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sich nichts, die wenigen Mannschaften aus dem Douanenhäuschen entflohen. Etwas später aber erschienen von Ober-Wesel und Bacharach her kleine feindliche Abtheilungen; mit diesen entspann sich ein unbedeutendes Schüßengefecht, welches schließlich mit dem schnellen Rückzuge der Franzosen endete. Bald darauf fiel den Füsilieren ein Postillon in die Hände, der von Bacharach nach Rheinfels wollte. Er sagte aus, daß er ein feindliches Detachement von etwa 60 Mann und einer Kanone in eiliger Flucht auf der Chaussee nach Bacharach getroffen habe, daß die feindlichen Posten überall sehr schwach seien, und man den Uebergang durchaus nicht erwartet habe." Uebrigens hatte dieser Postillon Depeschen vom Marschall Marmont nach Coblenz zu überbringen und war daher ein wichtiger Fang.

Nachdem noch weitere Truppen übergesezt waren, erklomm das Füsilier-Bataillon auf steilen, des Glatteises wegen doppelt beschwerlichen Fußsteigen den Thalrand, um auf Rheinböllen zu marschiren. Während die Füsiliere so die Höhen erstiegen, entspann sich unten im Thal abermals ein Gefecht, denn der Feind war mit einigen Hundert Mann und mit Geschütz wieder von Bacharach aus vorgerückt und unternahm einen wüthenden Angriff. Jezt aber befanden sich schon die beiden Musketier-Bataillone des Brandenburgischen Regiments und das ganze 12. Reserve-Regiment auf dem linken Rhein-Ufer, und das II. Bataillon des letzteren, dem das I. Bataillon Brandenburger als Reserve diente, wies den Feind kräftig zurück, folgte ihm und nahm Bacharach. Danach erstiegen die Bataillone der Brigade Hünerbein unter den größten Schwierigkeiten die Thalränder theilweise in den felsigen Schluchten auf bisher unbetretenen Pfaden emporklimmend, wobei mehrere Leute durch Stürzen von den Felsen sich schwer beschädigten - und folgten den Brandenburger Füsilieren. Der Verlust, welchen das Regiment bei diesem Rheinübergang erlitten hatte, betrug beim

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Das Füsilier-Bataillon sollte noch bis Rheinböllen marschiren, und so wurden gleich die Fouriere unter Lieutenant v. Hohenhau entsandt. Dieser, um das Quartiermachen zu beschleunigen, sprengte

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allein voraus und ritt ohne sich um eine am Eingange des Dorfes stehende Schildwache zu bekümmern, die er in der Dunkelheit wohl auch nicht als Feind erkannte zum Maire, ließ denselben herausrufen und sagte ihm, „es käme ein Bataillon Preußen, er solle die Billete besorgen." Groß aber war sein Erstaunen, als dieser ihm antwortete: „es wären schon einige Hundert Franzosen da, und in seinem Hause lägen die Kommandeure." Sofort jagte Lieutenant v. Hohenhau wieder zum Dorfe hinaus, entriß jezt der Nichts ahnenden Schildwache das Gewehr und brachte den Mann als Gefangenen mit.

Scharmügel bei Rheinböllen.
1. Januar.

Nun wurde sogleich das Füsilier-Bataillon vorbeordert und ein Landwehr-Bataillon zur Umgehung des Dorfes befehligt. Kapitän v. Brandenstein mit der 9. Kompagnie hatte die Vorhut, die anderen drei Kompagnien folgten. Der Feind 400 Mann mit vier Geschützen verließ nach einigen unwirksamen Kanonenschüffen und kurzem Gewehrfeuer den Ort, ließ aber eine Anzahl Gefangene sowie mehrere Wagen in den Händen der Füsiliere, welche sich nun selbst dort einquartierten. Noch am nächsten Morgen wurden nicht wenig Franzosen, welche sich in den Ställen und Scheunen verkrochen hatten, aufgefunden und zu Gefangenen gemacht.

Die anderen Bataillone der Brigade hatten in Steeg und den umliegenden Ortschaften kantonirt. Am 2. Januar ward auf Bingen zu marschirt.

Scharmügel bei Wald-Algesheim.
2. Januar.

