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der bevorstehenden Unternehmung, daß Neapels Regies rung zur Unterzeichnung des Friedens genöthiget, und der Papst von der Koalizion losgerissen werden würde. Auch hatte es bereits geheimen Befehl gegeben, den toskanischen Hafen Livorno militärisch zu beseßen. Aus den bezwungenen Festungen Mittel- Italiens sollten dann die Geschüße, die Munizion, u. f. w., zur Belagerung von Mantua verwendet werden. Der Erfolg übertraf noch weit die Erwartungen der Franzosen.

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In den ersten Tagen des Juni erschien der Pring Belmonte Pignatelli, als Abgeordneter des ne a politanischen Kabiners, und bot einen Vergleich an. Schon am 6. Juni unterzeichnete er zu Mailand mit Bonaparte einen Waffenstillstand. Dann eilte Bels monte nach Paris, um dort den Frieden für Neapel zu unterhandeln.

Augereau brach mit seiner Division am 14. Juni von Legnago auf, ging am 17. bei Borgoforte über den Po, und befeßte am 19. Juni Bologna, wo er 400 Soldaten mit 4 Fahnen gefangen nahm. Der Gen. Vaubois hatte aus den von der AlpenArmee nach Italien gelangten Truppen zu Piacenza eine neue Division (damals nur 4000 Mann und 700 Pferde stark) gebildet. Er langte über Fiorenzuola, Castel Guelfo und Parma, am 19. Juni zu Reggio an. Bonaparte erschien am nämlichen Tage in Modena. Die Festung Urbino mit einer Besaßung von 800 Mann, 50 Kanonen, und großen Munizionsvorräthen, öffnete auf die erste Aufforderung die Thore. — Bona= parte kam am 21. Juri nach Bologna. Er ließ Auge reaus Vortrab nach Ferrara rücken. Auch diese Stadt

fiel ohne Widerstand, und die Franzosen erbeuteten in derselben 114 Geschüße. -Die Division Vaubois erhielt den Befehl, durch das toskanische Gebiet gegen Rom zu marschiren. Der Großherzog berief sich vers geblich auf seinen Neutralitätsvertrag er mußte den Franzosen eine Militärstraße, über Siena, zugestehen. Auf dieser traf Baubois am 26. Juni in Pistoja ein. Aber schon am 23. Juni ließ das päpstliche Kabinet, unter Vermittlung des spanischen Gesandten Azara, mit Bonaparte in Bologna einen Stillstand unterzeichnen. Die Franzosen behielten Bologna, Ferrara und Ravenna im militärischen Besit. Zu eben diesem Ende mußte denselben die Citadelle von Ancona eins geräumt werden. Französische Kommissåre durften hundert Statuen, Gemälde, u. dergl., und fünf hundert Manuskripte, aus den römischen Kunstsammlungen und Bibliotheken aussuchen. Die päpstliche Regierung verpflichtete sich, eine Kontribuzion von einundzwanzig Mile lionen Franken, wovon fünfzehn und eine halbe Million in barem Gelde, oder in edlen Metallen, der Rest in Lebensmitteln und andern Heeresbedürfnissen, -in kurzen Fristen zu entrichten. Allen Feinden Frank reichs wurden die Häfen des Kirchenstaates verschlossen, dagegen der französischen Armee der Durchmarsch zuge= standen. Die Unterhandlung über den Frieden sollte sogleich in Paris vorgenommen werden.

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Am 26. Juni aus Pistoja kündigte ein Schreiben Bonapartes dem Großherzog von Florenz an, daß eine Abtheilung französischer Truppen Livorno beseßen. werde, um diesen Hafen den Engländern mit Gewißheit zu verschließen. Am 27. ging Gen. Murat mit dem Vortrab der Division Vaubois bei Fussecchio über

den Arno. Vaubois folgte ihm auf der bewilligten Militärstraße, gegen Siena. Um 29. Juni, bei Castel Fioren tino, wendete sich Murat rechts seitwärts, gegen L ivorno. Die Franzosen beseßten diese Stadt, ohne Widerstand zu finden, und legten sogleich auf alles englische, russische und östreichische Eigenthum Beschlag. Vaubois blieb mit 3000 Mann dort in Besaßung, und ließ die Werke des Hafens in Vertheidigungsstand seßen.

