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Söhnen Swenza's gab er reiche Würden und Aemter. Der älteste Sohn Peter erhielt die Burg Neuenburg an der Weichsel mit einem Gebiete von 6 Meilen im Umkreise, sowie den Titel eines Grafen Peter von Neuenburg. Der zweite Sohn Yesko wurde Caftellan von Rügenwalde und Schlawe, der dritte Sohn Lorenz, Kastellan von Tuchel. Mit gleicher Freigebigkeit wurden die Freunde und Anhänger des einflußreichen Swenza sowie die Klöster und Geistlichkeit beschenkt. Swenza herrschte als Statthalter bei der Abwesenheit des Königs wie ein Fürst und nannte in feierlichen Urkunden Pommern fein Land. Sein ältester Sohn Peter umgab sich mit noch höherm Glanze, indem er sich in feierlichen Urkunden.

„Wir Peter, von Gottes Gnaden, Graf zu Neuenburg" nannte. *)

Der König Wenzel von Böhmen starb 1305. Ihm folgte sein gleichnamiger Sohn, der jedoch nur wenige Monate regierte. Im August 1306 wurde er ermordet.

Nach Wenzels II. Tode erschien wieder der vertriebene und abgefeßte König Wladislaus Loktek; er fand keinen Gegner, der ihm gewachsen war, nahm ganz Pomerellen in Besitz und empfing in Dirschau die Huldigung. Er beging die Unklugheit, den mächtigsten Mann im ganzen Lande den Grafen Peter von Neuenburg aller Würde und Aemter zu entseßen und an seine eigenen Brüder die Herzöge aus Cujavien, die Castellaneien von Dirschau und Tuchel zu vergeben. Peter von Neuenburg gerieth sogar in Gefangenschaft und wurde in Krakau festgehalten, aber auf Fürbitten seiner Freunde freigelassen. Er sann jezt auf Rache und auf Mittel, die Herrschaft des ihm verhaßten Polenkönigs zu stürzen. Zu diesem Zwecke suchte er die Markgrafen von Brandenburg zum Kriege gegen Wla- · dislaus zu bewegen. Die Markgrafen hatten auch sehr gegründete Ansprüche auf Pomerellen. Denn der leßte Herzog Mestwin II. hatte sich in Folge alter, von Kaiser und Reich ertheilter und bestätigter Verleihungsbriefe durch die Verträge von 1269 und 1273 unter dir Lehnshoheit der Markgrafen zu Brandenburg begeben. Deßhalb hatten diese auch die Absicht, nach dem erblosen Absterben Mestwins II. das herrenlose Land als eröffnetes Lehn einzuziehen;

*) Vergleiche den Kaufbrief über Crampe und Lubona von 1313 in der 11. S. I. 23a.

fie waren aber anderweit beschäftiget und zu schwach, ihre Absicht gegen ihre mächtigen Nachbarn und Gegner zur Geltung zu bringen. Jeßt eröffnete sich dazu die günstige Gelegenheit. Die Unzufriedenheit des seiner Würden entseßten und seiner Güter beraubten Peter von Neuenburg fam ihnen dabei sehr zu statten. Die Brandenburger rückten 1308 mit einer Heeresmacht in Pomerellen ein und fanden keinen erheblichen Widerstand. Die Stadt Danzig mit ihrer fast ganz deutschen Bevölkerung öffnete freiwillig ihre Thore. Nur die Burg Danzig leistete Gegenwehr; sie wurde von der polnischen Besagung unter Anführung des Landrichters Bogussa tapfer vertheidiget. Mit Genehmigung des Königs Wladislaus rief Bogussa den Deutschen Orden zur Hülfe. Der Landcomthur von Culm, Günther von Schwarzburg kam mit einem Heerhaufen als Beistand der Polen und befreite die Burg Danzig von der Belagerung. Der Markgraf Waldemar ließ eine kleine brandenburgische Besaßung in der Stadt Danzig zurück und ging in seine Erbländer. Da fielen die Ordensritter und Polen aus der Burg in die Stadt, überwältigten die Brandenburger nnd erschlugen fast die ganze Besagung. Die Kreuzherren ließen jeßt die Absicht durchschimmern, die mit ihrem Schwerte befreite Burg und Stadt Danzig dauernd zu befizen. Aus einem Freunde und Waffenbruder wurde der Orden ein Feind der Polen, die ihn gerufen; er forderte für seine Hülfe eine fast unerschwingliche Kriegskosten - Entschädigung und da ihm selbige nicht gewährt wurde, so überfiel er 1308 die polnische Besagung und eroberte die Stadt und Burg Danzig. Im Gefühl seiner Stärke schritt er weiter vorwärts und eroberte noch in demselben Winter die Städte und Burgen Dirschau und Schweß.

