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wenn man die Kohle auf eine Auflösung von Melässe wirken läßt, die zuvor durch eine große Dosis von Kohle entfärbt wurde, woraus man schließen muß, daß die Kohle nicht nur Fårbestoff, sondern auch noch eine andere Substanz aufnimmt. Als ich Kohle, womit Melasse be= handelt worden war, sorgfältig mit kaltem und heißem Wasser aussüßte, gab sie mit Kali, Natron und Ammoniak eine braune Flüssigkeit von schleimiger Consistenz. Die ammoniakalische Auflösung hinterläßt nach dem Abdampfen einen schleimigen Rükstand, welcher ohne Zweifel Humussäure enthält. » Beim Calciniren gibt diese Kohle die Producte der Pflanzenstoffe.

Um die Wirkung der Kohle auf den Schleim kennen zu lernen, brachte man 100 Grammen gekörnte, ausgesüßte und getroknete Kohle in einer langen Röhre unter eine 2 Fuß tiefe Schichte, so daß man ein Filter unter diker Schichte hatte. Es wurde ein Syrup von Rohrzuker - Melasse bereitet, welcher viel Schleim enthält. Dieser Syrup wog 24o,4. Beaumé bei 149 C. Ein halbes Liter von demselben wurde in 10 Theile getheilt, wovon also jeder 20 Liter entsprach. Der Syrup wurde nun auf das Filter gebracht und nach 20stel Litern gesammelt, um ihn mit dem Aråometer zu wågen, wobei man folgende Resultate erhielt:

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Diese Verminderung der Dichtigkeit muß nothwendig dem Schleim zugeschrieben werden und die Kohle hatte, wie man sieht, noch eine Wirkung, als man den Versuch beendigte. Diese Wirkung, welche gewöhnlich nebst der Entfärbung Statt zu finden scheint, aber das von sehr verschieden ist, ist eine der wichtigsten Eigenschaften der Kohle bei Bearbeitung des Zukers. Die Raffinirer kennen sie seit der Zeit, daß sie von der Kohle Gebrauch machen und pflegen zu sagen, daß sie ihran Zuker entschmeert, indem sie in ihrer Sprache Schmeer (graisse) nennen, was wir mit Schleim bezeichnen. Sie fanden auch, daß sie durch Kohle mehr Zuker erhalten konnten und erklärten sich dieses da durch, daß die Kohle, indem sie den Zuker entschmeert, das Körnen erleichtere. Diese Erklärung ist auch wirklich nicht ganz grundlos, aber keineswegs streng richtig. Meine früheren Beobachtungen über

die Zusammenfezung des Syrups der Raffinerien, *) über das Vore kommen von Schleim im Rohrzuker und die Einwirkung der Kohle auf diesen Schleim, erklären ganz gut, wie man durch Kohle mehr Zuker beim Raffiniren erhalten kann. Ich fand nåmlich, daß die Melaffe der Raffinerien, welche sich in solchem Zustande befindet, daß sie nicht mehr verkocht werden kann, aus gleichen Theilen kry: ftallisirbarem Zuker und Schleim besteht; hieraus muß man schließen, daß wenn diese beiden Körper in diesem Verhältniß verbunden find, der Zuker sich nicht mehr abscheiden kann. Man sieht also, daß der Zukerverlust beim Raffiniren mit dem in dem Syrup zurükbleibenden Schleim in Verhältniß steht; da nun die thierische Kohle Schleim entzieht, so erhält man verhältnißmäßig mehr Ausbeute an Zuker. Unter allen bekannten und in dieser Hinsicht geprüften Substanzen bes fizt die Kohle allein diese Eigenschaft, welche bisher immer vernach; låssigt wurde, indem man nur ihre Entfårbungskraft berüksichtigte. Die Pflanzenkohle wirkt nicht so stark auf den Schleim, daß man einen Unterschied am Aråometer bemerken könnte. Die Schieferkohle steht in dieser Hinsicht der thierischen Kohle ebenfalls nach; schon Hr. Say zu Nantes hat gefunden, daß fie den Syrup nicht ent schmeert, das heißt, daß derselbe durch diese Substanz nicht die Eis genschaft erhålt, ohne Schaum zu kochen und einen leicht zu reini: genden Zuker zu geben.

