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Gummi-Auflösung sich in die Striche der Zeichnung hineinsezen, und den Gummi darin zurüklassen könnte, wodurch dieselben zur Aufnahme der Schwärze unfähig würden.

Das Steinstechen hat bei kaltem Wetter einige Schwierigkeiten; der Stein, welcher kälter ist als die Temperatur des Ortes, an welchem er sich befindet, bedekt sich mit Wasser, welches den Gummi auflöst, und Zufälle veranlaßt, die der Arbeit hinderlich sind. Man muß daher, um diesem Nachtheile zuvorzukommen, seinen Stein an einem Orte halten, der dazu bestimmt ist die Temperatur dieses Stei nes zu erhöhen, so daß das Wasser sich nicht auf seiner Oberfläche vers dichten, die Gummi-Schichte auflösen und dadurch die Arbeit des Künstlers zerstören kann.

Von den Verbesserungen oder Correctionen.

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Es ist sehr schwer die falschen Striche auszubessern, welche dem Graveur während seiner Arbeit entschlüpft seyn konnten. Wenn der Stein schon gestochen ist, so ist man, um diese Verbesserungen anzu: bringen, gezwungen zu radiren; man erzeugt dadurch eine Concavitât, in welche man neuerdings einen Theil der Zeichnung zeichnet, der je doch beim Abziehen schwerer zum Vorschein kommt, und der zuweilen gar nicht erscheint, wenn man nicht alle Vorsicht beobachter. Um diese große Unannehmlichkeit zu vermeiden, muß man nur sehr leicht auskrazen, und von weitem her und allmählich damit anfangen, da: mit kein Loch, sondern bloß eine wenig kennbare und kaum merkliche Vertiefung entstehe. Ist das Auskrazen geschehen, so bedient man sich der Såure mit Gummi gemischt, der Schwärze oder des Röthels, `159) je nachdem man diese oder jenen angewendet hat, und trägt dieselben auf jenen Stellen auf, welche man auslöschen will. Waren diese Stellen nur leicht gravirt, so kann man neuerdings auf dieselben graviren, wobei man sich nur so viel als möglich zu hûten hat, nicht in die alten Striche zu verfallen. Soll an die ausgekrazte Stelle keine Zeichnung mehr kommen, so braucht man bloß ein wenig von der fauren Flüssigkeit darauf zu bringen, um zu bewirken, daß die ausgeldschten falschen Striche bei dem Abziehen keine Farbe annehmen. Will man größere Stellen retouchiren, oder einen Theil der Zeichnung auslöschen, und sie durch eine neue ersezen, so ist es besser, dieß erst nach dem Auftragen der Schwärze auf den Stein zu thun, wobei man jedoch jedes Mal diese Stelle vorher brennen soll; denn die Schwärze würde die Ausbesserung schwieriger machen, so daß man gezwungen wåre,

159) Man sezt Schwärze oder Röthel zu, um die Mischung etwas diker zu machen, und um dadurch zu verhindern, daß die Säure nicht auch in jene Striche bringt, welche sich zunächst an den ausgebesserten befinden. 2. d. D.

die Stelle tiefer auszuhdhlen. Ist die Schwärze aufgetragen, so läßt sich die Stelle, an welcher die Zeichnung verbrannt wurde, leichter bimsen, weil die Zeichnung das Wasser gar nicht mehr und die verdünnte Säure nur wenig fürchtet, wenn man dieselbe nicht zu laug auf dem Steine läßt.

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Von dem Auftragen der Schwarze auf den gravirten

Stein.

Ehe man zum Auftragen der Schwärze schreitet, muß man sich überzeugen, daß der Stein nicht feucht ist. Befindet sich derselbe in gehörigem Zustande, so nimmt man Schwärze, die mit einem leichten Firnisse zubereitet wurde (die Tinte, deren man sich zum Schreiben bedient), sezt ihr etwas Talg und Lampenschwarz zu, und reibt das Ganze auf einer Marmorplatte mit einem Messer, welches den Namen Farbenbrettmesser (couteau à palette) führt, gut ab. Einen Theil dieser Schwärze trågt man so schnell als möglich auf die ganze Oberfläche des Steines auf, wozu man sich eines groben Mahlerpinsels bedient, um dieselbe in die Striche der Zeichnung eindringen zu machen; hierauf nimmt man ein Stük Flanell, welches in Gummiwasser getaucht wurde, und reibt damit sachte die Oberfläche des Steines, wodurch alles Schwarze und Rothe auf demselben verschwindet. Die Zeichnung, die sich bisher weiß auf einem gefärbten Grunde zeigte, zeigt sich nun schwarz auf weißem Grunde. Man befolgt zuweilen auch folgendes Verfahren: man trågt auf den gravirten Stein zuerst eine Schichte Dehl auf, auf welche Einige sogleich die Schwärze bringen, während Andere das Oehl mehrere Stunden lang ohne allen Nachtheil auf der Zeichnung lassen, wenn der Stein so zubereitet wurde, wie wir es oben erklärten. Um die Schwärze auf den Stein aufzutragen, bedient sich der Arbeiter einer feinen Bürste, welche jenen Bürsten åhnlich ist, deren man sich bedient um der sogenannten englischen Wichse Glanz zu geben. Nach dem Auftragen der Tinte wischt man den Stein zuerst mit einem feuchten Lumpen, und dann mit einem Filzballen ab, wobei man denselben mit einigen Tropfen Wasser besprengt.

