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von andern, vielleicht nicht ganz ohne Ursache, besorgt. Dieser wird darinn gesegt, daß diejenigen, welche nicht Zeit, nicht Lust, nicht Fähigkeit zur gründlichen systematischen Erfernung haben, leicht aus ihnen einige Kenntnisse aufraffen können, wodurch sie sich und andern gelehrter und brauchbarer scheinen, als sie würklich sind. Allein die wenigen Artikel, welche Lesern dieser Gattung hier verständlich seyn können, werden ihnen zwar soviel Unterricht, daß sie den Gebrauch dieses Werks nicht zu bereuen Ursache haben, gewähren, aber nicht soviel, daß sie damit sich und andern schaden könnten. Nämlich die Erklärungen technologischer Gegenstände sind größtentheils ohne Gebrauch der Kunstwörter unmdglich, und diese alle einzeln aufzusuchen, das ist keine Sache für diejenigen, welche auf Wissenschaften weniger Mühe, als auf Whisk und Billard wenden mögen.

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Ohne auf diese Rücksicht zu nehmen, wird man den Nußen dieses Wörterbuchs groß und wichtig genug finden. Keine Wissenschaft, nur die Naturkunde ausgenommen, hat mehrere und mannigfaltigere Gegenstände, und eben deswegen eine größere Menge Kunstwörter, als die Technologie. Diese entfallen oft auch dem glücklichsten Gedächtnisse dewelche sich der Sachen, die durch jene angedeutet werden, sehr wohl erinnern. Zudem wird die Zahl dieser meistens sehr willkührlich gemachten Wörter noch durch Synonymen und Provinzialwörter vermehret, die nicht selten dem ërfahrensten Kenner unverständlich seyn Edmen. Kein bequemeres Hülfsmittel kann dawider erdacht werden, als ein Wörterbuch, worinn alle diese Benennungen gefammlet und erklåret find. Aber auch keine geFehrte Arbeit kann fast schwieriger, mühsamer und langweiliger seyn, als die Ausarbeitung desselben. Wer dieses einsieht, der wird sich nicht sowohl darüber wundern, daß ein solches bisher noch gefehlet hat, als vielmehr darüber, daß sich ein Mann findet, der diese Ausarbeitung zu übernehmen wagen will, und weit gefehlt, daß er sich über die Mängel eines folchen Werks beklagen sollte, so wird er vielmehr solche zu entschuldigen geneigt seyn müf Fen, zumal wenn es der Vollkommenheit so nahe komt, als gegenwärtiges.

Die Anzahl der Handwerke, Fabriken und Manufakturen ist so groß, daß es schon Schwer fällt, nur ein vollständiges Verzeichniß derselben zusammen zu bringen; noch größer ast die Mannigfaltigkeit ihrer Arbeiten, Werkzeuge, Materialien und Waaren. Um diese zu verstehen, find viele Hülfswissenschaften erforderlich, die wiederum von ungeheurer AusDehnung sind. Ohne Naturkunde, vornehmlich ohne Kenntniß der Mineralogie und Botanik, ohne gute Bekanntschaft mit der Naturlehre, der Chemie, Metallurgie und vielen Theilen der Mathematik und anderer Wissenschaften, wird es in der That unmöglich, jene

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Gegenstände so genau kennen zu lernen, daß man sie richtig und verständlich beschreiben könne. Und wenn man auch vernimt, daß jemand sich diese vorläufigen Kenntnisse erwors ben hat, was für Schwierigkeiten kommen ihm nicht entgegen, wenn er sie zur Erlernung und Erklärung der Technologie anwenden will!

