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Wärmeschwankung

den heutigen sich nur aus sehr geringwertigen Stoffen zusammensekten. Solche Massen bestanden hauptsächlich aus Asche, gemahlener Schlacke, gepulverter Holzkohle, Lehm, Sirup, Haaren und andern Stoffen mit verhältnismäßig bohem specifischem Gewicht. Hauptsächlich kamen diese Isoliermittel unter dem Namen Leroysche Masse in den Handel. Erst mit der Verwendung von Infusorienerde 1872 be gann man plastische Massen von geringem specifischem Gewicht und rationellerer Zusammenseßung berzustellen. Zuerst im Blaufarbenwerk Marienberg wurde eine teigartige Masse durch Vermischen mit Leim und Kälberbaaren hergestellt und mit Stoff binden an die Rohrwandungen befestigt. Die Notwendigkeit, ein für den praktischen Gebrauch gegen mechan. Einflüsse widerstandsfähigeres Material herzustellen, welches auch ohne Bandagen an den Gegenständen haften bliebe, führte zu Zusäßen von Thon, Sägespänen, Wasserglas u. s. w.

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Wärmestarre, der andauernde Verkürzungszustand der Muskeln, wenn sie Temperaturen über 40° ausgesezt werden, wesensgleich mit der TotenWärmestrahlen, s. Strahl. [starre.

Wärmeftrahlung, die Gesamtheit der mit der Strahlenden Wärme (s. d.) in Zusammenhang stehenden Erscheinungen. Über die W. der Sonnes. Insolation.— über die W. der Erde und der Atmosphäre sind wenige verwendbare Beobachtungen vorhanden. Die Ausstrahlung der Erde ist ganz von der Beschaffenheit ihrer Oberfläche abhängig, sowie von der Beschaffenheit der Luft, namentlich deren Gehalt an Wasserdampf derart, daß das nächtliche Minimum der Temperatur nur wenig von dem Taupunkt (s. d.) abweicht. [Wärmetheorie.

Wärmetheorie, mechanische, s. Mechanische Wärmetönung, nach Thomsen der in Wärmeeinheiten ausgedrückte Betrag der Wärmeänderung, der bei chem. Prozessen auf die in Grammgewicht angewendeten Ingredienzmoleküle entwickelt wird. Die W. kann positiv oder negativ sein, je nachdem während des chem. Vorganges Wärme frei oder ge: bunden wird, Temperaturerhöhung oder Temperaturerniedrigung eintritt.

Wärmezonen, s. Temperaturverteilung.

Wärmflasche, gewöhnlich ein metallenes(zinnernes oder kupfernes), auch wohl thönernes Gefäß, das mit siedendem Wasser gefüllt und dann fest verschraubt wird. Statt des Wassers hat man in neue

Die in den heutigen W. zur Verwendung gelan genden Stoffe sind vegetabilischen, animalischen oder mineralischen Ursprungs. Zu den vegetabi lischen Stoffen zählen Holz, Sägespäne, Holzkohle, Torf, Kork, Strohzöpfe, Holz wolle, Kokosfaser und Baumwolle. Kork ist, wenn richtig behandelt, eines unserer besten W. und seine Anwendung nimmt eine immer größere Ausdehnung an. Außer Kork sind alle aufgeführten Stoffe sehr feuergefährlich und werden auch wenig oder gar nicht als W. verwendet. Holzwolle undrer Zeit für W. in Eisenbahnwagen als Füllung Rokosfaser wird als Faserstoff bei den plastischen Massen benut. Zu den animalischen Stoffen gehören Seide und Kuhhaare. Seide, die in Form von Seidenabfällen verwendet wird, ist zwar ein sehr schlechter Wärmeleiter, aber gegen höhere Temperatur nicht so widerstandsfähig wie Kork. Auch tritt zuletzt Selbstentzündung ein. Sie ist ferner sehr hygroskopisch, also auch gegen Feuchtig-| keit sehr wenig widerstandsfähig. Ruhhaare wer den sowohl direkt wie auch als Filz verwendet; die Widerstandsfähigkeit des leztern ist nur gering. Selbstentzündung tritt nicht ein, dagegen versengen die Haare bei gesteigerter Temperatur. Gegen Feuchtigkeit ist der Filz sehr empfindlich.

