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Da

ger verwenden kann, um so mehr da sie durch die Kosten des Pulvers noch vertheuert würden. Man kann sich aber damit trösten, daß die bereits in den Zukerraffinerien benuzten thierischen Kohlen sehr vortheilhaft zum Düngen der Felder verwandt werden können. jedoch an manchen Orten keine Raffinerien sind und der Transport der Knochen oft zu hoch zu stehen kommt, so kann man daselbst die Knochen grob pulvern und zu Dünger verwenden, welcher bei jedem Boden drei bis vier Jahre 445), je nach dem Einfluß der Witterung wirksam ist. Man kann die Knochen entweder mit der Hand oder mit Maschinen grob pulvern; ich habe gefunden, daß sie sich viel leichter stoßen lassen, wenn sie stark ausgetroknet oder erhizt find, als wenn man sie in frischem Zustande anwendet; man sollte sie also nach dem Brodbaken in den Bakofen bringen und ganz heiß in dem Maße, als man sie aus dem Ofen zieht, stoßen. Sezt man sie eine Stunde lang auf zwei bis drei Atmosphären verdichtetem Dampfe aus, so werden sie zerreiblich; wollte man diese Eigenschaft benuzen, um sie leichter zerreiben zu können, so müßten die äußeren Wände des die Knochen enthaltenden Gefäßes ebenfalls erhizt werden, damit sich keine zu große Menge Wasser im Inneren verdichtet. 146)

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Absonderung des zelligen Gewebes der Knochen und Bereitung der Gallerte. Wir haben bereits im ersten Kapitel dieser Abhandlung angegeben, welche Knochen sich zur Leimbereitung mittelst Salzsäure eignen; man könnte an vielen Orten die erste Zubereitung davon vornehmen und sogar sie in Nahrungsstoff und schönen Leim auf folgende Art umåndern. Man fångt damit an, diese Knochen in Wasser zu waschen, läßt sie abtropfen und taucht sie dann in Kübel, welche auf hundert Pfund Knochen hundert Pfund käufliche Salzsäure enthalten, die mit sechshundert Pfund Wasser verdünnt ist. 4) Der feste Theil löst sich dann schnell in der Säure auf. und der rükständige Faserstoff wird immer weicher. Um die Knochen vollends zu erweichen, taucht man sie nach acht bis zehn Tagen im Sommer) und nach zehn bis zwölf Tagen im Winter in ein anderes Bad, welches nur zehn Pfund Salzsäure auf hundert Pfund Was

145) Nur sehr kalkreicher Boden scheint eine Ausnahme zu machen.

A. d. D. 146) Wir haben im XXXIX. Bd. S. 419. des polytechn. Journales eine englische Knochenmühle mitgetheilt und eben daselbst auf die bereits früher in diesem Journale beschriebenen hiezu anwendbaren Vorrichtungen aufmerksam gemacht. 2. d. R.

147) Dieß ist im Mittel das Verhältniß; im Sommer muß man die Säure verdünnter und im Winter concentrirter anwenden.

2. d. P.

148) Diese Operation muß man im Schatten vornehmen, denn wenn die Tem peratur zu hoch ist, würde sich die thierische Substanz auflösen und ganz verloren gehen. 2. d. D.

fer enthält: nach achtzehn bis vierundzwanzig Stunden zieht man das faure Wasser ab und bedient sich deffelben zur Zerfezung einer neuen Quantität Knochen; die so erhaltenen weichen Substanzen wäscht man mit vielem Wasser aus: man kann sie alsdann an der Luft ausbreiten, um fie zu tronen und sie in diesem Zustande an die Leim und Gallerts fabriken verkaufen oder fie funfzehn Tage lang in Kalkwasser liegen lass sen und auf oben angegebenè Art verkochen, um die Hautschnizel, Sehnen u. s. w. aufzulöseu und Leim daraus zu bereiten.

Will man aus den erweichten Knochen (dem faserigen Gewebe, der rohen Gallerte) die auflösliche nährende Substanz ausziehen (weil man dadurch den größten Vortheil aus ihnen ziehen kann), so braucht man sie bloß in kaltes Wasser einzuweichen, sodann drei Mal mit siedendem Wasser abzubrühen und hierauf mit nur ein Viertel von der gewöhnlich angewandten Menge Schlachtfleisches in einem Topfe an das Feuer zu stellen. Zwanzig Grammen troknes zelliges Gewebe (wovon man ungefähr 0,23 des Gewichtes Knochen erhält) ersezen hinsichtlich der nåhrenden Kraft der Fleischbrühe fünfhundert Grammen oder ein Pfund Rindfleisch; man kann mit einer gleichen Menge derselben Substanz einem Liter Wasser und Hülsenfrüchten (gelben Rüben, Sauerampfer u. s. w.) viel nahrhaftere Suppen bereiten, als man mit bloßen Hülsenfrüchten erhält und so der schwächenden Einwirkung begegnen, welche vegetabilische Nahrung in die Länge auf den Magen des Menschen ausübt. Wer sich mit der Leimfabrikation im Großen beschäftigen will, findet eine vollständigere Anleitung im Artikel Gélatine im Dict. technologique. ")

