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Major v. Tuchsen starb in der Nacht vom 2. zum 3. in Pegau, auch Kapitän v. Dobrißkowski erlag später seinen Wunden; außerdem waren verwundet Kapitän v. Göt, die Lieutenants v. Gaffron, v. Heydebrandt, v. Lewinski, v. Winterfeld, v. Rczewski und v. Gruben.

Für Auszeichnung in der Schlacht erhielten später die Kapitäns v. Göz und v. Rummel, die Feldwebel Hischer und Schlicht, die Unteroffiziere Holler, Frenzel und Henning, die Hornisten Krühnt und Strauß und die Musketiere Sukkert, Friedrich Hoffmann und Peickert das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Außerdem wurden mit dem russischen Georgen-Orden dekorirt die Feldwebel Klein und Simon, die Unteroffiziere Michel und Knispel sowie die Musketiere Finster, Schneider und Klos. Zu erwähnen ist auch noch der Musketier Thumm der 9. Kompagnie. Bei einem Angriff nämlich französischer Chasseurs auf die Schützen des Bataillons eilten diese, welche sich eben im Rückzuge nach GroßGörschen befanden, nach einem tiefen Graben, um sich in denselben zu werfen. Musketier Thumm aber wurde von den Chasseurs eingeholt. Schnell entschlossen sprang er nun in den neben der Straße befindlichen flachen Graben und vertheidigte sich hier erfolg= reich mit dem Bajonett, bis das Feuer seiner Kameraden die feindlichen Reiter verscheuchte.

König Friedrich Wilhelm III. wollte sofort der ganzen Armee, die unter seinen Augen mit solcher Tapferkeit gekämpft hatte, ein Zeichen seines Dankes und seiner Anerkennung geben und erließ daher am 3. Mai folgenden Parole-Befehl:

„In der Schlacht, deren Zeuge Ich war, habt Ihr durch hohen Muth, Ausdauer und freudige Hingebung Euch des alten preußischen Namens würdig gemacht. Nehmt dafür das Zeugniß Meiner ungetheilten Zufriedenheit. Kein ausgezeichnetes Verdienst, was Mir bekannt wird, soll unbelohnt bleiben. Nach der Schlacht ist Vertrauen, Ordnung und Gehorsam die erste Soldatentugend. Ich darf Meine braven Krieger nicht erst daran mahnen. Gott ist mit uns gewesen, er wird es ferner sein. Wir sehen schon jezt mit der schönsten Hoffnung der nahen Frucht unserer Anstren= gungen entgegen. Ich kann Euch mit Gewißheit verkündigen, daß in wenigen Tagen neue mächtige Hülfe uns zur Seite stehen wird. Kämpft ferner für Euren König, Euren Ruhm und Eure Freiheit,

wie am letzten Tage unter Meinen Augen, und wir können eines baldigen und glorreichen Erfolges gewiß sein.

gez. Friedrich Wilhelm."

Am 4. ward bis in die Gegend von Koldig zurückgegangen, woselbst sich die Brigade Klüx im Biwak wieder ordnete. Vom 5. ab bildete sie die Arrieregarde des Korps und marschirte, nicht verfolgt vom Feinde, über Döbeln nach Meißen, wo am 7. die Elbe auf einer Schiffbrücke überschritten wurde. Der weitere Rückmarsch geschah über Königsbrück und Kamenz nach Bauzen, woselbst die Brigade bei Baschüß, eine halbe Stunde östlich der Stadt, ein Hüttenlager bezog, und hier verblieben die Truppen bis zum 20. Mai.

Erwähnenswerth ist aus dieser Zeit noch eine Königliche KabinetsOrdre vom 11. Mai, welche befahl, daß die Stabsoffiziere künftig im Bereich des Kleingewehrfeuers absigen sollten. Veranlassung dazu hatte der große Verlust an höheren Offizieren bei Groß-Görschen gegeben, wo diese in dem oft auf die nächsten Entfernungen geführten Kampf, hoch zu Pferde sizend, den feindlichen Schüßen vorzugsweise als Ziel gedient hatten. Ganz ist obige Maßregel jedoch nie durchgeführt worden, da später bei Theilung der Bataillone in KompagnieKolonnen die Kommandeure die Leitung derselben oft nur zu Pferde genügend in der Hand behalten konnten; andererseits hat noch lange die falsche Ansicht bekämpft werden müssen, daß die berittenen Offiziere durch das Absiten im Feuer ihrer Ehre etwas vergäben.

Zum Theil aus diesem Grunde sind die Verluste an Offizieren bäufig außerordentlich groß gewesen, oft sind im Verhältniß zur Mannschaft drei bis vier Mal so viel Offiziere getödtet und verwundet worden.

