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Bütower Kreise) nach Golczau, das dem Orden verblieb und dem See Glino, der gleichfalls dem Orden verblieb, jedoch mit Ausschluß der um den See Glino bei Jellentsch und Polczen belegenen Buchwaldung, die nach Stolp fiel, von dem See Glino südlich bis zum Somminer See, der dem Orden zufiel. Ein starkes Seil - das ist ein altes Längenmaaß und begreift 10 Ruthen vom Somminer See nordwärts begannen die äußersten südlichen Spißen der Feldmark von Oslaw-Damerow im Lande Bütow, die damals be deutend umfangreicher war, als heute, wo nördlich vom Somminer See das Dorf Sommin belegen ist. Von dem Somminer See bog die Gränze zwischen der vorbehaltenen Stolper Landschaft und dem verkauften Pommerlande im rechten Winkel westlich bis zum SchossowFluß, darüber bis nach Wroniwoda (zu Deutsch Krähenwasser, ein Bruch), von dort nach dem Drte Woiske (Woisch), der dem Orden zufiel, von Woiske weiter bis zu dem See Kamenz, wo nördlich das Gebiet des Landes Tuchim, von dem später die Rede, anhub, vom See Kamenz in gerader Linie füd-westlich bis zum See Lanken, der zum Schloßgebiet Zieten (im Schlochauer Kreise) gehörte, dessen Ufer aber bei Stolp verblieb, von dort nach dem Gute Peterfau, das bei Stolp verblieb, von dort bis zum See Stüdeniz, dessen Ufer nach Zieten anstieß, der selbst aber nach Schlawe gehörte, von dort zu den Seen und Sümpfen von Groß und Klein Volz, von denen der größere Theil nach Schlawe, der kleinere nach Zieten gehörte, von dort in gerader Richtung nach dem Teffentin - See, der selbst nach Zieten, deffen Ufer aber nach Schlawe gehörte, bis zu dem Orte, welcher zu den Schwertern" hieß. Dort in der Nähe von Klein Carzenburg ftand ein alter Gränzbaum, worin Schwerter eingehauen

waren.

Nachdem solchergestalt die westlichen Grenzen des neuen Ordensgebiets angewiesen waren, ließ sich der Hochmeister Carl Beffart von Trier mit großen Gutsbesißern in neue Unterhandlungen ein, um sein Gebiet immer weiter auszudehnen. Vorher schon am 10. Juni 1313 kaufte er von den drei Söhnen des inzwischen verstorbenen Statthalters von Pommern, des Palatins Swenza, den drei Brüdern Peter, Jesko (Johann) und Lorenz Ewenza ihr ganzes Ge= biet von Neuenburg am Weichselstrom, das einst König Wenzel von Böhmen dem ältesten Sohne dem Grafen Peter von Neuenburg allein verliehen, die Markgrafen Otto, Hermann und Waldemar von Bran

denburg aber an alle 3 Brüder übertragen hatten, für 1200 Mark und für 5 in der Nähe ihrer vom Orden ihnen schon früher verliehenen Burg Tuchel belegenen Dörfer nebst einem See und der Fischerei im Flusse Braa. An demselben Tage, als dieser Kauf geschah, zu Marienburg am 10 Juni 1313, verpfändeten die genannten 3 Brüder dem Orden ihre sämmtliche Güter für eine Bürgschaft, die der Hochmeister dem Bischof von Cujavien über eine Schuldsumme von 600 Mark für sie leistete, mit der Bestimmung, daß diese Güter dem Orden ohne Weiteres verfallen sein sollten, wenn die Zahlung in bestimmten Fristen nicht richtig erfolgen würde.

Die Zeit, welche jest folgt, von 1313 bis 1315 war für unsere Lande, sowie für ganz Pomerellen eine Zeit der größten Bekümmerniß. Schwere Leiden kamen über Land und Volk. Zuerst 1313 verbreitete die Erscheinung eines großen Kometen Furcht und Schrecken und verkündete Unheil und Elend. Seit er erschienen war, floß der Regen unaufhörlich in Strömen vom Himmel herab, eine naßkalte Witterung vernichtete die Saaten und Früchte der Felder und eine, schreckliche Hungersnoth zerstörte den Wohlstand und die Gesundheit der Bewohner. Durch drei Jahre wüthete der Hungertod. Ganz entseßlich und schaudererregend find die Schilderungen der Chronik zu Oliva. Am ärgften wüthete das Elend auf dem platten Lande. Um das eigene Dasein zu fristen, griffen die Menschen zu den widrigsten und abscheulichsten Mitteln. Eltern schlachteten ihre Kinder, Kindgr schlachteten ihre Eltern. Leichname wurden ausgegraben und als menschliche Speise zugerichtet und verzehrt. Die Noth wuchs als auch der Hering von Pomerellens Küfte sich zurückzog und die sonst so ergiebige Heringsfischerei, welche zur Ernährung unserer Küstenwohner bis dahin so reichlich gesorgt, ohne Ertrag blieb. Zu allen Schrecken des Hungers kamen noch pestartige Krankheiten und gräßliche Seuchen als die Folgen der unnatürlichen und schlechten Lebensmittel und des elenden Lebens, in welchem die Menschen sich fümmerlich hinschleppten. Der Hungertod und die Seuchen rafften eine Menge der fleißigften und betriebsamften Landbewohner hinweg, so daß die Hände fehlten, um die Felder zu bebauen. Viele Jahre gingen hin, ehe wir erfahren, daß in unsern Landen unter des Ordens gütiger Fürsorge der Ackerbau gehoben, der Boden durch deutschen Fleiß und deutsche Betriebsamkeit einem gedeihlichen Aufschwunge entgegengeführt wurde.

