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Das Ordensgebiet in Pommern erweiterte er. Im Jahre 1353 erwarb er von (dem Grafen?) Peter von Pollnow, früher Peter von Neuenburg, einem Sohne des Statthalters und Kanzlers Suenza die Burg, Stadt und Herrschaft Tuchel zum vollen Eigenthum. Im Jahre 1370 erwarb er von den Johanniter-Rittern die ihnen vor länger als 100 Jahren von den einheimischen Herzögen von Pommern geschenkten in der Diöcese Leslau (Cujavien) belegenen Burgen und Gebiete Schöneck und Wartenberg für 10,000 Mark*).

Endlich im Jahre 1381 erwarb er in unserm Lande Bütow von der Abtei Oliva das dieser im Jahre 1310 vom Margrafen Waldemar von Brandenburg geschenkte Gut Pomisko (Pomeisko) und den See Lupansko (Lupowsker See) mit allen Zubehörungen, wovon später bei der Darstellung der Gränzen des Landes Bütow ausführlicher die Rede sein wird.

Mit Polen lebte Winrich in Frieden. Zwar starb im November 1370 der friedliebende König Kafimir ohne Erben; doch sein Nachfolger, der König Ludwig der Große von Ungarn hegte freundschaftliche Gesinnungen gegen den Orden.

An den vielen ruhmreichen Kriegen, welche Winrich gegen die heidnischen Litthauer führte, an den vielen Siegen, die er erfocht, namentlich an dem großen glänzenden Siege bei Rudau 1370 nahmen. unsere Lande noch keinen Antheil. Zwar waren die Bewohner kriegspflichtig, sie waren zu Heerfahrten d. h. zu Kriegsreisen außerhalb ihrer Landschaft verpflichtet; doch wurden sie noch nicht dazu aufgeboten**).

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*) Die Johanniter waren von dem Fürsten Grimislaw nach Pomerellen ge= rufen und im Jahre 1198 mit der Burg Stargord an der Veriffe (Stargard an der Verse) nebst einem bedeutenden Landgebiet beschenkt worden. In der Stiftungsurkunde abgedruckt in Dreger Cod. diplomat. Pomeran. Nr. 32 nennt sich Grimislaw Dei gratia unus de principibus Pomeraniae und sagt, daß er die verschenkten Güter von seinen Urahnen erblich überkommen habe de propria hereditate mea ab avis et attavis mihi relicta. Als Zweck der Stiftung gibt er au: ad honorem Dei, sanctique sepulcri sanctique Johannis baptiste; also zur Ehre Gottes, des heiligen Grabes und des heiligen Johannes des Täufers. Der letzte Herzog von Pomerellen Mestwin der Zweite transumirte und bestätigte 1291 diese Schenkung und nennt den Grimislaw einen Herzog von Pommern. Grimislaw hat sich bei der Nachwelt noch durch eine Handelsstraße von Stargard nach Danzig, die nach ihm den Namen führt mislavi verdient gemacht.

via domini Gri

**) Das erste erweisliche Aufgebot unserer Lande zu einer Heerfahrt geschah im Jahre 1400. Doch wurde die kriegspflichtige Mannschaft damals nur gemustert und nicht in den Krieg geführt.

In den nachfolgenden Jahren wurde unsere Küste von Seeräubern heimgesucht. Der Meister, der für die Wohlfahrt Aller sorgte, ließ Friedeschiffe ausrüften, um die Ostsee zu befrieden, d. h. von den Seeräubern zu säubern und die friedlichen Schiffe des Handels zu schüßen. Unweit der Mündung unseres Lebuflusses sollen um diese Zeit die Seeräuber sich häufig versteckt haben und sodann auf Raub ausgefahren sein.

Im Jahre 1379 ließ Winrich die Gränzen unserer Landschaft, seiner Voigtei Lauenburg gegen Stolp mit dem Herzog von Stolp besonders in Rücksicht der Gränzdörfer Woßkau, Schimmersdorf und Zewiß durch einen Vergleich feststellen und die vorgefallenen Irrungen gütlich ausgleichen. Dies Jahr 1379 zeichnete sich unter Winrichs Regierung durch eine besondere Fruchtbarkeit und eine frühe und reiche Erndte aus. Die Kirschen reiften schon zu Pfingften und die Getreidefelder schon zu Johanni, die Wintertrauben aber bei Culm und Thorn schon zu Jakobi.

Winrich war von seiner fürstlichen Aufgabe ganz erfüllt. Er war ein Schild und Schirm des Glaubens. Als Kriegsheld be= kämpfte er mit seinem tapfern Schwerte die heidnischen Litthauer, als Landesherr sorgte er für das Seelenheil seiner Untherthanen und erbaute viele Kirchen. In unserem Lande Lauenburg wurden die Kirchen zu Roslasin und Kamelow erbaut.