krystallisiertes essigsaures Natrium angewendet, wodurch eine reichlichere, daher länger anhaltende Ab gabe von Wärme erzielt wird. Man füllt die Flasche ein für allemal mit dem Salz und verlötet den Stöpsel; das Erhizen geschieht durch Eintauchen in siedendes Wasser. Dadurch schmilzt das Salz und giebt dann beim Erstarren noch die Schmelzwärme (f. Schmelzen) ab, was bei der Füllung mit Wasser nicht der Fall ist.

Warmgeschmolzenzeug, Brandsay zum Füllen von Brandgeschossen, besteht aus Salpeter, Schwefel- und Mehlpulver und wird durch Schmelzen des Schwefels (also warm) angesezt. (S. Kaltgeschmolzenzeug.)

Von mineralischen Stoffen sind gebräuchlich Warmhauspflanzen, alle tropischen Gewächse, Schlackenwolle, Kieselgur, Lehm, Thon, die zu ihrem Gedeihen einer Temperatur von min Asbest, Kalk, Gips, Glimmer. Schlackenwolle destens 15-20° C. während des Winters bedürfen (s. d.) wirkt zerstörend auf die bekleideten Eisenteile, und in der gemäßigten Zone nur in Warmhäusern zerfällt allmählich zu Pulver und ist für die Hände (s. Gewächshäuser) kultiviert werden können. Die und Augen der Arbeiter sehr gefährlich. Bei schwefel- meisten Arten verlangen außer der erforderlichen calciumhaltiger Schlacke entwickelt sich außerdem Temperatur, die durch Sonnenwärme auf 30° C. Schwefelwasserstoff. Sie wird fast gar nicht versteigen kann, einen hohen Feuchtigkeitsgehalt der wendet. Kieselgur bildet die Grundlage sämtlicher Luft, der durch häufiges Sprißen und Feuchthalten plastischen Massen. Lehm wird nicht mehr verwendet. der Wege und Wände der Warmhäuser erzielt wird, Thon dient als Bindemittel. Asbest dient als Faser- und eine Beschattung gegen die direkten Sonnenstoff bei den plastischen Massen; als solcher wird erstrahlen durch Schattendecken, z. B. die Farne (s. d. nicht zum Isolieren gebraucht, da er ein guter Wärme leiter ist. Kalf und Gips dienen als Bindemittel. Glimmer wird in Form ebener oder gebogener Plat ten verwendet, die zwischen Drahtgeweben einge schlossen und mit Draht zusammengenäht werden. Für kleinere Röhren wird er in Formen gebogen und mit Gewebe bedeckt. Im allgemeinen wächst der Dampfverlust mit zunehmendem Dampfdruck und mit abnehmender Dicke der Umhüllung. Vgl. P. Müller, W. im Maschinenwesen (Magdeb. 1894). Eine «Zeitschrift für Wärmeschußeinrichtungen» erscheint in Berlin. [f. Lufttemperatur. Wärmeschwankung, tägliche und jährliche,

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und Tafel: Gefäßkryptogamen), während be sonders alle Sukkulenten und Kakteen (s. d. nebst Tafel) besser bei trockner Luft und voller Sonne gedeihen. Besondere Gruppen bilden die Palmen, Blattpflanzen und Orchideen (s. diese Artikel nebst den zugehörigen Tafeln). Von andern W. ist auf Tafel: Warmhauspflanzen eine Anzahl dankbar blühender Arten dargestellt; zur Erklärung vgl. die Artikel Amaryllis, Clivia, Gloxinia, Achimenes, Aristolochia, Passionsblume und Tillandsia.

Warmia, lat. Name für Ermland.