3. Wirkung der Kohle auf die Alkalien und Salze.

Die thierische Kohle eignet sich die Alkalien an, indem sie dies selben fåttigt. Sie zieht außerdem die Salze und besonders die Kalksalze an, welche sich in dem Saft der Runkelrüben nach der Låuterung befinden. Diese Eigenschaften der Kohle sind sehr vortheils haft bei der Fabrication von Runkelrübenzuker; wenn man sie nåmlich nach der Läuterung anwendet, reinigt sie den Saft so weit, daß man ihn leichter concentriren kann. Der Saft stedet alsdann ohne zu steigen, zum Beweis, daß der Syrup weniger Schleim enthält. Indem sie die Alkalien fåttigt, erspart fie die Anwendung der Schwes felsäure und indem sie die Kalkfalze fåttigt, verhindert sie das Ankleben an die Kessel, welches bei concentrirten Syrupen nach der Fållung dieser Salze Statt finder; man kann also die Apparate leicht rein halten und schneller arbeiten. Aehnliche Wirkungen äußert die thierische Kohle auch bei dem Verkochen in den Raffinerien. Sie fåttigt hier die Salze, welche entweder in dem Zuker enthalten sind

166) Man vergleiche darüber polytechnisches Journal Bb. XXXVII. S. 194 und Bd. XXXVIII. S. 443, 2. d. R.

oder in dem Wasser, worin man sie zergehen läßt. Außerdem ers laubt sie dem Raffineur zu seiner Klärung den Kalk als Milch zus zusezen, welche zur Läuterung so wirksam ist und deren Ueberschuß sie alsdann beseitigt.

LXXXIII.

Ueber die Wirkungen der thierischen Kohle auf die Salz Auflösungen, von Hrn. Th. Graham.

Aus dem Agriculteur - Manufacturier, 1831, Bd. II. S. 218.

Durch die Untersuchungen sehr vieler Chemiker ist es bis zur Evidenz erwiesen, daß die entfärbende Eigenschaft der thierischen Kohle dem Kohlenstoff selbst zugeschrieben werden muß und keineswegs den Salzen oder dem Stikstoff, welche sie enthält. Die Salze und der Stikstoff befizen an und für sich diese Eigenschaft nicht, während der Kohlenstoff, nachdem ihm diese Substanzen entzogen wurden, feine Entfärbungskraft beibehält. Diefe Kraft wird durch die außerors dentliche Zertheilung und Porofitåt der thierischen Kohle beträchtlich) verstärkt und diese Porositåt beruht auf der Zwischenlage von Theilchen fremder Körper, welche das Aneinanderlegen der Kohlen-Molecule wächs rend des Calcinirens verhindern. So besïzt die glänzende und harte Kohle, welche man beim Calciniren des getrokneten Blutes erhält, keine Entfärbungskraft, während dieselbe Kohle, wenn man sie durch Calcination des mit kohlensaurem Kali gemengten Blutes erhält, wie in den Fabriken von blausaurem Kali, am stårksten entfärbt (nachdem man das zwischen ihren Moleculen befindliche Salz beseitigt hat). Wir müssen jedoch bemerken, daß eine sehr intensive Hize die Entfårbungskraft der Kohle zerstört. Die Fårbestoffe werden durch die Kohle weder zerstört noch zerfezt, sondern bloß aus der Auflösung ge= fällt, indem sie sich mit der Kohle auf ihrer Oberfläche verbinden. Man kann sie durch ein kräftigeres Lösungsmittel wieder auflösen und zum Vorscheine bringen. Die Kohle entfärbt aber nicht bloß ge= färbte Flüssigkeiten, sondern sie übt auch eine chemische Wirkung auf die Auflösungen der Salze aus, wie man aus folgenden Versuchen ersieht. Die zu denselben gebrauchte Kohle war aus gewöhnlichen Knochen bereitet, aber mit verdünnter Salzsäure gekocht und sodann mit heißem Wasser ausgewaschen worden, bis dieses nicht mehr sauer ablief. Beim Verbrennen hinterließ sie ungefähr den zwölften Theil ihres Gewichts einer grauen Asche, welche in Wasser und Säuren unaufldslich war und fast ganz aus Kieselerde bestand. Nach Hrn. Bussy verhält sich die Entfärbungskraft der auf angegebene Weise

bereiteten und mit Salzsäure gereinigten Kohle, zu derjenigen von nicht gereinigter = 11⁄2 1.

Kochsalz. Die (mit Salzsäure) gereinigte Knochenkohle hatte bei der gewöhnlichen Temperatur keine merkliche Einwirkung auf das Kochsalz.

Salpetersaures Blei.

Eine Auflösung dieses Salzes wurde mit Kohle in Berührung gebracht und öfters umgerührt. Von Zeit zu Zeit prüfte man sie mit kohlensaurem Natron; den ersten Tag gab sie einen deutlichen Niederschlag, den zweiten einen geringeren, am dritten aber zeigte sich nur noch eine schwache Trübung. Als man die Flüssigkeit erhizte, ldste sich das Salz, welches die Kohle an: gezogen hatte, wieder auf und gab mit Schwefelwasserstoff und koh lensaurem Natron einen reichlichen Niederschlag.

