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Die Bünftler.

Ehrvolle Männer fruchtender Wissenschaft,
Auf hohem Schulsiz, den Akademia

Ihr namtet, eingedenk des Platon,

Und des sokratischen Gangs im Lufthain;

Ihr rühmt Gesammtschaft aller Belehrungen
Zu allen Künsten freierer Menschlichkeit,
Ihr rühmt verklärte Musenwohnung,
Pflegerin weises Betriebs, die Werkstatt :

Wo ihr gelahrter Innungen Zöglinge
Zur Amtsbefugniß zünftiget für Altar,
Für Kanzellei und Hebungskammer,
Und für asklepischer Kolben Mischung ;

Für jeder Zunft auch, und der geformelten
Weltweisheit Lehrstuhl, Jünger zur Meisterschaft
Mit Brief und stolzem Siegel weihend,
Goldenem Ning', und dem Hut der Freiheit.

Nur Eins, o Männer fruchtender Wissenschaft,
Nur Eins gebricht euch zur Akademia :

Denn Schönes that zum Guten Platon,
Kindlich von Bienen gelezt mit Honig,

Im Blumenschlummer; Göttinnen sandten sie,
Die hold in Lorberdämmerung, durch Gesang,
Durch Zauber nicht unschöner Weisheit,
Redendes Menschengeschlecht veredeln.

Selbst, dem ihr auftrugt griechische Musenkunst,
Der Dichter Dolmetsch und der Beredtsamkeit,
(O straft ihn sanft!) dolmetscht und deutelt
Silben allein, und beriecht den Moder.

Halbmönch' und Barbarn fiedelten euch. Doch schaut
Die Lein'- Augusta, welche, des helleren

Jahrhunderts Kind, um jungen Reiz alt=
Vätrische Wülfte gemummt, daherprangt:

Wie, gleich der Sippschaft Lojola's, immerdar
Sie: Unfres! ausruft; stumm, wenn der Genius
Den Namen Deutschlands trug in's Ausland,
Oder den hämischen Zahn entblößend !

Ha! dein, Lenorens Harfener, schämte fich
Die Lein'-Augusta! Aber Germania

Nennt dich den Unsern, trau'rt an deinem

Male, du Edler und klagt's der Nachwelt.

Aufheiterung.

Ausgerast hat endlich der Ost mit russischem Mißhauch; Und leiser lärmt des Ofens Brand.

O wie vergnügt in dem Baume die flatternden Sperlinge zwitschern,

Von dem des Rauhreifs Blüthe fällt!

Lächele, hat auch der Frost Unfug, o du wackere Hausfrau,

In Küch' und Keller ausgeübt;

Lächele mir! heut' dampfet der frischgeröstete Kaffee Aus brauner Kann' uns Festlichkeit.

Nichts hier wintere noch! Maililien, schau', an dem Fenster,

Für dein Geburtsfest früh erwacht,

Mahnen mit Silberglocken die Nachbarin Rose von Sina,

Ihr Purpurknöspchen rasch zu blähn.

Laß uns zusammengeschmiegt in behaglichen Kämmer lein aufthaun,

Wenn kalter Luftzug engt das Herz.

Weh' ist traun dem gekränkten, doch wehe dem kränkenden zwiefach:

Ihn quält die Unschuld, ihn die Schuld.

Mag er die That durch Gleiße beschönigen; Stolz und Verhärtung!

Zerschmilzt in Wehmuth bald und Reu'. Warm dann wallet im Herzen empor die erkaltete Freundschaft;

Ach, oder niemals war er Freund.

Weg mit dem Finsteren! Schau, wie die Sonn' urplößlich den Kirchthurm

Mit rothem Abendglanz verklärt!

Wunder! und dort, wie im Osten der farbige Bogen des Friedens

Lichthell die Jennerwolk' umspannt!

An Jens Baggesen.

Der du, wackerer Freund Baggesen, gleich Homers Vielgewandertem, viel Länder und Sitten sahst, Und aus tobendes Grolls Wallungen deinen Geist Fehllos trugst in das Vaterland:

Schau vom Ufer den schiffbrüchigen Meertumult, Voll ehrsüchtiges Schwarms, welcher, gemeines Wohl Lügend, Unsrigkeit sucht, selber die Unsrigkeit

Lügend, eigenes Ich nur sucht.

Froh des Trockenen nun, spanne das Barbiton, Bald das goldene, dem Dania horcht mit Lust, Bald auch, welches die Gastfreundin Teutonia Dir tonkundigem Sippen gab.

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Mit orpheischem Hall sänftige Meer und Sturm; Warn' auch tröstend den kleinmüthigen Steuerer, Daß er Mast und Verdeck leichtere, nicht zu rasch Fracht auswerfe, noch Unterlast.

Oder blind dem Tumult zaubere dich Homer,
Durch Heroengesang, den du, im Geist erhellt,
Deiner Dania fingst, treu der Natur, und treu
Schöndarstellender Griechenkunst.

Unverlockt von dem Wahn, welcher mit Barbarzier
Schönheit selber verschönt, wolle, wie Raphael
Durch Apelle gelehrt, lieber der leßte Griech'
Als der erste Moderne sein.

Ob den Griechengesang blöderes Volk verschmäht;
Sprich du, deiner bewußt: Wenige Hörer find
Meinem Liede genug: fehlen die Wenigen,
Mir ist Einer genug, mein Voß!

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