Pomerellen ging für den Polenkönig Wladislaus Loktek verloren. Die nachfolgenden Könige von Polen bemühten sich das verlorene Land wieder zu gewinnen; sie führten, wie wir im folgenden Abschnitt sea hen werden, noch viele Kriege mit dem Orden, errangen aber keinen Erfolg. Im Jahre 1343 kam endlich zu Kalisch ein Friede zu Stande. Der König Kafimir von Polen trat für ewige Zeiten dem Deutschen Orden das Land Pommern (Pomerellen) ab und entsagte feierlich dem Gebrauche und der Führung des Titels und Wappens eines Herzogs von Pommern *).

*) Siehe die Urkunden-Sammlung I. Nr. 14.

Nach Eroberung der Städte und Burgen Danzig, Dirschau und Schwetz bemühte sich der Deutsche Orden seiner neuen Herrschaft eine, dauernde rechtliche Grundlage zu geben. Zu diesem Zwecke unterhandelte er mit dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg und schloß mit ihm am 13. September 1309 in Soldin einen Vergleich. Der geldbedürftige Markgraf versprach dem Deutschen Orden, dessen Finanzen sich in einem blühenden Zustande befanden, die Burgen Danzig, Dirschau und Schweß nebst deren Gebiet mit der Scheide, die von Alters dazu gehört hat, bis zu den Gränzen des Landes Stolp-für 10,000 Mark Silber käuflich zu überlassen und verpflichtete sich, nicht nur die kaiserliche Bestätigung auszuwirken, sondern auch alle Fürsten, die Ansprüche auf die Mestwinsche erblose Verlassenschaft rechtlich verfolgen könnten, gütlich abzufinden. Der Orden übernahm es, für sich die päpstliche Bestätigung zu erlangen. Auf Abschlag empfing Waldemar sofort 5000 Mark. Mit diesem Gelde wußte er die Herzöge von Glogau und Schlesten und die Fürsten von Rügen abzufinden und zu einer Verzichleistung ihrer Ansprüche auf Pomerellen zu vermögen. Darauf hielt er am 12. Juni 1310 mit dem Hofmeister Siegfried von Feuchtwangen eine Zusammenkunft in Stolp und schloß auf Grund des Soldiner Vergleichs den Kaufvertrag über Pomerellen förmlich ab*). Die Kaiserl. Bestätigung erfolgte durch Kaiser Heinrich VII. zu Frankfurt am Main am 27. Juli 1310 und vollständiger im Lager vor Briren am 11. Juli 1311; sie erstreckte sich auf alle Gebiete, die der Orden bereits erworben hatte und noch erwerben möchte**). Die Gränzen waren im Stolper Kaufbriefe nicht genau gezogen, zur Vermeidung künftiger Irrungen wurden sie vom Markgrafen Waldemar durch einen besondern Vergleich zu Stolp am 19. October 1313 näher beschrieben und berichtiget ***). Sie wurden im Osten durch die Weichsel, im Westen durch die Leba, im Norden durch die Ostsee, im Süden durch Wälder und Sümpfe gebildet. Im Westen begann die Gränze von der Mündung der Leba und ging an diesem Fluffe aufwärts bis wo der Fluß sich öftlich gegen Lauenburg hinwendet, von dort weiter füdlich an das Dorf Malschüß, dann nach Wunneschin und Wuzkow, von da in gerader Linie nach Kolodschin, zwischen den Dörfern Zuckowken und

*) Vergleiche Urkunden-Sammlung I. Nr. 7. **) Vergleiche Urkunden-Sammlung I. Nr. 8. ***) Vergleiche Urkunden-Sammlung I. Nr. 9.

Studzenken hindurch nach Golezau und an den See Glino, von da etwas westlich bei dem Dorfe Dambrowa vorbei nach dem See Sommin, von hier nach dem Flusse Schossow, weiter nach dem Krähenwasser und dem Ort Woisk, von da nach dem See Kamenz und dem See Lonken, von da nach dem Schloßgebiet von Zieten, von hier nach Peterkau, Groß und Klein Volz, in gerader Richtung nach dem Teffentin-See und zu einem Gränzbaum, worin zwei Schwerter eingehauen. Aus diesem Gränzvergleich ergiebt sich mit der klarsten Gewißheit, daß die Landschaft, welche heute den Lauenburger Kreis darstellt, damals an den Deutschen Orden verkauft und daß in der vorbehaltenen Stolper Landschaft der heutige Kreis Bütow belegen ist.

