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Weiß (Christian Samuel)

linischen Rhetorik» (ebd. 1897), «über die Absicht und den litterar. Charakter der Apostelgeschichte» (ebd. 1897), «Beiträge zur paulinischen Rhetorik» (ebd. 1897), «Die Idee des Reiches Gottes in der Theologie» (Gieß. 1901), «Das älteste Evangelium» (Gött. 1903).

Weiß, Christian Samuel, Mineralog und Krystallograph, geb. 26. Febr. 1780 zu Leipzig, studierte in Leipzig, Berlin und Freiberg. 1803 habilitierte er sich in Leipzig und ward, nachdem er seit 1805 Deutschland, die Schweiz und Frankreich bereist hatte, 1808 ord. Professor der Physik und 1810 als Professor der Mineralogie an die Universität Berlin berufen. Er starb 1. Okt. 1856 auf einer Reise zu Eger in Böhmen. W. hat den mathem. Teil der Mineralogie nach einer sehr naturgemäßen Methode zu einem hohen Grade der Vollkommenheit ausgebildet. Auch war er der erste, der in seiner Abhandlung «über die natürlichen Abteilungen der Krystallisations- | systeme» (1813) eine solche Abteilung als die Grundlage alles trystallographischen Wissens und des Krystallaufbaues aufstellte, wofür seine Krystallsysteme noch beutigestags gelten. — Vgl. Martius, Denkrede auf Christian Samuel W. (Münch. 1857). Weiß, Hermann, Kulturhistoriker, geb. 2. April | 1822 in Hamburg, bereitete sich zum Maschinenbaufach vor, widmete sich aber bald der (Figuren-) | Malerei. Zunächst besuchte er das Atelier des Pro- | fessors J. S. Otto und wandte sich 1843 nach Düsseldorf, hier seine Studien an der Akademie unter der Leitung des Geschichtsmalers Theodor Hildebrandt fortseßend. Daneben beschäftigte sich W. mit kunst wissenschaftlichen und kulturgeschichtlichen Studien. 1845 kehrte er nach Berlin zurück, wurde 1854 Leh: rer an der Akademie der Künste, 1856 Professor, 1858 auch zur Mitverwaltung des Kupferstichkabi| netts berufen. Lettere Stellung gab er 1877, erstere 1884 auf. 1879 wurde er Direktor des Zeughauses, | 1883 Geh. Regierungsrat und trat 1895 in den Ruhestand. Er starb 21. April 1897 in Berlin. W. schrieb: «Geschichte des Kostüms» (Bd. 1: «Afrika», Berl. 1853), «Kostümkunde. Geschichte der Tracht, des Baues und des Geräts von den frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart» (3 Tle., Stuttg. 1856-72; 2. Aufl., Bd. 1 und 2, 1881-83).

Weiß, Hermann, prot. Theolog, geb. 29. Sept. 1833 zu Rottenburg (Württemberg), studierte im Tübinger Stift, wurde 1858 Repetent daselbst, 1863 Diakonus in Vaihingen, 1869 in Nürtingen und 1875 ord. Professor der praktischen Theologie, Ethik und Pädagogik und Vorstand der evang. Prediger anstalt in Tübingen; er trat 1891 in den Ruhestand. W. veröffentlichte: «Sechs Vorträge über die Perjon Christi» (Ingolstadt 1863), «über die haupt sächlichsten Bildungsideale der Gegenwart» (Tüb. 1876), «Die christl. Jdee des Guten und ihre moder nen Gegensäge» (Gotha 1877), «Schleiermachers Darstellung vom Kirchenregiment» (Berl. 1881), «Predigten über den zweiten Jahrgang der württemb. Evangelien» (Tüb. 1887, gemeinsam mit Kautsch), «Einleitung in die christl. Ethik» (Freib. i. Br. 1889). Weiß, Johann Baptist von, Historiker, geb. 17. Juli 1820 in Ettenheim (Baden), studierte in Freiburg, Tübingen, Heidelberg und München Geschichte und orient. Sprachen, wurde Lehrer an der höhern Bürgerschule in Freiburg und Docent an der dortigen Universität. Durch sein Eintreten für den Erzbischof in dem Freiburger Kirchenstreit geriet er in Konflikt mit der bad. Regierung und zog sich eine

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Gefängnisstrafe zu. Er folgte daher 1853 gern einem Ruf als ord. Professor der Geschichte nach Graz. Dort starb er 8. März 1899, nachdem er in den Adelsstand erhoben und zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses berufen worden war. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Geschichte Alfreds d. Gr.» (Schaffh. 1852) und «Maria Theresia und der Österreichische Erbfolgekrieg» (Wien 1863), besonders aber seine «Weltgeschichte» (3 Bde., ebd. 1859-68; 5. Aufl., bearb. von Vockenhuber, 20 Bde., Graz 1901-3).

