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Landrichter in Lauenburg, der viele Familien-Nachrichten gesammelt und am 18. October aufgezeichnet hat, schreibt von ihm:

„Wer der Königl. Polnische Oberst Ernst Weiher, Claus Wei,,hers dritter Sohn und Martin Weihers des Bischofs zu Kam,,min jüngerer Bruder gewesen, ist unnöthig zu erzählen, sinte,,malen seine Kriegesthaten zur Zeit der Krone Polen, in ganz „Teuschland ja in ganz Europia bekannt sind. Wer des seligen „Herrn Obersten Nachkömmlinge, was vor brave, tapfere, wackere ,,und von Person schöne Leute gewesen, ist gleichfalls unnöthig zu ,,erzählen, sintemalen ihre Thaten in der ganzen Welt bekannt und „und in frischem Gedächtniß sind“ *).

Nicht nur im rauhen Kriegshandwerk auch in den edlen Künften des Friedens und in den Wissenschaften übten sich die Weiher. Franz Weiher bezog 1638 die Hochschule zu Prag und bei seinem Abgange aus dem väterlichen Hause zu Leba erhielt er von seinem Vater folgende goldne Lehren der Weisheit und Tugend als Richtschnur seines Strebens:

,,Vorß Erste soll er vor allen Dingen Gott vor Augen undt allewege in seinem herzen haben, fleißigk beten, die Bibel lesen, des Sonntags zum gehör göttlicheß Worteß sich fleißigk halten, auch sein Leben nach demselben anstellen undt vor sünden sich hütten. Insonderheit soll er schlechte Weibsbilder undt trunkenheidt alß den teufell selber wie auch die hoffarth fliehen, und aller bösen gesellschaft sich entschlagen.

Vorß andre soll er mit höchsten Fleiß auff die lateinische Sprache sich legen daß er sie fließend und perfect reden könne, und sich ad elegantiam linguae latinae gewöhne.

Vorß Dritte die Institutiones juris soll er bei einem privato praeceptori oder Collegio fleißigk in den Kopf fassen.

*) Es ist leider dem braven Landrichter von Lauenburg Ernst Weiher nicht in den Sinn gekommen, die Thaten seiner Väter aufzuzeichnen und sie seinen Nachkommen zu überliefern. Polnische Schriftsteller Okolski, Bielski, Konopacki, Niesiecki, Possel, Starowalscig, Stricovig, Tuldenig, Kobierz icki, Jenicki n. a. m. haben sich dieser Mühe unterzogen. Ihre in lateinischer Sprache verfaßten Werke führen den Titel,,Corona Polska",,,Historia Polona Pruthenica", Bellatores Sarmatici" u. s. w.

Geschichte d. L. Lauenburg und Bütow

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Vors Vierde soll er den publicis declamationibus und allen disputationibus in publico auditorio, sie geschehen in qua facultate te wollen, fleißigk beywonen undt achtung darauff haben.

Vorß fünffte soll er privatim polnisch lesen und schreiben lernen. undt sich woll darin üben, denn solcheß wirdt ihm künftigk hochnöthigk sein.

Vorß sechste daß er die Arithmeticam nicht vergesse, sondern privatim die decimal - Rechnung und italienische practicam woll lerne und fasse.

Vorß siebende kann er auch alle tage oder 2 stunden bei einem guten rappierfechter sich eindingen, da er dan sonderlich im rappier sich üben möge, nicht allein auff den stoß, sondern auch auff den hieb. Im Taßhaken und stangen hatt auch seinen nuß. Jedoch daß man im Taßhaken die linke Handt nicht zur Versazzung brauche, denn solcheß hat manchen gutten menschen, der sich datu gewenett hatt, in unheill und lähmung der handt gebrachtt. Wenn es sich so schicken könnte, so wäre es gutt, daß die polensche sprache, Arithmetica und fechten auff die nachmittagßstunden gelegett würde, andere Studia aber auff die vormittagsstunden. Er wolle sich auch gewenen, deß abends umb 9 Uhr zu bette zu gehen undt deß morgenß umb 4 Uhr auffstehen. nam aurora musis amica.

Vorß achtte soll er sparsam sein, nichteß unnüßlich verschwenden, in Kleidung sich schlecht und recht halten und gar nicht achten, waß andere thun oder wie es andere machen, sondern eingezogen leben und dasjenige mit höchstem Fleiße warten, darumb er außgeschicket, sich mit vieler Bursche nicht bekannt machen, sondern seinem Studio obliegen, denn hoffarth und unordentlich leben ziehen deß Allmechtigen zeitliche und ewige straffe nach sich.

