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erhält, von demjenigen, welcher sich bei obigen Versuchen bildet, nicht verschieden seyn kann.

Theorie. Die chemische Zusammensezung des rothen Fårs bestoffes ist mir ganz unbekannt, da ich ihn nicht isoliren konnte; aber nach Allem muß ich glauben, daß er sich von Alkohol, Zuker, Stärkmehl u. s. w. nur durch einen geringeren Wasserstoffgehalt unterscheidet. In der That, wenn Zuker und salpetersaures Silber nach dem Vermengen sich befeuchten, ehe sie sich roth färben, muß man nicht annehmen, daß sich auf Kosten des Wasserstoffs, des Zukers und des Sauerstoffs, des Silberorydes oder der Salpetersäure Wasser bilder? Andererseits macht mir der Umstand, daß man diesen Färbestoff auch durch Chlor erhält, welches sich bekanntlich so leicht des Wasserstoffs bemächtigt, die von mir gegebene Theorie sehr wahrscheinlich.

Die Wirkung des salpetersauren Silbers auf die Gummiaufldsung kann auf dieselbe Art erklärt werden, denn nachdem ich eine so gefärbte Auflösung sechs Monate lang aufbewahrt hatte, war die Flüsfigkeit noch vollkommen durchsichtig und hatte auch an Intensität ih= rer Farbe nicht verloren, aber es hatten sich einige Grane eines graulichen Pulvers abgesezt, welches in Ammoniak und verdünnter Schwe felsäure unauflöslich war und in Salpetersäure sich mit Entbindung röthlicher Dämpfe auflöste; Salzsäure schlug aus der Flüssigkeit Chlorfilber nieder; der Niederschlag war also metallisches Silber. Dieser Versuch spricht gegen die Ansicht der HH. Sementini, Payen und Chevalier, hingegen für diejenige des Hrn. Casaseca.....

Wahrscheinlich wird auch bei der Einwirkung der Arseniksäure auf Zuker der Färbestoff dadurch gebildet, daß der Zuker einen Theil seines Wasserstoffs verliert; das Gemenge wird nämlich, ehe es sich röthet, sehr feucht, selbst wenn man es in vollkommen trokener Luft unter einer Gloke mit Queksilber absperrt. Nach mehreren Tagen erhålt es eine schwarze Farbe, indem ohne Zweifel der Kohlenstoff immer mehr überwiegend wird.

Der rothe Fårbestoff bildet sich auch unter folgenden Umstånden : Wenn man gepulverten weißen Zuker und einige Stüke åzendes Kali in ein Glas bringt und käufliche Salpetersåure darauf gießt, so entwikelt sich die rothe Farbe, ohne daß sich salpetrige Dämpfe entbinden. Soll unsere Hypothese, daß der Zuker durch den Sauerstoff der Salpetersäure einen Theil seines Wasserstoffs verliert, auch auf diese Erscheinung angewandt werden, so muß man annehmen, daß das salpetrigsaure Gas in der Flüssigkeit aufgelöst bleibt, oder, was wahrscheinlicher ist, daß sich ein untersalpetrigsaures Salz bildet.

Ich fand ferner, daß wenn die Flüssigkeit, welche man durch Behandlung des Alkohols, Zukers :c. mit Salpetersäure erhält, neu