Neue Anwendung der Knochen, aus welchen die Gallerte ausgezogen wurde. — Hr. D'Arcet fand, daß die Knochen, nachdem man sie in seinem Apparate mit Dampf behandelt hat, einen Rükstand hinterlassen, welcher nur ungefähr 8 Procent verbrennliche Substanzen enthält, die aus Kalkseife und sehr wenig Fett bestehen und daß die übrigen 92 Procent nur aus erdigen Stoffen bestehen: es war also nicht sehr wahrscheinlich, daß dieser Rükstand als Dünger benuzt werden könnte. Derselbe Gelehrte hat sich außerdem

149) Die Besizer des polytechn. Journales finden fast in jedem Jahrgange deffelben Auffäze über diesen Gegenstand. Hr. Payen beschreibt nun den Upparat des Hrn. D'Urcet, um die Gallerte mittelst Dampf aus den Knochen auszuziehen. Da wir aber die Abhandlung des Hrn. D'Urcet über diesen Gegen= stand bereits im polytechn. Journal Bd. XXXVI. S. 135, 210, 381. mitgetheilt haben, so übergehen wir ihn hier. Der Verfasser bemerkt, daß der Apparat des Hrn. 'Arcet auch zum Kochen der Hülsenfrüchte mittelft Dampf angewandt werden kann; man braucht bloß anstatt der Knochen die Hülsenfrüchte in die Drahtkörbe zu bringen und sie dreißig oder vierzig Minuten lang der Einwirkung des Dampfes in den Cylindern auszusezen,

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überzeugt, daß selbst weniger ausgezogene Rükftånde, welche 10 Procent verbrennliche Substanz enthielten, in demselben Zustande verblieben, nicht nur als man sie auf der Oberfläche der Erde ausbreitete, sondern auch als man sie drei Decimeter tief am Fuße eines Baumes eingrub, obgleich fie allen Einflüssen der Atmosphäre ausgesezt waren und überdieß noch häufig begossen wurden. Ich fand, daß dieselben Rükstånde, selbst wenn sie im Großen gewonnen, noch einige Procent Gallerte enthalten, bei der Gährung, welche sich sogleich einstellt, wenn man sie aus den Kesseln nimmt und aufhäuft, den größten Theil derselben verlieren, indem sie sich in gasartige Producte verwandelt. Da ich selbst beträchtliche Quantitäten von diesen Räkstånden zu meiner Verfügung hatte, so versuchte ich sie als Dünger zu benuzen, machte aber bei verschiedenen Erdarten die Erfahrung, daß er keinen Vortheil darbietet. Auch bemühten sich einige Leimfabrikanten, welche mehrere tausend Zentner von dieser Substanz aufgehäuft hatten, vergeblich fie an die Dekonomen abzusezen.

Endlich wurde dieses interessante Problem durch ein Patent der HHrn. Payen, Lecerf, Didier und Salmon vollkommen ge ldst: in Folge desselben können jezt schon die Leimfabrikanten ihre aufgehäuften Rükstände in rohem Zustande für einen bis anderthalb Franken die hundert Kilogrammen verkaufen. Das neue Verfahren besteht darin, daß man in dem Gewebe der Knochen den Kohlenstoff, welchen die Gallerte gegeben haben würde, dadurch ersezt, daß man sie mit einem Procent (dem Gewichte nach) fetter, harziger oder bitumindfer Substanzen versezt.

Tabelle über die thlerischen Substanzen, welche im Jahre 1826 in Frankreich eingeführt wurden, nac officiellen Berichten.

Rohe und gewaschene Wolle, Füllhaare und Abfälle im

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Behaarte Felle von Hasen, Kaninchen, Schweinen, Wild

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Sehnen von Ochsen, Hautabschnigel u. s. w. (Urstoff

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Frankreich bezieht also jährlich für ungefähr acht und vierzig Millionen Franken thierischer Substahzen aus dem Auslande, ein hinreichender Beweis, wie sehr seine Viehzucht der Aufmunterung bedarf, wenn sie der Industrie die nöthigen Rphstoffe verschaffen foll!

LXXIII.

Versuche über die Gallussäure, von Hrn. Heinrich Bra

connot.

Aus den Annales de Chimie et de Physique. Februar. 1851. S. 206.

Ich habe ein Mal ein sehr einfaches Verfahren angegeben, wodurch man sich Gallussåure in großer Menge verschaffen kann, und glaubte, daß man die hierdurch erhaltene Såure als vollkommen rein betrachten darf. Hr. Berzelius nimmt hingegen an, daß man bloß durch Sublimation reine Gallussåure erhält und daß die auf naßfem Wege bereitete Såure eine sehr beträchtliche Menge Gerbestoff che: misch gebunden zurükhält. Um auszumitteln, wie weit die Behauptung dieses berühmten Chemikers begründet ist, stellte ich vergleichende Versuche mit Gallussåure, die nach meinem Verfahren bereitet war 15o) und mit sublimirter Såure an. In Folge derselben muß ich sie als zwei verschiedene Såuren betrachten und werde die eine wie bisher reine Gallussåure, die andere aber Brenzgallus såure (acide pyrogallique) nennen.

