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Virginal

Virginische Inseln

Vergiliana (Meißen 1867); Schwieger, Der Zau- |
berer Virgil (Berl. 1897); die erschöpfendste Behand:
lung der Sage bei Comparetti, Virgilio nel medio
evo (Livorno 1872; 2. Aufl., 2 Bde., Flor. 1896; |
deutsch von Dütschke, Lpz. 1875).

Virginal, auch Dietrichs Drachenkämpfe, Dietrich und seine Gesellen oder Dietrichs erste Ausfahrt genannt, Dichtung der deutschen Heldensage im Berner Ton, die, um 1250 entstanden, viele Umarbeitungen durchzumachen hatte. Sie erzählt die ersten Abenteuer des jungen unerfahrenen | Dietrich, eine wüste Abenteuermasse, die von den höfischen Romanen unerfreulich beeinflußt ist. Neueste Ausgabe von Zuriza im «Deutschen Heldenbuch», Bd. 5 (Berl. 1870).

Virgināl, Musikinstrument, s. Spinett. Virgines ecclesiasticae oder Virgines canonicae (lat.), Jungfrauen, die den Schleier nahmen, aber in ihren Familien lebten und nur Ehe losigkeit versprachen; im Falle der Verarmung wurden sie aus dem Kirchenvermögen erhalten.

Virginia, der 50. Planetoid.

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Virginia (spr. wördschinniě), einer der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 36° 31′ und 39° 27′ nördl. Br. und 75° 13′ und 83° 37′ westl. L., grenzt im N. an Westvirginia und Maryland, im . an Maryland und den Atlantischen Ocean, im S. an Nordcarolina und Tennessee und im W. an Kentucky und Westvirginia (s. Karte: Vereinigte Staaten von Amerika III. Östlicher Teil), umfaßt 109940 qkm, zählte 1790: 747610, 1880: 1512565 E., 1890: 1655980, 1900: 1854184 C., darunter 661329 Farbige und 19461 im Ausland | Geborene. Das quarternäre, niedrige Küstengebiet mit zahlreichen Sümpfen und Fichtenwaldungen dehnt sich etwa 200 km landeinwärts bis zu den untern Fällen der Flüsse. Hierauf folgt das Hügelland (Tertiär und Kreide) und im Westen durchziehen die Alleghanies, namentlich die Blue Ridge, den Staat. Hier befinden sich viele schöne Landschaften, Naturmerkwürdigkeiten und Mineralquellen, und das Klima ist gesünder als an der Küste. Die bedeutendsten Flüsse sind Potomac mit dem Shenandoah, James River mit dem Appomattox, Rappahannock, York und Roanoke. Der Haupterwerbszweig ist der Ackerbau; es werden besonders Mais, Weizen, Hafer, Kartoffeln und Heu gewonnen. In Bezug auf Tabak steht V. nur hinter Kentucky zurück. In der Küstenregion ist der Anbau von Gemüsen und Erdeicheln (peanuts, jährlich für 2,5 Mill. Doll.), in der gebirgigen Region auch die Viehzucht (1899: 240000 Pferde, 36000 Maulesel, 240000 Milchkübe, 320000 andere Rinder, 380000 Schafe und 900000 Schweine) und der Bergbau von Bedeutung. 1898 lieferte V. 557 000 t Eisenerze, für 1070000 Doll. (1815000 t) Koblen, 531000 t Roks, Kalkstein, Granit, Schiefer, Manganerz und etwas Gold. Die Wälder gewähren noch einen beträchtlichen Ertrag. In der Industrie nehmen Tabaksfabriken und Getreidemühlen, ferner Säge: mühlen den ersten Rang ein. Der Census von 1890 zählte 5915 industrielle Etablissements, die 59591 Leute beschäftigten. Der Wert der Robmaterialien betrug 50 Mill. Doll., der Fabrikate 88 Mill. Doll.; davon entfielen 12 Mill. auf Meble, 12 Mill. auf Kau-, Rauch- und Schnupftabak, 6 Mill. auf Blättertabakbehandlung, 4 Mill. auf Cigarren und Cigaretten und 5 Mill. auf Sägemüblprodukte. 1901 war die Länge der Bahnen 6020 km. Die 6035 |