Den heiligen Vater verehrte Winrich als geistlichen Oberhirten der ganzen Christenheit und als Statthalter Christi; er bewies ihm demüthigen Gehorsam und zollte ihm die treueste Anhänglichkeit und tiefste Ehrfurcht. Dennoch zeigte er keine Unterwürfigkeit, vielmehr seine volle Unabhängigkeit als Landesfürft. Wenn Anforderungen vom päpstlichen Stuhle an seine Unterthanen erhoben wurden, die mit des Landes Rechten und Freiheiten nicht im Einklange ftanden, so wagte er es, ohne Furcht vor Bannstrahl und Bannfluch dem Papste muthig entgegen zu treten und seine Würde als weltliches Oberhaupt des Ritterstaates zu wahren.

Am Johannistage 1382 ward er vom Schlage gerührt und starb. In der St. Annenkapelle des Haupthauses Marienburg ward er mit großem Gepränge bestattet. Von ihm sagt ein Zeitgenosse: „Seines Namens Ruhm ging durch die ganze Welt."

Des großen Winrichs Nachfolger wurde bei der am 5. Oktober 1832 in Marienburg vollzogenen Wahl der bisherigen Ordenstra

pier Konrad Zöllner von Rotenstein. Er hatte vorher von 1368 bis 1372 das Komthuramt von Danzig bekleidet und kannte die Voigtei Lauenburg, die unter seiner comthureilichen Verwaltung stand, ganz genau. Als er daher Hochmeister wurde, bemühte er fich die Gränzstreitigkeiten, die zwischen Pommern und Preußen troß des Vergleichs von 1379 fortbestanden, auszugleichen. Flüchtiges Raubgesindel und verdächtige Ueberläufer belästigten die Gränzbewohner. Zur Lowinburg (Lauenburg) am nächsten Montag nach Judika im Jahre 1384 wurde zwischen dem Hochmeister Konrad und dem Herzog Wartislaw dem Jüngern von Stettin, der vor 5 Jahren geschlossene Gränzvergleich bestätiget und erneuert. Es wurde noch hinzugefügt, daß es weder dem Herzoge noch dem Hochmeister, noch ihren beiderseitigen Beamten gestattet sein solle, einen Mordbrenner oder andern Missethäter in ihren Landen zu geleiten, ferner daß aus dem Gebiete von Danzig (mit Einschluß von Lauenburg), Bütow und Schlochau wie aus des Herzogs Landen sechszehn ehrenwerthe Männer auserforen würden, und daß die Hälfte von ihnen abwechselnd jährlich viermal auf der Landscheide zusammen fommen und einen Richttag halten sollten, um alle Streitigkeiten wegen Verrückung der Gränzen ihrer beiderseitigen Unterthanen zu schlichten und zu vergleichen.

In demselben Jahre 1384 kam Hans von Wedel zum Hochmeister nach Preußen und übertrug ihm sein ganzes Bestßthum, die Stadt, Burg und Herrschaft Schievelbein zum freien Eigenthum. Dafür wurde er frei von allen seinen bedeutenden Schulden und bis an sein Lebensende auf einer Burg im Culmer Lande vom Deutschen Orden anständig verpflegt.

Im benachbarten Königreiche Polen waren bedeutende Veränderungen vorgegangen. Der König Ludwig von Ungern war verstorben. Er hatte seine ältere Tochter Maria mit dem Markgrafen Sigismund von Brandenburg verlobt und diesen zu seinem Nachfolger bestimmt. Doch die Großen des polnischen Reichs haßten den Deutschen Fürsten und erwählten im Juni 1384 die jüngere Königstochter Hedwig zur Königin; 16 Monate später ward sie in Krakau unter unbeschreiblichem Jubel mit der polnischen Königskrone geschmückt. Der Großfürst Jagiello (Jagal) von Litthauen, der sich den stolzen Titel eines obersten Königs von Litthauen beilegte, des Deutschen Ordens erbittertster Feind und noch ein Heide, schickte

1385 nach Krakau eine glänzende Gesandtschaft ab und warb um ̃ die Hand der schönen Hedwig; er versprach seine Erbländer mit dem polnischen Reiche zu vereinigen und die Rechtsansprüche der Polen auf Pommern (d. i. Pomerellen) und alle von Polen entfremdete Länder zur Geltung zu bringen, auch gelobte er sich und sein ganzes Volk zum Christenthum zu befehren.

