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einfacher und man kann die Beobachtungen mannigfaltig abåndern, also Gegenproben machen, welche sich wechselseitig berichtigen.

Um bei dieser Abänderung Zahlen zu erhalten, welche die Werthe einer Reihe von Fårbestoffen derselben Art ausdrüken, müßte man sie alle mit dem reichhaltigsten vergleichen, welchen man in eine der Röhren bringt und unter einer wandelbaren Schichte beobachtet. Die übrigen Flüssigkeiten würde man nach einander in die andere Röhre bringen, wo man fie unter einer constanten Schichte, z. B. von 100 Millime ter beobachten würde. Offenbar wird man nun die reichhaltigste Flüffigkeit unter kleineren Schichten als von 100 Millimeter beobachten müssen, um die Gleichheit der Farbé zu erhalten und die Zahlen, welche diese kleineren Schichten in Millimetern ausdrüken, werden für jede weniger gefärbte Flüssigkeit Procente des Fårbestoffes der reichhaltigsten bezeichnen.

Benuzen wir zum Beispiel dieses Instrument zur Prüfung der Indigoforten, so müssen wir diejenige käufliche Indigoforte auswählen, welche am reichhaltigsten an Fårbestoff ist, nåmlich den Guatimala-Indigo. Man könnte eine gewisse Quantitåt von dieser Substanz als Typus aufbewahren und fich derselben zur Vergleichung bei allen anzustellenden Versuchen bedienen; hiezu ließe sich sogar eine Auflösung dieses Indigos in Schwefelsäuré einige Zeit lang in einem gut verschlossenen und gegen das Licht geschüzten Gefäße aufbewahren, deren man sich dfters zu Versuchen bedienen könnte. Die colorimetrischen Grade würden so den Gehalt der Indigosorten in Procenten des reichhaltigsten Indigos angeben; sie würden z. B. sagen, daß von einem gewissen kåuflichen Indigo dér mëtrische Centner nur 70, 75 oder 80 Kilogrammen von dem reichhaltigsten Indigo entspricht. Die Gehalte könnten sogar in Raum oder Gewichtstheile von Chlor übersezt werden, wenn man die Wirkung des Chlors (oder eines Chlorürs von bekanntem Gehalt) auf die Musterflüffigkeit sorgfältig untersuchen würde: bekanntlich fand Hr. Welter, daß 100 Gewichtstheile Chlor 226 Indigo zerstören.

Die Färbestoffe, welche allein den Fårbematerialien Werth erthei len, vermindern bisweilen denjenigen gewisser Producte, unter welche der Zuker gehört, der im Handel um so weniger geschäzt ist, je gefårbter er ist. Man kann den Colorimeter auch benuzen, um den Werth der Zukersorten in dieser Beziehung zu bestimmen. Im Vorbeigehen wollen wir hier bemerken, daß wenn die Fårbung des Rohzukers auf seinen Werth Einfluß hat, derfelbe doch keineswegs von solcher Wichtigkeit ist, als gewisse Raffineurs glauben, indem ein stark gefärbter Zuz ker deßwegen nicht immer noch andere Mångel hat.

Man wird nun leicht einsehen, wie ein Colorimeter unmittelbar ein Decolorimeter werden kann. Hr. Payen bestimmte das Instru

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ment ursprünglich zur Bemessung der Entfårbungskraft der Kohlen und beschrieb das dabei zu befolgende Verfahren in dem Traité des réactifs (welchen er mit Hrn. Chevalier herausgab) folgender Maßen:

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,,Man nehme einen Centiliter Probeflüssigkeit und gieße sie in eine Flasche, welche etwas mehr als einen Liter faßt; man messe einen Liter Wasser ab und bediene sich desselben um den Centiliter, in welchen man die abgemessene Probeflüssigkeit gegossen hat, dfters auszuspülen, worauf man alles, was davon noch übrig ist, in diese Flasche gießt. Hierdurch erhält man eine Auflösung von braunem Zukercandis welche 10 Grammen Probeflüssigkeit und 1000 Grammen Wasser enthält. Mit dieser Quantität kann man zehn Versuche anstellen, da man zu jedem nur einen Deciliter von dieser verdünnten Auflösung braucht.