Weik, Karl, Schriftsteller, geb. 23. Nov. 1850 in Wien, widmete sich seit 1868 dem Eisenbahnfache, wurde 1891 Inspektor, später Oberinspektor der Südbahn und starb 27. Oft. 1901 in Wien. Unter dem Namen C. Karlweis veröffentlichte er Romane, Novellen und Dramen, wie die Lustspiele «Paul de Kock» (1876), «Aus dem Französischen» (1878), «Cousine Melanie» (1879), «Bruder Hans» (1886), «Der kleine Mann» (1894), wofür er den Raimundpreis erhielt, «Onkel Toni» (1900), «Der neue Simjon» (1902), die Volksstücke «Einer vom alten Schlag» (mit Chiavacci, 1886), «Eine Geldheirat» (mit G. Schwarzkopf, 1891), «Aus der Vorstadt» (mit H. Bahr, 1893), «Goldene Herzen» (1895), «Das grobe Hemd» (1898), «Das liebe Ich» (1898), die Romane «Wiener Kinder» (1887), «Ein Sohn seiner Zeit» (1892), «Reich werden» (1894) u. a.

Weissagung (mit «wissen», nicht mit «sagen» zusammenhängend), im allgemeinen die durch übernatürliche Eingebung bewirkte Verkündigung des göttlichen Willens, insbesondere der verborgenen Ratschlüsse Gottes über das künftige Menschenschicksal. Wahrsagung oder Wahrsagerei bedeutet ursprünglich dasselbe, doch hat man sich früh gewöhnt, dabei eine durch widergöttliche Zauberkünste erlangte Kenntnis des Zukünftigen vorauszuseßen. Die Voraussagung der Zukunft war eine schon bei Versern, Chaldäern und Ägyptern gepflegte Kunst. Bei den Israeliten bildete sich im Unterschiede von bloßer Wahrsagerei frühzeitig das Prophetentum (s. Propheten) aus, als der Dolmetscher des Willens des Bundesgottes; doch erhielt sich daneben auch die Wahrsagekunst in mancherlei Gestalten. Bei den Griechen stand W., Mantik genannt, in engstem Verbande mit der Religion und dem gesamten Staatsleben. Am unmittelbarsten sprach sich nach griech. Glauben die Gottheit aus durch die an bestimmte Stätten geknüpften Orakel (s. d.). Dann gab die Gottheit Auskunft durch den Mund gewisser Menschen, der Seher (mántis, lat. vates), denen die göttliche Gunst verliehen war und zu denen auch die Sibyllen (s. d.) gehörten. Ferner suchte man orakelhafte Antworten zu gewinnen durch Befragung der Verstorbenen, durch Nekromantie (f. d.), und vermeinte auch aus Träumen den Willen der Göt ter und die Gestaltung der Zukunft zu entnehmen. Die eigentliche Traumdeuterei scheint erst später aus dem Orient Eingang bei den Griechen gefunden zu haben (vgl. das Traumbuch des Artemidorus).

Noch viel ausgebreiteter und enger mit dem Staatsleben verknüpft war die W. bei den Römern, und zwar die mittelbare, die Divination, die auf der Auslegung gegebener oder gesuchter Zeichen beruhte. Eine Unzahl zufälliger Erscheinungen, sowohl sichtbarer (prodigium, portentum, monstrum) als hörbarer (omen im engern Sinne), galt ihnen als vorbedeutend, und die Deutung der Himmelserscheinungen, besonders der Blize, sowie die

