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wichen die Franzosen von der Lücke zurück, und ihr Anlauf war an dieser Stelle mißglückt.

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I. u. II. Bataillon: Feldwebel Glander, Märtin und Stadach; Unteroffiziere Fäthe, Schlieffert, Große und Barthel; Musketiere Schönfeldt, Tolk, Prange, Langniß und Erstmann.

Füsilier-Bataillon: Füsiliere Krüger, Burchardt und

Hübner.

Freiwillige Jäger: Oberjäger Thiele, Jäger Schrebler.

Von Ligny bis Belle - Alliance.

16. Juni abends bis 18. Juni nachmittags.

Ein Rückzug hat stets ungemein viel Beschwerlichkeiten für die Truppen, die um so stärker empfunden werden, als auch der Geist meistentheils niedergedrückt ist durch das Bewußtsein, dem Feinde haben weichen zu müssen.

Schwer lasteten die Anstrengungen auch jetzt auf der geschlagenen preußischen Armee und besonders auf denjenigen Truppen, welche schon am 15. mit dem Feinde in fortwährender Berührung gewesen waren, ohne seitdem ausreichende Ruhe und Verpflegung genossen zu haben. Die wüthenden Dorfgefechte hatten die verschiedenen Truppentheile ganz durcheinander gebracht, nun brach die Dunkelheit herein, es begann stark zu regnen, und theilweise in ungeordneten Massen zog das Heer auf der Römerstraße und dann nach Tilly hin ab. Doppelte Anerkennung verdient es daher, daß unter solchen Umständen der bisher bewahrte ungebeugte Muth nicht verloren ging. Nach Möglichkeit brachten Generale und Offiziere wieder Ordnung

hinein.

Die 1. Brigade, welche mit Ausnahme der gegen Wagnelé rorgeschickten Bataillone (Füsilier-Bataillone der Regimenter Nr. 12 und 24 und die beiden Schüßen-Kompagnien) sowie des LandwehrBataillons Gillhausen, welches Bry noch besezt hielt, gesammelt nordöstlich dieses Dorfes stand, erhielt nach dem Durchbruch des Centrums Befehl, an die Brüsseler Chaussee - zwischen Aux trois Barettes und Sombref zu rücken, dort Karrees zu formiren und so dem Andrange der feindlichen Kavallerie zu widerstehen. Dieselbe ging aber nicht so weit vor, höchstens prellten einzelne Reiter heran, und später konnte die Brigade ihren Rückzug unbehelligt antreten; sie biwakirte dann bei Tilly, wo sich auch die anderen Bataillone einfanden.

Daß das Regiment auch in dieser schlimmen Nacht eine seiner bisherigen Vergangenheit würdige Haltung bewahrte, dafür spricht das Zeugniß des Brigadechefs, des ausgezeichneten und strengen Generals v. Steinmez. Derselbe läßt in einem Befehl vom nächsten Tage dem 12. und 24. Regiment die Anerkennung zu Theil werden, daß sie sehr gut marschirten und sich zusammenhielten, auch darauf wachten, daß keine Leute austräten." Und ferner heißt es: „Wenn es schlimme Zeiten sind, so muß man die Zügel um so fester halten und darauf sehen, daß nichts in Wildheit und Anarchie ausarte."

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Am frühen Morgen des 17. ward wieder aufgebrochen, gegen 9 Uhr überschritt die 1. Brigade bei Wawre die Dyle und bezog dahinter ein Biwak bei Bierges. Hier bei Wawre trafen im Laufe des Tages auch die anderen drei Korps ein, so daß die preußische Armee nun völlig vereinigt war. Der Tag sollte dazu benut werden, die Ordnung in den Truppentheilen völlig wiederherzustellen und die Munition zu ergänzen. Viel Ruhe und Erholung aber ward dabei den Lagernden nicht zu Theil, denn es regnete, fehlte an Lebensmitteln nicht einmal der gewöhnliche eiserne Bestand an Reis hatte ausgegeben werden können, da infolge der veränderten Rückzugsrichtung die Wagen noch nicht herangekommen waren — und überdies mußten die Biwakpläge noch zweimal weiter rückwärts verlegt werden.

