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Hert 27, Caspar Ziegler 28, Gabriel Schweder 29, Philipp Reinhard Vitriarius 30, Johann Wilh. Itter 31, Nicolaus Christoph Freiherr von Lynker 32, Jacob Bernhard Mulz 33, Jo

27) Geboren 1652 zu Oberklee bei Giessen, Sohn eines Predigers, Professor und Kanzler zu Giessen, † 1710; schrieb eine grosse Anzahl staatsrechtlicher Abhandlungen, welche unter dem Titel: Commentationum atque opusculorum de selectis et rarioribus ex jurisprudentia universali, publica, feudali et Romana, nec non historia Germanica argumentis, vol. I., 1700, vol. II., 1716, zusammengestellt sind. Auch seine responsa et consilia cum deductionibus nonnullis, welche nach seinem Tode 1729 zu Frankfurt erschienen, enthalten viel Staatsrechtliches.

28) Geboren 1621 zu Leipzig, anfangs Theolog, dann Jurist, Professor der Rechte, endlich Ordinarius der Fakultät zu Wittenberg, † 1690. Sein Hauptwerk ist: Casp. Ziegler de juribus majestatis tractatus academicus, in quo pleraque omnia, quae de potestate et de juribus principis disputari solent, strictim exponuntur, Vitenb. 1681. Dieses Buch enthält fast ein vollständiges Regierungsoder Verwaltungsrecht, mit vielen eingerückten praktischen Rechtsfällen.

29) Geboren 1648 zu Cöslin in Pommern, Professor zu Tübingen, † 1735. Sein Hauptwerk ist ein Compendium des deutschen Staatsrechts, unter dem Titel: introductio in jus publicum imperii Rom. Germ. novissimum solida ac genuina illius fundamenta ex ipsis fontibus, legibus sc. fundamentalibus, actisque publicis imperii, et optimis, hujus imprimis aevi, scriptoribus depromta convenientique methodo disposita, succincte, perspicue tamen et plene, insertis quoque nobilioribus controversiis, interdum vel verbo definitis, exhibens, Tubing. 1681. Dieses Buch erlebte 1722 die neunte Auflage, zeichnete sich durch ein gutes System (Eintheilung in Reichs- und Territorialstaatsrecht, Verfassungs- und Regierungsrecht) vortheilhaft aus und war seiner Zeit das beliebteste Lehrbuch. Ausserdem rühren von Schweder noch zahlreiche einzelne Abhandlungen her, gesammelt unter dem Titel: Gabr. Schwederi disputationum tomi II. cura nepotis W. P. Burgermeisteri. Esling. 1731.

30) Professor des Staatsrechts zu Genf und dann zu Leiden. Sein Hauptwerk erschien zuerst unter dem Titel: Nic. Dankwerth, institutiones juris publici, Spir. 1683 und 1686 unter seinem Namen; es ist ein Compendium des Staatsrechts nach der Ordnung der Justinianischen Institutionen.

31) Advocat zu Frankfurt am Main, berühmt durch seine Commentatio de feudis imperii methodica, Francof. 1685, ed. II. 1714, ein durch Gründlichkeit und Vollständigkeit ausgezeichnetes Werk.

32) Geboren 1643 zu Marburg, 1670 Professor zu Giessen, 1674 Regierungspräsident zu Eisenach, 1677 Professor zu Jena, 1687 sachsen - weimarischer Geh. Rath und Gesandter, auch geadelt, 1694 Ordinarius der Juristenfakultät zu Jena, 1700 Reichsfreiherr, 1702 Geh. Rathspräsident zu Weimar, endlich Reichshofrath zu Wien, † 1726. Er schrieb ein atrium juris publici, 1671, einen conspectum juris publici, 1686, Libertatem statuum imperii et quae perperam ejus libertatis esse dicuntur, 1686, ed. II. 1711, analecta ad Schwederi jus publicum, Jen. 1689, und viele andere ins Staatsrecht einschlagende Dissertationen. Auch enthalten seine Decisiones, Jenae 1701 und 1713, in 2 Bänden, und seine Consilia et responsa, 1704 und 1715, viel Staatsrechtliches. Lynker gehört zu den Publicisten, welche die kaiserliche Gewalt am weitesten treiben. Pütter a. a. O. S. 268.

hann Friedrich Pfeffinger, Johann Schilter 35, Georg Melchior von Ludolf 36, Johann Wolfgang Textor 37, Johann Phil. Datt 38, Gerhard Titius 39.

33) Fürstlich öttingischer Kanzler und Geheimer Rath, später Reichshofrath, gab 1690 ein Werk unter dem Titel: Repraesentatio majestatis imperatoriae heraus, worin er besonders den monarchischen Charakter des deutschen Reiches und die Majestät des Kaisers vertheidigt.