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Weisfagungen

Weißbleierz

jenige des Flugs und die Stimme der Vögel ward | Wasserbottichen bis zur weitern Bearbeitung aufdurch die Körperschaft der Augurn (f. d.) in eine bewahrt. Das Verzinnen selbst erfolgt auf dem Art von System gebracht und übte den größten Zinnherd, der meistens aus fünf offenen, in Feue Einfluß auf Staats- und Privatleben aus. Daneben rungen eingesetzten Kesseln besteht. Der erste dieser war zugleich die ursprünglich etrurische, von den Kessel ist mit heißem Fett, der zweite (Zinn- oder Haruspices (s. d.) gepflegte Kunst der Opferschau Einbrennkessel) mit geschmolzenem Zinn gefüllt; vom Staate anerkannt, und nicht minder wurden diesem folgt der Durchführ- und der Bürstdie Sibyllinischen Bücher sowie die Entscheidung tessel, beide geschmolzenes und von einer Fettdes Loses (sortes) von Staats wegen zu Rate geschicht bedecktes Zinn enthaltend, und schließlich der zogen. Zulezt drangen noch allerlei fremde, meist Walzenfettkessel, in dem 2-5 und zuweilen orient. Wahrsager- und Zauberkünfte ein, darunter noch mehr Stahlwalzen an der Oberfläche des Fettnamentlich die Astrologie, und wußten sich auch ge- bades gelagert sind. Dieselben werden durch einen gen wiederholte Staatsverbote zu behaupten. Motor in Drehung verseßt. Nachdem die aus dem Wasserbad entnommenen Blechtafeln sämtliche vorhergehenden Kessel passiert haben, werden sie in den legten Kessel seitlich eingestellt, durch einen einfachen Hebeldruck einzeln unter die Walzen gedrückt, von diesen erfaßt und langsam aus dem Fettbad herausbefördert. Durch diese neue Verzinnungsmethode wird eine völlig gleiche Bedeckung der Blechtafel erzielt, was nach dem ältern Verfahren des Abtropfenlassens der aus dem lezten Zinnbad genommenen Bleche nicht möglich war. Die verzinnten Bleche werden durch Abreiben mit einem Gemisch von Mehl und Kleie von dem anhaftenden Fett gereinigt und dann durch Bürsten mit Wollpelzen vom Mehlstaub befreit, oder auch auf mechan. Wege gepust. Gute Weißbleche sollen ein spiegelblankes, filberähnliches Aussehen haben (Glanzblech). Mattverzinnte Weißbleche (Mattbleche oder Ternbleche) werden wie die Glanzbleche, jedoch durch Verzinnen mit einer Legierung von Blei und Zinn, hergestellt.

Bei den Germanen stand die W. in hohem An: sehen und ward in öffentlichen wie in Privatange legenheiten vielfach geübt durch Priester, durch die Hausväter und besonders auch durch Frauen. (S. Albrûna, Veleda.) Gern benußte man dazu die Lose, Stäbchen aus hartem Holz, vorzugsweise der Buche, geschnitten und mit Zeichen versehen. (S. Los.) Ferner weissagte man aus dem Gewicher von Rossen, aus Geschrei und Flug der Vögel, aus dem Strudeln fließender Wasser u. dgl. Bei weitem nicht alle Arten der altgermanischen W. vermochte die christl. Kirche des Mittelalters auszurotten. So mußte sie 3. B. die Ordalien (s. Gottesurteil) lange Zeit dulden. Im 15. und 16. Jahrh. kamen allerlei Formen der Wahrsagung, die teils von den Römern, teils von den Arabern herstammten, Astrologie, Chiromantie, Geomantie, Rhabdomantie, Traumdeutung u. dgl., zur Geltung und erzeugten die Litteratur der «Prak tiken», eine Art von Wahrsagekalendern. Von dem Lichte der religiösen und wissenschaftlichen Aufklärung wurde auch diese Art von Aberglauben allmählich gedämpft, aber bis auf den heutigen Tag noch lange nicht ausgerottet, wie unter anderm das Kartenschla gen (f. d.), die Punktierkunst, das Bleigießen u. dgl., fowie die Gautelei des Somnambulismus, des Tisch rückens, der Geisterklopferei und des sog. Spiritis: mus (s. d.) beweisen. Auch von dem uralten Volks glauben in Beziehung auf Vorbedeutung (f. Angang) hat sich noch mancherlei im Volke lebendig erhalten. Weissagungen, messianische, s. Messias. Weißbier, f. Bier und Bierbrauerei. Weißbirke, s. Birke und Tafel: Laubhölzer: Waldbäume II, Fig. 2.

Weißbläßhuhu, s. Wasserhuhn.