Seit dem Vormittage nämlich hörte man Feuer von Quatrebras her. Dort hatte Marschall Ney am 16. die sich sammelnden Engländer mit Heftigkeit angegriffen und sie dadurch verhindert, den bei Ligny fechtenden Preußen irgend welche Unterstützung zu Theil werden

zu lassen. Am 17. vormittags hatte sich nun auch noch Napoleon mit dem größten Theil seiner Kräfte dahin gewandt, und der Herzog von Wellington beschloß in die Stellung von Mont St. Jean zurückzugehen. Napoleon belästigte diesen Rückzug und daher hörte man bei dem I. preußischen Korps am Nachmittag den Kanonendonner immer lauter werden und näher kommen.

Aus diesem Grunde wollte General v. Zieten die Brigade nicht mehr einzeln lagern lassen und zog das Korps in einem einzigen großen Biwak zusammen. Bei einer Erkundung des nach dem Feinde zu gelegenen Geländes fand aber der Chef des Generalstabes vom I. Korps, Oberstlieutenant v. Reiche, die rechte Flanke noch zu sehr gefährdet, und so ließ derselbe das 12. Regiment nach jener Seite hinziehen und daselbst eine Aufstellung nehmen. Eine furchtbare Gewitternacht machte das Maß der Beschwerlichkeiten voll; es goß förmlich vom Himmel, die Lagernden „schwammen beinahe im Wasser und liefen am nächsten Morgen umher wie gebadete Mäuse, zitternd vor Kälte."

Lebensmittel wurden ausgegeben, es sollte möglichst bald abgekocht werden, die Waffen wurden in Stand gesetzt, die Taschen mit Munition gefüllt - ein Jeder merkte, daß es zur Schlacht gehen und Ligny gerächt werden solle.

Doch kam auch noch ein Armeebefehl des alten Blücher, welcher Offizieren wie Soldaten nicht sehr erbaulich klingen mochte, denn so heldenmüthig sich auch ein Theil der Armee am 16. geschlagen hatte, es konnte nicht in Abrede gestellt werden, daß bei den aus den Rheinlanden und Westfalen neu formirten Truppen sowie bei den Ersagmannschaften, welche aus diesen Landestheilen in die altpreußischen Regimenter eingestellt waren, sich böse Dinge ereignet hatten. Es ist schon die Rede davon gewesen, daß diese Leute zum Theil nicht von dem Haß gegen Napoleon und die Franzosen beseelt waren, wie die Altpreußen, außerdem aber konnten ihre Neuformationen noch nicht das feste Gefüge haben, wie es die älteren Regimenter besaßen; auch lag es in der Natur der Sache, daß bei den früheren politischen Verhältnissen dieser Länder vielfach der kriegerische Geist noch nicht so entwickelt war, wie bei Brandenburgern, Pommern u. s. w., welche schon eine 150jährige ruhmvolle militärische Vergangenheit aufzuweisen hatten. An persönlicher Tapferkeit gebrach es ihnen wahrlich nicht, dafür lieferte die Haltung nicht weniger jener Truppentheile genügende Beweise.

Der Befehl lautete:

"

Wir haben uns mit der großen englischen Armee vereinigt und das IV. Korps an uns gezogen. Wir sind Bonaparte überlegen, und der Sieg wird und muß uns zu Theil werden, wenn ein Jeder seine Schuldigkeit thut.

Soldaten! Vergeßt nicht, daß Ihr Preußen seid, daß Sieg oder Tod unsere Losung ist, und daß der Sieg auch Alles giebt, was Ihr verlangt: Ruhe, Verpflegung, baldigen ehrenvollen Frieden. Die Armee ist größtentheils durch die letzte Schlacht in Unordnung gekommen; Plünderung und dergleichen sind die Folgen davon. Dem muß durchaus abgeholfen werden. Es ist daher nöthig und ich bestimme, daß

1. ein jeder Offizier, der seine Untergebenen nicht in Ordnung zusammenhalten kann, gleich seiner Stelle entsegt und Sr. Majestät gemeldet werden soll.