Nunmehr waren auch das I. und II. Reserve-Bataillon des LeibInfanterie-Regiments bei der Armee eingetroffen, und so sei denn der bisherigen Thätigkeit dieser beiden Bataillone gedacht.

Das I. Reserve-Bataillon brach, nachdem es Anfang April eine Kompagnie unter Führung des Kapitäns v. Wietersheim als Ersatz für das Yorcksche Korps nach Berlin gesandt hatte, am 16. d. Mts. nach der Elbe auf.

Das II. Reserve-Bataillon unter Major v. Othegraven ward im März dem preußischen Einschließungskorps des Generalmajors Schuler v. Senden zugetheilt, welches das russische Einschließungskorps des Generals Miloradowitsch vor der Festung Glogau ablösen mußte. Am

30. März geschah die Ablösung der russischen Vorposten, wobei das Bataillon bis auf 900 Schritt gegen das Glacis vorrückte, die Anlage der Laufgräben und den Bau einer Batterie deckte und nächstdem am 31. in den Laufgräben blieb; an diesem Tage ward ihm von den Geschützen der Festung, die eine lebhafte Kanonade eröffneten, die Feuertaufe zu Theil. Am 8. April ging es bei Gallowiß auf das rechte Oder-Ufer über und übernahm die Einschließung bei Klautsch und Lerchenberg mit zwei Kompagnien, während die beiden anderen als Reserve in Wilkau lagen. Zur Feldarmee beordert, trat das Bataillon, nachdem die 4. Kompagnie an das Yorcksche Korps abgegeben war, am 19. April seinen Marsch nach Sachsen an und vereinigte sich am 26. bei Baußen mit dem I. ReserveBataillon.

Beide Bataillone marschirten nun über Dresden und Meißen nach Mühlberg, wo sie am 2. Mai eintrafen, hielten den hier angelegten Brückenkopf bis zum 7. besetzt und zogen sich gleichzeitig mit der Armee nach Bautzen zurück.*)

Hierselbst wurde das I. Reserve-Bataillon der Brigade v. Röder zugetheilt, während das II. zur Brigade v. Klüx stieß, also mit dem III. Musketier-Bataillon 1. Westpreußischen Infanterie-Regiments nun im selben Truppenverbande stand. Die abgegebenen Kompagnien waren nach dem Eintreffen von Ersagmannschaften wieder gebildet worden.

Schon am 19. hatten heftige Gefechte stattgefunden. Ein russisches Korps und das Korps des Generals Yord waren, zum Schuße der rechten Flanke entsandt, bei Königswartha und Weissig auf den Feind gestoßen; vor der Uebermacht zurückweichend, vereinigten sie sich am 20. wieder mit der Hauptarmee.

*) Als das III. Musketier-Bataillon in das Lager bei Baschüz rückte, fielen den Leuten einige Bataillone auf, welche weiße Mäntel hatten, und die Westpreußen glaubten, es seien dies schon Oesterreicher. Bald aber ergab sich, daß es auch preußische Bataillone waren, welche in Ermangelung von grauem Tuch weißes zu den Mänteln erhalten hatten. Es waren nämlich das I. und II. Reserve-Bataillon des Leib-Regiments, mit welchen wenige Wochen später das III. Musketier-Bataillon zu einem Regiment vereinigt werden sollte.

Schlacht bei Baußen.

20. und 21. Mai 1813.

Noch größer, als sie sich schon bei Groß-Görschen gezeigt hatte, war jest die numerische Ueberlegenheit des Feindes, denn wenn auch die Verbündeten seitdem einige entsendete Truppentheile herangezogen batten, so waren doch die Verstärkungen der Napoleonischen Armee bedeutend zahlreicher gewesen. Diese rückte mit mehr denn 170 000 Mann heran, dabei auch eine starke Reiterei, und solcher Macht konnten nur 55 000 Russen und kaum 30 000 Preußen, also noch nicht 85 000 Mann, entgegengestellt werden. Allein die Armee, und namentlich die preußischen Truppen ersehnten einen Kampf; es bien ihnen unerträglich, weiter zurückzugehen, ohne dem Feinde noch einmal fühn die Stirn geboten zu haben, und diese Stimmung mußte erhalten werden. Zudem wünschten die Verbündeten, den Beitritt Cesterreichs zu ihrer Sache herbeizuführen, und auf diesen war nur zu beffen, wenn die preußisch-russische Armee zeigte, daß sie noch Muth und Kraft zum fortgesetzten Ringen mit dem übermächtigen Gegner habe. So beschlossen König Friedrich Wilhelm und Kaiser Alexander trop der geringen Wahrscheinlichkeit eines Sieges dennoch, eine Schlacht gegen Napoleon zu wagen, und ließen ihr Heer auf den Höhen östlich von Baußen Stellung nehmen.

