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der Abschluß einer Uebereinkunft, zufolge welcher Paris an Blücher und Wellington übergeben wurde, indeß die französische Armee sich bis hinter die Loire zurückziehen mußte. So war denn die stolze Hauptstadt Frankreichs zum zweiten Male in den Händen der Verbündeten, und der Friede stand in sicherer Aussicht. Niemand hatte mehr zu den Erfolgen beigetragen als die preußische Armee unter dem Fürsten Blücher, und von dieser war es das I. Armeekorps, welchem das Glück zu Theil geworden war, einen größeren Antheil für sich beanspruchen zu dürfen als die anderen Korps. Selbst Blücher sagte in einem Schreiben an den General v. Zieten, „daß nur, wer unter seinen (des 1. Armeekorps Fahnen) den Feldzug gemacht habe, sagen könne, wahrhaft an demselben theilgenommen zu haben". Vom I. Korps aber durfte wieder die Brigade Steinmeg stolz sein, denn nur sie hatte vei Belle-Alliance mitgefochten, hatte bei Issy mehr Gelegenheit zu ruhmvoller Thätigkeit gehabt als die anderen Brigaden, und so darf auch das 12. Regiment glücklich über seine Theilnahme an dem ruhmreichen Feldzuge von 1815 sein. Noch am 3. Juli erließ Blücher an den General v. Zieten folgendes eigenhändige Schreiben:

„Das I. Armeekorps hat unter Ew. Exzellenz tapferen und weisen Anführung sich einen unsterblichen Namen erworben; ich hoffe, der König wird es erkennen und belohnen, und kann weiter nichts thun, als Ihnen und Ihrem guten Korps meinen herzlichsten Dank zu zollen; so lange ich lebe, soll dies ein Vorwurf meiner Bewunderung bleiben.

(gez.) Blücher.“

Dieser Brief veranlaßte den General v. Zieten zu einem Korpsbefehl am 4. Juli, in welchem er gleichfalls seinen Dank aussprach, und aus dem nur einige Stellen hier angeführt sein mögen:

Nach der gewonnenen Schlacht von Belle-Alliance konnte der Regen ebenso wenig Euern Siegerlauf in beschwerlichen Wegen' hemmen, als die Hiße der letzten Tage Euch aufhalten. Ich weiß, daß Soldaten auf den letzten Märschen vor Erschöpfung gestorben sind; es gereicht diese Aufopferung ihnen ebenso sehr zum Verdienste als der Tod im Kampfe. Sie fielen auf dem Bette der Ehre. Was die Truppen geleistet haben in den denkwürdigen 19 Tagen, wird nicht allein in meinem dankbaren Herzen und

Gedächtnisse, es wird in den Jahrbüchern Preußens, in den Annalen der Weltgeschichte aufbewahrt bleiben. Noch vorgestern Abend und gestern früh haben die im Feuer gewesenen Truppen einen bewundernswürdigen Heldenmuth bewiesen, sie haben einen fünffach überlegenen Feind im Angesichte seiner zitternden Haupstadt aus seinen festen Positionen geworfen."

Von besonderer Bedeutung für das Regiment ist aber der Brigadebefehl vom 3. Juli, in welchem General v. Steinmeß sich äußert. Es heißt darin:

„Die Truppen der Brigade und vorzüglich diejenigen, die dem Feinde von Sèvres aus dergestalt gefolgt sind, daß ihm keine Zeit zur Aufstellung geblieben ist, haben sich den Dank der Armee und die Achtung der Nation im höchsten Grade erworben. Die Fortsetzung des Gefechts und die Festhaltung des Dorfes in dem heutigen Gefechte sind ebenso ehrenvolle Zeugnisse der Bravour, als es Beweise von der Kraft sind, die eine Truppengattung hat, wenn sie von dem Willen beseelt ist, lieber zu sterben, als ihren Posten aufzugeben. Ehrenvoll erkenne ich dies an und eifrig werde ich bemüht sein, dies zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.

Das 1. Bataillon des 2. Brandenburgischen (12.) InfanterieRegiments hat ehrenvoll zu der Wegnahme von Jssy mit dem 24. und dem Landwehr-Regiment gewirkt, hat mehr gethan als diese, weil es noch über das Dorf hinausgegangen ist; es hatte hierzu den Auftrag (?) und wenn hierbei etwas zu tadeln ist, so war es nur dies, daß es nicht die nachkommenden Kolonnen von seinem Vorrücken unterrichtete und seine verschossene Munition nicht früher ergänzte. Doch wer wollte einer ausgezeichneten Bravour hierüber Vorwürfe machen.

