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von Abrahams Opfer in deutschen Reimen, die in Herborn er schien. Der Stoff war besonders in der Schweiz sehr beliebt. Jakob Funckelin in Biel ließ auf den Maitag 1552 die Historie von Loth und Abraham durch die Stadtschüler aufführen; 1556 wurde in Schaffhausen die ‘Immolation Isaaks' durch den Schulmeister Sebastian Grübel gespielt, wofür er vom Rat fünf Thaler erhielt; Hermann Haberer, Landschreiber zu Lenzburg, schrieb ‘ein gar schön Spiel vom gläubigen Vater Abraham', das von der Bürgerschaft zu Lenzburg am 29. Mai 1562 gespielt wurde und in demselben Jahre in Zürich bei Christoph Froschower gedruckt erschien; in Solothurn fand 1586 eine Aufführung von 'Abrahams Opferung' statt. Der Presbyter Jakob Schöpper in Dortmund schrieb 1551 ein lateinisches Drama Abrahamus tentatus; im Elsaß dichtete Jakob Frey, Stadtschreiber in Maursmünster, um 1560 ein Spiel, in das er außer der Opferung Isaaks auch die Austreibung der Hagar und des Ismael, sowie den Untergang von Sodom und Gomorra hineinzog. 1599 spielte die Kantoreigesellschaft zu Grimma auf öffentlichem Markte mit ihren Adjuvantenschülern eine geistliche Komödie von der Ausführung Loths und dem endlichen Untergang von Sodom und Gomorra. Und damit auch alles recht natürlich zuging, so brannte man zu dem Endzwecke ein kleines Feuerwerk ab. Eine Conflagratio Sodomae des Andreas Saur aus Frankenberg wurde 1607 im akademischen Theater zu Straßburg — eine Ueberseßung lieferte Wolfhart Spangenberg in demselben Jahre und 1617 in der deutschen Uebersezung des Johann Konrad Merck im Gymnasium zu Ulm aufgeführt.

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In der Geschichte von Isaak und Rebecca erkannte man einen typischen Stoff für christliche Brautwerbung und christliche Hochzeit, und die hierher gehörigen Dramen dienen zur Verherrlichung der christlichen Ehe als eines Aktes göttlicher Ordnung. Hans Tirolf aus Kahla schrieb 1539 die schöne Historia von der Heirat Isaaks und seiner lieben Rebeccen. Darin sollte angezeigt werden, wie christliche Eltern schuldig sind, ihre Kinder gottselig im Ehestand zu versorgen, und die Kinder schuldig sind, ihnen hierin zu folgen. Sein Drama erschien 1539 zu Wittenberg in zwei völlig übereinstimmenden und doch wirklich verschiedenen Drucken. In der Widmung an seinen Vetter Konrad Tirolf,

Bürger zu Freiberg, nennt er das Spiel die erste Frucht seines Reimens und geistlichen Spielmachens. Der Verfasser gehört zu dem Kreise von Dramatikern, der sich um Luther gebildet hatte. Er studierte 1538 zu Wittenberg;1) er hatte die Zwickauer Schule besucht, wo Paul Rebhun seit 1531 als Lehrer wirkte, und hatte von diesem die Anregung zur dramatischen Dichtung erhalten. Peter Prätorius aus Cottbus dichtete 1559 eine Hochzeit Isaaks und Rebeccas (Wittenberger Druck), und am 18. Februar 1580 wurde Rebecca in Annaberg aufgeführt. Frischling Rebecca veranlaßte mehrere Ueberseßungen, die wir S. 61 genannt haben. Zu des Mag. Christian Schön Uebersehung führen wir noch eine Bemerkung aus seiner Zuschrift an, daß er in Jessen die Historia der heiligen Altväter aus dem Alten Testament spielweise von Jahr zu Jahr agiert habe und bis auf die Legenda des lieben Patriarchen Isaak gekommen, nun aber die Aktion von desselbigen Freischaft in unserer deutschen Muttersprache nicht vorhanden gewesen sei. Ein protestantischer Schulhalter zu Steyr in Desterreich ob der Ens, Thomas Brunner aus Landshut, der in Wittenberg seine Studien gemacht hatte, dichtete 1569 ebenfalls die Historia von der Heirat Isaaks und seiner lieben Rebecca, zunächst für die hochzeitlichen Freuden eines Brautpaares, und hatte diese Komödie in Krembs, der Heimat des Brautpaares, persönlich exhibieret, mit dem Erbieten, dieselbe mit ehester GeLegenheit gen Wittenberg zu verschicken. In Wittenberg erschien fie auch 1569 im Druck. Der Epilog enthält Lehren in Bezug auf die Ehe und Wünsche für das Brautpaar. Brunner schrieb außerdem noch ein Spiel von Jakob und seinen zwölf Söhnen (Wittenb. 1566) und einen Tobias (Wittenb. 1569), leyteren ebenfalls zu Ehren eines Hochzeitspaares. Die sämtlichen Dramen Brunners atmen 'den Ton schlichter Herzlichkeit und frommer, kindlicher Einfalt. Die treuen, echten Familiengefühle stehen obenan, daneben glaubenssichere Festigkeit mit einem Zug der Resignation, der hier geduldige Ergebung in den Willen Gottes bedeutet, gefaßt auf Verfolgung, Unterdrückung, Tyrannei, aber stets unverzagt.' 2) Man muß sich erinnern, daß die