Der Deutsche Orden aber befestigte seine Herrschaft und erstarkte. Seine wachsende Macht erregte die Aufmerksamkeit und den Neid benachbarter Fürsten, namentlich der Herzoge von Slavien und Cafsubien, oder wie sie nunmehr hießen von Pommern. Wratislaw IV. von Pommern-Wolgast hatte viele Händel mit dem Markgrafen von Brandenburg und wußte sich wie wir im vorigen Abschnitt gesehen haben, die Stolper Landschaft, die sich der Markgraf bei dem Verkauf von Pomerellen an den Orden 1310 vorbehalten hatte, 1317 zuzueignen. Dadurch wurde er unmittelbarer Nachbar des Ordens und in dessen Streitigkeiten mit Polen über Pomerellen verwickelt.

Der Herzog Wladislaw von Polen, der sich im Anfange des Jahres 1320 zu Krakau die Polnische Königskrone auf's Haupt feßte, konnte den Verlust von Pomerellen nicht verschmerzen; er verklagte den Orden beim Papfte und stellte die Erwerbung Pommerns durch den Orden als Raub am polnischen Reiche, den Verkauf der Markgrafen als erdichtet und die kaiserliche Bestätigung als erschlichen an. Der Papst Johann XXII. nahm die Klage an und ernannte polnische Bischöfe, die mit dem Orden wegen verweigerter Entrichtung des Peterspfennigs, des Bischofszehnten und anderer geistlicher Abgaben in offener Feindschaft standen, den Erzbischof von Gnesen, den Bischof von Posen und den Abt von Mogilno zu Schiedsrichter mit dem Auftrage, die Klage zu untersuchen, den Streit zu schlichten und wenn sie die Klage begründet befänden, den Orden zur Zurückgabe des Landes sowie zum Ersaß aller bisher gezogenen Nußungen zu verurtheilen auch im Falle der Weigerung ihren Spruch durch geistliche Strafmittel und mit Beihülfe des weltlichen Armes zu erzwingen. Die Untersuchung begann im April 1320 und der Spruch der polnischen Richter fiel zu Gunsten der polnischen Krone aus. Der Orden wurde verurtheilt. Der Hochmeister appellirte an den Papft und erklärte, daß der Spruch seiner feindlichen Richter wider Gott, wider die Gerechtigkeit und wider alle Ordnung des Rechtsstreits und darum nichtig sei. Inzwischen besorgte er, daß König Wladislaus von Polen den Spruch der geistlichen Richter mit Waffengewalt ausführen würde, er suchte deshalb nach Bundesgenossen und fand solche im Herzoge Wratislaw IV. von Pommern-Wolgast und dem Bischof Conrad von Kamin. In seinem Auftrage schloß der Landmeister Friedrich von Wildenberg mit dem Pommerschen Marschall Henning von Beer (Henningus Bere, Miles incliti ducis Wartizlai Slavorum,

Cassubie et Pomeranorum Marscalcus) an dem Ufer unseres Gränzflusses Leba am 2. Juli 1320 ein Schuß- und Truß-Bündniß auf die Dauer von drei Jahren *).