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öffentlichen Schulen für Weiße wurden 1895 von
235000, die 2243 für Farbige von 120000 Kindern
besucht. Eine Universität ist in Charlottesville. V. ist
in 100 Counties geteilt; Hauptstadt ist Richmond.
4, die 100 Repräsentanten auf 2 Jahre gewählt.
Der Gouverneur und die 40 Senatoren werden auf
Zum Kongreß jendet V. (1900) 10 Repräsentanten.
Seit 1893 befindet sich die Staatsschuld (1901:
26,8 Mill. Doll.) in einem Zustande der Ordnung.
wichtigste europ. Kolonie in Nordamerika. Das Land
V. war die älteste und lange Zeit hindurch die
wurde von Sir Walter Raleigh (j. d.) 1584 zuerst
Elisabeth V. nannte. 1606 erhielten zwei Gesell-
besucht, der es zu Ehren der jungfräulichen Königin
schaften, die London- und die Plymouthcompagnie,
Freibriefe für das Land, von denen die erstere 1607
auf, und 1619 erhielt sie eine Volksvertretung. 1624
Jamestown gründete. Die Kolonie blühte schnell
wurde V. in eine Kronkolonie umgewandelt. Dies
blieb sie bis zum Beginn des Unabhängigkeits-
krieges 1775, an dem sie den thätigsten Anteil nahm.
in Wirksamkeit blieb, worauf bis 1851 wiederholte
V. gab sich 1776 seine erste Verfassung, die bis 1830
Veränderungen eintraten. Beim Beginn der Seces-
sion suchte V. anfangs zu vermitteln, bis es sich
23. Mai 1861 doch den Konföderierten Staaten an-
schloß, deren Hauptstadt Richmond wurde, mit dessen
Der westl. Teil V.s war der Union treu geblieben
Einnahme (Mai 1865) der Kampf beendigt war.
und hatte sich schon Juni 1861 als Westvirginia (s. d.)
des Krieges gab sich V. 1870 eine neue Verfassung.
von dem Mutterlande getrennt. Nach Beendigung
Vgl. J. E. Cooke, Virginia (Bost. 1883); Handbook
of V. (Richmond 1893); Bruce, Economic history
of V. in the 17th century (2 Bde., Lond. 1896); Fiste,
Old V. and her neighbours (2 Bde., Bost. 1897).

röm. Plebejers Virginius. Sie wurde von ihrem
Virginia, nach der röm. Sage die Tochter des
Vater getötet, als ihre Jungfräulichkeit durch den
Decemvir Appius Claudius (s. d.) bedroht war.

ort des County Storey im nordamerik. Staate Ne-
Virginia City (spr. wördschínniě ßitti), Haupt-
vada, liegt im Washoegebirge, am Abhange des
Mount - Davidson (2385 m) und ist mit der nahen
Carson-Colorado-Bahn durch eine Zweigstrecke ver-
bunden. Nach Entdeckung und Ausbeutung der reichen
Silberminen blühte der Ört rasch auf, ging aber bald
wieder zurück und zählte 1900 nur noch 2695 E.

(engl. Virgin-Islands; franz. Iles-Vierges; span. Virginische Inseln oder Jungferninseln Islas Virgineas), Gruppe von nahezu 100 Eilanden in Westindien, östlich von Portoriko, die 1494 von Columbus entdeckt und von diesem nach den 11000 Jungfrauen, nach anderer Angabe erst von Sir Fr. Drake (1580) zu Ehren seiner jungfräulichen Königin Elisabeth_benannt wurde. (S. Karte: Antillen.) Nur etwa der vierte Teil ist bewohnt und in Kultur genommen; die übrigen sind felsig, wasserarm und unergiebig. Die V. J. bestehen aus einer südl. Zone von alten Eruptivgesteinen und Serpentin und einer nördlichen von Kreidekalken. Das Areal der wirklich kolonisierten wird auf 693,7 qkm, ibre Bevölkerung auf 39050 Seelen angegeben. Sie liefern zur Ausfuhr Zucker, Melasse, Rum, Indigo, Salz, Baumwolle, Tabak, Gelbbolz, Piment und Ingwer. Die Wälder enthalten nügliche Bäume. Eine Fülle von Guineagras bietet gute Weide, und die Küsten sind fischreich. Das Klima ist veränderlich. Es giebt zwei nasse und zwei trodne Jahres