Dem Meister Konrad machte diese Brautwerbung die größte Sorge; er sah die großen Gefahren, die dem Deutschen Ritterstaate Preußen bevorstanden. Er suchte die Freundschaft der benachbarten Fürsten zu gewinnen und ergriff jede Gelegenheit sich ihnen gefällig zu erweisen. Den Herzogen Wartislaw dem Jüngern und Bogislaw aus Stettin streckte er auf ihr Ansuchen eine Anleihe von 3000 Mark vor und erhielt als Pfand dafür zu Hülfe des Krieges und Orloges *) den die Ritter wider die Heiden täglich und ohne Unterlaß führen" das in der Nähe von Bütow belegene Land Tuch im **), wo einst auf dem Schlosse zu Tuchom der Ritter von Tuchom, Coccimerus oder Godzy mirus 1329, 1335 und 1345 wie ein Landesfürst geherrscht. Zugleich erhielt er die Erlaubniß, in dem verpfändeten Lande Burgen und Städte zu erbauen, wogegen die Herzöge ihm versprachen, bei Einlösung des Pfandes die zum Aufbau der Burgen verwendeten Summen bis zur Höhe von 600 Mark zu vergüten ***).

Kurz vorher hatte der Minister, dessen Finanzen sehr blüheten, der Stadt Stolp auf ihr Ansuchen ein baares Darlehn von 1000 Mark vorgestreckt; †) zwei Jahre später 1387 gab er ihr ein zweites Darlehn von 400 Mark.

König Jagiello empfing von den Polnischen Großen das Jawort ihrer schönen Königin. Hedwig war mit dem Herzog Wilhelm

*) Orleg, m. (altdeutsch urling, schwedisch örlige, Schicksal, Kampf) in der Seesprache der Krieg; Orlogsschiff ein Kriegsschiff.

**) Die Schreibart Tuchim, Tuchina, Tuchom, Tuchona, terra tuchoniensis ist nicht mehr gebräuchlich; wir nennen heute den Ort, wo einst die Burg des Ritters von Tuchom gestanden, Groß - Tuchen.

***) Siehe den Schuld- und Pfandbrief gegeben zu Stolp am St. Markustage 1385 in der Urk.-Samml. I. Nro. 25.

25. April

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†) Schuldbrief der Stadt Stolp, gegeben zu Elbing am Sonnabend vor Quasimodogeniti d. h. am ersten Sonnabend nach Ostern 1385 im geh. Archiv zu Königsberg, Schiebl. 50. Nro. 73.

von Oestreich verlobt und liebte ihren Bräutigam, mußte aber nicht ohne Widerstreben die Liebe aus ihrem Herzen bannen und den Heiden Jagiello, vor dem sie inneren Abscheu hegte, die Hand reichen. Jagiello eilte nach Polen. Am 14. Februar 1386 empfing er vom Erzbischof von Gnesen die Taufe und den Namen Wladislaw; unter glanzvollen Festlichkeiten vermählte er sich und am 17. Februar 1386 wurde er zum Könige von Polen ausgerufen. Sein ganzes Volf in Litthauen nahm auf seinen Befehl die Taufe und bekannte fich fortan zum Christenthum.

Meister Konrad suchte Bundesgenossen. Mit den Herzögen Wartislaw und Bogislaw von Pommern traf er am 10. Juli 1386 in Lewenburg (Lauenburg) zusammen und schloß ein Schuß- und Truzbündniß; doch nicht ohne Opfer an Geld; als Preis für versprochene Kriegshülfe zahlte er 10,000 Mark, welche die Bürgermeister aus Stolp in Empfang nahmen und an die geldarmen Herzöge ablieferten. Am 30. April 1388 schloß der Meister zu Schweß einen neuen Vertrag mit den Herzogen Swantibor II. und Bogislaw VII. von Pommern Stettin, worin diese sich für einen Sold von 6000 Gulden zu einem zehnjährigen Kriegsdienste gegen Jagiello von Polen verpflichteten. Einen gleichen Vertrag auf 15jährige Dienstzeit schloß er bald darauf mit dem Herzoge Wartislaw VI. von Pommern Wolgast und dessen Sohn Barmin VI. *), welche sich 3000 Mark vorausbezahlen ließen. Viele Edelleute aus Pommern, angelockt durch das klingende Handgeld, das sie im Voraus empfingen, folgten dem Beispiel ihrer Fürsten und versprachen gleichfalls Kriegshülfe; doch hielten sie nicht Wort und ließen sich vom König Jagiello von Polen verführen. Als zu Ende des Jahres 1388 neue Kriegsgäste aus Frankreich und Deutschland nach Preußen zogen, um mit dem Deutschen Orden wider die Litthauer zu kämpfen, und auf ihrem Zuge durch Pommern kamen, da wurde der Herzog Wilhelm von Geldern bei Schlawe von 40 Rittern aus Pommern nebst deren Knappen und Kriegsknechten unter Anführung des Haupt

*) Das Herzogthum Pommern, das zum Deutschen Reiche gehörte, war damals in mehrere kleine Herzogthümer getheilt: Herzogthum Wolgast diesseits und jenseits der Swine mit dem Fürstenthum Rügen und der Landschaft Barth, Herzogthum Stettin, Herzogthum Stolp.

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