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eben seyn müssen. Anerkannter Maßen ist es einer der schwierigsten Gegenstände der Kunst des Optikers, eine Linse oder einen Spiegel mit einer guten ebenen Fläche herzustellen; wenn Dilettanten das Newton'sche Teleskop zu astronomischen Beobachtungen verfertigen und finden, daß ihr Instrument schwierige astronomische Gegenstände nicht gut zeigt, so wird der Fehler in der Regel dieser seyn, daß der kleine ovale Spiegel nicht genau eben ist, daher man z. B. die Planeten länglich anstatt rund sieht; wenn aber das Ocularglas und die Metallspiegel nicht in der gehörigen Lage zu einander find, oder wie man zu sagen pflegt, nicht justirt sind, so wird eine ähnliche Wirkung eintreten. Es ist also bei diesem Teleskop von der größten Wichtigkeit, den planen Metallspiegel möglichst genau bearbeitet zu haben. Ich fand jedoch, daß wenn man auch die Fläche auf oben beschriebene Weise genau geschliffen und sodann auf einem sehr sorgfältig zubereiteten Stein bearbeitet hat, sie sich dennoch beim darauffolgenden Poliren, besonders an den Rändern, etwas verändern kann. Dieß veranlaßte mich folgende Anordnung zu treffen: Ich gieße für einen ovalen Metallspiegel von ungefähr 1 Zoll Breite und 11⁄2 Zoll Länge eine runde Scheibe von Spiegelmetall von ungefähr 21⁄2 Zoll Durchmesser und 1⁄4 Zoll Dike mit einer Oeffnung in der Mitte, die etwas breiter als das Oval ist (man sehe Fig. 23). Nachdem ich den Metallspiegel in dieses Loch gebracht habe, erhizte ich beide und kitte sie mit Gummilak, welchen ich in die Zwischenråume laufen lasse, zusammen. Sie können nun wie ein einziges Stük geschliffen und polirt werden, worauf man das Oval beseitigt, indem man seine Rükseite über einer Kerzenflamme erhizt, bis der Kitt erweicht. Wenn man auf diese Art auch vier Mal so viel Metall schleift und polirt, als man braucht, so ist man doch ziemlich sicher einen guten Metallspiegel zu erhalten, was die größere Mühe bei diesem Verfahren hinreichend belohnt. Man muß sogleich poliren, nachdem die Scheibe und der Spiegel auf dem Stein zugeschliffen wurden, denn wenn man sie einige Zeit lang liegen läßt, so kann der Kitt außer Berührung mit dem Metall kommen, indem er sich nicht gleichmäßig mit demselben ausdehnt und zusammenzieht, so daß dann die beiden Flächen nicht mehr in derselben Ebene liegen.

Eine hohe Politur ist bei reflectirenden Körpern von der höchsten Wichtigkeit, denn wenn man auch nur durch die wirksamsten Mikroskope Rauhigkeiten auf der Oberfläche entdeken kann, so werden schon viele Lichtstrahlen von ihrer eigentlichen Bahn abgelenkt und bringen ein Bild hervor, welches, wenn es auch nicht merklich unrichtig ist, doch einen undeutlichen Umriß und keine Schärfe hat. Um sich zu überzeugen, daß man eine gute Politur hervorgebracht hat, bringt

man den Spiegel in einer Entfernung von ungefähr einem Zoll vor die Flamme einer Kerze, wo man sodann die Oberfläche nicht sehen darf, sondern dieselbe wie eine in eine geschlossene Büchse geschnittene Oeffnung erscheinen muß. Halten die Metallspiegel diese Probe nicht aus, so darf man sich nicht wundern, wenn die damit gefertigten Teleskope den achromatischen nachstehen.