Der Marsch nach Bingen geschah über Stromberg und südlich dieses Ortes, bei Wald-Algesheim stieß das Füsilier-Bataillon auf den Feind, welcher genanntes Dorf besetzt hielt. Derselbe leistete indeß keinen erheblichen Widerstand, ein Bajonettangriff der Füsiliere bewog ihn, das Dorf sofort zu räumen und nach kurzem Waldgefecht sich nach Bingen zurückzuziehen, bis wohin ihn Kapitän v. Vogel noch mit den Schüßen verfolgte. Der Verlust des Füsilier-Bataillons bei Rheinböllen und Wald-Algesheim betrug sechs Mann.

Am 3. ward Kreuznach erreicht, und hier übernahm Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm das Kommando der Brigade, da dem Generallieutenant v. Hünerbein eine andere Bestimmung zu Theil geworden war.

Wie bereits erwähnt, war Prinz Wilhelm ein Bruder Seiner Majestät des Königs. In der Schlacht bei Auerstedt attackirte er an der Spitze einiger Kavallerie-Regimenter tapfer aber ohne glücklichen Erfolg mehrere französische Karrees; sein Pferd ward unter ihm erschossen, er selbst verwundet und nur mit Mühe vor Gefangenschaft gerettet. Seine Tapferkeit, Herzensgüte und Leutseligkeit machten ihn bei seinen Untergebenen bald sehr beliebt, und die 8. Brigade durfte stolz darauf sein, den edlen, ritterlichen Prinzen zu ihrem Führer erhalten zu haben. Sie bestand damals aus dem Brandenburgischen Regiment 3 Bataillone 12. Reserve-Regiment

3

14. Schles. Landwehr-Regiment 3
Ostpr. National-Kavall.-Regiment
und einer sechspfündigen Batterie.

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Der Weitermarsch geschah über Meisenheim, St. Julian, Kusel nach Selchenbach,*) dann über St. Wendel nach St. Johann und Saarbrücken. Die Mühseligkeiten waren schon jetzt nicht gering, das bergige Gelände, der thonige Boden und die feuchtkalte Witterung verursachten große Anstrengungen. Ueber den einen Marsch am 4. macht ein Füsilier die witzige Bemerkung: Der ganze Weg war wie ein großer Stiefelknecht. Jeder Schritt in dem aufgeweichten thonigen Boden zog uns die Schuhe von den Füßen.“

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Vom 8. bis 11. ward die Brigade zur Einschließung von Saarlouis verwendet, doch kam hierbei vorzugsweise das Füsilier-Bataillon, welches in Saarwillingen lag, zur Verwendung und hatte am 9. und 10. einige leichte Scharmütel mit der Garnison. Am 11. überschritt Brinz Wilhelm mit seiner Brigade die Saar bei Beckingen, marshirte über St. Avold nach Courcelles-Chauffy, welches am 13. erreicht wurde, und beobachtete von hier aus die Festung Meß.

*) Fast genau dieselbe Marschstraße, welche das Regiment im Jahre 1870 nahm.

Einschließung von Mek.
17. bis 27. Januar.

Am 17. begannen die Bewegungen, um die Einschließung auch auf dem linken Mosel-Ufer zu bewerkstelligen, jedoch wurden dieselben durch das plöglich eingetretene Thauwetter sehr verzögert; erst am 19. gelangte der Vortrab der 8. Brigade bis Gorze, während das Gros in Pont à Mousson blieb, und erst am 22., nachdem das Wasser der Mosel sehr gefallen war, konnte Prinz Wilhelm die Einschließung auf dem linken Mosel-Ufer vollenden. Die Brigade lag in den Ortschaften Moulins, Rozerieulles, Lessy, Plappeville*) 2c. Die Brandenburger Füsiliere hatten die Vorposten.

Anfangs war der Versuch eines gewaltsamen Angriffes beabsichtigt, aber angesichts der großen Schwierigkeiten stand man davon ab und begnügte sich mit der Einschließung; ein Ausfall aus der Festung ward von den Füsilieren in Verbindung mit einer Jäger-Kompagnie zurückgewiesen.

