Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Italien arm an Wasserkräften, hingegen reich an Kohle ist, wie z. B. in Deutschland, die Preise wesentlich anders gestalten, schon aus dem Grunde, weil die aus Kohle erzeugte Elektrizität um ein beträchtliches teurer ist, als die aus Wasserkräften erhaltene. Sorgfältige Berechnungen haben ergeben, daß sich die Tonne in Westfalen auf elektrischem Wege erzeugten Stahles auf 150 bis 170 Mark stellen würde, daß sie also teurer wäre als die Tonne gewöhnlichen Stahles, der stets weniger als 100 Mark kostet, billiger hingegen als die feinen Werkzeugstahls, deren Preis etwa 300 Mark pro Tonne beträgt. Auf den ersten Blick erscheinen demnach die Aussichten des elektrischen Verfahrens in Deutschland nicht günstig; anders jedoch wird das Bild, wenn man die Wärme der Hochofengase, die bisher verhältnismäßig wenig ausgenußt wurden, zur Erzeugung der elektrischen Energie benut. Man würde damit gewissermaßen nur einem Zuge der Zeit folgen, denn allgemein macht sich jezt das Bestreben geltend, diese Gase besser auszunußen, und man verwendet sie bereits zum Betriebe von Gasmotoren, Dynamomaschinen u. s. w. u. s. w. Der bekannte französische Elektrometallurge Gustave Gin hat die hier vorliegenden Verhältnisse zum Gegenstand einer eingehenden Studie gemacht und berechnet, daß auch wasserarme Länder mit durch Wasserreichtum gesegneten wohl zu konkurrieren vermögen, wenn bei ihnen eine rationelle Ausnußung der in den Hochofengasen zu Gebote stehendenden Energie Play greift. Für Frankreich berechnet er in diesem Falle den Preis einer Tonne elektrisch dargestellten Stahls auf 65 Franken, und er weist am Schlusse seiner interessanten und sorgfältigen Untersuchungen darauf hin, daß eine mit einer elektrischen Stahlbereitungsanlage ausgestattete und unter Benüßung der Hochofengase arbeitende Hochofenanlage „die vollkommendste Ausnügung darstellen würde, die man von der Wärmeenergie der Steinkohle jemals erzielt hat“.

Es ist sicherlich dankbar anzuerkennen, daß das deutsche Patentamt durch Entsendung eines Vertreters nach Darfo in so rascher Weise Klarheit über Stassanos Verfahren zur Gewinnung von Stahl auf elektrischem Wege geschaffen hat. Ein andres elektrochemisches Problem hat ebenfalls dringend der Klarstellung bedurft, die auf rein wissenschaftlichem Wege von seiten deutscher Gelehrter auch erbracht worden ist und zwar in einer Weise, die gewissen Leuten jenseits des Ozeans nicht gerade sehr angenehm sein dürfte. Dieses Problem ist der langgesuchte leichte Akkumulator, den Edison gefunden zu haben vorgibt. Seit etwa zwei bis drei Jahren erscheinen mit rührender Regelmäßigkeit in den Spalten der Zeitungen Berichte über angebliche ungeheure Erfolge, die mit diesem Akkumulator erzielt worden sein sollen.