2. Unteroffiziere und Soldaten, die sich eigenmächtig von ihren Regimentern entfernen, ohne blessirt, kommandirt oder krank zu sein, werden

a) Unteroffiziere degradirt und ihnen die Ehrenmedaille abgenommen,

b) Soldaten, welche die Medaille haben, wird solche abge= nommen, und sie in die 2. Klasse versetzt.

c) Soldaten, die nicht die Medaille besigen, werden ohne Weiteres in die 2. Klasse versett und erhalten 40 Hiebe. d) Auf schändliche Entweichung vor dem Feinde folgt das Todtschießen.

e) Ein jeder Soldat, der gesund zu seinem Regiment kommt, ohne sein Gewehr mitzubringen, gehört von selbst in die 2. Klasse und erhält 40 Hiebe.

Bei jeder Gelegenheit vor dem Feinde müssen Tambours und Hornisten schlagen und blasen.“

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Dem alten Feldmarschall war die Schlappe bei Ligny sehr zu Herzen gegangen, und trotz seines körperlichen Leidens einer starken Quetschung des Beines beim Sturz mit dem Pferde er, wo es ihm nöthig erschien, gewaltig darunter.

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fuhr

Schlacht bei La Belle-Alliance. *)

18. Juni 1815.

Wellington hatte am Abend des 17. die Stellung bei Mont St. Jean erreicht und hier seine Armee lagern lassen. In Voraussicht des wahrscheinlich am nächsten Tage erfolgenden Angriffs der französischen Armee war zwischen ihm und Blücher die Verabredung getroffen worden, daß Wellington in jener Stellung Stand halten selle, bis die Preußen heran wären, um dann gemeinsam die Offensive gegen Napoleon zu ergreifen.

Bald war dies bei den Truppen bekannt, denn General v. Zieten hatte schon in der Nacht den darauf bezüglichen Befehl aus dem Hauptquartier bekommen, und vergessen war bei der Aussicht, die Scharte von Ligny wieder auszuwegen, alle Mühsal und Entbehrung, das ganze bisher erlittene Mißgeschick, verschmerzt sogar der so ungnädige Armeebefehl des alten Blücher.

Schon früh am Vormittage brach das IV. Armeekorps auf, um über St. Lambert in Napoleons rechte Flanke zu kommen, ihm felgte später das II. Das I. Korps lag dagegen noch im Biwak, wo gegen 11 Uhr der Kanonendonner von Mont St. Jean her deutlich hörbar wurde. Alles war in ungeduldiger Spannung, denn die zunehmende Heftigkeit des Feuers ließ bald auf die Größe des Kampfes schließen. Endlich um Mittag kam der Befehl von Blücher an General v. Zieten, mit dem Korps aufzubrechen und über Froidmont und Ohain nach dem Schlachtfelde zu marschiren, und General v. Zieten gab nun seine Disposition, die mit den Worten schloß: „Zu dem glücklichsten Tage meines Lebens werde ich es rechnen, wenn der 18. Juni eine eben solche preußische Tapferkeit wie am 16., jedoch einen besseren Erfolg zeigt. Unter den Befehlen solcher Brigadechefs und Oberoffiziere, wie sie das I. Armeekorps zählt, bin ich im Voraus der Erfüllung meiner heißen Wünsche gewiß.“

War die Freude vorher schon groß gewesen, so ward sie durch diesen Schluß der Disposition zur Begeisterung gesteigert, denn nun war die Theilnahme am Kampfe gewiß.

Das 12. Regiment verließ sofort die die Flanke bisher deckende Aufstellung und stieß wieder zu seiner Brigade, welche die Avantgarde des Korps bildete, und General v. Steinmez formirte noch

*) Siehe Kroki.

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