Warming, Johannes Eugenius Bülow, dän. Botaniker, geb. 3. Nov. 1841 auf der dän. Nordsee

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Warnemünde, Flecken und Hafenplak von Rostock und bedeutendes Seebad im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, am Ausfluß der schiffbaren Warnow in die Ostsee, an der Linie Neustrelit-W. (132 km) der Mecklenb. Friedrich- Franz - Eisenbahn, die durch Dampfer des Deutsch- Nordischen Lloyd nach Gjedser mit Kopenhagen verbunden ist, Sig eines Nebenzollamtes und Dampferstation, hat (1900) 3554 evang. E., Postamt zweiter Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. Kirche, Leuchtturm (1898, 39,9 m hoch), eine Station zur Rettung Schiffbrüchiger, Warmbadeanstalten, Kanalisation, elektrische Straßenbeleuchtung, Fischerei. Ein Hafenbahnhof für den Dampffährenverkehr nach Gjedser (j. d., Bd. 17) ist im Bau. W. wird als Seebad sowie als Winterkurort für Nervenleidende besucht. — Vgl. Volckmann, Illustrierter Führer durch Warnemünde und Umgebung (3. Aufl., Rost. 1903). Warner, Warneidechse, s. Warane.

Warner, Susan, amerik. Schriftstellerin, bekannt unter dem Pseudonym Elisabeth Wetherell, geb. 11. Juli 1819 zu Neuvork, gest. 17. März 1885 zu Highland Falls (Neuyork). Ihr erster Roman «The wide, wide world» (1851) hatte sofort in Amerika und England großen Erfolg. Dann folg ten: «Queechy» (1852), «The law and the testimony» (1853), «The hills of Shatemuc» (1856), «The old helmet» (1863), «Eleonore Powle» (1865), «Melbourne House» (1866), «Little Annette» (1874), «Daisy» (1868), «A story of small beginnings>> (1872), «The broken walls of Jerusalem» (1878) u. a.

insel Manö, studierte 1859-63 in Kopenhagen, reiste 1863 nach Brasilien und brachte dort drei Jahre in Lagoa Santa (Provinz Minas Geraes) zu. 1873 wurde W. Docent der Botanik zu Kopen hagen, 1882 Professor der Botanik an der neuen Universität von Stockholm, 1885 Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens an der Universität zu Kopenhagen. 1884 unternahm er eine Reise nach Grönland und 1885 in die nörd lichsten Bezirke Norwegens, 1891-92 eine Reise nach Venezuela und Westindien. W. ist Herausgeber der «Symbolae ad floram Brasiliae centralis cognoscendam» (Kopenhagen). Außer verschiedenen meist in dän. Sprache geschriebenen Abhandlungen veröffentlichte W.: «Untersuchungen über Pollen bildende Phyllome und Kaulome» (Bonn 1873), «Grönlands Vegetation» (Kopenh. 1885), «Familien Podostemaceae» (Abhandl. 1-4, 1881-91), «Handbog i den systematiske Botanik» (3. Aufl., Kopenh. 1891; ins Deutsche übersezt von Knoblauch, Berl. 1890), «Plantesamfund» (Kopenh. 1895; deutsch in 2. Aufl. von Graebner u. d. T.: «Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie», Berl. und Lpz. Wärmland, s. Wermlands Län. [1902. Warmschliff, s. Holzstoff. Wärmstuben, Wärmehallen, von Gemeinden oder Wohlthätigkeitsvereinen meist auf öffent lichen Plägen in größern Städten errichtete Hallen, in denen Obdachlosen und Bedürftigen unentgeltlich Aufenthalt im Winter gewährt wird. Meist sind sie mit Volkskaffeehäusern (s. d.) verbunden. Warmwalken, s. Walken. Warmwasserbäder, s. Bad. Warmwasserheizung, s. Heizung. Warmwasserrotte, s. Flachsspinnerei. Warna, Stadt in Bulgarien, s. Varna. Warneck, Gustav, prot. Theolog, geb. 6. März 1834 zu Naumburg, erlernte erst ein Handwerk, stu dierte später in Halle Theologie, wurde 1862 Hilfs prediger in Roizsch, 1863 Archidiakonus in Dommitsch, 1871 Missionsinspektor in Barmen, 1874 Pfarrer in Rothenschirmbach. 1874 begründete er die «Allgemeine Missionszeitschrift», 1879 rief er die Sächsische Provinzial-Missionskonferenz in Halle ins Leben. 1897 wurde er zum ordentlichen Honorar: | professor in Halle ernannt. Er schrieb: «Missions stunden» (2 Bde.: «Die Mission im Lichte der Bibel», Gütersloh 1878; 4. Aufl. 1895, und «Die Mission in Warnsdorf, Stadt in der österr. BezirkshauptBildern aus ihrer Geschichte», ebd. 1884; 4. Aufl. mannschaft Rumburg in Böhmen, nahe der sächs. 1897), «Die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Grenze, an der Mandau und den Linien Bodenbachmodernen Mission und Kultur» (ebd. 1879), «Abriß W. (59 km) der Böhm. Nordbahn und Bischofseiner Geschichte der prot. Missionen von der Refor- werda-Zittau der Sächs. Staatsbahnen, Sig eines mation bis auf die Gegenwart» (Lpz. 1882; 6. Aufl., Bezirksgerichts (79,36 qkm, 37 184 E.), hat (1900) Berl. 1900), «Prot. Beleuchtung der röm. Angriffe 21 150 E., Dekanalkirche, altkath. Kirche, Denkmal auf die evang. Heidenmission» (2 Tle., Gütersloh Kaiser Josephs II., zwei Theater, Fachzeichen-, Web1884-85), «Welche Pflichten legen uns unsere Kolo- und Handelsschule, Waisen-, Kranken- und Arbeitsnien auf?» (Heilbr. 1885), «Die Mission in der haus; Appreturen und Bleichen, Baumwoll-, Schule. Ein Handbuch für die Lehrer» (Gütersloh Vicogne- und Streichgarnspinnereien, mechan. Webe 1887; 9. Aufl. 1901), «Ultramontane Fechterkünfte» reien, Maschinen-, Baumwoll, Leinen- und Schaf(ebd. 1889), «Der gegenwärtige Romanismus im wollwarenfabriken, Druckereien, Färbereien, FabriLichte seiner Heidenmission» (Halle 1889), «Derkation von Köper, Atlas, Sammet, Rips, Tuchstoffen, Evangelische Bund und seine Gegner» (Gütersloh | 1889), «Die Stellung der evang. Mission zur Sklavenfrage» (ebd. 1889), «Zur Abwehr und Verständigung. Offener Brief an Herrn Major von Wissmann» (3. Aufl, ebd. 1890), «Evang. Missionslehre» (3 Abteil., Gotha 1892-97).