In London bedienen sich einige der geschiktesten, wenn nicht alle Optiker der Zinnasche (des rahmfarbigen Zinnoryds) zum Poliren ihrer Spiegel und es scheint, daß dieselbe aus einem arsenikhaltigen Zinn bereitet wird. Nach Edward's Vorschrift soll man, um ein gutes Polirpulver zu erhalten, grünen Eisenvitriol (Kupferwasser) calciniren: will man aber die lezten Antheile der Säure vollständig austreiben, so muß man ihn stark und anhaltend erhizen, wodurch das rikständige Oryd zu hart wird. Man kann sich aber dadurch helfen, daß man das Eisenoryd mit einem Alkali niederschlägt und dann calcinirt. Am besten löst man eine Quantitåt schwefelsaures Eisen in Wasser auf und läßt es einige Tage stehen, damit sich die Unreinigkeiten absezen, gießt sodann die klare Auflösung in ein anderes Gefäß, und versezt sie mit åzendem Ammoniak (Salmiakgeist) bis kein Niederschlag mehr entsteht; sezt man das Ammoniak in Ue= berschuß zu, was man an dem ammoniakalischen Geruch der Flüssigkeit leicht erkennt, so kann man sicher seyn, daß der Niederschlag Eisenorydhydrat und frei von kohlensaurem Eisen ist. Er muß nun auf einem Musselinfilter gesammelt und gut ausgewaschen werden; wenn kein Wasser mehr davon abtropft, bringt man ihn in einen Tiegel, welchen man bedekt, damit keine Asche hineinfallen kann und läßt. ihn zehn Minuten lang bei einer niedrigen Rothglühhize im Feuer, wo sodann das Pulver fertig ist. Für Metall, welches ein hårteres Pulser erfordert, muß man ihn längere Zeit erhizen und man kann ihn auf diese Art von beliebiger Hårte bereiten. Wenn kohlensaures Eisen darin enthalten ist, so rizt es den Spiegel beim Poliren und das Ammoniak ist daher dem kohlensauren Kali oder Natron als Fållungsmittel vorzuziehen. Ich habe jedoch auch ein gutes Polirpulver durch Fållung des Eisenvitriols mit Perlasche bereitet, es mußte aber öfters erhizt und jedes Mal Waffer auf das rothgluhende kohlensaure Orydul getropft werden, um es ganz in das rothe Oryd zu verwandeln, auch wurde es für meine Metallspiegel beinahe zu hart.

Da das Auspoliren der feinen Risse, welche der Schleifstein zus råkläßt, mit dem feinen Oryd nur sehr langsam von Statten geht, so befolge ich seit einiger Zeit ein Verfahren, welches ich das doppelte Poliren nenne und wozu ich zwei Polirer aus einer Mischung

von Pech und Colophonium bereite. Zuerst polire ich mit Zinnasche (die ich zwischen zwei Kupferplatten so fein reibe als ich sie brauche) auf einem der Polirer, und dann vollende ich die Politur auf dem zweiten bereit gehaltenen Polirer mit dem feinen Polirpulver (rothen Eisenoryd, welches ich eben so wie die Zinnasche zerreibe).

Um Glas zu poliren, kann man für den Polirer eine Mischung von / Colophonium auf / Pech nehmen; % Pech auf / Colophonium ist eine gute Mischung für Spiegelmetall. Das Pech und Colophonium enthalten oft viele Unreinigkeiten; um sie davon zu befreien, bindet man ein Stük Musselin lose über die Mündung eines irdenen Topfes, legt das Pech und Colophonium darauf und stellt den Lopf. in den Küchenofen. Beim Schmelzen gehen sie durch den Musselin und sammeln sich als reine geläuterte Mischung auf dem Boden. Beim Poliren des Glases ist es unnöthig Seife anzuwenden, beim Metall hingegen unerläßlich. Seife macht, daß das Pulver sich feucht erhålt und das Poliren sanft und ohne Stöße vor sich geht, welche leztere immer anzeigen, daß man die Arbeit verdirbt. Das Pulver darf jedoch weder zu feucht noch zu troken seyn. Mit fein zerriebener Zinnasche und einem Polirer, welcher hart genug für Glas ist, kann man Gußstahl, welcher ohne nochmals temperirt worden zu seyn, gehärtet wurde, so gut wie Glas poliren, wenn man die Vorsicht gebraucht, beständig Seife und Wasser in geringer Menge anzuwenden, weil der Stahl sonst an den weicheren Theilen, wo ihm die Dehnbarkeit durch den Hårtungsproceß nicht ganz benommen wurde, leicht grau wird.