Nur zwo Quellen giebt es, aus denen er schöpfen kann; diese sind die Werkstellen der Handwerker und die Bücher, in welchen die Künste bereits abgehandelt sind. Ich will hier nicht wiederholen, was ich anderswo über die ermüdenden Schwierigkeiten, die man beym Gebrauch der ersten und sichersten Quelle antrifft, gesagt habe "); ich will nicht die Zeit berechnen, die ein solcher Unterricht in der Schule ungelehrter, oft ungesitteter, argwdhwischer und neidischer Lehrmeister verlangt, nicht die Geduld und die Aufmerksamkeit, welche dazu nöthig ist; sondern ich will nur an die Unmöglichkeit erinnern, alle Handwerke, welches Wort ich in der allgemeinsten oder weitläuftigsten Bedeutung nehme, nicht etwa in Einer Stadt, sondern in Einem Lande beysammen anzutreffen. Kann man es erwarten, daß ein Mann diese weite Quelle bereise! und wenn er also oft aus Nebenbächen schöpfen muß, kann jemand so unbillig seyn, ihm Fehler zur East ju legen, die kein Sterblicher zu vermeiden fähig ist!

Die andere Quelle scheint beym ersten Anblick die bequemste zu seyn, aber sie ist die unsicherste und unergiebigste. Wenn man die Monographien der Handwerke, die von den Verfassern selbst aufgenommen, und nicht aus andern Schriften zusammen getragen sind, aufzählen will, so wird man ihre Anzahl sehr gering und unzulänglich finden; und dennoch fällt es außerst schwer, wie ich aus eigener vieljähriger Erfahrung weiß, solche zusammen zu bringen, um sie nußen zu können. Viele sind einzelne Aufsätze, welche sich längst verloren haben '); viele stehen in großen und kostbaren Werken zerstreuet und versteckt; man= che sind Uebersegungen, die, wenn sie auch in Beschreibung der Arbeiten fehlerfrey sind, doch selten die richtigen deutschen Kunstwörter, um welche es hier zu thun ist, zu haben pflegen. In diesem Stücke haben die beyden Wissenschaften, welche die Werke der Natur und der Kunst kennen lehren, fast einerley Schicksal. Schriftsteller der Naturkunde finden es gemeiniglich bequemer, sich selbst eine Eintheilung der Naturalien zu entwerfen, und selbst neue Namen zu machen, als das beste vorhandene System verstehen und längst angenommene Benennungen brauchen zu lernen; aus gleicher Ursache werden der Technologie von

a) In der Vorrede zur Anleitung zur Technologie.

b) Man sehe meine Beyträge zur Geschichte der Erfindungen. Zweytes Stück S. 297.

Zeit

Zeit zu Zeit neue unnüße Kunstwörter von Schriftstellern und Uebersegern aufgedrungen, welche die richtige Terminologie nicht haben erlernen mögen.

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Aber wenn auch der fleißigste Lericograph alle zugängliche Werkstellen ausgefragt, und alle vorhandene Bücher ausgeschrieben hat, wie wird es ihm möglich seyn, die zahllose Menge der Provinzialwörter aufzufangen, die noch kein Idioticon gesammlet hat! Wie sehr wird ihm die Arbeit durch die fehlerhafte Aussprache der Künstler, durch die noch von keinem Grammatiker bearbeitete Etymologie und Orthographie derselben vervielfältigt! Denn die Wörterbücher und Sprachlehren der lebenden Sprachen erstrecken sich nur noch über den kleinsten, allgemeinsten und leichtesten Theil der Sprachen; sie gleichen dem Natursystem der Alten, die darinn nur die bekanntesten, leicht kenntlichen Pflanzen und Thiere aufführe ten, von denen man also gewiß nicht fagen kann, daß sie einem Linne ́vorgearbeitet haben. So nüßlich, aber auch so ungeheuer groß ist der Plan des technologischen Wörterbuchs! und nichts desto weniger hat man ihn noch weiter ausgedehnet! · Auch die Terminologie aller Theile der Landwirthschaft, der Gårtnerey, des Forstwesens, der Viehzucht, der Jagd, der Fischerey, ferner der Bergwerkskunde, des Hüttenwesens, der Handlung u. s. w. ist mit hieher gezogen worden, und zwar nicht ohne Ursache. Die Wissenschaften, so verschieden sie auch den Anfängern zu seyn scheinen, nähern sich doch dergestalt elnander, daß die Gränzen schwer zu erkennen und zu bestimmen sind, so daß der, welcher sie großen Theils überschauen kann, die Säule des Phidias zu sehen glaubt, an welcher keine Fugen bemerklich waren. Man hielt es also für zuträglicher, über die gewöhnlichen Gränzen der Technologie hinauszugehen, um soviel möglich alles zu fassen, was jemand Hier erwarten möchte. Inzwischen ist man auch, sobald man sicher über die Gränzen zu seyn glaubte, nicht weiter gegangen, um sich nicht ins Unendliche zu verirren. Wenn also manche Kunstwörter der Oekonomie, Metallurgie und der Handlung hier nicht vorkommen, so wird es kein Fehler seyn, zumal da diese schon in besondern Werken reichlich gesammlet sind.