Der Deutsche Ritterorden hatte auf dem linken Ufer der Weichsel in Pommern durch sein gutes Schwert und durch den vom Kaiser und Papst bestätigten Vertrag von 1310 festen Fuß gefaßt und vergrößerte seine Herrschaft nach Westen hin immer weiter durch Ankauf, Tausch und Eroberung. Von Westen her drang jezt auch der Herzog Wratislaw IV. aus Slavien vor, er verdrängte die Brandenburger und wußte sich die Landschaft zuzueignen, die sich der Markgraf im Stolper Kaufvertrage vorbehalten. Auf welche Weise und in welchem Jahre er in den Besiß der um Stolp belegenen Landschaft gekommen ist, darüber herrscht eine große Unklarheit. Im Jahre 1313 soll er sie mit Waffengewalt erobert und im Jahre 1317 durch einen mit dem Markgrafen geschlossenen Vertrag förmlich abgetreten erhalten haben. Ein solcher Vertrag ist aber in keiner Sammlung abgedruckt oder nach seinem Datum und Inhalt beschrieben aufzufinden. Genug seit 1317 befand sich Wratislaw IV. im ruhigen Besize der Stolper Landschaft und seit dieser Zeit nahm er den Titel eines Herzogs von Pommern an. Die äußerste südöstliche Gränze bildete das Land Bütow. Dieses verschenkte er im Jahre 1321 an seinen Marschall Henning Beer mit der Freiheit es weiter zu verkaufen. Die Söhne des nach Verlauf einiger Jahre verstorbenen Marschalls Beer ließen sich im Jahre 1329 die Schenkung der Herrschaft Bütow durch den Herzog Otto von Stettin bestätigen und gleich nach empfangener Bestätigung begaben sie sich nach Marienburg zum Hochmeister Werner von Orfeln und verkauften dem Deutschen Orden ihre Güter das Land und die Burg Bütow für 800 Mark Pfennige*).

*) Eine Preußische oder culmische Mark war eine Rechnungsmünze und enthielt 720 ausgeprägte Pfennige. Die damalige Geldwährung ist zuverlässig nicht 3 Geschichte b. L. Lauenburg und Bütow.

So endete der langwierige Erbfolgeftreit um die erblose Meftwinsche Verlassenschaft. Durch die vielen Kriege wurde das Land (Pomerellen) zerrissen und zerstückelt. Die Markgrafen von Brandenburg behielten einige Gebietstheile an der Neße, Drave und Kudde und vereinigten sie mit der Neumark. Die Polen riffen einige Ges bietstheile an der Reze an sich. Die Herzöge aus Slavien, die nun mehr ausschließlich den Titel Herzöge von Pommern führten, behiel ten das Land von Gollenberg bis zur Leba. Alles übrige Land ger wann der Deutsche Orden, der durch Kauf und Tausch seine Herr, schaft noch weiter nach Westen ausdehnte.

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Wir treten in das Zeitalter der Kreuzritter und begrüßen dasfelbe mit aufrichtiger Freude und wahrhafter Genugthuung. Die Finsterniß schwindet, die Sonne des Lichts und der Gerechtigkeit geht auf, es wird Tag. Wir sehen aus dem Dunkel der Vorzeit Städte und Burgen, Dörfer und Güter, Kirchen und Pfarreien emporfteigen; wir sehen unsere Lande als besondere Amtsgebiete entstehen. Deutsche Ansiedler lassen sich auf slavischen Fluren nieder, lichten die Wildniß der Urwälder und bearbeiten den slavischen Boden mit Deutschem Fleiße. Das Slaventhum wird dem Untergange entgegen geführt. Deutsches Recht und Deutsche Sitte, Deutsche Sprache, Deutsche Bildung finden eine heimathliche Stätte. Die Palme dieses Sieges und Ruhmes gebürt den Deutschen Rittern.

Der Deutsche Ritterorden oder der Orden des Deutschen Hauses unserer Lieben Frau zu Jerusalem war während der Kreuzzüge bei Gelegenheit der Belagerung von Akkon im Jahre 1190 im gelobten Lande gestiftet. Die Mitglieder des Ordens, an dessen Spiße der Hochmeister mit fürstlichem Range stand, mußten

zu ermitteln. Wenn die Pfennige ihren Werth nicht wesentlich verändert, so würden nach heutiger Währung 800 Mark gleich 1600 Rthlr. sein.

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