Von dem Abdruke des Steinftiches.

Diese Art von Druk erheischt, ungeachtet sie sehr leicht ist, doch viele Uebung; sie wird, wie bereits gesagt, vorzüglich in Deutschland betrieben, und man führt dort Werke von der größten Schönheit mit derselben aus. Schriften, Zeichnungen oder Steinstiche und lithographirte Landcharten, welche Hr. Baron v. Ferussac im Jahre 1829 aus Deutschland zurükbrachte, und welche beinahe nichts zu wünschen übrig lassen, überzeugten uns von dem Grade der Vollkommenheit, welchen diese Kunst in jenem Lande erreicht hat. Man Dingler's folyt. Journ. Bd. XL. §. 6.

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hat bei diesem Druke, wie bei jedem anderen, vorzüglich auf die Güte der Tinte oder Schwärze zu sehen, denn von dieser hångt die Schönheit der Abdrücke und die größere oder geringere Leichtigkeit des Abziehens derselben ab. Die hierzu am besten geeignete Schwärze wird auf folgende Weise bereitet. Man nimmt von dem schwachen Firnisse, der zum Druke von Federzeichnungen oder Schriften dient, und mischt diesen mit calcinirtem Lampenschwarz, indem man das Ganze mittelst eines Läufers gut abreibt; dann sezt man, wenn man will, noch ets was arabischen Gumini, der in einer sehr geringen Menge Wassers aufgelöst worden, zu; 160) man hûte sich aber, nicht zu viel davon zu nehmen, damit man beim Mischen der Gummi - Auflösung mit dem Firnisse keine Schwierigkeiten hat. Ist die Schwärze fertig, so wird fie auf folgende Weise aufgetragen. Man hat mehrere Lumpen; mit dem ersten macht man den Stein feucht und wischt ihn ab; mit dem zweiten nimmt man die Farbe, die Schwärze, und breitet sie auf der Oberfläche des Steines aus, wobei man vorzüglich die gravirten Striche so reibt, daß die Farbe in alle diese Striche eindringt; mit dem dritten endlich, welcher in Gummiwasser getaucht wurde, ent fernt man sorgfältig alle überschüssige Schwärze. Ist diese leztere Operation geschehen, so nimmt man wieder den ersten Lumpen, und reinigt damit den Stein. Sind diese Lumpen durch die Farbe schwarz geworden, so nimmt man andere und läßt dieselben reinigen; der Gebrauch von schmuzigen Lumpen ist durchaus zu untersagen, indem sonst der Stein sehr leicht nicht rein genug wird, und daher die Abdruke Fleken bekommen.

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Bei dem ersten Abziehen einer Zeichnung ist der Stein schwerer zu reinigen, weil seine Oberfläche, welche noch nicht vollkommen zugerichtet ist, leicht Schwärze annimmt und schmuzig wird. Man muß daher hier mehrere Lumpen anwenden, welche mit Gummiwasser getränkt sind. Nach einigen Abdrüfen polirt sich aber der Stein von selbst, so daß er sich beinahe gar nicht mehr schwärzt, und dann ist der Druk leichter..

Es gibt noch andere Manieren die Schwärze aufzutragen; zu Paris bedient man sich sehr häufig folgender. Man nimmt einen Tupfballen, beladet ihn mit Schwärze, und trägt so die Farbe auf den Stein auf, indem man alle gravirten Stellen betupft; dann befeuchtet man die Oberfläche des Steines mit Wasser, und läßt eine Walze darüber gehen, um den größeren Theil der Schwärze, welche auf den

160). Wir könnten uns nicht Rechenschaft über die Wirkung des Gummi bei dieser Bereitung geben; die Deutschen sezen denselben ihrer Schwärze zu, wir befinden uns hingegen bei diesem Zusaze nicht beffer,

ebenen Flächen des Steines zurükblieb, wegzunehmen. Ist dieß geschehen, fo reinigt man den Stein.

Man kann sich, um die Schwärze auf die gravirten Steine aufzutragen, statt des Lupfballens auch einer kleinen vierekigen Tafel bedienen, über welche man ein Stik Flanell festgespannt hat, das an den Råndern angenagelt ist. Diese kleine Lafel ist mit einer Handhabe versehen; sie wird bei ihrer Anwendung bald rechts, bald links gedreht. Die Schwätze, welche sich auf dem Flanell befand, dringt in die Striche und schwärzt sie, worauf dann der Stein auf obige Weise gereinigt wird. Diese und die vorhergehende Methode sind zum Abdruken von gewöhnlichen Zeichnungen geeigneter und einfacher; die Arbeiter befchmuzen sich dabei die Finger nicht, was bei der An= wendung der Lumpen nothwendig geschehen muß.

Wenn man die Zeichnung auf dem Steine abðrukt, só darf man, nachdem man einige Abdruke abgezogen, sich nicht weiter des Tupfballens bedienen; man wendet dann bloß die Schwärzwalze an.

