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so mach uns de bose ghest nicht schaden.
wente alzo gy id hebben gheseen

unt moghen merken averen,

wo de bosen gheste dar na rynghen,

dat se de lude to den sunden brynghen.

5

dat dot se deme mynschen umme hat,

dat he nicht enkame in de vrowde, de he vor besat. nu is us up dat leste en bylde gheven,

wo de lude van allen ammeten werden to der helle

dat en the sik numment to hone,

dreven.

men malk hebbe syner sunde schone;

wente des arghen schut leyder mer unt vele,
wemme wol kan unt doer brynghen to spele,

edder wemme kan beschryven.

10

got gheve, dat wy alto male by em blyven 15 in syneme ewighen rike,

des helpe uns got alghelife.

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93 dede geschrieben, aber, zum Unterschiede von dem Zeitwort, getrennt,

wie auch an andern Stellen.

wente got heft uns alle ghewraken
unt heft der duvele helle tobraken
unt heft uns dat paradis ghegheven,

dar wy scholen ewighen myt em leven.

des wille wy uns vrowen in allen landen

unt synghen: Cristus is up ghestanden.

20

Finitus est iste rycmus anno domini MCCCC. LXIIII. sequenti die Elizabethae in Redentym.

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contra omne periculum

crux sit mihi umbraculum,

ne cordis cogitatio

aut carnis delectatio

ad consensum me protrahat,

crux me semper custodiat.

2050

amen.

Dieses lateinische Lied steht von anderer Hand unmittelbar unter obigem Schauspiele. Der Inhalt gehört aber nicht zum Oftersamstag, sondern zum Charfreitag und stimmt mit dem Kirchenliede überein, das am Charfreitag Abends gesungen wird und so lautet:

O crux ave, spes unica (nostra),

hoc passionis tempore,

auge piis justitiam

reisque dona veniam.

Die zwei legten Verse beziehen sich auf Pilatus und die Juden und bitten zu Gott, von den Christen eine ähnliche Sündenschuld abzuhalten. Vgl. Daniel thes. hymnolog. 1, 161.

G. Beichtspiegel.

Ich habe oben (S. 22, Bd. 1, 267) angeführt, daß in den Spielen der Auferstehung die Sünden der Menschen aufgezählt werden, welche statt der erlösten Altväter in die Hölle kommen, wie in diesem und andern Stücken der Fall ist (altt. Schausp. 118. Hoffmann 2, 306). Diese Aufzählung hat den doppelten praktischen Zweck, einmal den Beichtspiegel einzuprägen, sodann lieber dem Priester im Leben seine Sünden bekennen als dem Teufel nach dem Tode, weil es dann nichts mehr hilft. Der erste Zweck macht es begreiflich, daß in

diesen Spielen gewisse Personen nicht aufgeführt werden, die man nach anderweitigen Klagen der Zeit darin erwarten sollte, was näher zu erforschen ist.

Schon der Namen Beichtspiegel geht in das Mittelalter zurück. Spiegel heißt in solchen Namen so viel wie Anleitung, also Tugendspiegel Anleitung zur Tugend, Seelenspiegel Anleitung für die Seele zum guten Leben u. dgl. Der Beichtspiegel ist eine Aufzählung der Sünden, welche dem Menschen zur Anleitung dienen soll, sein Gewissen zu erforschen und recht zu beichten. Er ist bestimmt für die Beicht des Einzelnen, daher verschieden von dem allgemeinen Sündenbekenntniß, wie es im Confiteor des Meßgebetes vorkommt. Dergleichen Anleitungen waren seit unserer Bekehrung im ganzen Mittelalter gebräuchlich, Maßmann hat sie in seinen Abschwörungsformeln bis ins zwölfte Jahrhundert gesammelt. Folgendes Beispiel ist aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts und steht in derselben Hs. (Bl. 1—4) des Herrn Generals von Radowiß, woraus ich oben die Belehrung über die Todsünden genommen habe (Bd. 1, 324). Die Sprache gehört in das östliche Baiern oder Desterreich. Das Stück ist für Drdensleute geschrieben, für die aber manches darin nicht paßt, weßhalb ich glaube, daß es eigentlich eine Anleitung für Laien war.

Sowohl in den Beichtspiegeln als in obiger Belehrung wird vom Wucher abgemahnt und über diesen sind die Klagen im Mittelalter häufig, wie schon die kleine Stelle über die wucherischen Stadtbürger beweist, die ich oben (S. 22) mitgetheilt. Namentlich werden. die Juden über ihren Wucher in den Schriften des Mittelalters oft getadelt, wofür ich auch unten einen Beleg gebe, aber bis jezt sind mir in keinem alten Schauspiele Juden vorgekommen, die ihres Wuchers wegen darin aufgeführt wären. Dieser sonderbare Umstand beruht nicht auf Schonung, denn die grausamen Judenverfolgungen im Mittelalter beweisen das Gegentheil, sondern

hat andere Gründe, die ich hier erwähnen muß. In den Schauspielen des jüngsten Tages hört jeder Volksunterschied auf, daß also darin unter den Verdammten keine Juden namentlich angeführt werden, liegt in der Natur der Sache und in der Prophezeiung, daß alsdann das Judenthum aufhört. Wohl aber könnten Juden in den Spielen der Auferstehung vorkommen, denn der Teufel, der seine ausgeleerte Hölle wieder füllen will, nimmt dazu nicht nur Christen sondern auch Juden. Aber auch da werden keine Juden genannt. Der Grund ist doppelt: einmal mußten sie wegbleiben, weil in solchen Spielen die Juden des alten Testaments vorkom

neben welchen die Juden des Mittelalters nicht gut auftreten konnten, ohne die Darstellung zu verwirren. Aus demselben Grunde hat man ja auch Kirchenlehrer, Herolde u. dgl. an die Stelle der Evangelisten gesezt (altt. Schausp. 42 und oben 1, 55). 3weitens blieben die Juden weg, weil sie keine Beicht haben. Die Darstellung der Sünder soll ja, wie oben gezeigt, den Beichtspiegel einprägen, dieß bezicht sich nur auf Christen, dem Zusammenhang der Sache nach konnten also die Juden hier keine Stelle finden. Diesem Schweigen der Schauspiele stehen die Klagen gegenüber, die in andern Schriften jener Zeit vorkommen. Zum Beweise seße ich die Aeusserung einer Predigt her, von der ich zwar nicht weiß, ob sie gehalten wurde, deren Zweck aber doch war, dem Volke verkündet zu werden, wodurch die Aeusserung eben das Gepräge eines öffentlichen Tadels bekommt und das her als Meinung der Zeit zu beachten ist. Sie steht in einer St. blasischen Hs. zu Karlsruhe o. N. vom Jahr 1440 BI. 170 und lautet also: dominantur in nobis scilicet in rebus temporalibus perfidissimi et iniquissimi Judaei, pessimam usuram sibi a nobis christianis usurpant miserrime. Et nos sumus ita caeci et ita iniqui et inanes, quod nolumus intelligere et aspicere vitam et nequitiam ipsorum, sed potius defenduntur a superioribus fatuis secularibus, scilicet a magistris civium,

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