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tralisirt und sodann mit einigen Tropfen salpetersauren Silbers versezt wird, man bloß noch einen Ueberschuß von festem Aezkali hineinzuwerfen braucht, um das Silber zu reduciren. Diese Thatsache schien mir interessant und zugleich neu, fpåter aber erinnerte ich mich, daß Hr. Casaseca gefunden hatte, daß das Kali, Natron und Ammoniak aus einer Auflösung einer vegetabilischen Substanz (z. B. Gummiwasser, Caffeinfusion), welche mit salpetersaurem Silber gemischt ist, metallifches Silber fållen; er glaubt, daß diese Reduction von der Einwirkung dieser Basen auf die vegetabilische Substanz herrühre, in deren Folge das metallische Silber wird, oder vielmehr von der Sättigung der Salpetersäure, welche dann nicht mehr auf das Silber wirken kann? Hr Casa seca sagt aber nicht, welcher Stoff das Silber desorydirt; ich vermuthe der Kohlenstoff der vegetabilischen Substanz. Dieß ist deßwegen sehr wahrscheinlich, weil, wenn man salpetersaures Silber mit Kohle mengt und zum Sieden erhizt, Stikstoffdeuteroryd und Kohlensäure sich entbinden, während das Silber reducirt wird. Man erhält ganz dasselbe Resultat, wenn man die Silberauflösung in Be rührung mit Kohle dem Lichte aussezt. Aus meinen Versuchen geht also hervor:

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in Freiheit gese

1) Daß die Salpetersäure, wenn sie auf Alkohol, Zuker, Stårkmehl u. f. w. wirkt, unter anderen schon bekannten Producten, auch einen eigenthümlichen rothen Färbestoff erzeugt, welcher keinen Stikstoff enthält;

2) daß das Alkali die rothe Farbe bloß dadurch entwikelt, daß es die in der Flüssigkeit enthaltene freie Salpetersäure neutralisirt; denn wenn man wieder Salpetersäure zusezt, so verschwindet die rothe Farbe, erscheint aber auf Zusaz von Alkali wieder.

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3) Daß dieser rothe Stoff aus denselben Elementen wie der Zuker, der Alkohol, das Stärkmehl besteht, aber weniger Wasserstoff als diese Substanzen enthält.

4) Daß die rothe Farbe, welche sich beim Vermischen a) von Zuker oder gummihaltigem Wasser mit salpetersaurem Silber, b) von Arfeniksaure mit Zuter, c) von Chlor oder Brom mit zukerhaltigem Wasser entwikelt, identisch mit dem rothen Färbestoff ist, welcher bei Einwirkung von Salpetersäure auf Alkohol, Zuker 2c. entsteht;

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5) endlich salpetersaures Silber, Salpetersäure, Arseniksåure, Chlor und Brom auf die vegetabilischen Substanzen ganz dieselbe Wirkung ausüben, indem die drei ersteren ihnen Wasserstoff durch Abgabe von Sauerstoff an dieselben entziehen, und die beiden lezteren sich) ihres Wasserstoffs bemächtigen, um Wasserstofffäuren zu bilden.

LXXII.

Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten Thiere, vorzüglich für Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Profeffor der Chemie, Ritter der Ehrenlegion ic.

Eine von der Société royale et centrale d'Agriculture' gefrónte
Preisschrift...

Aus dem Agriculteur-Manufacturier, Decbr. 1850, S. 116. Január 1831.
S. 1. 1. f.

Fortfezung und Beschluß von Bd. XL. S. 270.

Ueber die Benuzung des Inhalts der Gedärme. Alle inneren Theile der Thiere, wie die Leber, die Lungen, das Gehiru, das Herz so wie die Abgånge der Gebärme, müssen möglichst klein zerhaft und sodann mit dem Koth der Eingeweide und trokener Erde gemengt werden, so daß leztere den achtfachen Raum von dem der thierischen Substanzen einnimmt; wenn dieses Gemenge mit einer Schaufel gut aufgelokert worden ist, breitet man es auf dem zu dün genden Boden aus, indem man ein Kilogramm davon auf einen Quadratmeter Oberfläche verwendet. Dieser Dünger gibt sehr gute Res sultate, besonders bei dem Getreide. Könnte man ihn nicht sogleich nach seiner Bereitung auf dem Felde ausbreiten, so mußte man ihn in einer Grube oder au irgend einem kühlen Orte aufbewahren, jez denfalls aber mit Erde bedekt.