34) Von Strassburg gebürtig, seit 1730 königlicher Rath, Professor und Inspector der Ritterakademie zu Lüneburg, berühmt durch seinen »Vitriarius illustratus seu institutiones juris publici R. G. antehac a Phil. Reinh. Vitriario editae, nunc vero denuo revisae et novis notis auctae a Joan. Frid. Pfeffinger, Friburg. 1691; vierte Aufl. zu Gotha 1739 (mit einem sehr vollständigen Register von Riccius, 1741), in 4 starken Quartbänden, ein Werk von staunenswerther Belesenheit, eine wahre Handbibliothek der Reichs- und Landesgeschichte des Mittelalters mit unendlich fleissigen und mühsam gefertigten Auszügen aus den scriptoribus rerum Germanicarum; im ganzen mehr historisch gelehrt, als juristisch durchdacht.

35) Geboren zu Pegau in Sachsen 1632, Professor und Rathsconsulent zu Strassburg, † 1705. Berühmt auf andern Gebieten der Rechtswissenschaft, gab er 1696 auch institutiones juris publici heraus, welche völlig nach der Ordnung der Justinianischen eingerichtet sind, auch schrieb er zahlreiche staatsrechtliche Abhandlungen.

36) Geboren 1667 zu Erfurt, in sachsen - eisenach'schen Diensten als Gesandter vielfach thätig, 1711 Mitglied des Reichskammergerichts zu Wetzlar und geadelt, † 1740; ausgezeichnet besonders auf dem Gebiete des Privatfürstenrechts, als dessen Vater er betrachtet werden kann. Von seinen höchst praktischen und gediegenen Schriften sind besonders zu nennen sein Traktat: »de introductione juris primogeniturae«, 1703, 1711 und 1733, »de jure feminarum illustrium«, 1711 und 1734, mit werthvollen Beilagen, seine »delineatio juris cameralis«, 1714, die hernach unter dem Titel: commentatio systematica de jure camerali, 1719, 1722, 1730, 1740 mehrfach gedruckt wurde, ferner symphorema consultationum et decisionum, tom. I. 1731, II. 1734, III. 1739, observationes forenses, tom. I. II. 1732, III. 1734.

37). Geboren 1637 zu Neuenstein, wo sein Vater hohenlohischer Kanzleidirector war, erst Professor zu Altorf und Heidelberg, dann erster Syndikus zu Frankfurt a. M., † 1701 (Ururgrossvater Goethe's! Siehe den Stammbaum bei Lewes, the life and works of Goethe, I. Ch. 1.), schrieb ein deutsches Staatsrecht in zwei Abtheilungen, jus publicum caesareum, Frankfurt 1697, und jus publicum statuum, 1701.

38) 1654 zu Esslingen geboren, trat in würtemberg. Staatsdienst 1722; berühmt durch sein Werk über den Landfrieden, unter dem Titel: Volumen rerum Germanicarum novum, sive de pace imperii publica, libri V, ad illu. strandam publicae pacis, regimenti, camerae imperialis, vemicorum Westphaliae judiciorum, foederum imperii ejusque statuum, Suevicae praesertim confoederationis, collectarum et contributionum, comitiorum Wormatiensium anni 1495, statusque seculi XII. XIII. XIV. et XV. publici historiam ex antiquis legibus, rescriptis caesarum, actis et recessibus comitiorum veterum, tabulis ligae triumviralis Sueviciae et pacis publicae foederum originalibus selectisque aliis rerum imperialium documentis, vel ex archivo et MSS. nunc primum integra serie et fide

Von allen diesen Schriftstellern waren viele wichtige Urkunden mitgetheilt, aber es bedurfte zur Förderung der Staatsrechtswissenschaft noch vor allem reicherer Materialiensammlungen in eigens hierzu bestimmten Werken. In dieser Richtung thätig wurden am Ende des XVII. und Anfang des XVIII. Jahrhunderts folgende Männer:

Christian Leonhard Leucht 40, welcher, unter dem Namen Anton Faber, 1697 die s. g. europäische Staatskanzlei begann. Von diesem Werke erschienen jährlich zwei Octavbände in beständig fortlaufender Anzahl der Theile, die meist alles, was bei der Reichsversammlung zur Diktatur kam, veröffentlichten.

