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Sechstes Heft.

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Zwölfter Jahrgang, tebe ERSITY
CALIFORNIA

Beschreibung einer von mir unweit Rostock erbauten und zur Entwässerung eines Torfmoors dienenden Dampfmaschine. Von Dr. Ernst Alban.

Mit Abbildungen auf Tab. I.

Die Lösung der Frage, ob in Deutschland, so wie in England, die Dampfmaschinen allgemein mit Vortheil angewandt werden können, kann sehr verschieden ausfallen, indem dabei Alles darauf ankommt, ob in derjenigen Gegend, oder in demjenigen Theile unseres Vaterlandes, wo man die Anlegung einer Dampfmaschine beabsichtigt, nicht andere wohlfeilere Betriebskräfte zu Gebote stehen. In England, wo es so sehr an Aufschlagewasser für die Anlegung von Wassermühlen mangelt, wo die Erhaltung der Pferde zum Betriebe von Roßwerken mit sehr bedeutenden Kosten verbunden ist, wo Steinkohlen für die Dampfmaschinen in so großer Menge und von besonderer Qualität und Güte vorhanden, und die Herbeischaffung dersel ben durch die vielen schiffbaren Kanåle dieses Landes begünstigt und erleichtert wird, wo man mit der Erbauung der Dampfmaschinen, mit ihrer nöthigen Wartung und Bedienung vertraut ist, wenigstens allenthalben dazu Leute findet, und immer Gelegenheit hat, vorkom mende Reparaturen und Mångel an den Dampfmaschinen zu jeder Zeit zweckmäßig, ohne Zeitverlust und ohne uundthigen, unverhält nißmäßigen Kostenaufwand zu bestreiten, kann es uns nicht verwundern, wenn, bei dem daselbst obwaltenden bedeutenden Bedarfe an Betriebskraft, wir fast für jeden Zweck der industriellen Thätigkeit seiner Bewohner den Dampf als Agens im allgemeinen Gebrauch finden, ') und fast immer bedeutende Vortheile aus dessen Anwendung

1) E6 läßt sich aber auch nicht läugnen, daß die Anwendung der Dampfmaschinen in England oft zu weit ausgedehnt, und nicht selten unnöthiger Weise da sogar vorgezogen wird, wo wohlfeilere Naturkräfte hinreichend zu Gebote ste= hen. So habe ich mich immer nicht genug wundern können, daß man bei dem Bau der neuen London - Brücke in London nicht statt der theuern Dampfmaschine ein Stromrad unter einem der engern Bogen der alten Brücke, durch welche das Wasser der Themse sowohl bei der Ebbe als Fluthzeit mit einem oft vierfüßigen Gefålle in ungeheueren Massen und mit großer Gewalt stürzt, angelegt hat, desser Bau bei der überaus günstigen Localitat sehr wenige Kosten verursacht haben würde, zumal da Wasserråder früher an mehreren solcher Bögen der Brücke schon zum Betriebe von Kornmühlen benugt worden sind, und allenthalben die nöthigen Vorsprünge an den Pfeilern der Brücke angebracht waren, um gehörig starke Well Dingler's polyt. Journ. B, XL. §. 1.

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entsprießen sehen. Ganz anders ist es, fast möchte ich sagen, in dem größten Theile von Deutschland und namentlich in meinem Vaterlande, in Mecklenburg. In demselben fehlen weder hinreichende Aufschlagewasser, noch ist die Anschaffung und Erhaltung von Pferden, besonders auf dem Lande, mit bedeutenden Kosten verbunden. Mit der Erziehung, Pflege und Wartung dieser, für das kornbauende Mecklenburg so unentbehrlichen, Thiere ist, durch das Bedürfniß geleitet und gezwungen, beinahe jeder, sowohl der höheren als niederen, und namentlich der dienenden Classe seiner Bewohner vertraut, während der Bau, die Anlage, Erhaltung und Wartung der Dampfmaschinen ganz zu den unerhörten und unbegreiflichen Dingen gehört, und man von diesen Maschinen zum Theil so unrichtige Begriffe hat, 2) und vor ihnen sich so sehr fürchtet, daß man selbst in Rostock, dieser größten und volkreichsten und durch den Kornhandel mit England in so genauer Verbindung stehenden Stadt noch ihre Aufstellung in der Stadt neuerdings verboten hat. Dennoch aber sind auch für Mecklenburg eins zelne Fälle gedenkbar, wo Dampfmaschinen in ihrer Anwendung großen Nutzen versprechen. Solche Fälle treten hauptsächlich in den Seestådten desselben ein, wo die englischen Steinkohlen mit sehr gerin=" gem Kostenaufwande zu erhalten sind; oder in der Nähe von groz Ben Torfmooren, bei welchen es sonst an Absatz für den reichlich zu gewinnenden Torf fehlt, und in letzterem Falle vorzüglich da, wo die Gewinnung des Torfs für einen reichlich zu berechnenden Absah daz durch erleichtert und befördert wird.

