Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Wir sehn die Kinder an,
Und denken, was wir waren.
Wir fehn den Aldermann

Mit abgebleichten Haaren;

Er lächelt freundlich: Nur gemach!
Ihr jungen Leutchen kommt schon nach!

Ja, manches Jahr verschwand;
Wir werden täglich älter!
Bald liebt man warm Gewand,
An Haupt und Fuße kälter.
Man steiget langsam auf und ab,
Und wandelt ehrenfest am Stab.

Doch mag der Jahre Frost
Das Jugendfeuer lindern;
Der Gute bleibt getrost,
Und scherzet gern mit Kindern.

Er fißt an warmer Sonne wohl;
Doch nie verdreht sich ihm der Pol.

Er höret gern bei Nacht
Den Liebesvogel flöten,

Und schaut, auch überwacht,

Mit Lust des Morgens Röthen. Strahlt auch der Menschheit Morgen auf, Er gråmet nie dem neuen Lauf.

Er forscht, ob gut es sei,
Was jeho neues waltet.
Auch altes war ja neu,

Und noch so neues altet.

Sagt nur sein Herz ihm: Das ist gut! So liebet er's mit Jünglingsmuth.

Nie schwankt er her und hin;
Er steht mit sich im Bunde.
Gegründet steht sein Sinn
Auf festem Felsengrunde.

Er liebt des Guten Blüth' und Frucht,
Und hasset Troß und Eigensucht.

Sein Herz, von Hefen rein,
Wird geistig nur, nicht sauer.
Er wird, wie edler Wein,
Veredelt durch die Dauer.
Durch weiser Worte Labetrunk
Erhöht er kühner Thaten Schwung.

Freund, uns ward dein Geist
Gutedel schon gekeltert;

Er gohr sich klar, und fleußt
Wie Balsam nun geältert.
Klingt an! noch viele Jahre so!
Und auch das lezte lebensfroh!

Der Geist Gottes.

Was lauschest du, o Volk der Allemannen, Den Rufern: „Hier, hier wehet Gottes Geist, „Der Ulm' und Eich' entwurzelt, und die Tannen Mit Donnerhall vom Felsabhange reißt!" Du hörst sein Wehn! Doch weißt du nicht, von

wannen,

Und nicht, wohin der Strom des Windes fleußt. Mit linder Macht der Menschheit Knosp' entfaltend,

Fährt, Gottes Geist, umbildend und gestaltend.

Oft leis' anschwellend, oft unangekündet,
Durchwallt sein Segenshauch die öde Flur!
Gesang und Red' entspringt dem Schlaf', und
windet

Den schönen Kranz der Menschheit und Natur.
Urkraft, Verhalt und Zweck tief ausgegründet,
Umschlingt der Anmuth leichtgeknüpfte Schnur.
Viel angestaunt, von wenigen bewundert,
Erscheint dem Volk sein goldenes Jahrhundert.

Es starrt die Meng' in dumpfiger Erkaltung, Wie warm der Geist auch athmet, und wie mild. Erschlaffung däucht des Menschenfinns Entfaltung; Man wähnt Natur, was roh sich hebt und wild.

Dem eitler Tand, dem schnöde Mißgestaltung,
Erscheint der Anmuth reizendes Gebild.
Die heiligen Begeisterungen funkeln

Der Nachwelt erst, wie helle Stern' im Dunkeln.

Mir nachschaun wirst du dort im Felsenspalte:
So sprach der Geist: verhülle dein Geficht!
Schnell braust ein Sturm, Erdbeben kracht', es
hallte

Der Donnerstrahl; doch Gottes Geist war's nicht.
In sanft durchschauerndem Gesäufel wallte
Der Geist einher: der Seher trat an's Licht,
Und sah, wie fern die Herrlichkeit entschwebend
Verschimmerte; stumm sah er nach, und bebend.

Der Frauentanz.

Die Mädchen.

Mit heran in den Tanz,

Wer den jugendlichen Kranz Ungefälscht auf der Scheitel bewahret!

Mit heran! wir verstehn,

In dem Reigen uns zu drehn,

Wie er mischt, wie er trennt, wie er paaret!

Die Weiber.

Sacht', ihr Kinder!

Tanzt gelinder!

Schaut auf unsern Ehrentanz!

Unfre Hauben,

Mögt ihr glauben,

Sind so gut, wie euer Kranz!

Die Mädchen.

In's Gesicht uns geschaut,

O ihr Tänzer, ob die Braut,

Wie im Kranz, in der Haub' euch gefalle! O wie schön! o wie jung!

Zu der Wendung und dem Sprung Wie gewandt und wie leicht sind wir alle!

Liebe Männer,

Ihr seid Kenner;

Die Weiber.

Rühmt doch unsrer Hauben Schnitt!

Laßt die tollen

Drehn und rollen!

Tanzt bedachtsam, Schritt vor Schritt!

Die Mädchen.

Ja gedreht! ja gerollt!

Wie die Regel es gewollt!

Mit hinauf! mit hinab! in die Runde!

« ZurückWeiter »