Virginische Schlangenvurzel

Visage

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zeiten. Der westl. Teil gehörte bis 1898 den Spa | die an demselben angebrachten Kräfte keine Arbeit niern, seitdem den Vereinigten Staaten von Amerika, | leisten können. Besondere Beispiele s. Maschine. der östliche den Engländern, die Mitte den Dänen. V. V. nennt man nun alle miteinander und mit Amerikanisch (zu Portoriko gerechnet) sind: Culebra den Verbindungen der Maschine oder des Systems oder die Schlangeninsel, Culebrita und Vieques überhaupt verträglichen sehr kleinen Verschiebungen (6000 E.) oder die Krabbeninsel, zusammen 169,6qkm. der Angriffspunkte der Kräfte. Projiziert Auf Vieques, mit dem Hafen Isabel Segunda, haben man die V. V. k (s. beistehende Figur) auf alle drei Nationen das Recht der Baumfällung, der die Richtung der Kraft P, d. h. rechnet man Jagd und des Fischfangs. Dänisch sind Sankt Tho- | dieselbe im Sinne der Kraft, so ist durch das mas (s. d.), Sainte Croir (s. d.) und Saint John (j. d.) Produkt Pp der Kraft in diese Projektion p mit zusammen 359 qkm und (1901) 30504 E., eng die der Verschiebung k entsprechende Arbeit lisch die übrigen Inseln, Tortola (s. d.), Virgin oder das sog. virtuelle Moment gegeben. Gorda, Anegada u. s. w., zusammen 165 qkm mit Gleichgewicht besteht, wenn die Summe aller (1901) 4908 E. [lochia. (positiven und negativen) Arbeiten gleich Null Virginische Schlangenwurzel, i. Aristo- ist. Dieser Saß heißt das Princip der V. V. Virginische Wachtel, s. Baumbühner. Virgo (lat.), Jungfrau.

Virial (vom lat. vis, Kraft), ein von Rud. Jul. Em. Clausius (s. d.) eingeführter Begriff der Medanik. Derselbe bedeutet die mittlere lebendige Kraft eines in stationärer Bewegung begriffenen Systems, und ist gegeben durch den Mittelwert von: − Σ (Xx + Yy + Zz), worin X, Y, Z die Kräfte und x, y, z die Koordinaten bezeichnen.

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Nach Huyghens sind die lebendigen Kräfte von der geleisteten Arbeit abhängig. Wo keine Arbeit geleistet wird, entstehen keine lebendigen Kräfte, also auch keine Geschwindigkeiten; die betreffenden Bewegungen treten also überhaupt nicht ein. Da nun, solange Arbeit geleistet werden kann, Bewegungen stattfinden, so wird im allgemeinen stabiles Gleichgewicht erst dann eintreten, wenn keine Arbeit mehr geleistet werden kann, oder wenn die geleistete Arbeit Viriăthus, ein Hirte aus Lusitanien (Portugal), | möglichst groß geworden ist. Auch der Fall der kleinwar im Unabhängigkeitskriege gegen die Römer 149 sten Arbeit entspricht einem Gleichgewichtsfall, näm-139 v. Chr. der heldenmütige und geschickte Führerlich dem labilen Gleichgewicht (s. d.). seines Volks. Jahrelang behauptete er Lusitanien Virtuosität (vom ital. virtuoso, tüchtig, kräfund Südspanien siegreich gegen eine Reiberöm.Statt: tig), hoher Grad von Kunstfertigkeit; Virtuos, halter, von denen nur Q. Fabius Ümilianus (144) | einer, der es in Ausübung einer Kunst (besonders einigermaßen gegen ihn aufkommen konnte. 141 der Musik) zu vollendeter Fertigkeit gebracht hat. hatte er bei Ämilianus' Nachfolger Servilianus be- Virtus, Personifikation der Tapferkeit, die in reits die Anerkennung der Unabhängigkeit Lusita-Rom göttliche Verehrung genoß, namentlich zuniens durchgesezt. Allein der folgende Statthalter | sammen mit Honos (s. d.), und auf Münzen und Servilius Capio brach den Vertrag und behielt bald Reliefs der Kaiserzeit häufig in amazonenartiger im Felde die Oberband, daneben gewann er in der Gestalt mit Helm und Schwert dargestellt ist. Umgebung des V. Verräter, die ihn 139 ermordeten. Viribus unītis (lat., «mit vereinten Kräften»), Wahlspruch des Franz-Josephs-Ordens (s. d.).