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Ein solcher Fall trat auf dem Gute meines verstorbenen Schwies gerüste für ein Stromrað befestigen' zu können. Dem Durchschiffen der Prahme und kleineren Themseschiffe durch die Brücke würde ein solches Rad auf keine Weise hinderlich gewesen seyn, da diese Fahrzeuge immer nur durch den mittleren größten Bogen gehen. Auch hatte das Rad bis zur Vollendung der neuen Brücke daselbst ruhig im Gange erhalten werden können, da die alte vor der Vollendung der neuen daneben erbauten nicht abgebrochen werden kann. Das durch die Dampfmaschine jest bewirkte Auspumpen des Wassers aus den Fangedämmen für den Grundbau der Pfeiler håtte durch ein Wafferrad und die (jezt auch bei Anwenz dung der Dampfmaschine nöthig gewordenen) Gestänge, selbst beim umlaufen des Rades nach verschiedenen Richtungen, hinreichend verrichtet werden können, zumal da dieses Auspumpen oft unterbrochen und zwar auf långere Zeit unterbrochen wird, was bei Anwendung einer Dampfmaschine, immer unverhältnißmäßige Verluste an Brennmaterial herbeiführt. Beim Gebrauche des Rades hätte man days auf sehen können, die Stunden seiner Feier auf jene Zeit zu sehen, wo die Strómung des Wassers durch den Bogen der Brücke beim Uebergang der Ebbe zur Fluth oder umgekehrt sich vermindert und aufhört. So aber scheint die Unwendung der Dämpfe in England oft mehr Sache der Mode als des Bedürfnisses zu seyn.

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2) Fast allgemein findet man hier nämlich noch die Meinung verbreitet, daß Rauch, den man mit Dampf verwechselt, das Ugens in der Dampfmaschine. sey, wos her man denn auch gegen die Anlegung einer Dampföhlmühle in Rostock den son derbaren, Grund aufstellte, daß eine solche Mühle, worin durch Rauch und Feuer eine so brennbare Materie, als das Dehl ist, ausgepreßt, werde, der Stadt jede Minute ein feuriger Untergang drohe.

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gervaters ein. Ein Torfmoor, der Torf von vorzüglicher Güte liefert, nur eine kleine Meile von Rostock entfernt und hart an der Landstraße liegt, konnte, wenig oder gar nicht benutzt werden, weil des Grundwassers in demselben so viel war, daß alle Torfgruben sich in kurzer Zeit mit Wasser füllten, wenn sie eröffnet wurden; nirgends aber wegen der niedrigen Lage des Torfmoors, und bei der großen Tiefe feiner Torfläger, ein Abzugsgraben zu deren Trockenlegung angelegt werden konnte, und meinem Schwiegervater die Entwässerung desselben durch eine große Schnecke, zu deren steter Ingangerhaltung oft sechs Menschen erforderlich gewesen waren, zu kostspielig wurde. Daß für die Entwässerung dieses Torfmoors eine Dampfmaschine von ganz evidentem Nußen seyn würde, leuchtete nach gehöriger Vorstellung von meiner Seite meinem Schwiegervater in dem Maße ein, daß er sich sogleich entschloß, alle nöthigen Mittel zur Aufstellung einer solchen Maschine, deren Haupttheile ich noch in Rostock besaß, und die ich ihm zu seinem Nußen zu verwenden anbot, herzugeben; und wirklich ließ er auch sogleich den nöthigen Brunnen dazu graben, das kleine Dampfmaschinengebäude, nach meiner Vorschrift daneben aufrichten, und ich bestellte in Rostock eine Pumpe von sechs Zoll Durchmesser, die ich für den Gang des Kolben mit Kupfer ausfüttern ließ. Die Dampfmaschine, die eine hochprèssende und eine mit Kreisbewegung war, wurde in Zeit von vierzehn Tagen in eine wasferhebende verwandelt und mit Hülfe eines Dorfzimmermánnes, der das Fundament und den Wagebalken derselben verfertigte,. und des Statthalters meines Schwiegervaters und eines Maurers aus der nåchsten kleinen Landstadt von mir aufgestellt. Sie bewies fich so wirksam, daß sie mit 600 Stücken Torf von der schlechtesten, oben abgestochenen Sorte während vier und zwanzig Stunden, 21,600 Kubikfuß Wasser Anfangs fieben, zuleht zehn bis zwölf Fuß hoch hob, und in Zeit von sechs Tagen und vier Nächten den großen Torfmoor mit seinen vielen zum Theil sehr ausgedehnten tiefen Gruben (es war um Ostern des Jahres 1826 und der Moor hatte noch einen nicht unbedeutenden Zufluß von Wasser) dermaßen trocken legte, daß ungehindert an demselben gearbeitet werden konnte. Da die Aufsicht über die Maschine und ihre Bedienung von einem alten- Verwandten meiner Schwiegeråltern, der, da er doch erhalten wurde, keine weiteren Kosten verursachte, bestritten wurde, die 600 Stuk Torf meinem Schwiegervater aber keine 5 Schilling Stecherlohn kosteten, so war der Vortheil bei Anwendung dieser kleinen Dampfmaschine sehr bez dentend, indem sechs Mann bei der Schnecke bei 24stündiger fortge= setzter Arbeit über zwei Thaler und wegen der nächtlichen Arbeit vielleicht noch mehr an Arbeitslohn verlangt haben würden.

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