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abtreten mußte und aus derselben drei Palatinate geschaffen wurden, bildete das auf dem linken Ufer der Weichsel belegene ehemalige Ordensland das Palatinat Pomerellen. Seit dieser Zeit hat dieser Landestheil diesen Namen auch unter Königl. Preußischer Hoheit bis auf den heutigen Tag behalten. *)

Um das Jahr 1150 wurde das Land Pommern nach dem Zeugniß polnischer Schriftsteller eingetheilt in Ober- und Nieder-Pommern. Ober Pommern (Pomerania superior) mit der Hauptstadt Danzig umfaßte das unmittelbar an der Weichsel liegende Land; Nieder- Pommern (Pomerania inferior) das Land zwischen der Leba und Persante mit den Städten Stolp, Schlawe und Rügenwalde. Ober- Pommern, worin das Land Lauenburg, gehörte zur Diözese des Bischofs von Cujavien, der seinen Siz in Leslau oder Vladislavia hatte; Nieder- Pommern, worin das Land Bütow, gehörte zur Diözese des Bischofs von Pommern zu Cammin.

Die Grenzen der geistlichen Gewalt erfahren wir aus den Stiftungs- Urkunden über die Bisthümer. Zu einer Bulle des Papstes Eugen 11. vom 14 October 1140 wird dem Bischof von Pommern (der später seinen Sig in Cammin hatte) der Umfang seines Sprengels bezeichnet und soll derselbe im Osten bis zum Fluß Leba gehen. In einer zweiten Bulle des Pabstes Eugen Ill. vom 5. April 1148, welche zuerst des Christenthums in Pomerellen gedenkt, wird dem Bischof Werner von Vladislaw der Umfang seines Sprengels und seiner Einkünfte angewiesen und darin auch die Burg Danzig (castrum Gdansk in Pomerania) aufgeführt. **)

Nach den Berichten der polnischen Geschichtsschreiber haben in Ober- und Nieder- Pommern verschiedene unabhängige Dynasten geherrscht, jedoch zeitweise eine polnische Oberhoheit anerkennen müssen. Die Namen der Beherrscher sind uns vorzugsweise in der olivischer Chronik ***) aufbewahrt worden.

*) Auch die Verordnung vom 12. October 1854 wegen Bildung der Ersten Kammer (Herrenhaus) erwähnt ein Nord- und ein Süd - Pomerellen.

**) Beide Bullen sind im neuen Cod. Pom, dipl. unter Nro. 16 u. 17 abgedruckt. ***) Eine Geschichte des Klosters Oliva, sowie eine Kritik der im Kloster geführten Chronit (Chronicon Olivense) hat der mit der Geschichte Pomerellens sehr vertraute Professor Dr. Hirsch zu Danzig in den Preußischen Provinzial blättern (Jahrgang 1850 Bb. X. S. 1–74) geliefert.

1. Zuerst wird Suantibors Sohn Bogislaw 1. genannt; er foll von 1108-1150 geherrscht und schon den christlichen Glauben angenommen haben. Sein jüngerer Bruder Suantopolf 1. foll im Süden geherrscht, in der Hauptburg Nakel an der Neze gewohnt und viele Kriege mit den Polen geführt haben. Nach den Berichten des polnischen Geschichtsschreiber Dlugoß wurden die Pommern in der mörderischen Schlacht bei Nakel am Laurentiustage, 10. August 1113, vom Polenherzog Boleelav vollständig bestegt und seiner Botmäßigfeit unterworfen. Euantopolk, aus dem alten und berühmten Hause der Gryphonen, so lautet die Nachricht weiter, wurde vom siegreichen Boleslav zum Statthalter in Pommern eingeseßt, darauf aber, als er abtrünnig wurde und sich zum unabhängigen Herrscher emporschwingen wollte, in seiner Burg zu Nakel 1121 belagert, gefangen genommen und von seiner Würde abgeseßt. Sein Bruder Bogislaw soll sich nun das Land an der Neße zugeeignet haben oder nach andern Berichten von Boleslav damit belehnt worden sein.

2. Als Nachfolger von Bogislav wird Subislaw 1. sein Sohn genannt. Derselbe (vom Greifswalder Professor Barthold als ein Hirngespinst der olivischen Lügenchronik — jedoch ohne glaubhafte Beweise verworfen, vom Pastor Quandt wieder aufgenommen) soll von 1150-1178 (nach andern Berichten bis 1187) geherrscht, zum christlichen Glauben sich befehrt und im Jahre 1170 durch herbeigerufene Deutsche Mönche aus dem Cistercienser Kloster Kolbag den ersten Grund zum Kloster Oliva gelegt haben.

