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die ja gleich der lateinischen facundiam und Zier ebensowohl hat als andere Sprachen'.

Auch Hans Sachs wagte sich an den Terenz. Er bearbeitete den Eunuchus (1564) nach der prosaischen Ueberseßung Nytharts von Ulm. Es war die lezte dramatische Arbeit des Dichters. Eunuchus und Andria überseßte auch Clemens Stephani aus Buchau (1554) und widmete seine handschriftlich noch vorhandene Arbeit dem Pfalzgrafen Otto Heinrich. Ebenso verfaßten Johann Bischoff (Episcopius) aus Würzburg 1566 und Michael Bapst aus Rochlik, Pfarrer zu Mohorn in Sachsen, 1590 eine Uebersehung der sechs Komödien des Terenz, der letztere für die Fürstenschule in Meißen.

Der erste, der mit der gereimten Ueberseßung eines Stückes des Plautus hervortrat, war Joachim Greff. Es war die schöne lustige Comedia Aulularia, fast lustig und kurzweilig zu lesen', die er 1535 mit Hams Andria zu Magdeburg erscheinen ließ. Das Titelblatt trägt die Verse:

Quisquis es, o faveas nostrisque laboribus adsis,

His quoque des veniam.')

Sie ist dem Mag. Stephan Roth, dem obersten Stadtschreiber von Zwickau, gewidmet, der ihm bei seinen Universitätsstudien gewiß förderlich gewesen ist. Denn Greff stammte aus Zwickau; ein Sohn des Kantors an St. Marien und Quartus an der Ratsschule Paul Greff, dessen wertvolle handschriftliche Sammlungen zur sächsischen Geschichte von dem bekannten sächsischen Geschichtschreiber Petrus Albinus benußt wurden, hatte er die wissenschaftliche Vorbildung zu den akademischen Studien in Zwickau genossen. Er wandte sich 1527 an Kaspar Güttel in Eisleben, der ihm aber dort keinen Unterhalt zu schaffen wußte, ihn vielmehr nach Wittenberg wies. Hier wurde er am 23. Juni 1529 inskribiert2) und widmete sich den humanistischen Studien. 1533 trat er ein Schulamt in Halle an und wurde hier im Hause des Dr. Erhard Milde mit Georg Sabinus bekannt, der ihn vor vielen anderen zur Dramendichtung anregte und dem er

1) Greff war zweifellos durch Melanchthons Empfehlung gewonnen worden: 'Si norunt Terentium, potest proponi Aulularia Plauti' (Corp. Ref. 10, 101).

2) Album 135.

1537 sein Spiel Mundus widmete. Von Halle zog ihn Georg Major an das altstädtische Gymnasium zu Magdeburg; hier entstand ein biblisches Drama, das erste hochdeutsche Drama Norddeutschlands, das Spiel von Jakob und seinen zwölf Söhnen, das Greff in Gemeinschaft mit Georg Major verfaßte. Mit Georg Major, der 1536 sein Magdeburger Schulamt aufgab, begab sich Greff nach Wittenberg und widmete sich dramatischen Studien. Die Widmung seiner Judith ist aus Wittenberg vom 28. September 1536 datiert. Er erhielt dann ein Lehramt in Dessau; 1537 unterzeichnet er einen Brief an Justus Jonas 'Dessaviae formator pueritiae'.')