Wir rathen nicht die zu diesem Dünger anzuwendenden thierischen Substanzen auszutroknen, weil dieses hinsichtlich des Inhalts der Eingeweide sehr schwierig wäre, indem ein Theil der Producte ihrer bereits begonnenen faulen Gåhrung verloren ginge und weit um die Stellen, wo man dieses Austroknen vornåhme, einen üblen Ge ruch verbreiten würde. Was die Abgånge an Gedärmen, Leber, Lungen, Herz und Gehirn betrifft, so können sie ohne Nachtheil auf dies felbe Art wie das Fleisch ausgetroknet werden und geben dann eine Substanz, welche zu denselben Zweken einen gleichen Werth hat.

Gedärme.

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Die langen und geraden, so wie die kurzen Gedärme der Ochsen, Kühe, Schafe, Pferde, welche von Natur an einem Ende verschlossen sind, verwendet man zur Fabrikation der aufgeblasenen Därme, welche nach Spanien ausgeführt werden, der Goldschlägerhäute, der Darmsaiten u. s. w. Man kann diese Gegenstände nur an solchen Orten verfertigen, wo Thiere genug geschlachtet werden, daß man immer mehrere Arbeiter zu beschäftigen im Stande ist; überall aber kann man mit Nuzen die Zubereitung der Därme vornehs

men, so daß sie bloß in die Fabriken, welche sie benuzen, transportirt` zu werden brauchen. 135)

Sobald ein Thier, todt und ihm die Haut abgezogen ist, muß man sich beeilen die Gedärme zu entleeren und sie in frischem Wasser zu reinigen; man, beseitigt sodany das an denselben hången gebliebene Fett, indem man sie schwach mit einem Messer schabt. Um diese Operation bei großen Dårmen zu erleichtern, hångt man ein Ende von vier bis fünf Fuß an einen Stok, welcher horizontal sechs Fuß hoch über dem Boden befestigt ist und wenn dieses Ende entfettet ist, läßt man es herunter, indem man es durch den folgenden Theil des= selben Darms ersezt, und so fort, bis die ganze Långe auf diese Art gereinigt wurde. Man zieht die Dårme dann nochmals durch Waffer und preßt dasselbe dann mit den Fingern möglichst aus; man breiter sie auf Seilen aus, um sie zu troknen. Wenn sie zur Hälfte ge troknet sind, sezt man fie in einer geschlossenen Kammer dem Dampf des brennenden Schwefels aus, wie wir es oben angaben; man breitet sie neuerdings aus, um sie vollends zu tröknen und legt sie zusammen, während sie noch weich sind; man schwefelt sie dann noch mals und verpakt sie in Kisten, um sie zu verführen. Es wird für diesen Urstoff nicht an Käufern fehlen, da ihn unsere Fabrikanten in großer Menge aus dem Auslande kommen lassen, indem sie sich in Frankreich nicht genug davon verschaffen können.

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Wenn man die Euter der Kühe auf dieselbe Art zubereitet, so kann man sie an die Personen verkaufen, welche Saughörner für das künstliche Säugen fabriciren. Diese in Paris gebräuchlichen Geräthe sind sehr bequem und könnten auch von Landleuten benuzt werden, wenn man sie mit weniger Lurus verfertigen und folglich wohlfeiler verkaufen würde. Die Landleute könnten sich dieselben selbst zurichten, indem sie die Euterenden nach dem Schwefeln acht und vierzig Stunden lang in eine gesättigte Alaunauflösung einweichen, sodann in Wasser auswaschen und um den Hals einer Flasche, welche seits wårts mit einem kleinen Löch durchbohrt ist, festbinden würden.