Um 30. Juni erhob sich zu Cesena das Volk im Aufstand, und begann Feindseligkeiten gegen die Frans zofen. Die Bewohner der Provinzen Romagna und Ferrara folgten dem Beispiel, und bis zum 5. Juli war bei Lugo ein Heer von beinahe 20,000 Mann versammelt. Augereau hatte seine Truppen so vertheilt, daß er mehrere Tage bedurfte, um zwei beweg liche Kolonnen, die eine unter Gen. Bayrand von Forli und Immola, die andere unter dem BataillonsChef Pouraillier von Ferrara, gegen die Insurgenten in Bewegung zu seßen. - Unterdessen hatte er durch den spanischen Geschäftsträger Capelletti mit den Ins furgenten vergeblich unterhandelt. Am 5. Juli war ein französisches Detaschement, das Lugo nahte, mit Verlust zurückgeschlagen worden. Um 7. Juli griff Uugereau mit jenen beiden Kolonnen das damals von 5000 Insurgenten vertheidigte Lugo an, und eroberte dasselbe. Die Insurgenten entflohen, nachdem sie bei 300 Todte verloren, und mit diesem Gefechte war auch die Rube jener Gegenden wieder hergestellt.

Das schnelle Vordringen der französischen Armee hatte es nicht mehr gestattet, das Kastell von Mailand zu einem ausgiebigen Widerstande vorzus

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bereiten. Kaum fand man noch die Zeit, Lebensmittel in dasselbe zu schaffen, und die nothdürftigsten Ver= theidigungsanstalten zu treffen. Am 9. Mai verstärkte FML. Baron Colli, auf seinem Rückzuge von Buffa= lora über Mailand nach Caffano, die Besaßung des Schlosses bis auf 2500 Mann. Diese bestand aus 1300 Mann Giulay Freikorps, 8 Kompagnien vom ersten Garnisons-Regiment, 136 Artilleristen, und 2 Inges nieur- Offizieren. Unter obigem Stande befanden sich aber schon über 200 Kranke, und die Zahl der wirklich Streitfähigen überstieg nicht 1800 Mann. Der FML. Baron Beaulieu übertrug das Kommando des Plages dem Ingenieur Oberftlieutenant de l'Ami. Als die Franzosen am 14. Mai in die Stadt Mailand einzogen, war das Kastell mit Lebensmitteln auf zwei Monate, und mit einem für diese Zeit hinreichenden Geldbetrage versehen. Es befanden sich in demselben 112 Kanonen, 40 Wurfgeschüße, und außer der zur Ausrüstung des Plaßes gehörenden Munizion, auch noch ein Pulverdepot der Armee von drei tausend Zentnern, das nicht mehr hatte fortgebracht werden können. Die Werke waren in solchem Zustande, daß sich das Kastell, bei einem regelmäßigen Angriff, fünfzehn Tage nach Eröffnung der Laufgraben halten konnte.

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Der französische Vortrab, welcher am 14. Mai in die Stadt einrückte, seßte sogleich einige Posten zur Beobachtung des Kastells aus. Der Kommandant ließ nun die Thore sperren, die Brücken aufziehen. Da die Besatzung zu schwach war, um die Außenwerke zu bes sehen, so beschränkte er sich auf die Vertheidigung des Hauptwalles. Am 16. Mai überbrachte ein Parla= mentär eine von Gen. Berthier unterzeichnete Auffor

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derung. Der Kommandant gab abschlägige Antwort. Doch willigte er ein, daß von dem Kastell nicht gegen die Stadt geschossen werden solle, wenn die Franzosen von dieser Seite ebenfalls, weder eine Angriffsarbeit, noch eine Rekognoszirung, gegen das Schloß unternehmen würden.

Die Franzosen schlossen nun das Kastell von allen Seiten enge ein. Dann bemühten sie sich, das Wasser aus dem Hauptgraben abzuleiten. Aber es gelang dem Kommandanten, aus einer Minengallerie einen Kanal zu einer höher gelegenen Wasserleitung der Stadt zu öffnen, wodurch für den Graben viel mehr Wasser ges wonnen wurde, als die Franzosen demselben durch ihre Arbeiten zu entziehen vermochten; so daß am 4. Juni der Graben um anderthalb Schuhe über die vorige ges wöhnliche Wasserhöhe gefüllet war.

Der Gen. Despinois, Kommandant der Stadt Mailand, so wie der Blockade-Truppen, forderte am 1. Juni das Kastell zum zweiten Male auf. Seine Unträge wurden aber wieder zurückgewiesen.

Der Besitz des Kastells von Mailand wurde den Franzosen besonders wegen den in verschiedenen Theilen Ober-Italiens herrschenden Volksbewegungen, sehr wichtig. Erst durch die Eroberung jenes Schlosses wurde ih. nen die Ruhe der Stadt Mailand gesichert, indem sie dann die Bewohner der Stadt im Zaum halten konn= ten. Bonaparte befahl daher, die Belagerung zu be= ginnen. Aber der für das französische Heer von Italien bestimmte Belagerungs-Artilleriepark lag damals noch in Antibes, wegen Abgang der Transportmittel und vieler anderer Erfordernisse, unbeweglich. Es mußte erst bei Tortona ein kleiner Park aus den Geschützen

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