In der Widmung der Aulularia bemerkt Greff, daß er mit seinen Rhythmen nicht großen Ruhm und Ehre oder einen großen Namen zu erjagen trachte, sondern, weil er zu seinem Bedauern sehe, daß jezt gute Künste, alle Ehrbarkeit und Redlichkeit, alle gute Sitte und Zucht bei alt und jung, arm und reich so gar verachtet, geschändet und nachgelassen werde, sei: er bewegt und verursacht worden durch der lieben Vorfahren vielfältige und löbliche Exempel, sich dieser Mühe zu unterstehen, auch willens worden, diese Komödie und andere nachmals mehr in deutschen Reimen zu verfassen. Die Schauspiele sollten dem gemeinen Mann zu Nuß, ja zu einem Spiegel des täglichen Lebens vorgehalten und gespielt werden; es sei kein Narrenwerk; das vorliegende Spiel des Plautus sei gegen den Geiz gerichtet. Jedes Spiel könne zu unserer Besserung dienen. Mit den Passionsspielen haben unsere Vorfahren uns zur Andacht und Frömmigkeit reizen wollen und mit dem St. Dorotheenspiel haben sie uns angezeigt, wie wir uns durch keinerlei Weise von Gott oder von seinem Worte und seiner Liebe weder durch Verfolgung noch durch Trübsal sollten abwenden lassen, gleich wie die heilige Dorothea gethan, die ihren Leib und Leben lieber um Christi und seines Wortes willen hat verlieren wollen, als der Abgötterei dienen und von Gott abfallen. 'Solches Spiel ist auch von des heiligen Johannes Enthauptung und viel andere mehr gewesen, wie jedermann bas [besser] weiß, denn ich sagen kan'. Weiter

1) Kawerau, Briefwechsel des Justus Jonas 1, 251. Holstein, Die Reformation.

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wünscht er, daß man denen, die solche Spiele anrichten, ihre Mühe ein wenig stattlicher als bisher lohne, und wenn sich diejenigen, denen es gebühre, mit größerer Dankbarkeit gegen solche Histriones finden ließen, auch die rechte Meinung, warum solches alles zugerichtet werde, besser zu Herzen faßten und sich demgemäß hielten, so würde der grobe Laie, der gemeine Mann auch wohl besser sich in die Sache schicken, sich bessern, auch noch höher und größer solche Spektakel achten und halten, denn bisher. Bei uns gehe es nach dem alten Sprichwort: 'Was nichts kostet, das gilt nichts'. Als Hauptmotiv führt er den Nußen an, den die Schulen von den Dramen haben. Bei der gänzlichen Verachtung, die den schönen Künsten zu teil werde, liege doch noch ein kleines Fünklein davon in der Schule glimmend unter der Asche mit großer Mühe und Arbeit verscharrt und werde behalten. Möchten doch die Eltern mit ihren Kindern, die sie zuweilen in solchen Komödien recitieren sehen und hören, zu Gunst und Liebe der schönen Künste, zur Redlichkeit angeregt werden und ein Wohlgefallen darin finden. Auch könne durch solche Uebung größere Beredsamkeit erzielt und die Jugend zu Tapferkeit und Geschicklichkeit angeleitet werden, sodaß dies einer Stadt, ja einem ganzen Lande nüzlich, thätlich und förderlich sein möchte. Insonderheit sollten solche Spiele, die rechtschaffen, züchtig, ehrlich und christlich sind, öfter als es geschieht, aufgeführt werden, dann würde manche Gotteslästerung, mancher Totschlag, Saufen, Fressen und viel Uebles unterbleiben.

So kommen, wie Lessing richtig bemerkt, in Greffs Vorrede viel nüzliche Sachen vor, woraus man sieht, daß der Uebersezer allerdings ein vernünftiger Mann gewesen sein muß, der einen sehr guten Begriff von den Komödien und ihrem Nußen gehabt hat.')

Im Prolog spricht der Narr es wieder aus:

Denn Komödia ist, versteht mich das,

Gleichwie ein helles spiegelglas,

Darin man sicht und lernen kan,

Was übel gehandelt oder wolgethan.

1) Lessing, Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters. Stutt=

gart 1750. S. 45 (Werke, 11, 1, 30).

Man sicht, wies treibn aller menschen kind,
Was sie beginnen, wie sie gesinnt,
Sie sind gleich jung, oder seien alt,
Sind heslich oder wolgestalt,

Sie sind gleich arm, dazu auch reich,
Sind wie sie sind, gilt eben gleich.
Ir aller sitten sichstu fein

Gleichwie in einem spiegel rein.

Im ganzen hat sich Greff an das lateinische Original angeschlossen; nur wo der römische Typus eine Abweichung zuließ, ist an Stelle desselben der deutsche getreten: so bei der Schilderung der reichen Frau, deren übertriebene Pußsucht verspottet wird. Ob sie wol hat zehn röck im haus

Vom besten gewandt, das macht nichts aus;
Erst wil sie haben von Damask ein rock,
Dazu ein gebrehm von gülden stüd,

Noch ist es nichts; dann wil sie han

Noch zweimal mehr von irem man,
Von Adlas gut und auch Karteg

Bringt sie noch viel mehr röck zu weg.

