Bataillon erhielt dann eine Beihülfe von 200 Ellen grauen Tuchs, welche meist zur Anfertigung von Beinkleidern verwendet wurden. Anfang Dezember wurden Montirungsstücke ausgegeben, aber es war nur wenig. Außerdem geschah auch in Langen-Schwalbach eine Vertheilung an die Division Hünerbein; hiervon mußte jedoch Vieles als unbrauchbar zurückgegeben werden, weil es zu klein und zu schlecht gearbeitet war. Ende Dezember erhielt jedes Bataillon noch 160 Paar Schuhe, 9 Mäntel, 16 Paar Hosen und 60 Ellen Leinwand. Ist außer dem hier Aufgeführten den Bataillonen auch wohl noch Einiges mittelbar oder unmittelbar zur Aufbesserung ihrer Bekleidung zu Theil geworden, so gab es im Ganzen doch nur sehr wenig, und jedenfalls waren schließlich die Truppen für einen Winterfeldzug nur höchst mangelhaft ausgerüstet.

Am 25. November wurde die Division Hünerbein von den Vorposten abgelöst, und es kam dann das kombinirte MusketierBataillon nach Heimbach bei Langen-Schwalbach in Quartiere, wo es am 30. eintraf, Das kombinirte Füsilier-Bataillon bezog ebenfalls Ortsunterkunft in dieser Gegend. An diesem Tage wurden übrigens die kombinirten Bataillone aufgelöst und die alten Verbände wieder hergestellt. Das Kommando des I. Bataillons führte demnach Major v. Bülow, das des II. wahrscheinlich schon wieder Major v. Othegraven, der dann gleichzeitig den Regimentskommandeur vertrat; und das des Füsilier-Bataillons wird entweder Major v. Göz oder, wenn dieser noch nicht wieder hergestellt war, Premierkapitän v. Wietersheim geführt haben.

Am 30. November hatten die Offiziere des Korps einen großen Ball im Kursaal zu Wiesbaden veranstaltet, auch den König dazu eingeladen, und hier ereignete sich eine Begegnung, welche dessen Gesinnung und die Liebe zu seinem Volke recht kennzeichnet. Unter den Anwesenden war ein Offizier des Yorckschen Korps mit noch verbundenem Kopf Hauptmann v. Röder —; drei seiner Brüder waren gefallen, ein vierter hatte den Arm verloren. Der König kam einige Male in seine Nähe, als wolle er mit ihm sprechen, endlich redete er ihn an: Ihre Familie hat viel verloren, brave Männer, die dem Vaterlande noch große Dienste hätten leisten können; habe großen Theil daran genommen, hat mir sehr leid gethan, sehr leid." Auf die Entgegnung, daß wie diese so jede preu= ßische Familie gern Blut und Leben für Se. Majestät gebe, antwortete der König: Nicht für mich, nicht für mich! der Gedanke wäre nicht.

zu ertragen; aber nach Gottes Willen für die gerechte Sache und für das Vaterland; ist auch das Einzige, was Einen bei so großen Verlusten trösten kann." Darauf ging er tief bewegt weiter.*)

Am 1. Dezember hatte dann das Yorcksche Korps zwischen Mosbach und Erbenheim große Parade vor Sr. Majestät dem Könige. „Es zählte bereits wieder an 15 000 Mann. Man hatte sich so nett als möglich gemacht, freilich neue Montirungen gab es noch nicht; genug, daß alle Löcher richtig zugeflickt waren. Aber die Waffen waren blank und die Herzen treu und die Blicke stolz. Angesichts des Rheines von Mosbach nach Erbenheim zu standen die Truppen, den Franzosen in Fort Montebello und auf der Petersau sichtbar; ein Paar Paßkugeln, wie um sich zu melden, schoffen sie ab, als der König, vom Kronprinzen, von Blücher, Hord und Anderen begleitet, unter dem jubelnden Hurrah der Truppen an der Front hinabritt. Dann folgte der Vorbeimarsch der Truppen. Der König bezeigte seine Zufriedenheit.“*)

Die Stärke des Regiments bei dieser Parade betrug:

I. Bat. 13 Offiz. 19 Untoffiz. 3 Spiell. 148 Gem. 3 Chirurgen.

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Summe 31 Offiz. 58 Untoffiz. 10 Spiell. 479 Gem. 8 Chirurgen.