Virīl (lat.), männlich, mannhaft, mannbar; Birilportion (Portio oder Pars virilis), der auf den Einzelnen kommende Anteil (bei Erbschaften); Virilität, Mannesalter, Mannbarkeit.

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Virtuti in Bello (lat., «für Tapferkeit im
Kriege»), Devise des sächs. Heinrichsordens (s. d.).
Virulént (lat.), giftig (s. Virus).
Virulénz (lat.), s. Virus.

Virūnum, Stadt in Noricum (j. d.).

Virus (lat., d. i. Saft, Jauche), das krankmachende Gift von Bakterien, auch die krankmachenVirilstimmen (lat. vota virilia), im Fürsten den Bakterien selber. Man nahm ursprünglich an, kollegium auf dem ehemaligen deutschen Reichstage daß Bakterien rein mechanisch, etwa durch Verle im Gegensage zu den Kuriatstimmen (s. d.) der un gung der Blutgefäße oder dadurch, daß sie dem mittelbaren Reichsprälaten und Reichsgrafen die Körper den Sauerstoff entzögen, schädlich wirkten; dem einzelnen Reichsstande zustehenden Stimmen. dem gegenüber zeigte Panum 1856, daß es bakteriell Ein gleicher Unterschied fand bei dem Engern Rate des entstandene Gifte gäbe, und jetzt weiß man, daß die Deutschen Bundes statt, wo die 38 (zulezt nur noch meisten Bakterien durch die Produktion eines V. 32) Bundesmitglieder zusammen nur 17 Stimmen | krankmachend wirken; die Entstehung des V. und batten, von denen 11 Stimmen Viril- und 6 Kuriat | sein Verhalten im Organismus sind aber sehr verstimmen waren. Im jezigen deutschen Bundesratschieden, ebenso der Grad der Giftwirkung (die Viruhaben alle Bundesglieder, auch die kleinsten, V. lenz) bei verschiedenen V. Die Virulenz wird an Virīt, eine in Nordamerika bergestellte Art Dyna- | Tieren ausprobiert, wie es namentlich Behring geVirītim (lat.), Mann für Mann. [mit (s.d.). lehrt hat. Virolafett, s. Myristica. Viromanduer, f. Belgen.

Virovitih, Virovitice, deutscher_und slaw. Name von Veröcze (s. d.) in Kroatien und Slawonien. Virtuell (fr.), der Kraft nach vorhanden (ohne jedoch bereits sich wirksam zu äußern).

Virtuelles Bild, s. Bild.

Virtuelle Verschiebung. Nach einem von Stevin und Galilei erkannten und von Joh. Bernoulli verallgemeinerten Saße besteht an einer Maschine und ebenso an einem System mehrerer teilweise miteinander verbundener Körper Gleichgewicht, wenn bei einer möglichen kleinen Verschiebung des Systems

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Vis (lat.), Gewalt (s. d.); V. ablatīva, zwingende Gewalt (j. Raub); V. armāta, die bewaffnete Macht; V. attractiva, die Anziehungskraft; V. comica, die Kraft der Komik; V. compulsiva, Drohung; V. inertiae, Beharrungsvermögen (f. d.); V. justa und V. injusta, j. Gewalt; V. legis, Gesegestraft; V. major, 1. Höbere Gewalt; V. motrix, die be wegende Kraft; V. privāta und V. publica, f. Gewalt; V. probandi, Beweistraft; V. vitālis, f. Lebenskraft; Crimen vis, das Verbrechen der Gewaltthätigkeit (Nötigung u. s. w.).

Visa, soviel wie Visum (s. d.).
Visage (fr., pr. wisabsch'), Gesicht.

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Vis-à-vis (fr., spr. wisawih), gegenüber; auch
das Gegenüber (Wohnung, Person u. s. w.). über
V. als Musikinstrument s. Doppelflügel.
Visaya (Bisaya, Wissaja oder Bissaja),
Volksstamm auf den Philippinen (f. d.).