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135) Von den sechs Mal hundert tausend Hammeln und Lâmmern, und den hundert zehn tausend Ochsen und Kühen, welche jährlich im Departement der Seine geschlachtet werden, benuzt man den größten Theil der Gedärme zur Fa brikation der genannten Gegenstände, wodurch man sie auf einen Werth von uns gefähr sechs hundert und funfzig tausend Franken bringt. Wenn man aber drei Mal so viel zum Verkaufen hätte, so würde es noch nicht an Abfaz fehlen; eine folche Quantität würde man aber leicht erhalten, wenn man die urstoffe in den benachbarten Departemens auf oben angegebene Weise schwach einsalzen oder schwe feln würde, so daß man sie aufbewahren und verführen könnte. Zu Nevers und im Dpt. du Puy-de-Dôme, wo dieselben Industriezweige betrieben werden, ist der Mangel an Urstoff noch bei Weitem fühlbarer,

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2. d. O.

Die Eingeweide und ihre Abfälle, so wie das Muskelfleisch und alle Abgånge mit Ausnahme des Kothes der Eingeweide können im Laufe des Sommers zur Erzeugung von Mehlwürmern benuzt wer den, an Orten nämlich wo die Angelfischer, welche sie zum Anloken des Weißfisches und um damit ihre Angeln zu versehen, kaufen, große Quantitåten davon 'verbrauchen oder wenn man sie au Personen verschiken kann, welche Fasanen oder Fische ziehen und füttern; mit diesen Würmern kann man auch Hühner und das übrige Geflügel" fürtern, man muß aber dann mit vegetabilischer Nahrung abwechseln; sie begünstigen vorzüglich die Entwikelung der Truthahne, kleinen Hüh her und alles jungen Geflügels und ersezen in dieser Hinsicht vor. theilhaft die Ameisenéier; auch die jungen Rebhühner Wachteln, Nachtigallen, Grasmüken kann man damit füttern. 21 ཛཱ ཝཱ ཝིཉྩནྟི

In Montfaucon bei Paris begünstigt man die Erzeugung dél Mehlwürmer auf folgende Art: Man macht auf der Etde von Eingeweiden, Fleisch u. s. w. eine fünf bis sechs Zoll dike Schichte und legt ein wenig Ettoh darauf, um die Oberfläche der thierischen Substanzen Bald werden Jodie brennende Sonnenhizé zu schüzen." Fliegen 36) durch den Geruch beigezogen und dringen durch das Stroh, um ihre Eier auf der Oberfläche der thierischen Ueberkéste abzufezen. Einige Tage darauf finder man an der Stelle der ausge legten Substanzen eine regsame Masse von Mehlwürmern, welche mit einem der Düngererdé ähnlichen Rükstande gemengt sind; man füllt Sake mittelst Schaufeln mit diesen Würmern an, um sie zu verfüh ren und nach dem Maße zu verkaufen,

Zu Paris bezahlt man in den Fasanerien für den Scheffel (ein Achtels Hectoliter) Mehlwürmer vier bis sechs Franken. Diefer Ju dustriezweig ist so gewinnreich geworden, daß man ihm seit dem lezten Jahre bei günstiger Witterung alles Fleisch und alle Abfälle der Pferde, welche während dieser Zeit abgedékt werden, widmet. Die Mehlwürmer ersezen mit Vortheil die Ameiseneier nicht nur für die jungen Fasanen, sondern auch für die Truthähne, Hühnchen, und verschiedene andere Hausvdgél. 137) Auch kann man mit diesen klei nen Würmern die Nachtigallen, Grasmüken und andere Vögel, welche

156) Es sind dieses besonders die Insecten, welche die Naturforscher mit dem Namen musca caesar, musca carnaria, musca vivipara bezeichnen; leztere Jegt auf die animalischen Substanzen ganz gebildete Larven; die anderen aber Eier, welche eine måßige Temperatur der Luft ausbrütet. In Montfaucon werden jähr= lich zehn bis zwölf tausend, Pferde abgedekt. A. d. O.

137) Man dürfte aber die Legehennen damit nicht ausschließlich füttern, weil ihre Eier sonst einen üblen Geruch erhalten könnten; dieß geschieht hingegen nicht, wenn man Korn oder andere vegetabilische Nahrungsmittel darunter mengt.

W. d. D.

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