Weißblech, s. Blech und Weißblechfabrikation. Weißblechfabrikation. Das zur Fabrikation des verzinnten Eisenbleches (Weißbleches) benuzte Rohmaterial ist teils Schweißeisen, teils Fluß eisen. In jedem Fall werden die weichsten und zähesten Eisensorten ausgewählt. Früher wurden zur W. allgemein dekapierte Schwarzbleche (s. Blech) verwendet. Dieselben wurden zwischen harten polierten Walzen mehrmals kalt durchgewalzt, um ihnen große Glätte zu geben, und sodann nochmals unter Luftabschluß geglüht. Gegenwärtig wird die dem Schwarzblech anhaftende Orydhaut durch Abbeizen mittels Salzsäure oder Schwefelsäure entfernt, indem man die Tafeln zu 60-240 Stück vereint in kupfernen Beizkörben einzeln stehend in das in einem Bleibottich befindliche Säurebad einsenkt. Nach vollendetem Beizen werden die Tafeln in kaltem oder heißem Wasser gut gespült und nach er- | folgtem Trocknen, in Glühkästen liegend, während 8-12 Stunden im Glühofen geglüht. Durch noch maliges Beizen wird jegliche Unreinigkeit entfernt und die so zur Verzinnung vorbereiteten Bleche in

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Durch Beizen der verzinnten Bleche mit einer Mischung aus Salpetersäure, Salzsäure und Wasser werden die Krystalle bloßgelegt, die sich bei dem Erkalten in der Zinnschicht bilden. Die Bleche erhalten hierdurch ein geflammtes Aussehen (moirierte Weißbleche). Durch überziehen derselben mit farbigen Spirituslacken und Einsprengen anderer Farben werden täuschende Nachahmungen von Berlmutter, Schildpatt, Jrismuschel u. s. w. erzielt. Moiriertes Blech wird vielfach zur Herstellung von Dosen, Tellern, Verpackungen u. s. w. verwendet. über die Bezeichnung der verschieden starken Sorten s. Blech. - Vgl. N. Gärtner, Die W. (in den «Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbsleißes», 1888).

Weißbleierz, Cerussit oder Bleispat, ein für die Gewinnung des metallischen Bleies wichtiges Mineral. Es ist kohlensaures Blei, PbCO,, be: stehend aus 83,52 Proz. Bleioryd und 16,48 Broz. Kohlensäure, krystallisiert in rhombischen, teils pyramidalen, teils horizontal-säulenförmigen, teils tafelartigen Gestalten mit horizontal gestreiften Brachydomen und ist mit Aragonit vollkommen isomorph; auch wiederholt sich hier des leztern Zwillingsbildung nach dem Grundprisma, nach dem auch ausgezeichnete ausgezeichnete Durchkreuzungs drillinge vorkommen (s. beistehende Abbildung); herzförmige Zwillinge werden nach einem andern Gesez gebildet. Das W. ist spröde und leicht zersprengbar, von der Härte 3 bis 3,5, dem spec. Gewicht 6,4 bis 6,6, farblos, oft weiß, aber auch grau, gelb, selbst schwärzlich (durch Kohle oder durch allmähliche Umwandlung in Schwefelblei), diamantglänzend oder fettglänzend, pellucid in hohen und mittlerr

Weißblütigkeit Weiße Frau

Graden. Fundorte: Johanngeorgenstadt, Zellerfeld, |
Clausthal, Přibram, Braubach, Ems, Tarnowiz
u. a. Das W. bildet auch Pseudomorphosen nach
Bleiglanz, Bleihornerz, Bleivitriol und andern Mi-
neralien und ist meist aus ersterm hervorgegangen.
Weißblütigkeit, s. Leukämie.
Weißbrot, s. Brot und Brotbäckerei.
Weißbuch, s. Gelbbuch.

Weißbuche, s. Hornbaum und Tafel: Laub: hölzer: Waldbäume II, Fig. 1.