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| gestellt und 1806 als altes Metall verkauft wurde, nach Frankreich wanderte und dort verschollen ist. Andere Arbeiten V.8 sind ferner ein Epitaph der Frau Margarete Tucher im Dom zu Regensburg (1521), ein Epitaph in der Egidienkirche zu Nürnberg, die Gedächtnistafel des Propstes Anton Kreß in der Lorenzkirche daselbst.

Viscacha (spr. wistática, Lagostomus), Gat tung der Nagetierfamilie Chinchilla (s. d.) mit 2 Back zähnen jederseits, großen abgerundeten Ohren und Unter seinen Söhnen zeichneten sich Hans, Herlangem buschigem Schwanze, an den vordern Füßen mann und Peter V. der Jüngere aus. Dem mit 5, an den hintern mit 4 Zehen und kurzen Nägeln. leztern scheinen namentlich ein Epitaph des KardiDie Gattung umfaßt nur eine Art, das Feld-nals Albrecht, Erzbischofs von Mainz, in der Stiftsviscacha (Lagostomus trichodactylus Brookes). Viscera (lat.), die Eingeweide; visceral, zu den Eingeweiden gehörig, diese betreffend; Visceralneuralgie, die Neuralgie der sensiblen Einge weidenerven; Visceralsyphilis, die Syphilis der innern Organe.

Visceralbogen, s. Kiemenbogen.

Vischer, eine Nürnberger Künstlerfamilie. Hermann V. der Ältere, erhielt 1453 in Nürnberg als Rotschmied das Bürger- und Meisterrecht und starb 1487. Von ihm rührt das reich verzierte Taufgefäß in der Pfarrkirche zu Wittenberg (1457) her; auch schreibt man ihm einige der Bronzegrabplatten in den Kirchen zu Bamberg zu.

tirche zu Aschaffenburg, das Grabmal des Kurfürsten Friedrich des Weisen in der Schloßkirche zu Wittenberg, ein Bogenschüße im Rathause zu Nürnberg anzugehören. Die Frage, wer die Modelle zu den Vischerschen Arbeiten gefertigt, hat man dahin entschieden, daß der ältere Peter V. sich anfangs der Nürnberger Bildschniger bediente; doch ist es erwiesen, daß seine Söhne, von denen Hermann in Italien war, zum Teil eine künstlerische Ausbildung erhalten batten und selbst Modelle fertigten. Schon beim Sebaldusgrab scheint dies der Fall gewesen zu sein.

Vgl. Bergau, Peter V. und seine Söhne (Lpz. 1878); Peter V.3 Werke (photogr. Publikationen mit Tert von Lübke, Nürnb. 1875 fa.); Seeger, Peter V. der Jüngere (Bd. 23 der «Beiträge zur Kunstgeschichte», Lpz. 1897).