Nach der Rückkehr der Bataillone in ihre Quartiere ward fleißig weiter gearbeitet. Am 14. Dezember erhielt das Regimeni 106 Mann Ersatzmannschaften, und gegen Ende des Monats kam noch eine Anzahl Rekonvaleszenten, so daß die Bataillone wieder auf eine Stärke von 300 bis 400 Mann gelangten. Ein höherer Stand wurde wahrscheinlich nicht erreicht, da auch hier noch der Abgang durch Erkrankungen ein ziemlich bedeutender war.

In diesen Tagen geschah nun noch die Stiftung der Denkmünze. Das Eiserne Kreuz konnten ja nur die Wenigsten erhalten, aber Jedem, der vorwurfsfrei gegen den Feind gedient hatte, sollte ein Zeichen verliehen werden als Erinnerung an diesen glorreichen, heiligen Krieg, dessen Erfolge er ja mit hatte erringen helfen.

Am 24. Dezember erließ König Friedrich Wilhelm III. folgende Bekanntmachung:

*) Droysen, Yorcks Leben.

Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen. 2. Aufl.

7

„An Mein Kriegsheer!

Das verhängnißvolle Jahr 1813 neigt sich seinem Ende. In seinen thatenreichen Abschnitten wurde der schwere Kampf für die gerechte Sache auf eine unvergeßlich glorreiche Weise, unter Gottes Beistand, bis an den Rhein vollbracht. Der Feind ist über den Rhein gewichen, und die noch von ihm besetzten Festungen fallen. Alle Meine tapferen Krieger haben sich eines Andenkens dieses ewig denkwürdigen Jahres würdig bewiesen. Für Auszeichnung der Einzelnen ist das Eiserne Kreuz gestiftet; aber Jeder, der in diesem Kampfe vorwurfsfrei gefochten hat, verdient ein ehrendes Denkzeichen, vom dankbaren Vaterlande gereicht, und Ich habe deshalb beschlossen, eine solche Denkmünze von Metall aus dem eroberten Geschüß mit einer passenden Inschrift und mit der Jahreszahl 1813 prägen zu lassen, die an einem Bande, dessen Farbe Ich noch bestimmen werde, am Knopfloch getragen wird, und die nach errungenem ehrenvollen Frieden jeder Meiner Krieger ohne Ausnahme erhalten soll, der im Felde oder vor einer Festung wirklich mitgefochten, und der während der Dauer des jetzigen Krieges seinen Pflichten treu geblieben ist und sich keines Exzesses schuldig gemacht hat.

Das Jahr 1814 wird, wir dürfen es unter Gottes fernerem Beistand hoffen, die Thatenreihe glorreich schließen, und dann ist dieses ehrende Denkzeichen auch diesem Jahre geweiht. Wer in beiden Jahren mitgekämpft, erhält die Denkmünze mit der zweifachen Inschrift.

Friedrich Wilhelm."

Inzwischen war von den Monarchen, da die Friedensverhandlungen mit Napoleon zu keinem Erfolge führten, beschlossen worden, den Rhein zu überschreiten und den Krieg in das Herz Frankreichs zu tragen. Die Haupt-Armee sollte bei Basel übergehen, die NordArmee in Holland und Belgien eindringen, und für die Schlesische Armee war die unmittelbare Ueberschreitung hier zwischen Mainz und Coblenz beabsichtigt. Um dies Vorhaben aber zu verbergen, wurden Maßregeln für Verlegung der Truppen in Winterquartiere getroffen; Feldmarschall Blücher verlegte sein Hauptquartier von Höchst zurück nach Frankfurt a. M., und am 29. Dezember, dem Jahrestage der Entscheidung in Kurland, wo General Yorck sich von der Sache der Franzosen trennte, fand im Kursaale zu Wiesbaden

ein Mahl statt, wobei die Kommandeure der Brigaden, Regimenter c. vereinigt waren.

Am 30. aber setzten sich die Truppen in aller Stille in Bewegung und marschirten nach Caub zu, wo der Uebergang stattfinden sollte. Am 31. noch erließ General Hünerbein einen Befehl, „daß die Truppen so geräuschlos als möglich marschiren sollten, kein Spiel gerührt und in den Kantonnements weder Zapfenstreich noch Reveille geschlagen werden solle".

Das Regiment kam am 30. bezw. 31. Dezember nach Lorchhausen ins Quartier; in der Neujahrsnacht sollte der Rheinübergang stattfinden.