Warnefried, Paul, f. Paulus Diakonus.
Warneidechse, s. Warane.

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Ihre jüngere Schwester Anna Bartlett W. (geb. 1820) ist die unter dem Pseudonym Amy Lothrop bekannte Verfasserin der Romane: «Dollars and cents» (1853), «Stories of Vinegar Hill» (6 Bde., 1871), «The forth watch» (1872), «Gardening by myself» (1872) u. a.

Warners Safe - Cure - Mittel (engl., spr. ßehf kjuhr), f. Geheimmittel.

Warnfarben, s. Schreckfarben.

Warnow, Fluß in Mecklenburg-Schwerin, entspringt 10 km nördlich von Parchim bei Grebbin, fließt zuerst nordwestlich, dann nordöstlich, wird bei Bütow auf 60 km abwärts schiffbar, nimmt hier rechts die Nebel mit Mildenih auf, wird bei Rostock auch für Seeschiffe fahrbar und mündet, 128 km lang, bei Warnemünde in die Ostsee.

Cementplatten, Farben und ein Dampfsägewerk.

Warp (engl., «Rette»), in der Spinnerei Bezeich nung für Kettenfäden, Kettengarn; Warpspinnerei, eine Spinnerei für Kettengarne.

Warpanker, s. Anker.

Warpen, ein Schiff im Hafen oder in seichten Gewässern mit Hilfe von Warpankern und Trossen vorwärts bewegen.

Warquignies

Warquiguies (spr. -kinnjih), Dorf in der belg. Provinz Hennegau, zum Borinage gehörig, bei Boussu, mit (1900) 1220 E. und Steinkohlengruben. Warragal, wilder Hund, f. Dingo.