„Um die Entfårbungskraft einer Knochenkohle auszumitteln, wiege man davon genau 2 Grammen ab, bringe sie in ein Vierunzeuglas mit weitem Halse, gieße einen Deciliter von der Auflösung des braunen Zukercandis darüber 168), rühre eine Minute lang gut um und bringe so: dann das Ganze auf ein Filter von ungeleimtem Papier; die filtrirte Flüssigkeit gieße man zum zweiten Mal auf das Filter und wenn sie ganz durchgelaufen ist, kann man die durch das Beinschwarz bewirkte Entfärbung erkennen. Zu diesem Ende bringt man die ganze filtrirte Flüssigkeit in die vertikale Röhre des Instruments, zieht sodann den doppelten horizontalen Stämpel an, läßt einen Theil der Flüssigkeit in diesen Stämpel treten und erhält eine um so dikere und um so dunkler gefärbte Schichte, je weiter man ihn herauszieht. Man sieht in diesen hohlen Ståmpel, indem man das Ende, welches die Flüssigkeit enthält, ge: gen das Licht hält, und sobald die Nuance dieser mit Kohle behandelten Flüssigkeit eben so intensiv ist, wie die Auflösung des braunen Zuker: candis, welche in dem doppelten an der Seite des Instrumentes ange: schraubten Stämpel aus Glas enthalten ist (die Gleichheit der Farbe kann man aber leicht herstellen, weil man sie nach Belieben abändern kann, indem man den hohlen Stämpel auszieht oder eintieft), sobeobach: tet man auf der Außenseite des horizontalen Ståmpels die Abtheilungen, welche die Entfernung bezeichnen; so bringt der erste Centimeter oder 10 Millimeter eine Entfernung hervor, welche gleich derjenigen der auf dem Instrument befestigten Scheiben ist, No. 2. zeigt eine doppelte Dike und No. 3. eine dreifache an.

168) Das Maß eines Deciliters erhålt man leicht, wenn man mit der AufLösung des braunen Zukercandis die vertikale Röhre des Decolorimeters anfüllt; man zieht die horizontale Röhre bis zur zweiten Abtheilung und bringt den Ueberschuß der Flüssigkeit, welche in der vertikalen Röhre zurükblieb, wieder in die Flasche; man stößt alsdann die horizontale Röhre bis auf den Boden und der Deciliter Flüssigkeit tritt in die vertikale Röhre; man gießt ihn auf die 2 Gram: men Beinschwarz u. s. w. 2. d, D.

Wäre die Farbe der mit Kohle behandelten und zwei Mal filtrirten Flüssigkeit von der Art, daß man den unteren Stämpel bloß bis zur ersten Abtheilung heraufziehen müßte, das heißt um einen Centimeter, so würde sie offenbar durch die Kohle nicht ganz entfärbt worden seyn, weil sie genau so stark wie die Probeflüssigkeit gefärbt wäre. Håtte man den unteren Stämpel bis zur zweiten Abtheilung herausgezogen, so zeigt dieß an, daß die Kohle der Probeflüssigkeit die Hälfte ihres Färbestoffes entzog, weil die Schichte verdoppelt ist. Håtte man endlich die Schichte verdreifacht, indem man den unteren Stämpel bis zur dritten Abtheilung zog, so wäre man sicher, daß die Kohle ihr zwei Drittel ihres Fårbestoffes entzog; stårker wirkt die beste thierische Kohle nicht. Das käufliche Beinschwarz liegt gewöhnlich zwischen diesem Gradé und dem zweiten, und die Holzkohle zwischen dem ersten und dem zweiten: die Schieferkohle überschreitet selten den zweiten Grad.