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Schon am 27. wurden die Einschließungstruppen durch russische Kavallerie abgelöst; das Yorcksche Korps trat am gleichen Tage den Weitermarsch an und erreichte mit seiner Tete, der 8. Brigade, St. Mihiel, allerdings schon in beträchtlich verringerter Stärke; von 20 000 Mann, welche am Neujahrstage den Rhein überschritten hatten, waren nur noch 14 000 Mann zur Stelle, ohne daß ein irgendwie bedeutendes Gefecht stattgefunden hatte, und so kam der ganze Verlust auf Rechnung der angestrengten Märsche, wie des beschwerlichen Vorpostendienstes in so ungünstiger Jahreszeit. Daß es auch mit der Mannszucht infolgedessen nicht besonders stand, beweist folgender Tagesbefehl Yorcks, welcher in diesen Tagen erlassen wurde:

„Leider ist das I. Korps auf dem Punkt, seinen Ruf, den es durch Ströme vergossenen Bluts theuer erkauft hat, durch Verleugnung aller Militärgesetze zu verlieren. Statt durch gutes Betragen uns rühmlichst von den Verwüstern unseres Vaterlandes zu unterscheiden, bemüht sich unser Soldat, es ihnen an Grausamkeit gegen die unglücklichen Bewohner gleich zu thun“ 2c.

Die Ehre, der erworbene Ruhm, der gute Name des Yorckschen Korps, die sich von der Düna bis zum Rhein so gut und rein erhalten haben, müssen auch an der Seine erhalten werden."

*) Die Forts St. Quentin und Plappeville bestanden damals noch nicht.

Uebrigens begann das Verhalten der Bevölkerung in dieser Zeit bereits ein sehr feindseliges zu werden, bewaffnete Bauernhaufen zeigten sich, griffen Patrouillen und Nachzügler an und riefen somit natürlich große Erbitterung unter den Truppen hervor.

Am 28. wurde aus 212 Bataillonen, 8 Eskadrons und 1 reitenden Batterie ein besonderer Vortrab unter General v. Kazeler gebildet, worunter sich auch das Füsilier-Bataillon befand; die beiden Musketier-Bataillone verblieben im Gros der als Avantgarde dienenden Brigade. So ward am 29. Bar le Duc erreicht und am 30. St. Dizier, welches von mehreren Seiten angegriffen werden jellte.

Da das Gros des Korps hierbei einen kürzeren Marsch hatte und durch das Gelände nicht so behindert war, gelangte es früher an den Feind als die Avantgarde und nahm die Stadt nach leichtem Gefecht. Am 31. war Ruhe in und bei St. Dizier, und es wurde die 8. Brigade aus der Avantgarde, welcher sie seit dem Rheinübergange angehört hatte, nunmehr abgelöst.

Nach einigen Befehlen und Gegenbefehlen marschirte das Korps erst gegen Mittag des 1. Februar wieder ab und rückte vor die fleine Festung Vitry, welche am 2. erreicht wurde. Nachdem aufmarschirt war die 8. Brigade auf dem linken Flügel zwischen dem Olcomte-Bach und der Marne sollte der Versuch gemacht werden, den nur schwach befestigten Ort mit Sturm zu nehmen.

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Durch eine Erkundung überzeugte sich General Yorck jedoch, daß tros des dichten Schneetreibens, welches herrschte, ein gewaltsamer Angriff bei Tage nicht ausführbar sei, und verschob denselben auf die Nacht; die Bataillone erhielten Befehl, sich in den ihnen als Quartiere angewiesenen Dörfern mit Sturmgeräth zu versehen. Die Nachricht von der Annäherung stärkerer feindlicher Streitkräfte, welche von Chalons sur Marne heranmarschirten, führte jedoch eine Aenderung auch dieses Befehles herbei.

Fünf Wochen wechselnden Kriegsglücks und schwerster Anstrengungen. 3. Februar bis 8. März.

General Yord entschloß sich nämlich, dem Feinde entgegenzugehen, und nach Zurücklaffung der 1. Brigade vor Vitry setzte sich das Korps am 3. in Bewegung. Das Regiment kam nach La Chaussee ins Quartier, wo wenige Stunden früher preußische Reiterei

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