1) Album 170: Ioannes Tirolbus Calensis.
2) Scherer in der Allg. Deutschen Biogr. 3, 447.

Reformation, die in den österreichischen Staaten anfangs eine lebhafte Aufnahme fand, sehr bald durch die Gegenreformation in ihrer Entwickelung gehemmt und daß alle möglichen Mittel angewandt wurden, 'die lutherische Keßerei' zu unterdrücken. Dafür sorgte besonders der strengkatholische Ferdinand I., und nachdem der Jesuitismus eine sichere Heimat gefunden hatte, lebten die Protestanten der österreichischen Staaten in beständiger Furcht. Daher jener 'eigene weiche Ton schlichter Herzlichkeit und sanftmütiger Liebe, frommer, kindlicher Einfalt und williger Ergebung,'1) der durch die besten österreichischen Schriften der Reformationszeit geht und den wir auch bei Thomas Brunner antreffen.

Gegen Ende des Jahrhunderts bemächtigten sich noch drei Dramatiker des Rebeccastoffes: der Schulmeister Christian Zyrl in Weissenburg (1572), der Domküster in Cöln an der Spree Georg Pfund aus Eisleben (1590) und der Pfarrer in Cörlin Johann Bütow (1600). Der lettere nannte sein Spiel 'Comoedia de nuptiali contractu Isaaci d. i. Heiratsspiegel, darinnen aus dem Exempel des frommen Isaak und der keuschen Rebecca allen Gesellen und Jungfrauen, so da heiraten wollen, gezeigt wird, wie sie von Jugend auf zu einem gottseligen Ehestand sich bereiten und hernach beide für und in der Ehe sich schicken und verhalten sollen', und widmete dasselbe allen Liebhabern des hochgeliebten heiligen Ehestandes zu nüßlichem Gebrauch.

Zulegt sei noch die in Dresden handschriftlich erhaltene Komödie des Pfarrers zu Altengottern Wolfgang Sommer vom Patriarchen Isaak erwähnt.2)

Der dritte Patriarch Jakob mit seinen zwölf Söhnen bot wegen seiner mannigfachen Schicksale einen reichen dramatischen Stoff. Das erste in Norddeutschland 1534 gedruckte neuhochdeutsche Drama, welches diesen Stoff behandelt, entstand in Magdeburg (S. 49). Die Verfasser desselben, Georg Major und Joachim Greff, haben in der am Ende befindlichen, in Form eines Akro

1) Scherer, Vorträge und Auffäße zur Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland und Desterreich. Leipzig 1874. S. 311.

2) Schnorr v. Carolsfeld, Katalog der Handschriften der . Bibliothek in Dresden 2, 506.

stichons gestellten 'Bitt zu Gott' um Ausbreitung des göttlichen Wortes und Ausrottung der falschen Lehre ihre Namen genannt. Die Aufführung dieses Dramas, das dadurch an Bedeutung gewinnt, daß mit demselben die Magdeburger Dramatik beginnt und daß die Beziehungen zur Gegenwart durch die Mahnung an die Bedrängnis des göttlichen Wortes festgehalten werden, fand 'auf dem Schüßenhofe', d. i. bei Gelegenheit des Schüßenfestes statt, zu welchem, wie die Vorrede des Druckers Michael Lotther vom Donnerstag nach Laurentii (13. August) 1534 sagt, eine Menge fremder Leute nach Magdeburg gekommen waren, und errang einen so großen Beifall, daß noch in demselben und im nächsten Jahre eine zweite und dritte Ausgabe des Druckes veranstaltet wurde. Auch der Prolog spricht von vielen Fremden: Zu lob und preis dem ewigen Gott,

Zu gfallen eim erbarn weisen Rat,
Zu ehren vieler frembden leut,
Die ist vorhanden, haben wir heut
Mit gutem rat uns wol bedacht,
Euch allen zu nuß ein spiel gemacht,
(Sind auch deshalben zu euch komen)

Welches wir aus Gottes wort genomen.