Vermittelst der zehn gleichen Unterabtheilungen jedes Grades kann man selbst sehr kleine Unterschiede in der Entfärbungskraft verschiedener Kohlen auffinden. Um die Nuance der zwischen den befestigten Scheiben enthaltenen Probeflüssigkeit gut schẳzen zu können, muß man sie durch einen Cylinder von doppelt gelegtem Papier betrachten, wels cher eben so weit und ungefähr eben so lang wie der messingene horizontale Cylinder ist, den man gegen diese Rolle anbringt. Man håtte diese Rolle auch aus Messing machen können und so die Mühe erspart, einen Papiercylinder zu verfertigen, aber das Instrument wåre dadurch schwerer und unnöthiger Weise kostspieliger geworden.

Die Probeflüssigkeit erhält man käuflich bei dem Optiker Hrn. Vincent Chevalier in Paris. Man kann sie selbst bereiten und braucht nur eine concentrirte Auflösung von braunem Zukercandis zu machen. Um sicher zu erfahren, mit wie viel Wasser man sie in dem Augenblike, wo man sich ihrer bedient, verdünnen muß, vergleicht man diese verdünnte Auflösung mit derjenigen zwischen den beiden unwandelbaren Scheiben, und wenn man keinen Vergleichungsgegenstand mehr haben sollte, müßte man die Probeflüssigkeit dadurch prüfen, daß man sie mit gut gepulverter und im Großen aus sehr reinen Knochen bereiteter thierischer Kohle entfårbt; nach einigen Versuchen wird man so die Nuance finden, welche man der Flüssigkeit geben muß, damit ihr bei dem so eben angegebenen Versuche zwei Drittel ihres Färbestoffes durch die Kohle entzogen werden.“

Man sieht, daß die Angaben dieses Instrumentes als Decolorimeter betrachtet, eben so ungenügend sind, wie wenn man es als Colorimeter betrachtet, und zwar aus demselben Grunde, weil die decolorimetrischen Grade in der That nur aus den colorimetrischen abgeleitet wer den können. Wollte man an ihm die Veränderungen anbringen, welche

wir angaben, als wir von seiner Benuzung als Colorimeter sprachen, so dürfte man nur auf die Röhren eine zweite Centefimalskale ver zeichnen, welche die umgekehrte der anderen ist, um unmittelbar die Entfärbungskraft der Kohle in Procenten des Fårbestoffgehaltes der Probeflüssigkeit ablesen zu können. Hiezu dürfte man an der Opérationsweise des Hrn. Payen nichts ändern. Man würde bloß die Flüssigkeiten beobachten, auf welche die Kohle unter einer constantëu Schichte gleich 100 gewirkt håtte und sie mit einer anderen wandelbaren Schichte der Musterflüssigkeit, welche nothwendiger Weise kleiner wåre, vergleichen. Die Differenz der Schichten, durch die decolorimetrische Skale angegeben, würde die Entfärbungskraft der Kohle be: zeichnen. Die decolorimetrischen Grade werden immer Complemente zu 100 der colorimetrischen Grade seyn.

Wollte man Gegenproben zu einer Beobachtung machen, so könnte man, nachdem man die Farben der entfärbten Flüssigkeiten unter einer Schichte gleich 100 geschågt hat, sie noch unter kleineren Schichten schäzen; die Resultate dieser Vergleichungen müssen dieselben Verhältnisse ergeben, wenn die Beobachtungen genau sind: auf diese Art könnte man die Resultate leicht controlliren. Diese Bemerkungen, welche auch auf die colorimetrischen Versuche anwendbar find, ers Klåren, warum ich zwei Röhren anzuwenden vorschlug. Die zweite hat außerdem den Vortheil, daß sie sich leichter mit Flüssigkeit befchikt, als der kleine Cylinder mit Probeflüssigkeit des Hrn. Payen.