Der Herzog Wratislaw IV. von Pommern fonnte wegen der Stolper Landschaft, die auch zur Meftwinijchen Erbschaft gehörte, von Pomerellen abgerissen war und erst seit vier Jahren in seinem Besize sich befand, eine gleiche Besorgniß wie der Deutsche Orden wegen der Gebiete von Danzig, Dirschau und Schweß nicht verhehlen. Gleich nach der Abschließung des Bündnisses mit dem Orden übertrug er die Vertheidigung der neu erworbenen Stolper Landschaft seinem tapfern Marschall und Kriegsobersten Henning Beer und im folgenden Jahre 1321 gab er ihm den südlichsten Theil dieser Landschaft, die Herrschaft Bütow zum vollen Eigenthum als Geschenk. Wir werden auf diese Schenkung später noch zurückkommen. Die Bes sorgniß des Ordens trat nicht ein. Es kam nicht zum Kriege, der Streit ruhte. Der Hochmeister Carl Beffart von Trier reiste selbst im Herbste 1323 an den päpstlichen Stuhl nach Avignon und wußte durch seine Fertigkeit in der italienischen Sprache und durch seine wundersame Beredsamkeit die Rechtmäßigkeit der Erwerbung Pomerellens so faßlich darzustellen, daß der Papst eine neue Anschauung gewann, eine neue Untersuchung befahl und damit den Bischof von Samland beauftragte. Der Hochmeister ging nach diesem glücklichen Ausgange des Streites von Avignon nach Trier, wurde dort krank und starb am 12. Februar 1324 in den Armen seiner Brüder. In seiner Heimath Trier fand er seine Ruhestätte.

Zu seinem Nachfolger wurde bei der neuen Meisterwahl zu Marienburg am 6. Juli 1324 der Großfomthur Werner von Orfeln, aus den Rheinlanden gebürtig, einstimmig erforen. Er besaß nicht die feine Weltbildung und beredte Gewandheit seines Vorgängers, dagegen eine große Reinheit der Sitten, hielt strenge Zucht und wirkte durch seinen tadellosen Wandel auf den Geist des Ordens_vortheilhaft ein.

Unter seiner Regierung vollendete der Priesterbruder Peter von Dusburg aus dem Ordensconvente zu Königsberg die älteste uns überlieferte bis zum Jahre 1326 reichende Chronik, worin er den Ur

*) Urk.-Samml. I. Nr. 13. Das Geschlecht des Marschalls Henning Bere blühtnoch heute in Vorpommern und schreibt sich gegenwärtig von Bähr.

sprung und die Ankunft des Deutschen Ordens in Preußen sowie dessen Kriegsthaten gegen die Heiden für die Sache Gottes für den Glauben und die Kirche mit lebhaften Farben und Begeisterung geschildert hat*).

Mit dem Könige Wladislaw von Polen konnte Werner von Orfeln wegen Pommern sich nicht verständigen. Er suchte bevor er zum Kriege schritt, den Herzog Wratislaw IV. von Pommern für sich zu gewinnen, was ihm auch gelang. Am Michaelistage 1325 gab der Herzog von Pommern das feierliche Versprechen, weder dem Könige von Polen noch einem andern Feinde des Ordens beizustehen. Vornehme Edelleute aus Pommern versprachen mit ihren Gebieten, Burgen und Mannen den Deutschen Orden gegen jeden Angriff des Herzogs zu schüßen, darunter Henning von Plote mit dem Gebiete von Stolp, Henning von Beer mit dem Gebiete von Belgard, ferner Peter von Neuenburg und dessen Bruder Jesko, Söhne des Kanzler Swenza mit allen ihren Gütern **). So gesichert griff der Meister zum Schwerte und im Sommer 1320 brach der Krieg aus. Der König Johann von Böhmen wurde zur Theilnahme am Kampfe eingeladen und mit Freuden folgte der junge, in Ritterspielen stets bewunderte und hochgefeierte König diesem Rufe. Er selbst schmeichelte sich mit der Hoffnung durch die Hülfe des Ordens und neue Kriegsschaaren aus allen Gauen Deutschlands seine alten Ansprüche auf die polnische Krone zur Geltung zu bringen. An der Spiße eines gewaltigen Heeres rückte der ritterliche Böhmen-König in das Gebiet von Polen ein; er eroberte im raschen Fluge das Dobriner Land, brach in Cujavien ein, gewann die bischöfliche Residenz Leslau, brannte fie sammt der Kathedrale nieder, durchstürmte Masovien und zwang den Herzog Wenzeslaw ihn als König von Volen, mit welchem Titel er sich schon schmückte, sowie als seinen Oberlehnsherrn anzuerkennen und ihm gegen alle Feinde, insonderheit gegen Wladislaw, den er nur König von Krakau nannte, Beistand und Hülfe zu leisten. Darauf zog König Johann im Jubel über sein

*) Sein Chronicon Prussiae, burch Hartknoch mit Anmerkungen gründlich erläutert wird von Ludwig von Baczko im Vorberichte zur Geschichte Preußens S. XVI. sehr hoch geschäßt und nach seinem wahren Verdienste gewürdigt von Johannes Voigt in dem Aufsatz: „Ueber den Werth und die Glaubwürdigkeit der Chronik des Ordenspriesters Peter von Dusburg." Beilage Nr. II. zum III. Bde. der Geschichte. S. 603-626.

**) Urt.-Samml. I. Nro. 15.

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