Wirdt er in diesem also nachkommen, so wirdt Gott einen ge= fallen daran haben, hatt auch seineß Göttlichen segenß an Leib und seele zu vermuthen, und seinen ältern wird es in Ihrem alter ein großer troft undt freude sein. Da er aber über verhoffen im widrigen fall sein leben anderß anstellen würde, wirdt er gewißlich Gottes Zorn und straffe, seiner ältern schwereß seufzen undt wehklagen und aller unser Feinde und mißgönner frolocken auf sich laben, auch nur sein eigen Verderb und untergangk dadurch künftigk verursachen.

Göttliche Barmherzigkeit verleyhe ihm umb Jesu Chrifti Willen seinen heyligen geist, daß er sein leben und Wandell also anstellen

möge, daß es gereiche der hohen Majestät Gottes zu Ehren, seinen ältern im angehenden alter zu troft und freude, ihm auch selber zu nug undt ersprießlichem gedeyhen. Amen. Amen.“

Im folgenden Jahre 1639 schickte Ernst Weiher seinem Sohne Franz 400 Gulden nach Prag, mit der Weijung, auch die holländische Universität in Leyden zu besuchen und nach Beendigung seiner Studien Reisen zu unternehmen, nach Paris und London zu gehen, vorher aber die französische und englische Sprache fertig zu erlernen.

So einsam und verlassen unsere kleinen Länderchen zwischen dem Deutschen und Polnischen Reiche lagen, so schwach ihr Verband zu den beiden sie umringenden Ländern Pommern und Königl. oder Polnisch Preußen auch war, so regte sich dennoch eine geistige Kraft, ein Ningen nach Veredlung und Vervollkommnung. Der vorstehende Brief eines Vaters an seinen Sohn legt Zeugniß dafür ab.

Eine günstige Gelegenheit kriegerische Ehren zu erlangen bot sich für die jungen Söhne unseres Adels in den Jahren 1620 und 1621. Der Oberlehnsherr unserer Lande der König Sigismund III. von Polen rüstete sich zum großen Kriege gegen die Türken und suchte bei den benachbarten Fürsten von Brandenburg und Pommern für seinen Kriegsobersten (tribunus militum) Gerhard v. Dönhof, die Erlaubniß nach, Deutsche Kriegsvölker anzuwerben. Die Erlaubniß wurde in Pommern ertheilt *). Mit Freuden griffen die Söhne unsers Adels zu den Waffen und folgten der Fahne ihrers Führers

*) Bogislaw XIV. ertheilte diese Erlaubniß sofort nach dem Antritt seiner Regierung in Stettiu 1620. Philipp Julius, Herzog von Wolgast, ließ zweimal au sich schreiben. Der zweite Originalbrief mit dem polnischen Reichswapppen besiegelt, liegt im geheimen Staatsarchiv zu Berlin; er ist in lateinischer Sprache, geschrieben. Wir geben ihn hier in einer deutschen Uebersetzung, welche wir der Güte Sr. Exc. des Wirklichen Geheimen Raths Grafen zu Dönhoff auf Friedrichstein verdanken; sie lautet:

Sigismund III. von G. G. König von Polen, Großfürst von Lithauen Rußland, Preußen, Majovien, Samogitien und Liefland, sowie auch der Schweden, Gothen, und Wenden erblicher König, dem durchlauchtigen Fürsten Herrn Philipp Julius, von Stettin, Pommern und der Cassuben und Wenden Herzog unserem geliebtesten Freunde und Nachbarn.

Durchlauchtigster Fürst, geliebtester Freund und Nachbar. Wir haben es für erforderlich erachtet, zum zweiten Male an Euer Durchlaucht in derselben Angelegenheit zu schreiben, um für den edlen Gerhard Dönhoff, Kammerherrn des

Gerhard Dönhoff in den Kampf gegen den gemeinsamen Feind der ganzen Christenheit. Sie fochten mit ausgezeichneter Tapferkeit und schlugen die Türken aus dem Polnischen Reiche. Im Verein mit dem großen Polnischen Heere, als dessen Glieder sie kämpften, halfen fte unter Führung von Gerhard Dönhoff die Schlachten bei Cicora 1620 und bei Choczim 1621 gewinnen. Mit Ruhm gekrönt kehrten fte in ihre Heimath zurück.

Zum Andenken an diesen glorreichen Feldzug und an die harten Kämpfe mit den Türken nahmen viele unserer cassubischen Panen in ihr Wappen Mond und und Sterne auf. Noch heute sind Halbmond und Sterne in Wappen die ächten Kennzeichen des eingebornen cassubischen Panen Adels. Die Lage des Halbmondes und die Stellung der ihn umkreisenden Sterne ist in jedem Wappen verschieden. So führen

1) von Bialke, einst in Gellentsch angesessen, im silbernen Felde einen goldenen Stern und über dem Helm gleichfalls einen Stern.

