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Wer, Sturm verachtend, heiteres Strahls ge=

wohnt,

Hier Weisheit knospet, Schönheit und Stärke reift:

Der ragt, von Stern in Stern verpflanzet,
Einst am krystallenen Born des Urlichts.

Laß uns, Weltgeist, Herrscher in unsres
Hains

Harmloser Schattung, leuchten dein Angesicht,
Huldreich, und geuß aus goldner Urne
Milderen Segen herab dem Bruder,

Des frommen Bruders blühender Braut herab:
Daß ihnen Zucht gutartiger Sprößlinge
Entkeim', ein Anwachs unsres Menschheit
Edelnden Hains, der Verpflanzung würdig!

Die Weihe.

Hymnus.

Stolberg, über der Stadt am besegelten Busen der Ostsee

Nahe der fruchtbaren Flur, wo der dänische Pflüger den deutschen,

Dieser den Dänen versteht, dem geengeten Erbe der

Angeln:

Kränzet den Bord, der des Meeres einst höhere Fluthen zurückzwang,

Dunkles Gehölz, und schauert dem Wanderer Gräuen der Vorzeit.

Dort vom finnenden Gang', an dem Quell ausruhend des Abhangs,

Horcht ich der lockenden Wachtel im grünlichen Rauche der Aehren,

Durch der Woge Geräusch und des fernher säuselnden Südes.

Ueber mir weht' anmuthig mit änderndem Grüne der Buchbaum,

Weitgewölbt; und es traf ein flüchtiger Schimmer der Sonne

Jeßo das Stechpalmlaub, das blinkende, jeho den

finster

Perlenben Quell, fest blenbend das Lieb des ionis Modischen Sängers.

Wonniger schon in das Herz vom bezauberten Blatte old sich schwingend,

Scholl mir der hehre Gesang: schnell leuchter es; Hain und Gefilde

Schwanden in Licht; Wohllaute, wie liebender Nach

tigallen,

Tönten ;mund Rosengedüft, doch duftender, Wathmete

ringsum.

Siche, da trat aus dem Licht ein Unsterblicher; seine Gestalt war

Morgenglanz, durchwallend die Nebelhülle, wie Nordschein;

Lorbeer kränzt ihm die Harf', und die filberlockige

Scheitel.

Als ich den staunenden Blick abwendete, faßte der

Heros

Sanft mir die Hand, und in bangen Entzückungen bebte das Herz auf.

Jener begann nun freundlich und redete Laute des

Himmels:

Wende dich nicht so bange, du hyperborischer

Jüngling;

Hebe den Blick; dir bin ich der trauliche Sänger von Chios,

Welchen du oft mit dem Laut inbrünstigee Liebe

genennet,

4. Band.

Einfamer, wann du mein Bild anstaunetest, oder den Nachhall

Meines Gesangs, unwissend, daß Vater Homer dich umschwebte.

Jeht mit himmlischer Harf in dem Chor der Verklärteren sing' ich

Gott, unsichtbar und hehr, um des Allerheiligsten

Eingang.

Einst mit irdischer Saite vor noch unmündigen

Völkern

Sang ich den sichtbaren Gott im Heiligthume der Schöpfung,

Sein, den der Seligste nicht ausnennt, vielnamiges

Abbild.

Kindlich flocht mein Gefang der Menschlichkeit edlere Blumen,

Tugenden, die aufblühten am Strahl des gemeinsamen Lichtes:

Einfalt goldener Sitt', und Herzlichkeit; dankende - Ehrfurcht

Vor der Natur und der Kunst, wohlthätigen Kräften, der Urkraft

Genien; frommes Gefühl für Vaterland und Er

zeuger;

Heiligen Bund der Vermählung, des Hausherrn und der Genossen;

Weisheit in That, in Red' und Gesang, und schir menden Mannfinn.

Diese mit geistiger Schön' aufsproffende Blüthe des

Guten

Gab ich, in Kränze gereiht, der jungen ionischen

Sprache.

Denn mir gebot Allvater, zur Priesterin an dem

Orakel

Seiner Natur sie zu weihen, die holdanredende

Jungfrau :

Daß sie die Blumen erfrischte mit täglicher Sprenge des Nektars,

Und, um die Scheitel gekränzt, weissagete. Tugeno und Anmuth

Sang ihr freundlicher Mund; rings ward den gez milderten Völkern

Heilig und hehr die Natur, des Unendlichen sichtbäre

Gottheit.

Aber ein Schwarm, abhold der Vernunft, in barbarischem Wahnsinn,

Schwärmte daher nachtgleich, und zerschlug der geläuterten Menschheit

Heiligthum und Altar und purpurblumigen Fest

hain;

Daß mit geretteten Kränzen die Priesterin kaum in die Felskluft

Floh, und starb. Nur einzeln umgehn tiefsinnige

Waller

"Noch den Schutt, und hören mit lauschendem Ohr in der Felskluft

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