Feldzug von 1814.

1. Januar bis 8. April.

Der Rheinübergang.

Neujahrsnacht 1814.

Kein Soldat durfte sich am Ufer des Rheines blicken lassen, damit die Posten der Franzosen nicht aufmerksam würden; Alles ward mit der größten Heimlichkeit betrieben. Der 8. Brigade war diesmal zur Entschädigung für Wartenburg der Vortritt

gelassen, und deshalb war sie dem Uebergangspunkte Caub zunächst einquartiert. Das alte Jahr ging zu Ende, Offiziere und Mannschaften begannen die Sylvesternacht in heiterer Weise zu feiern, gedachten der großen, nun hinter ihnen liegenden Zeit, der Opfer, die gefallen, der Erfolge, die errungen waren, und tranken auf ein glückliches, neues Jahr, das neue Siege und mit ihnen den ersehnten dauerhaften Frieden bringen sollte da traf der Befehl in den Kantonnements ein, in aller Stille und Eile nach Caub abzurücken. Generallieutenant v. Hünerbein versammelte hier die Avantgarde. Die Infanterie derselben -neun Bataillone der 8. Brigade, wozu noch ein halbes Bataillon Ostpreußischer Jäger kam - marschirte in geschlossenen Kolonnen im Rheinthale auf, während die Kavallerie und Artillerie weiter rückwärts in den Schluchten biwakirte. Tabakrauchen, Husten und Sprechen sowie alles Geräusch mit den Gewehren waren streng verboten.

Jenseits des Rheines lag ein Zollhaus, in welchem sich ein kleiner feindlicher Posten befand; außerdem waren feindliche Truppen in Bacharach, Ober-Wesel und anderen Ortschaften der Umgegend vertheilt.

Die Nacht war sternenklar und kalt, das enge Rheinthal aber ziemlich finster. In Caub herrschte reges Leben, doch dies sowie die vielen erleuchteten Fenster mochte der feindliche Posten drüben auf Rechnung der Neujahrsnacht schreiben. General Yorck hatte angeordnet, daß zuerst die Infanterie der 8. Brigade in Kähnen übersetzen solle; diese wurden jetzt herangeschafft. Auch russische Pontonniere erschienen, begannen um Mitternacht den Brückenschlag, und Geschüße fuhren zur Deckung desselben auf. Erwartungsvoll standen die Truppen; man hörte das Rollen des Eilwagens, der nach Coblenz hinabfuhr, das Plätschern von Rheinkähnen, die von Vorchhausen und Lorch herangerudert wurden, das Geräusch des beginnenden Brückenbaues, das Auffahren einer 12 Pfünderbatterie. Drüben blieb Alles still und schien entweder ahnungslos oder auf Hinterlist zu sinnen. Endlich die Spannung war aufs Höchste gestiegen begann um 21⁄2 Uhr die Einschiffung der Avantgarden-Infanterie auf den herbeigeschafften Kähnen.*) 200 Mann des Füsilier-Bataillons Brandenburgischen Regiments, geführt von Yorcks Adjutanten, dem Major Graf Brandenburg und dem Generalstabskapitän Arnault de la Perière, setten zuerst über, und so hatte dies Bataillon, wie bei Groß-Görschen, auch hier die Ehre der Eröffnung des Kampfes.

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„Es war der ausdrückliche Befehl gegeben, unterhalb der französischen Wachen in dem Douanenhäuschen ohne Geräusch zu landen, weil man eine Hinterlist von Seiten des Feindes erwarten mußte." Die Ueberfahrt der Füsiliere dauerte etwa eine Viertelstunde. „Das Licht im Douanenhäuschen brannte, kein Schuß fiel, Alles war still, bis unsere Füsiliere, aus den Kähnen springend, dem streng gegebenen Verbote zuider das linke Rhein-Ufer mit einem lauten Hurrahgeschrei begrüßten." **)

Damit war der Feind aus seiner Ruhe aufgestört, und gleich darauf fielen Schüsse aus dem Douanenhäuschen, wodurch leider ein Führer verwundet wurde, der sich freiwillig erboten hatte, die ersten preußischen Truppen über den Rhein zu führen. Vom Feinde zeigte

*) v. Zychlinski, Geschichte des 24. Regiments.
**) Graf Hendel v. Donnersmard, Erinnerungen.

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