Wenn man nicht nach absoluter Vollkommenheit strebt, so braucht man sich nicht von dem Schrekbild einer genauen parabolischen Gestalt" ångstigen zu lassen. Die interessantesten Gegenstände in der Astronomie und viele, welche man für schwierige hålt, kann man mit einer kreisförmigen Curve gut sehen, wenn der Durchmesser des Spiegels in keinem größeren Verhältniß zu seiner Brennweite steht als gewöhnlich bei dem Newton'schen Teleskop der Fall ist. Bei einem concaven Spiegel von 5%, Zoll Durchmesser auf funfzig Zoll Brennweite beträgt die Differenz zwischen dem Sin. versus eines Kreisbogens und der Abscisse einer parabolischen Curve nur 0,0000071517 eines Zolles oder ungefähr den 350sten Theil der Dike eines Haares, leztere zu 400 Zoll angenommen.

Das Verhältniß von 5, Zoll Durchmesser des Spiegels auf funfzig Zoll Brennweite ist viel größer als es Newton vorschrieb und Herschel bei seinem siebenschuhigen Teleskop, mit welchem er seine meisten Entdekungen machte, anwandte. Nehmen wir dieses Verhältniß, oder ungefähr 61⁄2 Zoll Durchmesser des Spiegels auf 84,

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Zoll Brennweite an, so beträgt die Differenz zwischen dem Kreise und der Parabel am Rande, oder wo sie am größten ist, nur 0,0000025146 eines Zolles oder ungefähr stel Theil der Dike ei`nes Haares, oder nimmt man das Distinctionsverhältniß umgekehrt wie die Fläche des kleinsten Kreises der Abweichung auf der Retina, die bei gleicher Vergrößerungskraft aus dieser Ursache entspringt, so hat das siebenschuhige Teleskop den Vorzug im Verhältniß von ungefähr 10 zu 1. Dr. Mudge gab ein Verfahren an, wodurch man eine kreisförmige Curve einer parabolischen oder elliptischen nähern kann, ich kann dasselbe jedoch nicht vollkommen billigen. Nach dem Poliren ließ er den Spiegel einige Stunden lang auf dem Pech mit etwas Wasser umgeben abkühlen und behandelte ihn dann nochmals einige Minuten lang auf eine besondere Weise; er schreibt die parabolische Gestalt der Bearbeitungsart zu, während, es mir scheint, daß fie großen Theils von dem Umstande herrührt, daß das Merall beim Poliren durch die Hand erhizt wurde, und sich beim Abkühlen' wieder zusammenzog; es umfaßte folglich), besonders bei den Rändern, den Polirer dicht und diese Theile mußten durch das neue Bearbeiten zu'erst afficirt werden. Ich habe beim Poliren folgende Methode befolgt: nachdem ich das Pulver und den Spiegel auf der Schale so gut als indglich in denselben Kreisbogen gebracht habe, erwärme ich das Pulver, ehe ich anfange zu poliren, auf ungefähr 100° F. (30° R.) und lege es mit etwas Wasser einige Minuten lang auf den Polirer. Das Pulver dehnt sich beim Erhizen aus, erhålt einen långeren Radins und theilt dieselbe Gestalt dem Polirer mit, wodurch das Poliren des Spiegels an den Råndern schneller als in der Mitte vor fich geht. Dadurch, daß man das erhizte Pulver auf das Pech bringt, werden alle kleinen Erhabenheiten leicht beseitigt, welche, wenn sie zurükblieben, den Spiegel_rizen würden. Um lezteren nicht zu ́erhizen, ziehe ich beim Poliren krummer Spiegel ein Paar, Handschuhe an, damit er seine Form bei dieser Operation nicht verändern kann. Die Differenz zwischen den Krümmungen des Metalles und Polirers, welche auf obige Art hervorgebracht wird, betrågt aber nicht so viel als erfordert wird, um eine parabolische Form zu erzeugen, selbst wenn man beim Bearbeiten nicht eine kreisförmige beizubehalten strebte. Und doch kann man mit einem auf diese Weise vollendeten Spiegel ohne weitere Operationen viele schwierige astronomische Gegenstände sehen.