Lange Zeit hindurch hat man vom Edisonschen Akkumulator nur gehört, aber nichts von ihm gesehen, und als endlich aus Patentschriften und Modellen seine Konstruktion bekannt wurde, führte zunächst der schwedische Elektrochemiker Jungner den Nachweis, daß er schon vor Edison dieselbe Anordnung für einen leichten Akkumulator patentiert erhalten habe, daß also ihm die Priorität gebühre. Das neueste Modell des von Edison mehrfach abgeänderten Akkumulators ist nun vor kurzem öffentlich vorgeführt worden, und damit wurde auch der Bau desselben bekannt. Das Gefäß besteht aus Stahlblech; in seinem Innern befinden sich die Platten aus Stahlblechrahmen, die mit fensterartigen Ausjägungen versehen sind. In die Oeffnungen dieser „Fenster" wird auf hydraulichem Wege die aktive Masse eingepreßt, die bei den positiven Platten aus einem Gemenge von Eisen und Graphit und bei den negativen aus einem solchen von Nickel und Graphit besteht. Um das Herausfallen der Masse aus den Fenstern zu verhindern, sind sämtliche Platten in Säckchen eingeschlossen. Jeder Akkumulatorkasten enthält 24 Platten. Die von der amerikanischen „Edison-Company“ so sehr gepriesenen Eigenschaften dieses Akkumulators wurden nun vor kurzem von dem deutschen Elektrochemiker M. U. Schoop einer eingehenden wissenschaftlichen Prüfung unterzogen, bei der sich im Vergleich mit dem bisher allgemein gebräuchlichen Bleiakkumulator folgende Verhältnisse ergaben. Die Natronlauge, mit der der Jungner-Edison-Akkumulator gefüllt ist, leitet den elektrischen Strom schlechter als die Schwefelsäure des Bleiakkumulators;

hieraus resultiert ein höherer innerer Widerstand und eine Verminderung der Stromintensität; außerdem zieht die Lauge aus der Luft Kohlensäure an und wird dadurch verhältnismäßig bald unbrauchbar. Auch die aktive Masse sowie das Gerippe der Platten haben ein schlechtes Leitvermögen. Da auch die Säckchen, in die die Platten gebracht werden, schlecht leiten, so ist der innere Widerstand des Edison-Akkumulators zwei- bis dreimal so groß wie der des Bleiakkumulators; während bei leßterem der Spannungsverlust 12 Prozent nicht überschreitet, beträgt er beim Edison - Akkumulator 35 bis 40 Prozent und bei langsamen Entladungen noch mehr. Der Preis muß bedeutend höher sein, als der des Bleiakkumulatores, denn die Ausgangsmaterialen sind sämtlich sehr teuer, so ist z. B., wenn wir von den metallischen Bestandteilen ganz absehen, die verwendete Lauge viermal so teuer als die Schwefelsäure für Bleiakkumulatoren, und Schoop ist schon aus diesem Grunde der Ansicht, daß der Akkumulator für eine große Reihe von Anwendungen stets ein Luxusakkumulator bleiben wird, um so mehr, da auch sein Nuzeffekt hinter dem des bisherigen Bleiakkumulators zurücksteht. In Wirklichkeit ist ja der Akkumulator leichter als der bisherige Bleiakkumulator; da aber seine Leistungsfähigkeit bedeutend geringer ist, so muß man, um denselben Effekt zu erzielen, mehr Zellen nehmen, und man kommt dadurch immer wieder auf das gleiche Gewicht, so daß also von einer Gewichtsersparnis im tatsächlichen Sinne niemals die Rede sein kann. Wie so viele andre amerikanischen Erfindungen hat also auch der Edison-Akkumulator die Reise über den Ozean schlecht vertragen und bei sorgfältiger wissenschaftlicher Untersuchung viele der Eigenschaften eingebäßt, die ihm in seinem Heimatlande in so reichem Maße zugeschrieben worden sind.

Dr. Albert Neuburger, Berlin.

Literarische Berichte.