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Durchlauchtigen Fürsten Wladislaus unseres geliebtesten Sohnes, welchen wir wegen seiner sehr oft erprobten militairischen Tüchtigkeit zum Kriegs-Obersten eingesetzt haben, auf Grund unserer alten Beziehungen bei Euer Gnaden Durchlauchst freundlichst nachzusuchen ganz wie wie wir dies auch in unserm er ften Briefe gethan haben, von dem wir nicht zweifeln, daß er Euer Durchlaucht zu Händen gekommen ist nehmlich, daß dieser unser Kriegs-Oberster die Freiheit erhalten möge, zu dem großen und schweren Kriege gegen den gemeinschaftlichen Feind der ganzen Christenheit, zu dem wir uns jetzt rüsten, und den wir auf unsere Gefahr auch für das Wohl der benachbarten Fürsten zu Ende zu führen hoffen, Soldaten deutscher Nation, deren wir bedürfen, in den Gebieten Euer Durchlaucht anzuwerben und zu sammeln.

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Dieser Dienst Euer Durchlaucht wird der gegenseitigen und pflichtschuldigen Verbindung chriftlicher Fürsten untereinander aufs Vorzüglichste entsprechen und von uns mit einem dankbaren Herzen aufgenommen werden, den wir auch durch gegenseitigen Diensteifer wieder aufwiegen wollen.

Nun aber wünschen wir Euer Durchlaucht beständiges Wohlergehen und alles Glück.

Gegeben zu Warschau am 15. Tage des Monats Januar im Jahre 1621; Unserer Regierung von Polen im 34sten, von Schweden im 26ften. gez. Sigismundus Rex.

(L. S.)

Dem Durchlaucht. Fürsten Herrn Philipp Julius, Herzog von Stettin, von Pommern, der Caffuben und Wenden, Grafen von Gußkow und Bütow Unserm Liebsten Freunde und Nachbarn.

2) von Bricht im filbernen Schilde oben einen schwebenden Halbmond und darunter drei goldene Sterne.

3) von Brunike über dem Helme schwebend einen halben Mond und darüber zwei goldene Sterne.

4) Covalke im blauen Felde drei goldene Sterne über einem liegenden Monde, auf dem Helme drei Rosen.

5) von Chamier-Ciminski (d. h. aus Zemmen) im filbernen Felde unten einen liegenden Halbmond darüber ein schwarzes Kreuz als Siegeszeichen des chriftlichen Glaubens und rechts und links einen goldenen Stern.

6) von Chamier-Glisczinski im blauen Felde einen halben Mond und drei goldene sechseckige Sterne, auf dem Helm drei Straußfedern. *)

*) Der alte cafsubische Familienname ist Chamir, auch Chamyr, auch Chamer geschrieben. Die Familie tritt urkundlich zuerst in Trzebiatkow 1515 auf. (Vergleiche den Lehnbrief in der Urk.-Samml. II. C. Nro 13.) Im Jahre 1526, also 11 Jahre später, wurde der edle (Nobilis) Chamyr vom polnischen Könige Sigismund I. zu Danzig im Besitze des adlichen Gutes Glisno im Kreise Schlochau bestätigt. Das Gut Glisno hatte der Hochmeister Winrich von Kniprode durch eine am Dienstage vor Martinstag 1374 vollzogene Handfeste dem cafsubischen Pan Nikel von Glieffen zu culmischem Rechte verliehen. Im 13jährigen Kriege war die Handfeste verloren gegangen und das verwüstete Gut in die Hände eines eingeborenen caffubischen Edelmannes Chamyr übergegangen. Dieser suchte 1526, eine neue Verleihung nach und erhielt sie in Einem Lehnbriefe zugleich mit den Besitzern von den benachbarten Gütern Borziskowo, Kiedran, Lonken und Prondzonken. (Vergl. die Akten des Domainen - Rent - Amts Bütow, betreffend die streitigen Grenzen zwischen dem Königl. Amtsdorfe Piaschen im Lande Bütow nnd dem Panen-Gute Gliessen im polnischen Lande Pomerellen, angefangen 1735.) Die Chamyr find weit verzweigt und sehr ausgebreitet. Seit der Regierung des großen Friedrich haben sie die cafsubische Schreibart abgelegt und den französischen Namen von Chamier angenommen oder erhalten. Einige Familienglieder haben den Familiennamen ganz entfernt und nennen sich nur nach dem alten Stammgute Glisno, Glisczinski. Die Familie v. Chamier - Kaminski führt einen goldenen Anker im filbernen Schilde und über dem filbernen Helme das blaue Auge Gottes mit goldener hebräischer Inschrift „Jehovah." Die Familie v. Chamier ist noch heute in der Französischen Marine vertreten und führt daffelbe Wappen wie unsere Kaffuben v. Chamier - Kaminski. Auch im Preußischen Heere dienen viele von Chamier, welche von den Hugenotten abstammen. Ihr Wappen ist uns nicht bekannt.

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