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Ist die Farbe auf den Stein aufgetragen, so, schreitet man zum Abziehen der Abbrüke, wobei man vorzüglich darauf zu sehen hat, daß dieselben rein und gut gefärbt, und daß die Striche alle gleichmäßig schwärz sindi Der Abdruk wird sehr schwierig, wenn die Striche oder Buchstaben breit und tief gravire sind; denn in diesem Falle nehmen dieselben nur an den Rändern die Schwärze an, so daß man Linien und Buchstaben mit doppelten Strichen, welche in der Mitté weiß sind, erhält. Zum Schwärzen solcher Striche oder Buchstaben kann man sich daher der Walze nicht bedienen, sondern man muß, un dem erwähnten Uebelstande zu entgehen zu der Tafel mit Fla= nell feine Zuflucht nehmen, welche beffer als der Tupfbällen schwärzt, wenn man dieselbe, während man darauf drûkt, von Rechts nach Links, und von Links nach Rechts dreht, so daß die Schwärze gut eindringt.

Das Papier, welches zum Abziehen der Steinstiche genommen wird, muß mehr genezt seyn, als jenes, welches man zum Abdruken von Zeichnungen nimmt, indem das Papier in die Striche im Steine eindringen muß; man muß daher auch den Grad des Drukes beim Abziehen derselben erhöhen, und diese Erhöhung des Drukes muß mit der Größe and Consistenz des Steines im Verhältnisse stehen.

Der Arbeiter, den man zum Druken mit der Walze verwendet, muß sehr geschikt seyn; er muß die Walze nach allen Richtungen wirken lassen, damit alle Striche geschwärzt werden. Mit dieser Art zu druken erhält man in einer gegebenen Zeit eine größere Menge von Abdruken; auch ist der Stein im Stande ein långeres Abziehen hierbei auszuhalten, indem ́er weniger gerieben wird. Hat man jedoch kostbare Steinstiche abzuziehen, so ist es besser, wenn man sich der Lampen bez

dient, denn die Abdruke, welche man auf diese Weise erhält, sind schöner und besser gefärbt. Damit hierbei das Papier nicht beschmuzt wird, sollen sich die Druker kleiner, in der Mitte zusammengefalteter vierekiger Papiere bedienen, welche beim Einlegen des Drukpäpieres zwischen dieses und die Finger des Drukers gebracht werden. Diese Papierchen nennt man in Frankreich pouces (Daumen).

Von den Verbesserungen, den Unfällen, welche sich beim Auftragen der Schwärze auf einen Steinftich ereignen können, und von den Mitteln benfelben abzuhelfen.

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Wenn der erste Abdruk eines Steinftiches abgezogen ist, so be; merkt man zuweilen, daß einige Verbesserungen an demselben, nöthig sind; man sieht z. B., daß Linien ausgeblieben find, daß andere Linien doppelt, oder Worte falsch geschrieben sind; 20. Gefezt nun, es sey ein Wort falsch geschrieben, oder ein Theil der Zeichnung zu åndern, so krazt man die Stelle, an welcher sich das Wort oder jene Theile der Zeichnung befinden, ab, indem man dabei von weitem her anfångt, damit der Stein nicht an einem einzigen Punkte ausgehöhlt werde. Ist das Abkrazen, mit Beihülfe eines in die saure Flüssig keit getauchten Pinsels, geschehen, so berührt man die abgekrazte Stelle, gummirt sie, läßt sie troknen, schwårzt sie und gravirt sie neuerdings auf die oben beschriebene Weise. Will man eine Linie entfernen, so reicht dazu ein Ueberstreichen mit verdünntem Scheidewasser, ver dünnter Salpetersäure, Phosphorsäure oder Schwefelsäure hin. Alle diese Ausbesserungsmittel sind jedoch nicht ohne Unannehmlichkeiten und Nachtheile; oft gibt die, durch das Abkrazen ausgehöhlte, Stelle beim Abzie: hen nicht die neue Zeichnung, indem der Rechen beim Abdruken das Papier nicht mehr in den tieferen Theil des Steines hinlänglich einzudrüken im Stande ist. Die Société d'encour,, welche diese Schwierigkeiten ers kannt hat, hat daher in ihrer Sizung vom 3. Dec. 1828 demjenigen Künstler einen Preis von 1000 Fr. ausgesezt, der ein einfaches und leichtes Verfahren angeben würde, nach welche w Steinstiche verbessert oder corrigirt werden könnten, welches den Vorzug vor den bereits üblichen Methoden verdienen würde, und welches sich sowohl bei den kleis neren als bei den größeren Theilen der Zeichnung an wenden ließe. Es scheint mir zweifelhaft, daß dieser Preis je errungen werden kann, wenigstens muß ich dieses aus der großen Zahl von Versuchen schließen, welche ich ohne Erfolg machte. Die Entdekung eines Verfahrens, welches des Preises würdig wåre, würde aber allerdings jenen, die sich mit dem Steinstechen beschäftigen, und ihrer ganzen Kunst unendlichen Vortheil gewähren,

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