(gez.) v. Steinmez."

Am 6. sollte die Armee in Paris einrücken, indeß wurden an diesem Tage nur die Barrieren besetzt, wobei auch das I. Bataillon wahrscheinlich an der Barriere d'Enfer verwendet ward. Der Einzug erfolgte am 7. morgens zwischen 8 und 9 Uhr durch die Barriere la Lunette, und zwar war es das I. Armeekorps, dem der Vorzug zu Theil wurde, zuerst einzuziehen, das III. und IV. folgten erst in den nächsten Tagen. In geschlossenen Kolonnen, die Reiterei mit gezogenem Säbel, die Artillerie mit brennenden Lunten, so hielt das Korps seinen Einzug in Paris, dessen Bewohner

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größtentheils eine ziemlich feindselige, nur durch die Furcht gezügelte Haltung zeigten. Dann ging es mit klingendem Spiel über die Brücke von Jena, worauf die Truppen sich theilten und nach den ihnen zugewiesenen Plätzen abrückten. Der Brigade Steinmetz fielen hierbei die Quais Desaix, Célestine, d'Orleans, d'Anjou und de la Grève, der Place Thionville und Place de l'Hôtel de Ville, das Arsenal 2c. zu; es wurde auf den Plägen biwakirt und die Verpflegung dort auch ausgegeben; doch waren die scharfen Schüsse bereits aus den Gewehren gezogen und es sollten diese auch nicht wieder geladen werden. Später bezog das Regiment die Kaserne Célestine.

Das III. und IV. Korps rückten am 8. bezw. 9. ein und marschirten am 10. bezw. 12. wieder nach der Loire zu aus. Eine große Genugthuung für die tapferen Truppen war es, daß diesmal den Franzosen die aus Preußen geraubten Kunstschätze, welche man 1814 aus schlecht angebrachter Höflichkeit nicht zurückforderte, wieder abgenommen wurden. Damals hatte man nur die „Viktoria mit dem Viergespann", welche auf dem Brandenburger Thor gestanden und 1806 von Napoleon geraubt worden war, sich wieder zugeeignet; obwohl die Franzosen sie versteckt hielten, war es dem Generalkriegskommissär Ribbentrop gelungen, sie endlich doch ausfindig zu machen. Weniger glücklich war man mit den 1806 und 1807 verlorenen Fahnen, die schon 1814 vor dem ersten Einzuge vernichtet sein sollten und in der That nicht aufgefunden wurden.

Am 10. Juli trafen König Friedrich Wilhelm III., Kaiser Alexander und Kaiser Franz in Paris ein, und die Brigaden des I. Korps gaben von nun an abwechselnd die Ehrenwachen bei den Monarchen, was als eine besondere Auszeichnung für die Leistungen des Korps im Feldzuge angesehen wurde. Die erste Bache bei Seiner Majestät dem Könige gab das 12. Regiment.

Wenn die Truppen des Korps aber geglaubt hatten, daß es mit der kriegerischen Thätigkeit für sie zu Ende sei und sie in Paris auf ihren Lorbeeren ruhen könnten, so sahen sie sich bald enttäuscht, denn schon am 20. Juli kam ein Befehl Blüchers an den General Zieten, am 21. mit zwei Brigaden nach Laon und La Fère aufzubrechen und sich dieser festen Plätze zu bemächtigen.

Obgleich nämlich Napoleon am 15. Juli von der Insel Aix aus sich an Bord des englischen Linienschiffes „Bellerophon" begeben und sich also selbst den Engländern ausgeliefert hatte, und obgleich Grenadier-Regiment Pring Carl von Preußen. 2. Aufl.

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König Ludwig XVIII. bereits seit dem 9. Juli sich wieder in Paris befand, verweigerten die Kommandanten jener Pläge, welche allerdings die weiße Fahne aufgezogen hatten, dennoch den verbündeten Truppen den Durchmarsch, und der alte Feldmarschall wollte dies nicht länger dulden. So bestimmte denn General v. Zieten die 1. Brigade zur Berennung von La Fère, die 2. gegen Laon, und er selbst übernahm den Oberbefehl über diese Unternehmung, während gleichzeitig der Rest des Korps unter dem Generallieutenant v. Roeder nach der Normandie abrückte und dort Ortsunterkunft bezeg. Die inzwischen eingetroffenen Garden blieben in Paris.

Einschließung von La Fère.

