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Chorgefang

a n der Quelle.

Als Hirten stehen wir und lauschen,
Du lieber Schattenquell,

Wie leis auf Kies die Wellchen rauschen,
Wie frisch und dunkelhell.
Wohlan, des Quelles eingeschenket,
Und trinkt, auf weiches Gras gesenket,
So weich, wie Lämmerfell!

Doch laßt dem guten Geist des Raumes
Uns erst ein Opfer weihn:

Ein Blümchen oder Blatt des Baumes
Legt ihm auf Moosgestein...
Sanft hauch' aus deiner Sprudelhöhle,
Geist! und still werd' unsre Seele,
Wie deine Fluth, und rein!

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Hier trinkt der Baum, und ragt gewaltig
Zum blauen Aether hin;
Hier trinkt die Blume vielgestaltig;

Hier trinkt die Schäferin.

Von Lebenskraft und Schönheit schwellen

Und perlen auf die kleinen Wellen,

Von Muth und leichtem Sinn!

Hier trinkt das Reh, und tanzt verjünget;
Der Hirsch auch, nimmer alt;

Hier trinkt die Nachtigall, und finget
Voll Lieb' im grünen Wald.

Jezt trinken wir uns Lieb' und Jugend,
Und preisen hoch des Quelles Tugend,
Daß Thal und Hügel hallt!

Behende krümmt in frische Matten
Der Bach fein nährend Naß;
Es brüllen Kuh und Kalb, die satten, '
Bis an dem Bauch im Gras.
Wer, Freunde, hier im kühlen Schauer
Des regen Baums, wer kennet Trauer?
Wer kennet Neid und Haß!

O goldne Zeit, als noch genügte,
Was Flur und Baum gebar!
Als jede spann, und jeder pflügte,
In Eintracht, Paar und Paar!
Der stille Wald war Gottes Tempel,
Der Greis war Priester und Erempel,
Und jeder Stein Altar.

Da galt kein Unter und kein Ober,
Auf gleicher Hirtenflur;
Sorglos um Tadler und um Lober,

Sprach man die Wahrheit nur.

Crob'rer gab's nur Vogelfanges,
Und Sieger nur des Wettgesanges
Bei Ernt' und Lämmerschur!

Bring' uns die Friedenstage wieder,
Du Geist der stillen Fluth!
Wie Brüder laß uns sein, wie Brüder,
In Eintracht, froh und gut!

Wir stehn geläutert auf, und denkén
An Freiheit und Natur, und schwenken
Den laubbefränzten Hut!

Das unschuldige Mädchen.

Wie soll man's machen,

Um nicht zu lachen,
Wenn Robert freundlich naht,
Und bald ein artig Zeischen
Im Käfig, bald ein Sträuschen,
Bald was zu naschen hat?

Wir fißen drange,

Fast Wang' an Wange,

Im Eckchen, er und ich.
Gern laff' ich ihn beschen;
Doch stört er mich im Nähen,
So straft ein Nadelstich.

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Der unschuldige Knabe.

Der Muthwill' plagt mir die Dirne, Sie haspele, oder sie zwirne,

Sie strick', und näh' am Tuch!
Man wird noch gänzlich verblödet
Von all dem Lande! Sie redet
Ja nie gesezt und klug!

Man bring' ihr dieses und jenes,
Und sag' ihr allerlei schönes;
Nur Muthwill' ist der Dank!
Wie anders dankte sie neulich,
Und gab die Hand mir so treulich,
Am Bach auf kühler Bank!

Ja hüpft' und spielte mitunter
Ihr Herz ein wenig zu munter!
Allein sie übertreibt !

Sie neckt beständig und wigelt;
Und lacht dazu, wie gekißelt;
Sie sticht sogar und kneipt!

Ihr Lachen, meint sie, ihr Lachen
Soll gut die Posse mir machen,
Weil's schön ist anzusehn!
Verbitten werd' ich mir sicher
Das kinderhafte Gekicher,
Und sei es noch so schön!

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