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ersten Spuren einer philos. Differenz von Hegel zeigten. Das erste ausdrückliche Zeugnis dieser Entfernung von Hegel war die Schrift «über den gegen wärtigen Standpunkt der philos. Wissenschaft» (Lpz. 1829). Gleichzeitig ließ er die übersehungen von Aristoteles' «Physik» (Lpz. 1829) und «Von der Seele» (ebd. 1829) sowie die Abhandlung «De Platonis et Aristotelis in constituendis summis philosophiae principiis differentia» (ebd. 1828) erscheinen. Sein erstes Hauptwerk ist das «System Weißdorn, Pflanzenarten, f. Crataegus. der Ästhetik als Wissenschaft von der Idee der Weiße, Christian Felix, Dichter und Jugend Schönheit» (2 Bde., Lpz. 1830). Demnächst erschieschriftsteller, geb. 28. Jan. 1726 zu Annaberg, nen: «Die Idee der Gottheit» (Dresd. 1833), «Die studierte seit 1745 in Leipzig Philologie, schloß sich philos. Geheimlehre über die Unsterblichkeit des hier innig an Lessing an und begann mit diesem für menschlichen Individuums» (ebd. 1834), ein Thema, das deutsche Theater zu arbeiten. 1750 kam er als das er außerdem in zwei unter dem Namen NikoHofmeister zu einem Grafen von Geyersberg, mit dem demus herausgegebenen Schriftchen: «Theodicee, in er mehrere Jahre in Leipzig verweilte und 1759 nach deutschen Reimen» (ebd. 1834) und «Büchlein von Baris ging. 1761 wurde er Kreissteuereinnehmer in der Auferstehung» (ebd. 1836), behandelte, und die Leipzig und starb daselbst 16. Dez. 1804. Zum An: «Grundzüge der Metaphysik» (Hamb. 1835). In denken an ihn wurde 1826 in Annaberg durch Samm- loserm Zusammenhange mit W.s allgemeiner philos. lungen eine Schule für arme Kinder unter dem Na Tendenz stehen die «Kritik und Erläuterung des men Weißensstiftung errichtet. W. hat durch Goetheschen Faust» (Lpz. 1837) und «Die evang. seine vielseitige Leichtigkeit und seine unermüdliche Geschichte kritisch und philosophisch bearbeitet»> Betriebsamkeit eine litterar. Rolle gespielt, zu der ihn (2 Bde., ebd. 1838), worin er als einer der ersten sein jeder Originalität entbehrendes kleines Talent die später so allgemein gewordene sog. «Markusnicht berechtigte. Er begann als Lyriker mit «Scherz- hypothese» durchführte. Mit seiner Rede «In welchem haften Liedern» (Lpz. 1758) im Geschmack der Ana- Sinne sich die deutsche Philosophie wieder an Kant kreontiker; seine «Amazonenlieder» (ebd. 1760) schlie-zu orientieren hat» (Lpz. 1847) trat seine Abwenßen sich an Gleims «Grenadierlieder» an. Mit seinen dung von der dialektischen Methode und sein Be«Trauerspielen» (3 Bde., Lpz. 1776—80), die zum Teil streben, dem pantheistischen Idealismus Hegels das mit Shakespeare wetteifern («Richard III.», «Romeo System eines ethischen Theismus entgegenzusehen, und Julia»), seinen «Lustspielen» (3 Bde., ebd. 1783, in freiem und kritischem Anschluß an das christl. darin das litterar. Stück «Die Poeten nach der Mode»), Dogma immer entschiedener hervor, zuerst in der namentlich aber mit seinen «Komischen Opern» anonymen Schrift «über die Zukunft der evang. (3 Bde., ebd. 1768–71), die J. A. Hiller komponierte, Kirche. Reden an die Gebildeten deutscher Nation» beherrschte er jahrelang die Leipziger Bühne. Von (ebd. 1849), dann in seinem bedeutendsten Werke, diesen Operetten hat «Der Teufel ist los» einen für der «Philos. Dogmatik oder Philosophie des ChristenGottiched verhängnisvollen litterar. Kampf ent- tums» (3 Bde., ebd. 1855-62), wozu seine «Christofesselt; andere sind: «Lottchen am Hofe», «Die Liebe logie Luthers» (ebd. 1852; 2. Aufl. 1855)) und «Die auf dem Lande», «Die Jagd». Als Herausgeber der Evangelienfrage in ihrem gegenwärtigen Stadium» «Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien (ebd. 1856) Ergänzungen bilden. Außerordentlich Künste» (Lpz. 1765-1806) bat er Decennien hin umfassend war seine journalistische Thätigkeit; ein durch Einfluß geübt. Am liebenswürdigsten und Verzeichnis hiervon findet sich in Fichtes «Zeitschrift selbständigsten waren seine Schriften für die Jugend, für Philosophie» (1869, Bd. 55). Aus seinem Nachwelchen Litteraturzweig er eigentlich begründet hat. lasse gaben Sulze «Beiträge zur Kritik der PauliniSeine «Lieder für Kinder» (Flensb. 1776–77), sein | schen Briefe» (Lpz. 1867) und Seydel «Kleine Schrif«A-b-c-Buch»_ wurden mit verdientem Beifall auf- ten zur Ästhetik und ästhetischen Kritik» (ebd. 1867) genommen. Von 1775 an gab er den «Kinderfreund» sowie «W.s Psychologie und Unsterblichkeitslehre» (24 Bde., 1776-82), eine belehrende Wochenschrift (ebd. 1869) und «Christian Hermann W.8 System für Kinder, heraus, dem sich der «Briefwechsel der der Ästhetik nach dem Kollegienhefte leßter Hand» Familie des Kinderfreundes» (12 Bde., 1783-92) (ebd. 1872) heraus. — Vgl. Seydel, Lebensskizze und anschloß. Vgl. J. Minor, Christian Felix W. Charakteristik W.3 (Lpz. 1866), in erweiterter Gestalt und seine Beziehungen zur deutschen Litteratur des aufgenommen in Seydels «Religion und Wissen18. Jabrh. (Innsbr. 1881). schaft» (Bresl. 1887).