Wenn man die bisher angeführten überaus großen Schwierigkeiten bey Ausarbeitung eines solchen Wörterbuchs überdenkt, so wird man neugierig werden, von demjenigen, der dazu Kenntniß, Zeit, Geduld, Muth und die dazu nöthigen Gelegenheiten gehabt hat, einige Nachrichten zu erhalten. Folgende werden deswegen vermuthlich nicht mißfallen. Herr Johann Karl Gottfried Jacobsson ist im Jahre 1725 zu Elbing in Preußen gebohren. Sein Vater, ein Kaufmann, ließ ihn auf dem dortigen Gymnasium die Anfangs

gründe

gründe der Wissenschaften erlernen, und schickte ihn im Jahre 1743 auf die Universität Jena, um die Rechtsgelahrheit zu studiren. Nach zweyen Jahren gieng er nach Leipzig, wo er seine akademische Studien endigte. Im I. 1747 erhielt er einen Dienst bey der Regierung in Dresden, aber ein Zweykampf wegen einer schon in Leipzig vorgefallenen sogenanuten Ehrensache, nöthigte ihn, da er seinen Gegner gefährlicher verwundet glaubte, als er würklich war, jur Flucht. In dieser Verlegenheit, die durch den väterlichen Unwillen, also auch durch den Mangel der Unterstüßung, vermehret ward, entschloß er sich, unter der sächsischen Fußgarde Dienste zu nehmen. Bald darauf versegte ihn König August unter die reitenden Trabanten, wo er bis zur Stelle des Wachtmeisters stieg. Im J. 1755 begleitete er den König nach Warschau zum Reichstage, wo ihn eine schwere Krankheit hinderte, die verschiedenen Vortheile, die ihm seine Verdienste zuwiesen, zu nugen, weswe: gen er sich endlich gezwungen sah, seinen Abschied zu nehmen, und sich nachher in K. Preus Bischen Kriegsdiensten eine neue Laufbahn zu eröffnen. Er ward bey dem Raminschen Regiment Unterofficier, machte die Feldzüge des vorlegten Krieges mit, sah aber dennoch die Hoffnung zu einem größern Glücke in Kriegsdiensten verschwinden, und entschloß sich deswegen wieder zu den Wissenschaften, gegen welche er bey aller Zerstreuung Neigung beybeHalten hatte, zurück zu kehren. Um diesen geschwinder näher zu kommen, scheuete er sich nicht, auf der militärischen Rolle zurück zu gehen, und den beschwerlichen Unterofficierdienst abzugeben, da er sich als Musketier mehr Zeit und Ruhe zum Studiren auswirken Fonnte.