Sehr weiße Gallussåure, in welcher man durch Fischleim keine Spur von Gerbestoff entdeken konnte, wurde einer Hize ausgesezt, welche zur Sublimation nicht hinreichend war; sie verwandelte sich in eine braune Flüssigkeit, welche beim Erkalten krystallisirte; in der That enthielt diese viel Gallussåure nebst einer braunen Substanz, welche den Fischleim reichlich fällte.

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Dreißig Grammen gut ausgetrokneter Gallussåure wurden in eis nem passenden Apparate allmählich erhizt, um die sublimirte Såure zu erhalten; leztere wog nur drei und einen halben Gramm, war sehr weiß und doch fällte sie in Wasser aufgeldst, den Fischleim. Der Rükstand von dieser Sublimation wurde wieder in Wasser aufgeldst und gab eine braune Flüssigkeit, welche durch schwefelsaures Eisenvryd eine viel dunklere und durch schwefelsaures Eisenorydul eine blåulich schwarze Farbe annahm, Eigenschaften, welche wie wir sehen wer

150) Dasselbe besteht darin, daß man die Scheele'sche Säure im Marienbade mit Wasser und (gereinigter) thierischer Kohle eine Viertelstunde lang behandelt, die Masse unter häufigem umrühren erkalten läßt, und die Mutterlauge von den ganz weißen Krystallen durch Auspressen zwischen Leinwand trennt. 2. d. R.

den, anzeigen, daß sie noch Brenzgallussåure enthält, aber keine Gallussåure: übrigens wurde dieselbe braune Flüssigkeit reichlich als eine flebrige, elastische Masse durch Fischleim gefällt. Sie enthielt also eine Art Gerbestoff, verschieden von dem der Galläpfel. Ich glaube aus diesen Resultaten schließen zu können, daß die Hize, indem sie auf die Gallussåure wirkt, ihre Elemente disponirt, sich in einer an= deren Ordnung zu vereinigen, wodurch eine gerbende Substanz und Brenzgallussåure entstehen.

Die Eigenschaften dieser sublimirten Gallussåure gestatten nicht fie mit der gewöhnlichen Gallussåure zu verwechseln, wie bereits Hr. Bouillon-Lagrange bemerkte. Nach Hrn. Berzelius rdthet sie das Lakmuspapier nicht; ich beobachtete jedoch immer das Gegentheil. Ich vermuthete, daß diese Reaction von der gerbenden Substanz herrühren könnte, welche noch darin enthalten ist und es gelang mir in der That solche durch Zinnoryd daraus abzuscheiden; fie röthete aber noch merklich das Lakmuspapier, obgleich in viel geringerem Grade als die Gallussåure.

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Der Geschmak der Brenzgallussäure ist kühl und bitter. Bei + 13° C. list sie sich in höchstens 2 Theilen Wasser auf, wåhrend die Gallussåure bei derselben Temperatur davon 100 Theile erfordert; da die chemischen Lehrbücher auf die Autoritåt von Scheele angeben, daß die Gallussäure sich in vierundzwanzig Theilen Waffer auflöst, so muß man daraus schließen, daß solche Såure sehr unrein ist.

Sublimirt man die Brenzgallussåure zum zweiten Mal, so zersezt sie sich großen Theils, eine gerbende Substanz oder Kohle hinterlassend. Sie ist gleich der Gallus säure in Aether auflöslich. Die wässerige Auflösung der Brenzgallussåure ist vollkommen farblos, aber der Luft ausgesezt, färbt sie sich allmählich und sezt endlich eine braune Substanz ab, welche die Eigenschaften der Humussåure befizt und wovon sich immer mehr abscheidet in dem Maße als man das verdunstete Wasser ersezt, bis endlich die Säure ganz zersezt ist, was nach einigen Tagen der Fall.

Gießt man schwefelsaures Eisenoryd in eine Auflösung von Brenzgallussåure, so wird sie augenbliklich durch den Sauerstoff des Eisenoryds, welches sich in Eisenorydul umåndert, zersezt. Man erhält dadurch eine sehr dunkelbraune Flüssigkeit, welche der freiwilligen Ver= dunstung überlassen, eine Menge farbloser durchsichtiger Krystalle liefert, die man durch Alkohol leicht von einer braunen Substanz abscheiden kann; diese Krystalle sind schwefelsaures Eisenoxydul. Die braune geistige Auflösung enthålt kein Eisen mehr: bei gelinder Wärme Dingler's polyt. Journ. Bd. XL. §. 5.

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