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Weiße Ameisen, s. Termiten.

Weiße Berge, s. Karpaten 1.- W. B. heißen auch Berge auf Kreta (s. d.).

Weiße Bö oder White Squall der Seeleute, eine Bö, die ohne Wolkenbildung auftritt. Solche sind besonders die Pamperos (s. d.).

Weiße Elster, Fluß, s. Elster.

Weiße, Christian Herm., Philosoph, Enkel des vorigen, geb. 10. Aug. 1801 zu Leipzig, widmete sich daselbst dem Studium der Rechte, mit dem sich jedoch frühzeitig die Neigung zu philos. Studien verband. Er habilitierte sich 1823 in Leip: zig, entjagte 1837 der akademischen Thätigkeit und lebte auf seinem Landgut zu Stötteriß bei Leipzig, nahm aber später seine Thätigleit wieder auf und Weiße Frau, ein Gespenst, das in mehrern wurde 1845 ord. Professor der Philosophie. Er Schlössern deutscher Fürsten und Herren, zu Neustarb 19. Sept. 1866. Seine ersten Schriften wahaus in Böhmen, in Berlin, Ansbach, Bayreuth, ren: «über das Studium des Homer und seine Be: deutung für unser Zeitalter» (Lpz. 1826) und «liber den Begriff, die Behandlung und die Quellen der Mythologie» (ebd. 1828), in der sich schon die

Cleve, Darmstadt, Altenburg u. s. w. erscheinen soll, wenn wichtige Begebenheiten, namentlich aber Todesfälle von Familiengliedern, bevorstehen. Sie gilt als Ahumutter des Geschlechts und zeigt sich stets

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Weißenburg

in schneeweißem Gewande. Am frühesten, schon im | unterm Wald, W. und Wörth. — 2) Kreisstadt im 16. Jahrh., ist unter dem Namen Bertha von Rosen- | Kreis W. und Hauptstadt des Kantons W. (17 856 E.), berg die Ahnfrau und W. F. der Herren von Neu- an der Lauter, an den Linien Basel-Straßburg-W. haus und Rosenberg in Böhmen berühmt geworden. Im Berliner Schlosse will man die W. F. schon 1628 und noch 1840 und 1850 gesehen haben. Man führt historisch diese W. F. in den Schlössern des preuß. Fürstenhauses bald auf die schuldbeladene Gräfin Agnes (s. d.) von Orlamünde, bald auf jene Bertha von Rosenberg, bald sogar auf die russ. Prinzessin Kunigunde, die erst mit Ottokar II. von Böhmen, dann mit einem Rosenberg vermählt war, zurück. Vgl. Julius von Minutoli, Die W. F. (Berl. 1850); Kraußold, Die W. F. und der Orla münder Kindermord. Eine Revision der einschlagen: den Dokumente (Erlangen 1869). (S. auch Berchta.) | Weiße Gelenkgeschwulst, s. Gliedschwamm. Weiße Gera, Fluß, s. Gera. Weißeiche, s. Eiche.

Weiße Kanoniker, s. Prämonstratenser. Weiße Linie, s. Linea und Huf. Weiße Murg, Fluß, f. Murg. Weiße Nächte, s. Dämmerung. Weißenberg, Stadt in der Amtshauptmann schaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Baußen, nahe der preuß. Grenze, am Löbauflusse und an der Nebenlinie Löbau-W. (15 km) der Sächs. Staatsbahnen, hat (1909) 1254 E., darunter 38 Ka- | tholiken, Post, Telegraph, Kirche, Rathaus; bedeu tende Gerberei, Dampfmühle, Genossenschaftsmol: kerei mit Lehrmeierei, Kram- und Viehmärkte. In der Nähe der Stromberg.