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scheins das Eigentum an der Ware veräußern, der Warrantinhaber bleibt gesichert. Ist dieser zugleich Inhaber des Lagerscheins, so hat er Anspruch auf Herausgabe der Ware. Sonst kann er sie bei Verfall der Schuld wie ein Pfand öffentlich verkaufen lassen, um sich wegen seiner Forderung zu befriedigen. Wegen der durch den Verkauf nicht gedeckten Restforderung hat der Warrantinhaber den Regreß gegen seine Vormänner. Das Lagerhaus übernimmt die Haftung für Aufbewahrung der Waren; es haftet aber weder für höhere Gewalt noch für Beschädigung durch mangelhafte Verpackung oder innern Verderb (Handelsgeseßb. §§. 417 u. 390). — Vgl. den Artikel W. im «Handwörterbuch der Staatswissenschaften», Bd. 7 (2. Aufl., Jena 1901).

Warren (spr. worr-), Samuel, engl. Romanschriftsteller und Rechtsgelehrter, geb. 23. Mai 1807 zu Racre in Denbighshire (Wales), bezog 1826 die Universität Edinburgh, ging 1828 nach London, wo er im Inner Temple die Rechte studierte, und trat 1831 als Privatkonsulent (Special Pleader) auf. Jn «Blackwood's Magazine» erschienen 1830 die ersten Kapitel seiner «Passages from the diary of a late physician», die 1832 als Werk herauskamen. Für dieselbe Zeitschrift begann er 1839 den Roman «Ten thousand a year», sein populärstes Werk. Nach längerer Pause erschien der Roman «Now and then» (3 Bde., 1847). Unterdessen hatte W., seit 1837 als Barrister, seine amtliche Thätigkeit fortgesezt und erlangte 1851 die Würde eines Queen's Counsel. Vom Ministerium Derby ward er 1852 zum Syndikus (Recorder) von Hull ernannt; 1856 und 1857 wurde er ins Parlament gewählt, verzichtete aber schon 1859, als der konservative Lordkanzler Chelmsford ihm das Amt eines Master in Lunacy (d. h. eines Richters bei Fällen von Jrrsinn) übertrug. Er starb 29. Juli 1877 zu London. Verdienste als jurist. Schriftsteller hat W. sich besonders durch die «Popular and practical introduction to law studies>>> (1835) und «Blackstone commentaries, systematically abridged» (Lond. 1855 u. ö.) erworben, die in England und in Amerika als Lehrbücher geschäßt sind. Außerdem veröffentlichte er 1853 die in der Litterarisch-philosophischen Gesellschaft zu Hull gehaltene Vorlesung «The intellectual and moral development of the present age» (Edinb. 1853). Eine Auswahl seiner kleinern Schriften erschien als «Miscellanies, critical, imaginative and juridical » (5 Bde., 1854-55).