Blei-Dinitrat.) Dieses Salz, welches aufldslich ist, wurde ganz durch die Kohle gefällt, so daß man mit Schwefelwasser: stoff nicht mehr die geringste Spur davon in der Flüssigkeit entdeken konnte. Nachdem man die Auflösung auf 200° F. (93,33° C.) er: hizt hatte, wurde ein Theil des von der Kohle angezogenen Salzes wieder aufgelöst wie bei dem vorhergehenden Versuche; beim Erkalten zogen es die Kohlentheilchen aber neuerdings an sich. Bei der ge wöhnlichen Temperatur wirkte die Kohle augenbliklich auf das Blei: Dinitrat, noch viel stärker als auf das neutrale Salz. Lezteres ist bekanntlich auflöslicher als ersteres.

Essigsaures Blei.

Drei Gran von diesem Salze wur den in einer Unze Wasser aufgelöst und mit einem Gran thierischer Kohle behandelt. Es wurde vollständig gefällt und beim Erhizen keine Spur davon wieder aufgelöst.

Basischessigsaures Blei. Vier Gran von diesem Salze wie das vorhergehende behandelt, gaben dieselben Resultate.

Weinsteinsaures Antimonoryd - Kali (Brechweinstein). Vier Gran, wurden in einer Unze Wasser aufgelöst, kalt mit zwan zig Gran thierischer Kohle behandelt und während mehrerer Tage die Flüssigkeit öfters umgerührt. Schwefelwafferstofffaures Ammoniak brachte immer einen reichlichen Niederschlag darin hervor. Man seze sodann nochmals zwanzig Gran Kohle zu, worauf der Schwefelwasser: stoff nur noch Spuren von Antimon anzeigte.

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Kalkwasser. Der Kalk wurde daraus in der Kälte vollständig gefällt, so daß die Flüssigkeit nicht mehr auf gerdthetes Lakmuspapier reagirte.

167) Die Engländer fezen die Sylben, Di, Tris, Tetrachis, vor die Namen der (basischen) Salze, um dadurch anzudeuten, wie viele Aequivalente Oxyd sie enthalten.

2. d. D.

Arsenige Säure.

Sie konnte selbst durch einen großen Ueberschuß von Kohle in sechs Wochen nicht vollständig gefällt werden. Der Versuch wurde bei gewöhnlicher Temperatur angestellt.

Schwefelsaures Kupferoryd.

Dieses Salz konnte

nicht gefällt werden, so viel Kohle man auch anwenden mochte.

Das

Schwefelsaures Kupferoryd - Ammoniak. schwefelsaure Kupfer wurde durch die Kohle gefällt und die Flüssigkeit vollständig entfärbt. Man digerirte die Kohle, welche das schwefelfaure Salz enthielt, mit concentrirtem Ammoniak und brachte die Masse zum Sieden, ohne daß man auch nur eine Spur Kupfersalz håtte wieder auflösen können. Das Ammoniak färbte sich auch in Berührung mit der Luft nicht blau.

Bei einem zweiten Versuche mit derselben Verbindung wurde die schdu blaue Flüssigkeit, welche man durch fünf Gran schwefelsaures Kupfer und eine halbe Unze Aezammoniak erhielt, die man mit ans derthalb Unzen Wasser verdünnte, durch zwanzig Gran thierische Kohle schnell verändert. Als man noch fünf Gran thierische Kohle auf Einmal zusezte, entfärbte sich die Flüssigkeit immer mehr, bis sie endlich nach Anwendung von vierzig Gran Kohle vollkommen entfärbt wurde. Die zurüfgebliebene ammoniakalische Flüssigkeit enthielt kein Kupfers orydul.

Salpetersaures Silber. — Fünf Grammen von diesem Salze wurden in derselben Menge Ammoniak und Wasser aufgelöst, wie das vorhergehende und sodann mit zwanzig Gran Kohle versezt. Einen Tag nach dem Versuche konnte man keine Spur Silber in der Aufldsung mehr auffinden; man sezte noch zwei und einen halben Gran Silbersalz zu und rührte das Gemenge von Zeit zu Zeit um, die Flüffig= keit enthielt jedoch nach mehreren Tagen noch Silber. Als man die Phiole, welche die Auflösung und die Kohle enthielt, aufmerksam untersuchte, bemerkte man zwischen den Körnern, dieser lezteren glänzende metallische Punkte von reducirtem Silber.

Chlorsilber.

Eine Auflösung dieser Verbindung in Am: moniak wurde ganz durch die Kohle gefällt.

Bleiorydhydrat. - Man ldste zehn Gran Bleioryd in Aezkali auf und verdünnte die Flüssigkeit so lange, bis sie drei Unzen wog, worauf. man sie mit zwanzig Gran Kohle versezte und sodann das Glas verschloß. Es wurde Bleioryd genug gefållt, um es in den Kohlenkdrnern erkennen zu können. Nachdem man nach und nach noch bis auf neunzig Gran Kohlé zugesezt hatte, wurde alles Oryd gefållt und es blieben nur noch Spuren davon zurük. Man filtrirte, süßte die Kohle aus und troknete sie bei der Temperatur des siedenden Waffers, worauf man deutlich eine ungeheure Menge metallischer Punkte zwischen den

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