Nach den Schilderungen unserer alten Chronisten liebte er die wendischen Sitten, doch hielt er sich gerne bei den Deutschen Mönchen in dem herrlichen Oliva auf. Seine Hauptstadt Danzig suchte er zu heben und zu vergrößern. Er verlich—so erzählt Mifräl— den Bürgern soviel Land, als sie umspannen konnten. Da faßten sich alle Einwohner, Weiber und Männer, Kinder und Greise bei den Händen und bildeten so tanzend einen weiten Kreis, der dadurch ihr Stadtgebiet wurde. *)

*) Als sein Todestag wird von Quandt der 13. Januar 1178 angegeben. Im Pfarrarchiv zu Bütow befindet sich indessen eine Urkunde von ihm über die Stiftung des Karmeliter - Klosters zu Danzig vom 8. September 1186 in einer vom Pfarrer Scheerbarth besorgten Abschrift. Nach Laut des Beglaubigungsvermerks von 1550 ließ der Herzog Philipp von Stettin die Stiftungsurkunde, die aus der Zeit seiner Vorgänger in der Burg zu Bütow aufbewahrt worden, auf bittliches Ansuchen der Karmeliter-Mönche wortgetren abschreiben.

3. Auf Subislaw I. folgte Sambor; er ist der urkundlich älteste Herzog von Pommern von 1178 bis 1207 und der eigentliche Stifter des Klosters und der Ciftercienser - Abtei Oliva, indem er zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen die bereits vorhandene Stätte Oliva mit sieben Dörfern und vielen Gerechtigkeiten begabte. In der Stiftungs- Urkunde, die er in seiner Burg zu Danzig am 18 März 1178 ausfertigt, nennt er sich Fürst der Pommern und das Land sein Eigenthum, indem er sagt: ne viris religiosis Cysterciensis ordinis, quos Dei pietas collocavit in loco, qui Olyva dicitur, constructo in mea propria possessione, quae mihi evenit de paterna hereditate. Er soll jedoch nach den Berichten der polnischen Schriftsteller polnischer Vasall gewesen und vom polnischen Oberherzog Kasimir mit der Mark Danzig belehnt worden sein. Sein Bruder Mestwin 1. soll mit ihm getheilt und das Land an der Leba mit der Burg zu Belgard erhalten und besessen haben.

Unter seiner Regierung wanderten viele Wenden von Slavien aus. Die Herzöge von Slavien (Westpommern) hatten viele Deutsche Ansiedler, namentlich Sachsen in ihr Land berufen und dadurch den Weg zur Einführung Deutscher Sprache, Deutscher Sitten und Gewohnheiten, Deutscher Rechte und Gefeße angebahnt. Viele Wenden in Slavien fühlten sich nicht mehr heimisch und verließen das Oderland; sie suchten und fanden Schuß und eine neue Heimath im benachbarten Weichsellande, wo auf dem platten Lande die wendische Sprache, die wendischen Sitten und Gewohnheiten, Gebräuche und Rechte sich noch rein erhalten hatten. Die Fürsten aus Slavien Cafimir I. und Bogislaw I., welche das Land am Ausfluß der Oder von der Peene bis zur Persante beherrschten, wurden im Norden zur See von den Dänen hart bedrängt; sie suchten Schuß bei dem Deutschen Kaiser. Der Kaiser Friedrich Barbarossa erklärte 1181 ihre Länder als Deutsche Reichslehen und empfing von ihnen die Lehnspflicht; die Fürsten aber erhob er im Range zu Herzogen des Deutschen Reichs. So kamen die Fürsten vom Oderlande als Herzöge unter Kaiser und Reich; sie legten die wendische Sitte, Sprache und Kleidung ab und nahmen die Deutsche Sitte, Sprache und Kleidung an. Die Beherrscher des Weichsellandes wollten vom Deutschen Reiche nichts wissen; sie behielten die wendischen Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten bei.

Geschichte d. L. Lauenburg und Bütow.

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4. Nach Sambors I. Tode folgte sein Sohn Subislaw II. von 1207-1216; er starb sehr jung, am 28. Dezember 1216. Für ihn regierte wegen seiner Kindheit seines Vaters Bruder Mistwin I. der sich in Urkunden Fürst zu Danzig (Princeps in Gdansk) nannte.