Der grösste Sammler dieser Zeit war aber Johann Christian Lünig. Sein Hauptwerk ist sein teutsches Reichsarchiv in 24 Foliobänden, Leipz. 1710—1722, ein in Deutschland einzig da

collectis, indicibus etiam nominum et rerum adjectis editi autore Johanne Philippo Datt, sereniss. Würtemb. ducis in super. consil. consistor. et senatu eccles. consiliario. Ulm 1698. Dieses Buch enthält ein unendlich reiches historisches Material und ist besonders wichtig für das deutsche Staatsrecht des Mittelalters.

39) Geboren 1661 zu Nordhausen, 1688 Doctor juris zu Leipzig, Professor und Appellationsrath daselbst, † 1714; gab heraus ein specimen juris publici R. G. a consueta ordinis materiarumque confusione variisque scriptorum praejudiciis adaequata brevitate restituti, Lips. 1698, welches sich dadurch auszeichnet, dass darin das übliche Institutionensystem bekämpft und auf eine wissenschaftliche Systematisirung des Staatsrechts gedrungen wird.

40) Geboren 1645 zu Arnstadt, 1683 gräflich reussischer Hofrath zu Gera, 1698 gräflich limburgischer Rath und Consulent der Reichsritterschaft zu Altmühl in Franken, 1692 Consulent zu Nürnberg, † 1716. Er schrieb unter dem Namen Cassander Thucelius electa juris publici curiosa in 3 Bänden, 1694-1697. Die europäische Staatskanzlei wurde erst im Jahre 1760 mit dem 115. Theile geschlossen, aber gleich darauf unter dem Titel: Neue europäische Staatskanzlei fortgesetzt.

41) Geboren 1662 zu Schwalenberg im Lippischen, machte lange und grosse Reisen durch ganz Europa, wurde Amtmann zu Eulenburg und fünf Jahre hernach Stadtschreiber zu Leipzig, † 1740. Von Lünig's andern Werken sind noch zu nennen: Teutsche Reichskanzlei, oder auserlesene Briefe von Kaisern, Königen, Kur- und Fürsten seit dem westphälischen Frieden, Leipz. 1714, in 8 Bdn., europäische Staatsconsilia seit dem Anfang des XVI. sec. bis 1715, Leipzig 1715, in 2 Bänden, Bibliotheca curiosa deductionum, 1717, Theatrum ceremoniale historico-politicum, Lips., 2 Bände, 1719 und 1720, Corpus juris feudalis Germanici, 1727, in 3 Theilen, Codex Germaniae diplomaticus, Frankf. und Leipzig, 1732 und 1733. Ein sehr brauchbares Register über Lünig's Sammelwerke hat herausgegeben Peter Georgisch, regesta chronologico-diplomatica. Tom. I.-IV. Hal. 1740–1744.

stehendes Werk, worin zahlreiche Urkunden enthalten sind, welche sowohl das Reich im ganzen, als alle einzelnen deutschen Staaten, Reichsstände, Dynastien und Städte betreffen. Es sind darin enthalten: Grundgesetze, Verträge, Privilegien, Testamente, Lehenbriefe, Anwartschaften, Erbverbrüderungen, Bündnisse, Familiengesetze u. s. w. Auch für die heutige Zeit ist Lünig's Reichsarchiv eine reiche Fundgrube staatsrechtlichen Wissens. Leider ist der Abdruck der Urkunden oft ungenau und die Anordnung des Ganzen sehr schwerfällig.

Auch Johann Joachim Müller 42 hat sich durch seine Sammelwerke Verdienste erworben.

Während sich so die deutsche Staatsrechtswissenschaft auf dem Wege trockener, aber solider Materialiensammlung und Quellenkunde langsam aber sicher emporarbeitete, bedrohte Heinrich Cocceji 169543 das Gedeihen unserer Wissenschaft durch gefährliche Hypothesensucht und scheinbar geistreiche, aber willkührliche Geschichtsbehandlung. In seiner »juris publici prudentia compendio exhibita, Francof. ad Viadr. 16954, schloss er sich zwar scheinbar der historischen Methode Conring's an, seine historischen Ansichten waren aber vielfach auf Hypothesen gebaut, die er aus spätern Schriftstellern des Mittelalters, nicht aus ächten Quellen entlehnte. Daraus entstand nun ein von allen bisherigen sehr

42) Geboren zu Weimar 1665, Archivar daselbst, † 1731. Seine Hauptwerke sind: Des heil. R. R. Teutscher Nation Reichstagsstaat unter K. Max I., von 1500-1508, Jena 1709, ferner Reichstags theatrum, wie selbiges unter K. Friedrich's III. Regierung von 1440-1493 gestanden, Jena 1713, Entdecktes Staatscabinet, B. 1-9, Jena 1714, Reichstagstheatrum, wie selbiges unter K. Max I. Regierung gestanden, Th. I. 1718, Th. II. 1719.