Hugo Wolfs Briefe an Hugo Faißt. Herausgegeben von Dr. Michael Haberlandt. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. M. 3.50; geb. M. 4.50. Wie die Briefe an Professor Kauffmann (in Tübingen), so führen auch diese nach Schwaben, wo der Tondichter eine treuergebene, verständnisinnige Gemeinde hatte. Wer die Lyrit Wolfs kennt, wird mit äußerster Spannung das Stück Selbstbiographie verfolgen, das in den brieflichen Ergüssen vom Jahr 1893 bis zur Leidenszeit enthalten ist. Und wer die Briefe eher als die Werke zur Hand nimmt, wird sofort von dem eigenartigen Charakterbild gefesselt sein, das sich hier Zug um Zug entrollt. Leider müssen wir es uns versagen, in diesem engen Raum Zitate unterzubringen, was wir um so mehr bedauern, als es schwer ist, indirekt die Fülle von Anregungen anzudeuten, die der Inhalt der Briefe bietet. Denn sie handeln nicht bloß von Freud und Leid einer vornehmen, mit genialer Stärke empfindenden Seele, sondern porträtieren auch die Silhouette

Faißt in Stuttgart erscheint als eine seltene Natur, die die Kunst versteht, mit der Freunde schaft zugleich in zartester Weise Schuß zu spenden. Dies geschah sehr frühe, als in der weiten Welt der Name Hugo Wolf kaum erst zu klingen anfing; kein geringer Beweis geistiger Urteilskraft und Ueberlegenheit! Faißt hat sich auch als Sänger mit großer Energie in den Dienst der Wolf-Sache gestellt. So war die Verbindung, von der die Briefe Zeugnis ablegen, die denkbar innigste, und der Idealismus für die echte Kunst schlang das Band unauflöslich. Die Lektüre des Buches (das auch äußerlich aufs beste ausgestattet ist) empfiehlt sich geradezu als künstlerisches Bildungsmittel. Dr. K. Gr.

Bürgermeister Curtius. Lebensbild eines

hanseatischen Staatsmannes im neunzehnten Jahrhundert. Herausgegeben von Dr. Paul Curtius. Berlin, J. Springer.

Das nach altenmäßigen Quellen bearbeitete Lebensbild des Lübecker Bürgermeisters Dr.

dessen, an den sie gerichtet sind. Rechtsanwalt | Theodor Curtius(1811–89) bietet ein doppeltes

Interesse. Zunächst ein persönliches: wir lernen einen tüchtigen, echt deutschen Mann kennen, der einen klugen Geist und festen Charakter hatte, der im Dienste und zeitweise an der Spiße eines kleinen Staatswesens Großes leistete. Aber neben und über dem persönlichen Interesse steht das allgemein geschichtliche. Die fast 40jährige amtliche Tätigkeit dieses Mannes erstreckt sich über die für Deutschlands Geschichte am meisten entscheidenden Jahre des leßten Jahrhunderts. Curtius hat die nationalen Bestrebungen Bismarcks verständnisvoll und tatkräftig unterstüt; und seine Lebensgeschichte gibt mannigfache wertvolle Ausblicke auf die allgemeine politische Geschichte, insbesondere auf die Stellung der Hansastädte zu den deutschen Einheitsbestrebungen. Von großer Bedeutung ist vor allem das 9. Kapitel, in dem das Jahr 1866 und Lübecks Anschluß an Preußen besprochen wird. Br.

Bismarck. Ein Buch für Deutschlands Jugend und Volk von Hans Blum, Heidelberg 1903. Carl Winters Universitätsbuchhandlung.

Der bekannte Verfasser ist durch seine völlige Vertrautheit mit dem historischen Stoff, die er in einer Reihe früherer Veröffentlichungen, wie besonders „Fürst Bismarck und seine Zeit" dargetan hat, vor allem aber durch seine langjährigen persönlichen Beziehungen zu dem ersten Reichskanzler dazu berufen gewesen, eine Darstellung zu liefern, die als Voltsbuch in die weitesten Kreise dringen soll. In knappen Strichen, mit weiser Beschränkung auf das Tatsächliche, aber stets im Rahmen der gesamten Zeitgeschichte tritt dem Leser das Lebensbild des gewaltigen Staatsmannes entgegen. Die Gabe, den ausgedehnten Gegenstand zusammenzufassen und auf den kürzesten Ausdruck zu bringen, bewährt sich in den Abschnitten über die Tätigkeit Bismarcks als Reichskanzler, wobei der Verfasser selbstverständlich seine unbedingte Gefolgstreue zum Ausdruck bringt. Aber auch das Intime findet als Ergänzung zum Charakterbild des „eisernen Kanzlers" wohlabgemessene Berücksichtigung.