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Unter den Gelehrten, deren Bekanntschaft Hr. Jacobsson damals gewann, war auch Herr Peter Nathanael Sprengel, (aus der Mark gebürtig, damals Lehrer an der Realschule in Berlin) durch den er zu technologischen Untersuchungen veranlasset ward. E hatte nämlich der Oberconsistorialrath Hecker gleich bey Errichtung der Realschule die Einrichtung gemacht, daß darinn auch die Kenntniß der Handwerke gelehret werden sollte, und diese Lehrstelle ward dem Hrn. Sprengel aufgetragen, der desfalls 1767 den ersten Theil der Handwerke in Tabellen, mit Beyhülfe seines Collegen, des Hrn. Mölling, herausgab. Statt dessen half ihm Hr. Jacobsson Materialien zum zweyten Theile sammlen, unter dessen Ausarbeitung aber Hr. Oberconsistorialrath Hecker starb, und Hr. Sprengel den Ruf zum Predigtamte bey Gentin im Magdeburgischen annahm. Auf des Leztern Zureden übernahm Hr. Otto Ludwig Hartwig (auch aus der Ukermark, wo sein Vater Prediger gewesen), als Lehrer bey der Realschule, im I. 1768 die Fortsehung des tech

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nologi

nologischen Werks, dem er gleich eine vortheilhaftere Einrichtung gab. Hr. Jacobsson verdoppelte dabey seinen Fleiß, alle Handwerke, welche beschrieben werden sollten, in den Werkstellen selbst genau kennen zu lernen, um desto mehrere und wichtigere Beytráge liefern zu können, welche auch bis zum eilften Theile vortheilhaft genußt sind. Als Hr. Hartwig im I. 1774 die Predigerstelle zu Buchholz in der Potsdamschen Inspection ans trat, und daselbst fern von Berlin, dem Siße der Künste, die drey leßten Theile ausarbeiten mußte, so ergänzte Hr. Jacobsson dessen schon vorher eingezogene Nachrichten, und war ihm auch zur Umarbeitung des ersten und zweyten Theils behülflich.

Bey dieser Beschäfftigung unternahm Hr. Jacobsson eine ausführlichere Beschreibung aller Zeug- und Tuchmanufakturen ‘), die, gleich nach Erscheinung des ersten Theils 1773, den Beyfall erhielt, den sie auch noch, da sie 1775 mit dem vierten Theile geendi get ist, beybehalten hat. Dadurch ward der Buchhändler Kanter in Königsberg veranlasset, ihm die Uebersetzung von dem vortrefflichen Werke: L'art du menuifier par M. Roubo, für den Schauplaß der Künfte aufzutragen, die er auch, ungeachtet der großen Schwierigkeiten, denen eine solche Arbeit unterworfen ist, glücklich geendiget hat, wiewohl sie noch bis ißt nicht gedruckt ist. Auch zu der musterhaften Beschreibung der Restdenzstädte Berlin und Potsdam des Herrn Nicolai hat Hr. Jacobsson Beyhülfe geleistet.

Unter diesen gemeinnüßlichen Beschäfftigungen gerieth er auf den Entschluß, ein vollftändiges Wörterbuch aller bey Fabriken und Manufakturen gebräuchlichen Kunstwörter auszuarbeiten, dessen Mangel er oft zu beklagen Gelegenheit gehabt hatte, und er versprach folches öffentlich im lehten Theile seines Schauplaßes, worüber ich meine Freude, bey Anzeigung desselben in der physikalisch-ökonomischen Bibliothek VII S. 575 nicht zurück halten konnte, weil ich schon damals überzeugt war, daß außer ihm wenige Menschen im Stande seyn könnten, diesen großen Dienst den nüßlichern Wissenschaften zu leisten. Inzwischen ward dieser Vorsaß schon im Jahre 1778 durch den legten Krieg unterbrochen; Hr. Jacobsson machte abermals den Feldzug mit, doch erlangte er im Winterquartier den gewünschten Abschied, und kehrte darauf nach Berlin zur angefangenen Arbeit zurück. Ben Für diese war es ein ungemein vortheilhafter Umstand, daß eben diejenige Buchhandlung, welcher Deutschland das erste, und, wie ich glaube, noch ist sehr lehrreiche allgemeine Wörter

Schauplatz der Jeugmanufakturen in Deutschland. 4 Bånde, gr. 8.

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