Warrant (engl., spr. worrent), Vollmacht, Vollziehungsbefehl, Verhaftsbefehl, dann auch die Ur funde, welche die Verwaltung eines Lagerhauses (s. d.) über die bei ihr eingelagerten Waren ausstellt, mit tels deren Übergabe übertragung des Eigentums an den Waren oder deren Verpfändung erfolgt (Einscheinsystem). Im engern Sinne und häufiger versteht man aber unter W. den neben dem Lager- | schein (s. d.) als dem Eigentumsübertragungsschein ausgegebenen Lagerpfandschein (fr. warrant, bulletin de gage), der nur dazu bestimmt ist, die W. zu verpfänden (sog. Zweischeinsystem, weil hier das Lagergut gleichzeitig mittels des einen Scheins veräußert und mittels des andern verpfändet wer den kann). Im Gegensaß zu andern Ländern, wo der besondere Lagerpfandschein teils auf Usance, teils auf besonderer geseglicher Regelung beruht (Frankreich, Geseze vom 28. Mai 1858, 12. März 1859, 31. Aug. 1870, 21. April und 17. Aug. 1888; Spa | nien, Gesez vom 9. Juli 1862; Belgien, Gesez vom 18. Nov. 1862; Basel-Stadt, vom 21. März 1864; | Esterreich, 19. Mai 1866 und 28. April 1889; Ungarn, Handelsgesetzbuch Art. 434-452; Italien, 17. Dez. 1882, 6. Aug. 1893 und 11. Dez. 1898; Genf, 30. Sept. 1872; Solothurn, 26. Juli 1879 u. s. w.), hat sich in Deutschland ein wirkliches Bedürfnis nach gesetzlicher Regelung des Zweischeinsystems nicht ergeben. Das Deutsche Handelsgesey- | buch (Einführungsgesetz vom 10. Mai 1897, Art. 16) beschränkt sich darauf, die Regelung des Rechts der Lagerpfandscheine dem Landesrecht zu überlassen. Es bestimmt nur (§. 363), daß Lagerscheine der staatlich zur Ausstellung solcher Urkunden ermächtigten Anstalten, wenn sie an Order lauten, indossabel sind (f. Orderpapiere), und ferner (§. 424), daß die über: gabe eines indosssabeln Lagerscheins an den durch den Schein zur Empfangnahme Legitimierten für den Erwerb von Rechten am Lagergut dieselben Wirkungen wie die übergabe des Gutes hat. Landesrechtlich eingeführt ist der W., also Zweischeinsystem, nur in Bremen (Gesez vom 13. Mai 1877) und kraft franz. Rechts in Elsaß-Lothringen. Für Waren, die in einer Zollniederlage hinterlegt sind, werden Entrepôtscheine oder Docwarrants ausgegeben. Der W. im engern Sinne enthält wie der Lagerschein den Namen und Wohnort des Hinterlegers, die Bezeichnung der Menge und die Merkzeichen der Waren, das Datum der Ausstellung und die Unterschrift der Anstalt. Der durch den Lagerschein legitimierte Inhaber des Scheins kann die hinterlegten Gegenstände durch Indossierung und übergabe des W. verpfänden. Zu dem Behuf enthält der W. weiter: den Betrag der Pfand summe an Kapital und Zinsen, den Zahlungstag und die von der Anstalt vollzogene Bescheinigung, daß das Pfandrecht mit Bezeichnung der Pfandsumme, der Zinsen und des Zahlungstags in die Register der Anstalt und in den Lagerschein eingetragen ist. Das Pfandrecht geht durch Weiterindossierung auf den jedesmaligen Inhaber des W. über. Dem Inhaber eines mit dem Vermerk, daß ein W. ausgegeben ist, Warrnambool (spr. -bül), Stadt in der brit.versehenen Lagerscheins wird die Ware nicht eber austral. Kolonie Victoria, 265 km westlich von Melausgeliefert, bis die Warrantschuld getilgt oder bisbourne, dicht am Ocean malerisch gelegen, mit gutem deren Betrag bei der Lagerhausanstalt hinterlegt Hafen und (1901) 6410 E., ist Ausfuhrplay für den ist. Der Einlagerer kann unbeschadet der Rechte des nördlich liegenden fruchtbaren Aderbaudistrikt (GeWarrantinhabers durch übertragung des Lager treide, Kartoffeln, Schweine).

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Warrington (spr. wórringt'n), Parlaments, County, Municipalborough und bedeutende Fabrikstadt in der engl. Grafschaft Lancashire, am Mersey und am Manchester-Schiffskanal, bedeutender Eisenbahnknotenpunkt der London and North-WesternBahn, liegt in einer dicht mit Fabriken bedeckten Gegend, hat (1901) 64241 E. gegen 42 552 im J. 1881, enge Straßen, auf dem Marktplay alte bemerkenswerte Holzhäuser, ein Rathaus, Markthallen, Zellengefängnis, Lateinschule, Museum, Kupferstichschule; großartige Fabriken für Baumwoll- und Glaswaren, Maschinen, Feilen und Handwerkzeug, Seile, Leim, Papier, eiserne Dampfschiffe u. s. w. Nur 11 km nordwestlich liegt Saint Helens (s. d.).