G. Schultheiß.

Die Physik des täglichen Lebens. Gemeinverständlich dargestellt von Leo pold Pfaundler, Profeffor an der Universität Graz. Mit 464 Abbildungen. Stuttgart und Leipzig 1904, Deutsche Verlags-Anstalt. Gebunden M. 7.50. Als erster Band des Sammelwerks „Naturwissenschaft und Technik in gemeinverständlichen Einzeldarstellungen“ ist das obige Buch erschienen, das wir um so mehr empfehlen können, als es eine schon vielfach empfundene Lücke ausfüllt und als ein wertvolles

Bildungsmittel auf diesem Gebiet anerkannt werden muß. Mit den Sinneswahrnehmungen und den Eigenschaften der Körper beginnend, weiß der Verfasser sein Vorhaben, die physikalischen Erscheinungen des täglichen Lebens zu erklären, in so klarer, überzeugender und zu eignem Denken anregender Weise durchzuführen, daß wir seinem Werke nur die weiteste Verbreitung wünschen können, denn gerade an einem solchen populären Buche über Physik, das auch die neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigt, hat es bisher gefehlt. In dem vorliegenden braucht man aber nur einzelne Abschnitte herauszugreifen, wie z. B. die über die Dampfmaschine, die Lichtphänomene und die elektrischen Erscheinungen und Maschinen, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß das angegebene Ziel hier in der Tat erreicht ist. Vortrefflich ausgewählt sind die bei jedem Abschnitt eingeschalteten praktischen Beispiele aus Haus und Küche, Stadt und Land, aus der freien Natur wie aus den Stätten der Industrie, die dem Leser den Zweck des Buches stets zum Bewußtsein bringen. Fr. R.

Naumann-Buch. Eine Auswahl klassischer Stücke aus Friedrich Naumanns Schriften herausgegeben von Dr. Heinrich Meher Benfey. Mit Naumanns Bildnis. Göttingen 1903. Vandenhoeck & Ruprecht. Kartoniert M. 1.75; gebunden M. 2.50.

Das kleine Buch enthält eine gute Zusammenstellung von charakteristischen Aeußerungen des in der lezten Zeit so viel genannten früheren Führers der Nationalsozialen. Meist sind es kleine, in sich abgeschlossene Auffäße und Skizzen in ihrem vollsten Wortlaute, seltener abgerundete Ausschnitte aus längeren, losen Betrachtungsreihen und nur einmal ein aus dem Zusammenhang gelöstes Stück aus einem größeren Werke. Der Inhalt ist höchst mannigfach. Den Beginn macht eine größere Reihe von Ausführungen über Kunst, dann folgen,,Ausstellungsbriefe" aus Düjjeldorf, in denen Naumann in höchst anziehender und fesselnder Weise die soziale Bedeutung der einzelnen Ausstellungsgegenstände bespricht, und den Schluß machen sozialethische Betrachtungen über verschiedene Themen wie „Selbstliebe“, Mutterliebe“, "Jugend", „Ehe“, „Politik als Pflicht“, Bismard", Die Imponderabilien in der Politik“ u. s. w.

"

"

Selbst wer vor dem Anschluß Naumanns an die freisinnige Vereinigung" wie vor einem psychologischen Rätsel steht, wird an erkennen müssen, daß dieser eine der bedeutsamsten Gestalten unsers öffentlichen Lebens ist und keineswegs den Spott verdient, mit dem ihn gedankenlose Zeitungsschreiber überschüttet und noch überschütten.

Paul Seliger (Leipzig-Gaußsch.)