25. Juli bis Ende Oktober.

Am 25. traf die Brigade Steinmetz vor La Fère ein, welches noch immer von dem Füsilier-Bataillon des Regiments beobachtet wurde. Noch am selben Tage ward die Festung eng eingeschlossen und Befehl zur Anfertigung von Faschinen und Schanzkörben gegeben. Dies geschah im Laufe des 26. und in der Nacht vom 27. zum 28. sollte der Batteriebau beginnen; allein am Abend des 26. erhielt Generallieutenant v. Zieten, welcher sich persönlich vor La Fère befand, eine Kabinets-Ordre, zufolge deren der Angriff unterbleiben sollte. Augenscheinlich wünschte König Friedrich Wilhelm III., troß der Dreistigkeit der französischen Kommandanten, weiteres Blutvergießen zu vermeiden, und demnach blieb es auch ferner bei der einfachen Einschließung. Dieselbe war leicht auszuführen, da der Platz mit Wasser umgeben war, die Verbindung nach außen hin also nur durch einzelne Dämme und Brücken unterhalten werden konnte.

Allmählich gestaltete sich nicht nur ein ganz friedlicher Verkehr zwischen den preußischen Truppen und der Bevölkerung, sondern auch mit der Besatzung, so daß sogar die Offiziere der einander gegenüberstehenden Feldwachen sich kameradschaftlich besuchten. Doch wurde dies schließlich verboten. Die Bevölkerung selbst litt wenig durch die Einschließzung; ein Befehl sagt z. B.: „Es ist hier im Lande Sitte, daß die Einwohner entfernter Gegenden herkommen, um bei der Ernte zu helfen. Sämmtliche Offiziere und Kommandanten werden angewiesen, solche Landleute pass- und repassiren zu lassen, sobald sie mit Scheinen ihrer Ortsobrigkeit versehen sind, nicht in

zu großen Haufen zusammen kommen und sich ruhig verhalten." Auch fuhr General v. Steinmeß gewaltig darunter, wo die Truppen sich Ungehörigkeiten erlaubten. Es waren dies namentlich die freiwilligen Jäger, welche mit dem Fuhrwerk der Bewohner einen nicht zu rechtfertigenden Unfug trieben, noch dazu in einer Zeit, wo der Landmann für sich und zugleich für die fremden Truppen den fünftigen Unterhalt einsammeln soll.“ Es ward dafür gesorgt, daß derartige Sachen ferner unterblieben; allerdings aber mußte andererseits die männliche Landbevölkerung bei den Schanzarbeiten gelegentlich Hülfe leisten.

In Wirklichkeit war die Einschließung nur eine große Vorpostenübung. Wie wenig selbst die höheren Vorgesetzten ihr eine kriegerische Bedeutung beilegten, geht daraus hervor, daß die Offiziere wiederholentlich darauf hingewiesen wurden, diese Zeit zur wissenschaftlichen Ausbildung anzuwenden".

Auch der Geburtstag Seiner Majestät des Königs 3. August - wurde wie im Frieden durch Gottesdienst und große Parade gefeiert; demnächst erfreuten und vergnügten sich die Mannschaften bataillonsweise auf grünen, schattigen Plätzen bei Musik, Tanz und Spiel und erhielten doppelte Portionen. General v. Steinmetz lud außerdem auch einige für La Belle-Alliance mit dem Eisernen Kreuze dekorirte Unteroffiziere und Leute zu Tische."

Vier Wochen später kam jene Kabinets-Ordre vom Jahre 1814, welche den neu gebildeten Regimentern Fahnen verhieß, zur Ausführung. Die Verleihung sollte zu Paris mit großer Feierlichkeit vor sich gehen, und Seine Majestät der König hatte befohlen, daß von jedem Armeekorps ein Regiment dorthin marschiren solle, um seine Fahnen selbst zu empfangen; den anderen Regimentern sollten dieselben zugeschickt werden. Generallieutenant v. Zieten bestimmte hierzu das 12. als das älteste der neu errichteten Regimenter des Korps; ein späterer höherer Befehl änderte dies aber ab, und es wurde Major v. Laurens mit dem 24. Regiment nach Paris beordert.

Die anderen für das Armeekorps bestimmten Fahnen wurden nach dem Hauptquartier Evreux gesandt, und von hier holte die dem 12. Regiment gehörigen ein Detachement desselben unter dem Premierlieutenant v. Winterfeld am 22. September ab. Am 7. Oktober fand dann die Feier des Anschlagens der Fahnentücher an die Fahnenstangen statt, und am 8. erfolgten die Fahnenweihe und der

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