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Warschau (Großherzogtum)

Warschau, ehemaliges Großherzogtum W., wurde 1807 aus den Teilen Polens gebildet, die im Frieden zu Tilsit von Preußen abgetreten werden mußten. Das Großherzogtum, zum Rheinbund gehörig, umfaßte anfangs 101 866 qkm mit 2 200000 €. und war in die Depart. Posen, Kalisch, Plozk, W., Lomza und Bromberg geteilt. Durch den Wiener Frieden von 1809 kam noch Westgalizien hinzu, das Österreich abtreten mußte. Leßteres wurde in die Depart. Krakau, Radom, Lublin und Siedlce geteilt, und das Großherzogtum umfaßte nun 154176 qkm mit 3 780 000 €. (S. Historische Karten von Europa II, 7.) Zum Großherzog von W. ernannte Napoleon I. den König Friedrich August von Sachsen, der es aber schon Ende 1812 wieder verlor. Vgl. Skarbek, Dzieje księstwa Warszawskiego (2 Bde., Warsch. 1832).

Warschau. 1) Generalgouvernement im westl. Teil des Russischen Reichs, umfaßt die 10 sog. Weichselgouvernements, die das unter russ. Herr schaft stehende Königreich Polen oder Russisch-Polen bilden (f. Polen, Geographie 2). Der Militärbe: zirk W. besteht aus dem Generalgouvernement W. (außer dem Gouvernement Suwalki, das zum Militärbezirk Wilna gehört), sieben Kreisen des Gou vernements Grodno und zwei Kreisen des Gouverne ments Volhynien.-2) Gouvernement im nördl. Teil von Russisch-Polen, grenzt im N. an die Gouverne ments Plozt und Lomsha, im D. und SO. an Sjedlez, im S. an Radom, im SW. an Petrikau und Kalisch und im W. an die preuß. Provinzen Posen und Westpreußen und hat 17520,3 qkm Fläche mit 1933 689 E. (S. Karte: Westrußland und Ost seeprovinzen, beim Artikel Rußland.) Das Land zieht sich längs des linken Ufers der Weichsel von der Mündung der Piliza an bis zur preuß. Grenze, ein Teil im . liegt rechts von der Weichsel und wird vom Bug und Narew durchflossen. Die Oberfläche ist eben und neigt sich nach W. zu; nur im S. (bei Lowitsch) reichen die leßten niedern Ausläufer der Karpaten hinein. Der Boden besteht stellenweise aus Lehm oder aus Lehm und Sand oder aus Schwarzerde. Wälder nehmen 190 155 Dessätinen ein. Das Klima ist gemäßigt, der Regen beträchtlich (am meisten im Juli), Schneefall gering. Die Be völkerung besteht aus Polen, Juden, Deutschen und Russen. Der Ackerbau steht der Industrie nach; gebaut werden vorwiegend Roggen, Hafer, Kartoffeln, auch Flachs. Die Fabrikindustrie umfaßte (1895) 1935 Anlagen mit 33 Mill. Rubel Produktion, dar unter 19 Zuckerfabriken (10,3), 45 Branntweinbrennereien (2,9), die Leinwandfabrik in Zyrardów (4,5), die Wollfabrik in Marki (1,8), 2 Bapierfabriken (1,5 Mill. Rubel), ferner Seifen- und Lichterfabriken, Dampfmühlen, Glas-, Porzellanfabriken u. a. Das Eisenbahnnez umfaßt 660 km. Es giebt 547 christl. und 538 jüd. Schulen. Das Gouvernement W. in seinem jezigen Bestand, seit 1894, zerfällt in 14 Kreise: Blon, Gostinin, Grojez, Kutno, Lowitsch, Neschawa, Nowominsk, Plonst, Pultust, Radimin, Sterne wizy, Sochatschew, W. und Wlozlawsk. 3) Kreis im östl. Teil des Gouvernements 2., von der Weichsel in zwei ziemlich gleiche Hälften geteilt, hat 1499,1 qkm, 182041 E. (ohne die Stadt W.), Acer, Gartenbau, Viehzucht, viele Fabriken.—4) W., poln. Warszawa, russ. Warschawa (Varšava), lat. Varsovia, franz. Varsovie, engl. Warsaw, Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Polen, jest des Generalgouvernements W. und Gouvernements W., unter (die Sternwarte)