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Weißenburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 482,20 qkm und (1900) 27588 C. in 66 Gemeindeu, darunter 2 Städte. 2) W., auch W. am Sand genannt, ehemals Freie Reichsstadt W. am Nordgau, unmittelbare Stadt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, an der Schwäbischen Rezat, in 427 m Höhe, am westl. Fuß des Frankenjuras in sehr frucht barer Gegend gelegen, an der Linie München-Hof der Bayr. Staatsbahnen, Siz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Land gericht Eichstätt), Rent- und Aichamtes, hat (1900) 6550 E., dar unter 1119 Katholiken, Posterpe dition, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bezirksgremium, alte Mauern, drei evang. Kirchen, darunter die Pfarrkirche zu St. Andreas (1465), eine kath. Kirche (1869), Rathaus (1476), ehemaliges Karme literkloster, 1526 säkularisiert, Augustiner-Nonnenkloster (1242), jezt Bezirksamt, Realschule, Progymnasium, Mädcheninstitut, Krankenhaus, Armenbaus, eine Mineralquelle (Wildbad), zwei Wasserleitungen, Kanalisation, Gasanstalt; Fabrikation von Gold und Silberdraht, Borten und Tressen, Kämmen, Tuch, Emailblech- und Wachswaren, Fenstern, Feilen, Messern, Scheren, Leder, Bürsten, Seife und Lichtern, Färbereien, zahlreiche Mühlen, Braue reien, Märkte und bedeutenden Schweinehandel. Die Stadt kam 1802 an Bayern, 1. Jan. 1804 durch Tausch an das damals preuß. Fürstentum Ansbach und fiel im J. 1806 mit diesem wieder an Bayern zurück. Vgl. Volz, Chronik der Stadt W. (Weißenb. 1835). Weißenburg. 1) Kreis im Bezirk Unterelsaß, hat 603,41 qkm, (1900) 56 420 E. in 83 Gemeinden und zerfällt in die Kantone Lauterburg, Selz, Sulz

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(208,2 km), W. - Lauterburg (21 km) der Elsaß-Lothr. und W.-Neustadt-Worms (98 km) der Pfälz. Eisenbahnen, Sig der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Straßburg) und eines Steueramtes, kath. Dekanats und Konsistoriums der Kirche Augsburgischen Bekenntnisses, hat (1900) 6946 E., darunter 2820 Katholiken und 200 Israeliten, in Garnison das Infanterieregiment Markgraf Karl (7. Brandenb.) Nr. 60, Postamt erster Klasse, Telegraph, Dentmal des Jägerbataillons Nr. 5 (1897), got. Münster St. Peter und Paul (ehemalige Abteikirche, aus dem 13. Jahrh.), evang. St. Johanneskirche, Synagoge, Gymnasium, höhere Mädchenschule, Bürgerspital in der ehemaligen Dominikanerkirche; Strumpfwaren, Papier, Leder- und Streichholzfabrikation, Färberei, Brauerei, Acker-, Hopfen- und Weinbau. — W. verdankt seine Entstehung der im 7. Jahrh. gegründeten Benediktinerabtei, in welcher Otfried (s. d.) um 868 das «Evangelienbuch» dichtete. Die übte waren in der Folge Reichsstand; 1524 wurde die Abtei in ein Kollegiatstift umgewandelt, und von 1546 an war der jeweilige Bischof von Speyer gefürsteter Propft. Die Stadt erlangte ihre Unabhängigkeit von der Abtei und trat 1247 dem Rheinischen Städtebund, 1354 dem Bund der 10 elsäss. Reichsstädte bei. W. kam im Ryswijker Frieden 1697 an Frankreich, 1871 an Deutschland. Bei W. am Fuß des Scherhols (507 m) beginnen die «Weißenburger Linien» (s. d.).

Bei W. fand 4. Aug. 1870 das erste größere Treffen im Deutsch-Französischen Kriege statt (s. den Schlachtplan auf S. 599). Die 2. Division (Douay) des 1. franz. Korps (Marschall Mac- Mahon) stand in starker Stellung auf dem südwestlich von W. gelegenen Geisberge und wurde hier vom 2. bayr. (Bothmer) und 5. preuß. Armeekorps (von Kirchbach) unter Führung des Kronprinzen von Preußen angegriffen und geschlagen; General Abel Douay fiel; das Schloß Geisberg wurde vom Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 erstürmt. Die Stadt W. wurde gegen Mittag vom 5. bayr. Jägerbataillon und dem 58. preuß. Infanterieregiment genommen.

Vgl. Zeuß, Traditiones possessionesque Wizenburgenses (Speyer 1842); Rheinwald, L'abbaye et la ville de Wissembourg (Weißenb. 1863); Lobstein, Abtei und Stadt W. (2. Aufl., Straßb. 1886); Scheib, W. im Elsaß (Weißenb. 1895); Bleibtreu, Weißenburg (Stuttg. 1903).

Weißenburg. 1) Komitat in Siebenbürgen, f. Unterweißenburg.2) älterer Name von Karlsburg (f. d.) in Siebenbürgen.