Greff kann mit dem Lobe Lessings wohl zufrieden sein: 'Die Ueberseßung ist vor die damaligen Zeiten noch sehr gut'.

Vollständig ist Plautus nicht überseßt worden; er fand nicht den Beifall, der dem Terenz zuteil wurde. Wir erwähnen noch die Uebersehung der Menächmen von Hans Sachs (1548), eine Umdichtung der Prosaverdeutschung von Albrecht von Eyb, über welche Jonas Bitner, Lehrer am akademischen Gymnasium zu Straßburg, so erbittert war, daß er 1570 eine neue gereimte Uebersetzung ausgehen und von der Bürgerschaft in Straßburg aufführen ließ, damit man spüren möge, daß Plauti Komödien viel ein ander Werk seien, als die Komödie von Hans Sachsen'; ferner die Uebersehung der Captivi des Rektors Martin Hayneccius in Grimma (1582) und die des Amphitruo durch Mag. Wolfhart Spangenberg in Straßburg (1608). Diese beiden Ueberseßungen wurden zum Zweck der dramatischen Aufführungen der Fürstenschüler in Grimma und der Schüler des akademischen Gymnasiums in Straßburg verfaßt.

Aber man übte die Schüler nicht bloß in der Aufführung der lateinischen Dramen, sondern auch in der der griechischen.

Wenn in einer Zeit, wo die griechischen Studien in Deutschland eben erst anfingen in Aufschwung zu kommen, griechische Dramen von Schülern aufgeführt wurden, so verdient das Bestreben der Rektoren, die diese Aktionen leiteten, unsere volle Anerkennung. Wir wissen es von Zwickau, wo der Rektor Stephan Roth 1517 seine Schüler ein Stück des Aristophanes in griechischer Sprache aufführen ließ; von Zürich, wo am 1. Januar 1531 in der Großmünsterschule eine Aufführung des Plutos des Aristophanes stattfand, wobei die Musik der Zwischenspiele von Zwingli komponiert war. Diese Aufführung des Plutos leitete Georg Binder, der in der Vorrede zu seinem Akolastus (1535) sagt, er habe vor etlichen Jahren zu Zürich mit seinen Knaben viele lateinische und griechische Komödien des Terenz und Aristophanes gespielt, damit die Jugend fleißig im Reden geübt, auch das Gedächtnis gestärkt und etliche gute Sprüche behalten würden. Am 12. Januar 1531 vollendete Hans Sachs seine Komödie "Der Pluto, ein gott aller reichtumb'; vielleicht gelangte eine für den Gebrauch ungelehrter Zuschauer veranstaltete deutsche Prosaübersehung aus Zürich in seine Hände. Der schon genannte Michael Babst wagte sich an des Euripides Iphigenia in Aulis (1584). Die Widmung seiner Arbeit gilt dem kurfürstlichen Kammer-Sekretär Johann von Tschammer, mit dem er nicht allein in die zwanzig Jahr gute und bis auf diese Stunde beständige Freundschaft gehabt, sondern auch die griechische Sprache auf der berühmten Schule an der Saale (wohl Saalfeld] zugleich zu lernen angefangen, dieselbige auch hernachmals auf der Universität Leipzig exerciert' hat. Er erklärt, daß dies Drama öffentlich agiert worden sei. In Abweichung vom Original hat er die Handlung auf sechs Akte verteilt und einem jeden Aktus seine besondere Scene, desgleichen der ganzen Aktion im Prolog und Epilog einige Parerga zugeordnet. Die Uebertragung ruht auf dem Texte des Euripides, nur die Chöre der Frauen aus Chalcis sind übergangen, weil sie nach Babsts Meinung fast eitel poetische Erdichtungen seien und dem gemeinen Manne unverständlich bleiben würden. Der Prolog preist die Menschen, weil Gott sie freigemacht habe von Abgötterei und der Finsternis der Heidenwelt. Im Stücke selbst wird abgebildet dieses

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