Wie es in den anderen Dramen jener Zeit geschieht, so wird auch in diesem Drama die biblische Grundlage treu gewahrt. Es handelt sich genau genommen um die Geschichte Josephs, und diese bildet wegen ihres das kindliche Herz besonders anziehenden Inhaltes den Mittelpunkt der Handlung. Die dramatische Entwickelung ist daher sehr einfach: im ersten Akt die Verstimmung der Brüder gegen Joseph wegen des bunten Rockes, den ihm der Vater geschenkt hat; im zweiten die Ausführung des Planes, Joseph in die Grube zu werfen; im dritten der Verkauf Josephs an die ägyptischen Kaufleute; im vierten Joseph im Hause des Potiphar und vor Pharao, seine Erhebung zum ersten Rate des Landes; im fünften endlich Wiedererkennung und Versöhnung. Im Epilog wird Joseph auf Christus gedeutet.

Ein lateinisches Drama Euphemus seu felicitatus Iacob schrieb 1553 der Presbyter Jakob Schöpper in Dortmund; Thomas Brunners Bearbeitung (1566) ist schon erwähnt. 1586 verfaßte Georg Göbel, kaiserlicher Notar und deutscher Schulmeister zu

ist

Görlig, ein Drama 'Die Fahrt Jakobs des h. Patriarchen und der Ursprung der zwölf Geschlechter und Stämme Israels aus dem Buch der Schöpfung, komödienweise auf Hochzeiten und sonst zu spielen. Auch ein Schüler des Hans Sachs, der Meisterfänger Adam Puschmann aus Görlig, seines Zeichens ebenfalls Schuhmacher, der nach kurzer Verwaltung eines Kantoramtes in seiner Vaterstadt als ein Liebhaber und Beförderer der alten deutschen Singekunst und Poeterei in Breslau lebte, befaßte sich mit diesem Stoffe, indem er 1580 eine große Komödie von dem frumen Altvater und Patriarchen Jakob und seinem lieben Sohn Joseph zusamt seinen Brüdern' schrieb, die er, obwohl 44 Personen darin auftreten, doch in vier Stunden agieren wollte. Der Breslauer Magistrat, an den sich der Verfasser wegen der Aufführung wandte, holte vorher das Gutachten des Pfarramtes ein, und als dieses sich dahin aussprach, daß das Spiel zwar an sich gar 'schlecht und einfältig' sei, daß aber in den öffentlichen Buchläden zu Breslau gar viel schicklichere und besser gestellte Exemplare von dergleichen Historien gedruckt vorhanden seien und außerdem sich in Puschmanns Spiele etliche obscöne Worte und Gestikulationen fänden, die vor züchtigen Ohren und Augen sich durchaus nicht schicken möchten, wurde die Erlaubnis zur Aufführung nicht erteilt. Aber troß dieser Beanstandung erreichte Puschmann, daß seine Komödie 1583 mit Musik und Gesang aufgeführt wurde. Endlich erwähnen wir noch die Aufführung einer Komödie von Jakob, wie er zu seinem Sohne Joseph in Aegypten gezogen, welche am 2. März 1618 und etliche Tage hernach durch Studiosen in Rostock stattfand.

War schon in einigen der genannten Dramen von Jakob die Geschichte Josephs beachtet worden, so geschah dies noch mehr in einer Reihe von Dramen, welche dieselbe ausschließlich zum Gegenstand einer dramatischen Behandlung machten. Joseph wurde als das Muster jugendlicher Reinheit und Keuschheit hingestellt, indem er der Versuchung der leidenschaftlichen und verbrecherischen Liebe der Frau des Potiphar siegreich widersteht. Die berühmte Comoedia sacra Ioseph des Amsterdamer Schullehrers Cornelius Crocus, die 1535 in Amsterdam gespielt und 1537 in Köln gedruckt wurde (S. 58), erhielt für die späteren Be

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