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Mit den angegebenen Verbesserungen bietet das Instrument jedoch noch eine Schwierigkeit bei den Versuchen dar. Die Stämpelröhre, welche die Flüssigkeit aufnimmt, ist mit einem fetten Leder versehen, welches sich während der Versuche aufblåhen kann; die Bewegung wird alsdann weniger sanft und wenn man stößt, um die Far ben während der Operation zu nivelliren, so geschieht es oft, daß man den Nivellirpunkt überschreitet. Man müßte, damit die Manipulation regelmäßig und gut von Statten geht, den Stämpel mittelst einer Schraube bewegen können, welche die Entfernuung der Glåser leicht graduirt.

Hr. Collardeau, welchem ich diese Bemerkungen mitgetheilt habe, beschäftigt sich mit der Einrichtung des Colorimeters nach den in dieser Notiz ausgesprochenen Ansichten und wir haben allen Grund zu erwarten, daß er ein bequemes Instrument zu Stande bringen wird, welches wir dann mit Abbildungen beschreiben werden.

LXXXV.

Ueber das Probiren des Silbers auf nassem Weg.

Mit Abbildungen auf Lab. VIII.

Wir haben im polyt. Journ. Bd. XXXIX. S. 403. das von Hm. Gay-Lussac angegebene und in Frankreich eingeführte Ver= fahren zum Probiren des Silbers auf nassem Weg im Allgemei nen mitgetheilt. Die zweite Lieferung der Verhandlungen des Verz eins zur Beförderung des Gewerbsfleißes in Preußen von 1831 enthålt eine Uebersezung der officiellen Verhandlungen in Beziehung auf die in Frankreich vorgenommene Berichtigung des in Europa bisher allgemein üblichen Verfahrens Gold und Silber auf seinen Gehalt zu probiren, worin die Silberprobe auf nassem Wege folgender Maßen im Detail beschrieben wird:

Man nimmt völlig reines, weißes, troknes Seefalz, oder weißes Kochsalz, wie es im Handel vorkommt 169) und macht davon eine AufIdsung in dem Verhältniß, daß 100 Gramme Salz in 9143 Grammen 85 Centigrammen destillirtem Wasser aufgelöst werden. Wenn die AufLösung vollständig geschehen ist, wird sie berichtigt, oder ihr Gehalt auf folgende Weise bestimmt. Man löst zwei Gramme völlig reines Silber in reiner Salpetersäure von 22° B. auf, indem man dazu die Glasflasche A Fig. 24. benuzt. Man gießt dann nach und nach unter öfterem Umschütteln 100 Gramme von der Kochsalzauflösung hinzu, "7°) stöpselt sodann die Flasche zu, schüttelt sie einige Minuten lang und läßt die Flüssigkeit sich klåren, oder filtrirt etwas davon durch ein kleines, mit destillirtem Wasser angefeuchtetes Papierfilter. Die Filtrirte Flüssigkeit gießt man in zwei kleine Glåschen; in das eine tropfelt man einige Tropfen salpetersaure Silberauflösung, in das andere etwas von der Kochsalzauflösung. Entsteht in dem ersten Glas ein Niederschlag, so ist die Kochsalzauflösung zu stark, entsteht im zweiten Glas ein Niederschlag, so ist die Kochsalzauflösung zu schwach, trübt sich aber in beiden Glåsern die Flüssigkeit nicht, so ist die Kochsalzauflösung gut und gehörig angefertigt.

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In beiden Fällen, wo die Kochfalzauflösung nicht so zusammenist, wie man wünscht, muß man nach und nach entweder etwas reines Kochsalz, oder etwas destillirtes Wasser derselben zusezen, bis

169) Wenn man genöthigt ist weißes Salz, so wie es im Handel vorkommt, zu benuzen, so ist es vortheilhaft, das Salz fein zu půlvern, mit sehr wenig Waffer auszufüßen, es zwischen reiner Leinewand oder Fließpapier auszupreffen, und vor dem Gebrauch zu troknen.

170) Man kann sich, um genau 100 Gramme der Salzauflösung in die Glasflasche A zu gießen, des Menfurglases D, wie weiter unten gelehrt werden wird, bedienen.

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