Von den Königen und der Krone.

Roman von Ricarda Huch. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. Gebunden M. 5.

Auf der Landkarte wird man das Land, in das uns die Dichterin führt, vergebens suchen, obwohl es bei ihrer Schilderung nicht an Zügen fehlt, die uns bestimmte geographische Vorstellungen erwecken. Aber auch in diesem Lande phantastischer Erfindung und romantischer Gestaltung stoßen sich die Dinge hart im Raume, gibt es Narren und Weise, Herren und Knechte, Tyrannen und Dulder, alles umfassende Nächstenliebe und egoistische Gehässigkeit, vor allem aber gibt es Schranken, die auch dem ungebärdigsten Uebermenschen gezogen sind. Ein unerfüllbarer Herrschertraum bringt den lezten eines sagenhaften Königsgeschlechts aus dem Gleichgewicht eines behaglichen Daseins, Unfrieden und Zerstörung verbreitet er um sich, bis er dem blinden Ungefähr eines tückischen Zufalls zum Opfer fällt. Heitere und ernstere Bilder, Idyllisches und Tragisches ziehen in buntem Wechsel an den Augen des Lesers vorüber, aber in einem vornehmen Stile ruhevoller, abgeklärter Darstellung, die die Erinnerung an Goethes reifste Prosa lebendig macht. Auch diese Dichtung durchdringt der volle Strom reicher Gestaltungskraft, der ihrer Schöpferin schon eine stattliche Gemeinde verständnisvoller Anhänger geworben hat und ihr durch dieses Werk wohl neue zuführen wird. Denn unsre Zeit ist wieder auf den Punkt gekommen, wo vielen denkenden Menschen die Flucht aus der Gegenwart in das ruhige Asyl der Dichtung zu einer ausgleichenden Notwendigkeit des Daseins geworden ist. A. R.

Friedrich Nietzsches Gesammelte Briefe.

Erster und zweiter Band. Berlin und
Leipzig, Schuster & Loeffler.

Zu den philosophischen Schriftstellern, die auf die Gegenwart, zumal die jüngere Generation, den tiefgehendsten Einfluß ausgeübt haben und noch immer ausüben, gehört ohne Frage der für die schrankenlose Ausbildung der eignen Individualität eintretende Nießsche. Mag man nun in dem Verkünder der Lehre vom Uebermenschen, von der ewigen Wiederkunft des gleichen und von der Umwertung aller Werte den führenden Philosophen des 20. Jahrhunderts erblicken oder in ihm nur den genialen Dichter und großen Sprachkünstler schäßen, in jedem Fall muß diese monumentale, mit liebevoller Sorgfalt verbreitete Ausgabe der Briefe Niczsches, die uns tief in sein seelisches Leben blicken lassen, willkommen geheißen werden. Der erste Band, der nun bereits in dritter Auflage, zugleich um 34 Briefe vermehrt und in ganz neuer Anordnung erscheint, ist herausgegeben

von Elisabeth Förster-Nietzsche und Peter Gait. Er enthält Nießsches Briefe an Pinder, Krug, Deussen, Freiherrn v. Gersdorff, Carl Fuchs, Frau Baumgartner, Frau Luise D., Freiherrn v. Seydlig u. a. aus den Jahren 1864-1888. Der zweite von Elisabeth Förster-Nießsche und Friz Schöll herausgegebene Band bietet uns den Briefwechsel mit seinem_kongenialen Freunde, dem ausgezeichneten Philologen Erwin Rhode, während des Zeitraums 1867 bis 1887. Auch hier wie im ersten Bande sind sorgfältig redigierte Anmerkungen und ein Namenregister hinzugefügt. Wer den Dichterphilosophen wirklich kennen und verstehen lernen will, der muß auch diese Briefe lesen, in denen er sein Innerstes erschließt. Fr. R.