4. Mestwin I. (Mistwi, Mistwin, Mestowin) Sambors 1. Bruder, von 1216-1220, wird als ein friedfertiger und andäch tiger Fürst geschildert und in der olivischen Chronik wegen seiner Freigebigkeit gegen Klöster und Geistlichkeit gerühmt. Er ist der Stifter des Klosters Suckow. Im Jahre 1209, als er die Regierung für seinen Neffen Subislaw II. führte, schenkte er mit Zustimmung seiner 4 Söhne und seiner Gemalin zu einem Frauenkloster der Nonnen in Stolp aus seiner Erbschaft zwischen den Flüssen Raduna (Radaune) und Stolpe vier Dörfer Succovia, Millyczin, Czilislave. Bardine und außerdem viele Einkünfte, Hebungen und Gerechtigkeiten. Seine Gemalin, Marie, eine geborne Prinzessin aus Polen, fügte diesen Geschenken von ihrer Seite noch das Dorf Beltrowo im Lande Bellegart hinzu. *)

Er hinterließ vier Söhne Euantopolk, Wartislaw, Sambor und Ratibor. Die vier Brüder theilten. Suantopolk übernahm als der älteste und wegen der Minderjährigkeit seiner Brüder die Regierung. Wartislaw starb schon 1230; aus seiner Hinterlassenschaft machte Suantopolk dem Kloster Oliva eine bedeutende Schenkung. Sambor erhielt bei der Theilung die Burg und Landschaft Lynbesow oder Lübschau und Ratibor erhielt die Kastellanei Belgard an der Leba; er nannte sich Fürst von Pommern und Herzog von Belgard. (Princeps Pomeraniae et Dux de Belgard.) Die Brüder Sambor und Ratibor hatten viel Hader mit ihrem Bruder Suantopolk; fie traten in den Deutschen Ritterorden und vermachten diesem ihre Güter, wodurch in der Folge großer Streit entstand.

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Suantopolf II. (auch Suanti- oder Suantepolf II., nach andern Zählungen der dritte III. indem ein Suantopolf II. in Slavien oder Westpommern gelebt haben soll) von 1220-1266, unstreitig der mächtigste und bedeutendste Fürst in Pomerellen, ein gro= ßer Feldherr und tapferer Kriegsheld, auch schlau und verschlagen, ein Schrecken seiner Nachbarn, daher von einigen Geschichtsschreibern Suantopolk der Große genannt.

*) Vergl. Preuß. Lieferung. S. 348.

Noch zu Lebzeiten seines Vaters Mistwin's I. 1216 wurde er vom polnischen Oberherzoge Lestko zum Statthalter (Capitaneus) von Nieder-Pommern eingeseßt und erwarb die jeßigen Landrathskreise Rummelsburg, Schlawe, Stolp und Bütow. Nach seines Vaters Tode erbte er die Mark Danzig und verlangte vom polnischen Oberherzoge Lestko zum Herzoge von Ober-Pommern ernannt zu werden; er unterließ, da Lestko zögerte, Tributzahlung und Lehndienst. Leftko versammelte 1227 seine Hauptleute in Gonsawa und lud Suantopolk ein, am Hofe zu erscheinen und die Huldigung zu leisten. Er wurde überlistet, im Bade überfallen und auf der Flucht in Marzinkowo eingeholt und erstochen. So befreite sich Suantopolk durch eine verwegene That von der polnischen Oberherrlichkeit. Noch in demselben Jahre (1227) vertrieb er die Dänen aus dem Gebiete von Danzig, wo sie im Jahre 1210 die Herrschaft errungen und sich festgesezt hatten, und machte sich und sein Land ganz unabhängig. Seit dieser Zeit nannte er sich Herzog von ganz Pommern Caput totius Pomeraniae, indem er Ober- und Nieder-Pommern unter seinem Scepter vereinigte.

Bald nach seines Vaters Tode, noch im Jahre 1220, bestätigte er in Stolp die Schenkung, die sein Vater Mestwin I. 1207 zur Stiftung des Premonstratenser Klosters zu Suckow gemacht hatte. Er bereicherte das Kloster und verlieh ihm noch viele Dörfer am Ufer unserer Leba*).

Als im Jahre 1320 der Deutsche Ritterorden aus Jerusalem nach Preußen fam, stand Euantopolk als frommer Chrift und ergriffen vom Geifte seiner Zeit, dem Orden bei. Doch als er die Macht des Ordens heranwachsen sah, fiel er von der Seite des Dr= dens ab und unterstüßte die heidnischen Preußen. Er führte mit dem Orden viele blutige Kriege und schloß viele Bündnisse und Friedens

*) In der Bestätigungs- und Schenkungs-Urkunde heißt es: Insuper concedimus decem naves liberas

item Karzowo cum suis lacubus -; Zbichowo, Zaniblowo, cum suo lacu Lusino, Landochowo, Belschowo, Czezanowo, Przewoc cum clausura supra Lebam usque ad magnum lacum, qui dicitur Lebrto, Rambilowo cum lacubus; quas villas et homines volumus esse liberos ab omni servitio et angaria et praeangaria, quocunque nomine servitus et solutio censeatur, et omnia jura nostri dominii praepositus colat.

Vergl. Preuß. Lieferung. Bd. I. S. 351.

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