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52° 13′5′′ nördl. Br. und 21° 1' 17" östl. L. von Greenwich, in 110 m Seehöhe, auf einer leicht gewellten, zur Weichsel geneigten Ebene, größtenteils am linken, 33 m hohen und ziemlich zerklüftet ab

fallenden Ufer der Weichsel, und nur zum kleinern Teil (die Vorstadt Praga) am rechten, weniger erhobenen Ufer. Das Klima ist unbeständig. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 7,89°, im Juli 19,31°, im Januar -5,69° C., die Menge der Niederschläge 571 mm. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, öffentlichen Gebäude u. s. w.) Größe und Bevölkerung. Der Hauptteil der Stadt zieht sich in einer Breite von 1 bis 3 km auf 8 km links an der Weichsel hin und hat (außer der Uferlinie) einen Umfang von 17 km und einen Flächenraum von 22,6 qkm; der Stadtteil auf der rechten Seite hat (ebenfalls ohne die Uferlinie) 13,3 km Umfang und 7,9 qkm Fläche. Außerdem kommen auf die Weichsel innerhalb der Stadt 2,6 qkm. W. hatte 1820: 100338, 1840: 139591, 1858: 158817, 1882: 382964, 1897: 638 208 E., davon sind Polen und Katholiken 56, Israeliten 32, Russen und Orthodore 8,5 Proz. Die Geburten betrugen (1887-92) durchschnittlich jährlich 42,87, die Eheschließungen 9,35, die Todesfälle 26,83 auf 1000 E.; 1896 in ab: soluten Zahlen 22908, 5538, 13035. In Garnison liegen die 3. Gardeinfanteriedivision (4 Regimen ter), das Infanterieregiment Nr. 40, 5 Reserveinfanterieregimenter, 1 Ülanen, 1 Husarenregiment, das 2. Drenburgische Kosakenregiment, 2 Sotnien Ku bankosaken, mehrere Batterien Artillerie, Sappeure u. a.; an Festungstruppen 6 Bataillone Festungsartillerie und 4 Bataillone Festungsinfanterie.

Anlage, Brüden, Festungswerke. W. besteht aus der Altstadt mit engen, frummen Straßen und altertümlichen Gebäuden, aus der sich nördlich anschließenden Neustadt und aus mehrern Vorstädten, die jest jedoch Hauptteile und Straßen der Stadt geworden sind: die Krakauer Vorstadt, die Neue Welt (Nowy świat), die Ujazdowska, die Marschalkowska, Solec, Grzybow, Leszno u. a., besonders aber rechts an der Weichsel Praga (s. d.), das sich auch noch durch Vorstädte erweitert hat. W. hat 11 Stadtthore mit Schlagbäumen (rogatki). Außerhalb der selben liegen im Westen noch die Vorstädte Wola, Czyste und Powonski. über die Weichsel führen zwei Brücken: die Aleranderbrücke, eine eiserne Gitterbrücke auf 5 Strompfeilern, 508 m lang, 1865 für 6 Mill. Rubel erbaut, und stromabwärts am Nordende der Stadt die Eisenbahnbrüde, 1876 erbaut, mit einem Brückenkopf (dem Fort Sliwiztij) am rechten Ufer und der aus 5 Bastionen auf der Landseite bestehenden Alexandercitadelle am linken Ufer. Die lettere wurde 1832-35 auf Kosten der Stadt gebaut, zur Strafe für den Aufstand von 1830. Im Innern findet sich neben den Militärgebäuden das Gefängnis für polit. Verbrecher, eine russ. Kirche und ein Obelist (20 m hoch) zu Ehren Kaiser Alexanders I. Die Citadelle ist in neuerer Zeit mit sechs kleinen, auf 500 m vorgeschobenen Werken umgeben. Außerdem sind seit 1883 noch 15 detachierte Forts in einem Halbmesser von 5 bis 7 km von der Alexanderbrücke aus um W. gelegt und dieses zu einer großen Lagerfestung gemacht worden. Am linken Ufer liegen Augustowska, Pow

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