Weißenburg, Dorf und Bad im Bezirk Niedersimmenthal des schweiz. Kantons Bern. Das Dorf, zur Gemeinde Därstetten gehörig, in 737 m Höhe, an der Thuner-See-Bahn und der Poststraße des Simmenthals, hat (1900) 110 E., Post, Telegraph und ist durch eine Fahrstraße mit dem Bad W. (844 m) verbunden. Dieses besteht aus dem Vordern oder Neuern Bad, mit großartigem Kurhaus, Badehaus, Trinkhalle, Wandelbahn und Lesesälen, und dem ältern Hintern oder Alten Bad, und ver dankt seiner geschüßten Lage und seiner Quelle, einer 1600 entdeckten Gipstherme von 27° C., seinen Ruf

Weißenburger Linien

Weißenfels

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als Kurort gegen Krankheiten der Atmungsorgane. | Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bronze-Reiter- Vgl. Schnyder, Bad und Kurort W. (Baf. 1884). denkmal Kaiser Wilhelms I. (1900, von Wend), einen Weißenburger Linien, richtiger Lauter Zierbrunnen (1902), zwei evang., eine kath. Kirche, linien (Sauterburger Linien), fr3. les lignes ein großes Schloß, die neue Augustusburg, auf einem de la Lutter, Befestigungslinie (Erdwall mit Graben Sandsteinfelsen (1664-90), feit 1869 zu einer Unund Schanzen), die sich vom Scherhol bei Weißen- teroffizierschule eingerichtet, Oberrealschule, Schulburg (f.d.) im Elsaß, als westl. Stützpunkt, am rech Lehrerseminar, Handelsschule, neue Provinzial-Taub ten Ufer der Lauter bis zu deren Mündung in den stummenanstalt, Wasserleitung, Gasanstalt, ElekRhein in einer Länge von gegen 20 km hinzog. tricitätswerk, Schlachthof; Zuckerfabrik, Maschinen1706 erbaut, spielten die W. L. im Österreichischen fabrik und Eisengießerei, Papier- und Pappenfabrik, Erbfolgekrieg (1744) und namentlich im Revolu Rauchwarenzurichterei, Kürschnerei, Fabrikation von tionskrieg eine Rolle. Sie wurden 13. Dkt. 1793 Trommeln, Schuhwaren, Leder, Töpferwaren, Goldvon den Verbündeten genommen, 25. Dez. von den und Silberwaren, Orgelbau sowie Handel mit Holz

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on ho2th Plan der Schlacht bei Weißenburg.

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Franzosen zurückerobert. Seit 1873 ist die Ein-
ebnung der W. L. freigegeben. Vgl. Wißmann,
Die W. L. (Programm, Weißenb. 1885 u. 1888).
Weißenfels. 1) Landkreis im preuß. Reg.-Bez.
Merseburg, hat 477,50 qkm und (1900) 71734 E.,
5 Städte, 154 Landgemein
den und 49 Gutsbezirke.
2) Stadtkreis (18,91 qkm),
an der Saale und den Linien
Halle Bebra Frankfurt a. M.
und W.-Zeit (31 km) der
Preuß. Staatsbahnen, Sik des
Landratsamtes, eines Amts:
gerichts (Landgericht Naum
burg), Steuer- und Kataster
amtes, einer Reichsbanknebenstelle und eines Bezirks
tommandos, hat (1900) 28 201 E., darunter 1214 Ka
tholiken und 106 Israeliten, Postamt erster Klasse,

und Getreide. In der Umgegend Sandsteinbrüche, Braunkohlenbergwerke, Paraffin und Solaröl fabriken.-W. war in frühester Zeit im Besiz der Landgrafen von Thüringen, wurde von Otto dem Reichen zu einer Grafschaft erhoben und war von 1657 an Residenz der Herzöge von SachsenWeißenfels (f. d.), 1814 kam es an Preußen. Vgl. Sturm, Chronik der Stadt W. (Weißenf. 1846); Gerhardt, Schloß und Schloßkirche zu W. (ebd. 1898); Jllustrierter Führer durch W. und seine Umgebung (ebd. 1903).

Weißenfels, slowen. Bela Peč oder Fužine, Markt im Gerichtsbezirk Kronau der österr. Bezirkshauptmannschaft Radmannsdorf in Krain, an der Grenze von Kärnten und an der Linie Tarvis Laibach der Österr. Staatsbahnen (Station RatschachW.), bat (1900) 714 deutsche E., eine Burgruine auf dem Schloßberg (1123 m); ein Hammerwerk und

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