In der Welt der Verstoßenen. Erzählungen von L. Melschin. Aus dem Russischen übersezt von G. Polonsky. Stuttgart und Leipzig, Deutsche VerlagsAnstalt. Gebunden M. 3.

Zu den russischen Erzählern, die sich neuerdings einen Namen gemacht haben, gehört L. Melschin, dessen unter obigem Titel gesammelte Schilderungen aus dem Leben der sibirischen Sträflinge, die zuerst in der Zeitschrift Aus fremden Zungen" erschienen, jezt in Buchform, tadellos verdeutscht vorliegen. Sie bilden ein durchaus ebenbürtiges Seitenstück zu Dostojewskijs berühmten „Memoiren aus dem toten Hause“ und verdienen um so mehr Beachtung, als die Schilderungen in dem leztgenannten Werk für die Gegenwart nicht mehr zutreffend sind. Wie sein Vorgänger, gibt Melschin Selbstgeschautes und zum Teil Selbsterlebtes wieder, denn auch er wurde in der ersten Hälfte der achtziger Jahre zur Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt und nach dem nördlichsten Teile des Landes gebracht. Zuerst schrieb er das zweibändige, zusammenhängende Werk „Aus der Welt der Verstoßenen", während das vorliegende Buch fünf kleinere Erzählungen bietet, die von der russischen Kritik in mancher Hinsicht noch über jenes Hauptwerk gestellt werden. Sie sind mit demselben ans Herz greifenden Realismus geschrieben, aber troßdem nicht in einem so ausschließlich düsteren Kolorit gehalten und lassen hin und wieder sogar einen Strahl von wohltuendem__ Humor durchblicken. Fr. R.

Columbus. Von Sophus Ruge. Zweite Auflage. Berlin, Ernst Hofmann & Co. Geisteshelden. (Führende Geister.) Fünfter Band.

Die neuere Forschung hat die vielen Legenden und Anekdoten, mit denen sich der Entdecker Amerikas teils selbst umgeben hat, teils von seinen Zeitgenossen umhüllt worden

ist, zerstört und ihn in rein menschlicher Gestalt, mit vielen Fehlern und Schwächen behaftet, geschildert. Ruge stüßt sich in seinem Buche durchgehend auf diese Forschungsergeb nisse und weist namentlich nach, daß der berühmte florentinische Gelehrte Toscanelli der

geistige Urheber des Planes einer Fahrt über den Ozean in westlicher Richtung ist, erkennt aber natürlich Columbus' wirkliches Verdienst, das in der praktischen Durchführung dieses Planes liegt, unumwunden an. Paul Seliger (Leipzig-Gaußsch).

Eingesandte Neuigkeiten des Büchermarktes.

(Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)

André, Martha, Wie das so ist Novellen. Dresden, E. Pierson's Verlag. M. 2.50. Arnold, Hans, Perücke ? Neue Novellen. Juustriert von W. Claudius. Stuttgart, Adolf Bonz & Comp. M. 1.60.

Bauer, Ludwig, Die Besiegten. Kleine Tragödien der Zeit. Minden i. Westf., J. C. C. Bruns' Verlag.

Bigelow, John, Das Geheimnis des Schlafes. Autorisierte Uebersetzung nach der dritten ver mehrten und verbesserten Auflage von Dr. Ludwig Holthof. Stuttgart, Deutsche VerlagsAnstalt. M. 3.-; gebunden M. 4.Boeck, von der, Generalleutnant 3. D., Aus, blicke auf die nächste Militärvorlage. Berlin, Militär-Verlag der Liebelschen Buchhandlung. M. 1.20.

Borel, E., Album lyrique de la France moderne. 9e édition. Revue par Marc A. Jeanjaquet. Avec 31 portraits. Deutsche Verlags-Anstalt. Gebunden M. 7.

Bojer, Johan, Theodora. Schauspiel in vier Akten. Einzig berechtigte Uebersetzung aus dem Norwegischen don Adele Neustädter. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. Gebunden M. 2.50.