43) Geboren 1644 zu Bremen, 1672 Professor zu Heidelberg, 1688 zu Utrecht, 1690 Ordinarius der Juristenfakultät zu Frankfurt a. O., 1702 Gesandter im Haag wegen der oranischen Succession und geadelt, 1712 Reichsfreiherr, 1715 zu Frankfurt a. O., wo er seine Professur bis zu seinem Tode beibehielt. Er war der Vater des noch berühmtern Samuel von Cocceji. Siehe K. von Kaltenborn in Bluntschli's Staatswörterbuch, B. II. S. 580 über die beiden Cocceji's.

44) Dieses Lehrbuch erlebte neue Auflagen 1700, 1705, 1718, 1723. Cocceji's zahlreiche Disputationen sind unter dem Titel: Exercitationes curiosae Palatinae, Trajectinae, Viadrinae, Lemgo 1722, und Dissertationes varii argumenti, 1722, in vier Quartbänden, und seine Consilia und Deductiones, Lemgo 1725 und 1728, in 2 Folianten zusammengedruckt. Sein Kommentar zu des Hugo Grotius Libri de jure belli et pacis erschien in 3 Theilen (1744-1748) nach seinem Tode.

abweichendes Lehrgebäude des deutschen Staatsrechts 45. Trotzdem machte dieses Buch in der ersten Zeit grosses Aufsehen und wurde das allgemeine akademische Lehrbuch des Staatsrechts. Namentlich fand die Methode Cocceji's Eingang und Beifall auf der neuerrichteten Universität zu Halle, wo der berühmte Kanzler Johann Peter von Ludewig nicht nur in Cocceji's Fussstapfen trat, sondern noch einen Schritt weiter ging 46.

Ludewig war eifrig in der Ausbreitung neuer Rechtssätze, die er immer für »>unerkannte Wahrheiten « ausgab. Mit seiner einnehmenden Schreibart und seiner beispiellosen Keckheit hätte er dem wahren publicistischen Studium vielleicht mehr geschadet als genützt, wenn nicht sein wahrheitsliebender und scharfsehender College Nicolaus Hieronymus Gundling 47 ihn fortwährend controllirt hätte. Gundling's scharfer Kritik ist es zu verdanken, dass das von Cocceji und Ludewig zusammengesetzte Lehrgebäude der deutschen Geschichte und des deutschen Staatsrechts keinen Bestand hatte 48.

45) So erklärt Cocceji die 6 alten Reichskreise aus der Erzählung des Plinius von den 5 deutschen Stämmen der Vandalen, Istävonen u. s. w., aus der fränkischen Verfassung leitet er den Unterschied zwischen den mittelbaren und unmittelbaren Ländern her, vier Herzöge hätten schon von Anfang die Erzämter und die Kur gehabt, u. s. w.

46) Geboren 1668 zu Hohenhard bei Schwäbisch Hall, studirte anfangs Theologie, 1695 Professor der Philosophie, 1703 Professor der Geschichte zu Halle, 1705 Professor der Rechte, 1718 Geh. Rath, 1719 geadelt, 1722 Kanzler der Universität zu Halle und des Herzogthums Magdeburg, wobei er seine Professur behielt, † 1743. Von Ludewig's Werken sind zu nennen seine Germania princeps, die unter dem Namen Ludov. Pet. Giovanni das erstemal 1702, das anderemal 1711 erschien, Erläuterung der goldenen Bulle in zwei Theilen, 1716 und 1719. Von seinen: Singularia juris publici Germanici imperii, 1730, ist nur der erste Band erschienen. In den Consiliis Halensium ICtorum ist der zweite Band wesentlich von Ludewig und hat folgenden Titel: Consilia Halensium ICtorum in Sachen des teutschen Fürstenrechts im römischen Reiche, nebst einer Historie der hallischen Universität von 1531-1692 und 1694 von Johann Peter von Ludewig, dessen Arbeit zwei Drittheile des Werkes ausmachen, Halle 1734. Fol. Ausserdem hat Ludewig noch eine grosse Zahl von Dissertationen und Deduktionen, besonders im Auftrage und Interesse seines Hofes geschrieben, z. B. Vertheidigtes Preussen wider den Anspruch des deutschen Ritterordens, 1702. Preussisches Neuenburg und dessen Gerechtsame, 1708, Rechtsbegründetes Eigenthum des Hauses Brandenburg auf Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau, 1741 u. s. w.

47) Geboren zu Kirchensittbach bei Nürnberg, 1671, Sohn eines Predigers und anfangs selbst Theolog, studirte später zu Halle Jurisprudenz, ward daselbst erst Professor der Philosophie, dann der Rechte, königl. preuss. Geh. Rath, † 1729.

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