Hier erhielt am 20. Mai das III. Musketier-Bataillon einen neuen Kommandeur in dem Major v. Krosigk. Derselbe hatte früher bei der Kavallerie und zwar bei dem Regiment Gensd'armes gestanden, war danach längere Zeit außer Dienst gewesen und hatte auf seinen Gütern bei Halle gelebt, welche wie diese Stadt zu dem ren Napoleon geschaffenen Königreich Westfalen gehörten. Bon glühendstem Hasse gegen die Fremdherrschaft beseelt, machte er aus jeiner Gesinnung dort kein Hehl und wurde deshalb 1811 als Gefangener nach Kassel geführt; erst im Jahre 1812 kam er gegen die Kaution seines ganzen Vermögens wieder frei.*) Als nun aber

*) Charakteristisch für diese ungewöhnliche Persönlichkeit ist die folgende verbürgte Geschichte: Während der Franzosenherrschaft in seiner Heimath war Krosigk eines Morgens von seinem Gute über Land geritten und hatte bei seiner Heimkehr um die Mittagszeit einen französischen Stabsoffizier vorgefunden, von dessen ungeberdigem Auftreten das erschreckte Gesinde nicht genug berichten fonnte. Der also Vorbereitete traf seine Anordnungen. Im Speisesaal bedachte

Preußen sich erhob, da ließ Major v. Krosigk Hab und Gut im Stich, brachte seine Familie in Sicherheit und eilte in die Reihen seiner alten Kameraden.

Er war ein tapferer und tüchtiger Offizier und seine Kampfbegier so groß, daß er später während des Waffenstillstandes im wahren Sinne des Wortes weder bei Tage noch bei Nacht Ruhe hatte. Dabei zeigte er sich als einen edlen, ausgezeichneten Menschen und für seine Untergebenen sehr sorgsamen Vorgeseßten, so daß er von diesen bald im höchsten Grade verehrt und geliebt wurde. In der Schlacht bei Baußen führte er in Civilkleidung das Kommando des Bataillons, da er noch keine Uniformstücke hatte.

Am selben Tage erzwang nun Napoleon in heftigem, blutigem Kampfe bei Baußen den Uebergang über die Spree. Die Brigaden v. Röder und v. Klüx waren an diesem Tage noch nicht im Feuer, sondern wohnten der Eröffnung der Schlacht nur als Zuschauer bei. Ernster sollte der 21. Mai für sie werden.

Auf dem linken Flügel hatten die Russen Stellung genommen, im Centrum stand das Yorcksche Korps, rechts vorwärts bei Kreckwitz, Plieskowig und Klein-Baußen die Korps Blücher und Kleist und auf dem äußersten rechten Flügel wieder Russen unter dem General Barclay.

er den neuen Gast nur mit kurzem Gruß, gab dann nach altem Hausgebrauch die Suppe auf und ließ dem Obersten, dem er einen Play am unteren Ende der Tafel angewiesen, erst den lezten Teller reichen.

Der Oberst schnitt eine Grimafse, aber schwieg, der kommenden Genüsse harrend. Mit dem Fleisch und Gemüse, selbst mit dem Wein nahm es den gleichen Verlauf. Doch mehr als der Mangel an schuldigem Respekt verleßte den Franzosen die Knappheit des Speisezettels. In seinen Erwartungen auf weitere Gänge getäuscht, erhob er sich heftig und erklärte rund heraus, dieses färgliche Essen sei keine Mahlzeit für einen Offizier der großen Armee.

Es ist unser gewohntes Mittagbrot," entgegnete Krosigk gelassen, doch sollen Sie nach Wunsch befriedigt werden."

Auf seinen Wink eilte ein Diener hinaus, um sogleich mit einer Schüssel zurückzukehren, über welche eine Serviette gebreitet war.

„Gefällt es Ihnen, so verzehren wir dieses Gericht gemeinsam im Garten“, fuhr Krosigk fort, indem er die bergende Hülle lüftete und auf dem Grund der Schüssel zwei geladene Pistolen sehen ließ.

Der Oberst war für den Augenblick versteinert; erst auf die scharf betonte Einladung nur zuzulangen, dankte er mit stummer Verbeugung, hielt es jedoch für gerathen, sein Quartier noch selbigen Tages vom Edelhof in das Pfarrhaus zu verlegen. (Aus Kobersteins Preußischem Bilderbuch.)

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