Bredenbrücker, Richard, Die Flucht ins Paradies. Erzählung aus Südtirol. Jalustriert von Hugo Engl. Stuttgart, Adolf Bonz & Comp. M. 2.40.

Deussen, Dr. Paul, Erinnerungen an Indien.

Mit einer Karte, 16 Abbildungen und einem Anhange: ,,On the philosophy of the Vedanta in its relations to occidental Metaphysics". Kiel, Lipsius & Tischer. M. 5.— Deutsche Götter- und Heldenfagen. Für Haus und Schule dargestellt von Dr. Adolf Lange. Mit 12 Driginallithographien von R. Engels. Zweite, verbesserte Auflage. Leipzig, B. G. Teubner. Gebunden M. 6.Deutsche Heldensagen. Herausgegeben von Heinrich Keck. Zweite umgearbeitete Auflage von Dr. Bruno Busse. Erster Band: Gudrun und die Nibelungensage. Mit 7 Originallithographien von Robert Engels. Leipzig, B. 6. Teubner. Gebunden M. 3.Deutsches Märchenbuch. Herausgegeben von Ostar Dähnhardt. Mit vielen Zeichnungen und farbigen Originallithographien von Erich Kuithan. Zweites Bändchen. Leipzig, B. 6. Teubner. Gebunden M. 2.20.

Deva-Roman-Sammlung. Bd. 36: Richard
Voß, Juliane. Roman. Bd. 37: Henri de
Régnier, Seltsame Liebschaften. Novellen. Aus
dem Französischen. Bd. 38: Agnes Harder,
Unter goldenem Joch. Roman aus der Gesell
schaft. Bd. 39: Paul Oskar Höcker, Närrische
Käuze. Novelletten und Skizzen. Bd. 40:
Lotte Gubalke, Von seltsamen Leuten. Novellen.
Bd. 41: Adam Szymanski, Sibirische Novellen.
Aus dem Polnischen. Bd. 42: Karl Herold,
Die Orden des Prinzen Riza. Fatum. Zwei
Erzählungen. Bd. 43: Marya Konopnicka,
Leben und Leiden. Novellen. Aus dem Pol-
nischen. Bd. 44: Teo von Torn, Der Garnison-
schreckt und andre Militär-Humoresken. Bd. 45:
Paul Weise, Rotes Haar. Kriminalroman.
Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. Jeder
Band geheftet 50 Pf.; gebunden 75 Pf.
Engel, Alexander, Protektion. Roman. Stutt
gart, Adolf Bonz & Comp. M. 2.40.
Fäh, Dr. Adolf, Geschichte der bildenden
Künste. Zweite, verbesserte und erweiterte
Auflage. Mit farbigen Tafeln und Abbildungen
im Texte. Lieferung 12 (Schlusslieferung).
Freiburg i. B., Herdersche Verlagshandlung.
Komplett in Lieferungen M. 20.40; gebunden
M. 25.-

Fischer, Karl und Rudolf Krauß, Eduard
Mörikes Briefe. Berlin, Otto Elsner.
Gerhold, Franz Josef, Gärungen — Klärungen.
Wiener Roman. Wien, Desterreichische Verlags-
anstalt. M. 5.—

Grazie, Marie Eugenie delle, Sämtliche
Werke. I. Band: Robespierre, Erster Teil.
Vollständig in 9 Bänden oder 30 wöchentlichen
Lieferungen (à M. 1.—). Leipzig, Breitkopf
& Härtel.
Hansen, Carl, Henrik Ette. Geschichte eines
Lebens. Dresden, E. Pierson's Verlag.
M. 3.50.

Haufer, Otto, Ein abgesetter Pfarrer. Erzählung. Stuttgart, Adolf Bonz & Comp.

M. 3.60.

[blocks in formation]
« ZurückWeiter »