Ich glaube nicht, daß man beim Poliren der Spiegel, wenig= stens solcher von mäßiger Größe, durch Maschinen einen Vortheil erreicht. Wir können in diesem Falle nicht nach der Verfertigungsart gewöhnlicher Linsen urtheilen, denn das wird jedenfalls, wenn

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es durch Poliren nicht besser wird, auch nicht schlechter; anders aber verhält es sich mit Metall; hier müssen wir uns oft bloß nach dem Gefühl richten, welches uns sagt, daß wenn wir unsere Arbeit auf diese Art fortsezen, wir genöthigt seyn werden den Spiegel neuerdings zu schleifen. Da ich glaube, daß man bloß mit dem reflecti= renden Teleskop astronomische Beobachtungen, welche große Deutlichkeit und Schärfe erfordern, anstellen kann, so halte ich es für meine Schuldigkeit, obgleich der Gegenstand eigentlich nicht in diesen Auffaz gehört, eine sehr unrichtige Ansicht zu berühren, die man in allen wissenschaftlichen Werken über die verhältnißmåßige Erleuchtungskraft der reflectirenden und refractorischen Teleskope aufgestellt findet. Man glaubt nåmlich allgemein, daß ein reflectirendes Teleskop mit zwei Spiegeln nur ungefähr halb so viel Licht hat, als ein achromatisches mit zwei Objectivgläsern, von demselben Durchmesser, Diese Meinung ftüzt sich einzig und allein auf die Versuche von Sir William Herschel; obgleich er aber die reflectirende Kraft seiner Spiegel sehr genau fand, so hat er doch durch ein Versehen oder weil sein Photometer fehlerhaft war, die Menge der vom Glas hindurchgelassenen Lichtstrahlen sehr überschäzt. Crownglas läßt nach meinen Versuchen von 100 einfallenden Strahlen 94,8 hindurch, was mit den früheren Versuchen von Graf Rumford übereinstimmt; die durchsichtigsten und besten Stüke von Fensterglas ließen nur 87 und 88 Strahlen von: 100 hindurch und zwei Stüke würden daher nicht mehr als ungefähr 77 Strahlen durchlassen, während nach Herschel zwei Linsen 89,9 durchlassen. Da das Glas bei achromatischen Objectivgläsern, sehr dik ist, so geht viel Licht im Glase auch außer der Reflection an der Oberfläche verloren, und besonders im Crownglase, wegen der fårbenden Theilchen, die es enthält. Einige meiner gelehrten Freunde verschafften mir Gelegenheit ein vortreffliches fast sechs Fuß langes achromatisches Teleskop von Dollond zu Versuchen über diesen Gegenstand zu benuzen. Im Durchschnitt von acht Messungen fand ich für den Mittelpunkt der Linse das Verhältniß der durchgehenden zu den einfallenden Lichtstrahlen wie 80,93 100, für den mittleren Radius ziemlich genau 80,63 100 und möglichst nahe am Rande der Linse genau 81,92: 100. Diese Zahlen mußten nach der Concentrationskraft der Linse corrigirt werden; Versuche und Berech nung ergaben hiebei als Resultat, daß auf 100 einfallende Strahlen immer ungefähr 66 durchgehen.

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Spiegel, welche man førgfältig aufbewahrt, behalten lange Zeit die Eigenschaft bei, fünfundsechzig bis sechsundsechzig Strahlen von hundert einfallenden zu reflectiren. Für das Aufbewahren kleiner Spies gel befolge ich seit einiger Zeit ein Verfahren, welches auch für grö

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