Peter V. der Ältere, Sohn Hermanns, geb. um 1455, gest. 1529, übernahm 1487 die väterliche Gießhütte. Zu seinen ersten Arbeiten gehört die Vischer, Friedr., Ästhetiker, geb. 30. Juni 1807 frei auf einem Löwen stehende Statue des Grafen zu Ludwigsburg, studierte seit 1821 im Seminar Otto IV. von Henneberg in der Stiftskirche zu Röm- | zu Blaubeuren, seit 1825 in dem zu Tübingen Theohild, vermutlich 1493 aufgestellt. Im lezten Jahr-logie, wurde 1830 Pfarrvikar in Horrheim bei zehnt des 15. Jahrh. führte V. auch die Grabdent Vaihingen und im Herbst 1831 Repetent im Semäler für verschiedene Domherren und drei Bischöfe minar zu Maulbronn. Im Winter 1832-33 und von Bamberg für den dortigen Dom aus. Der folgenden Sommer besuchte er Göttingen, Berlin, Ruhm seiner Arbeiten verschaffte dem Künstler Auf- Dresden, Wien, Tirol, München, wo besonders seine träge aus den fernsten Gegenden, aus Breslau, Neigung für die Kunst Nahrung fand. 1836 habiliKratau, Meißen. Eine vollständige Tumba (mit tierte er sich in Tübingen und erhielt 1837 eine fast runder Figur, Baldachin über architektonischem außerordentliche Professur in der philos. Fakultät; Aufbau und reichstem Schmuck) bildet das noch ganz seit 1838 wandte er seine ganze Kraft ausschließlich im got. Stil gehaltene Grabmal des Erzbischofs der Ästhetik und der deutschen Litteratur zu. Die Ernst im Dom zu Magdeburg (1497). Von ähn Reisen, die er im Aug. 1839 bis Herbst 1840 durch licher Ausführung, nur kleiner und einfacher, ist das Italien, Sicilien und Griechenland, wie im Herbst Grabmal des Grafen Hermann von Henneberg und 1843 durch Oberitalien unternahm, waren ganz dem seiner Gemahlin Elisabeth von Brandenburg in der Kunststudium gewidmet. V. wurde 1844 zum ord. Stiftskirche zu Römhild, desgleichen das des Grafen Professor ernannt, aber infolge seiner freimütigen Eitel Friedrich II. von Hohenzollern und seiner Ge- Antrittsrede (Tüb. 1844) und einiger in den vorher mahlin Magdalena von Brandenburg in der Stadt erschienenen «Kritischen Gängen» (2 Bde., Tüb. kirche zu Hechingen. Auch für das Grabdenkmal 1844) enthaltenen Stellen auf Betreiben der kirchKaiser Marimilians I. in Innsbruck modellierte und lichen und pietistischen Partei auf zwei Jahre suspengoß er zwei Figuren (König Arthur und Theodorich). diert. Ostern 1847 trat er seine akademische ThätigDie bedeutendste Leistung V.3 ist das tempelför- teit als Lehrer wieder an. 1848 wurde V. in die mige Gehäuse um den silbernen Sarkophag des heil. Deutsche Nationalversammlung gewählt, wo er mit Sebaldus in der Kirche dieses Namens zu Nürn der gemäßigten Linken stimmte. 1849 folgte er dem berg, an dem er mit seinen fünf Söhnen zwölf Jahre Reste des Parlaments nach Stuttgart, wo er nun (1508-19) arbeitete. Dieses Denkmal, der bervor mit einer kleinen Minderheit in Opposition gegen ragendste deutsche Erzguß, besteht aus einem Unter den Plan der Majorität trat, von Württemberg aus bau, auf welchem, etwa in Gesichtshöhe, der silberne Deutschland zu revolutionieren. Im Herbst desselben Sarg ruht, und einem darüber errichteten, von Jahres nahm er seine akademische Thätigkeit wieder zwölf Pfeilern getragenen Baldachin von 2,57 m auf. 1855 folgte V. einem Rufe an das EidgenöfLänge, 1,37 m Breite und 4,71 m Höhe. Der Unter-sische Polytechnikum und die kantonale Hochschule bau ist mit Reliefs aus dem Leben des Heiligen, der Baldachin mit vielen biblischen, mytholog., alle: gorischen und phantastischen Figuren geschmückt. (S. Tafel: Deutsche Kunst VI, Fig. 10.) Auch der Künstler hat sich in seiner Tracht, wie er in der Gießhütte umzugehen pflegte, angebracht. Ein noch größeres Werk war ein von der Familie Fugger bestelltes, von V. jedoch nicht mehr vollendetes Gitter, das später im Rathause zu Nürnberg auf- |

zu Zürich. 1866 kehrte er nach Württemberg zurück, wo ihm die Professur der Ästhetik und deutschen Litteratur sowohl an der Universität zu Tübingen als am Polytechnikum zu Stuttgart übertragen ward. V. lehrte anfangs abwechselnd an beiden Anstalten, beschränkte aber seit 1869 sein Wirlen auf leytere. Er starb 14. Sept. 1887 in Gmunden.

V.3 bedeutendstes Werk ist die «Ästhetik, oder Wissenschaft des Schönen» (3 Bde., Stuttg. 1847

Vischering Visconti (Adelsfamilie)

353

dem Bayern 1328 zum Statthalter in Mailand ernannt, trat er später auf die päpstl. Seite über.

Giovanni V., geb. 1290, Bruder des vorigen, regierte, seit 1342 Erzbischof von Mailand, gemeinsam mit seinen drei Neffen die Stadt; er gewann Bologna durch Kauf und vorübergehend auch Genua (1353). Nach seinem Tode (5. Okt. 1354) teilten sich jene, Matteo V. II. (gest. 1355), Galeazzo V. II. (gest. 1378) und Bernabò (gest. 1385), in die Herrschaft. Lettere beiden zeichneten sich als tapfere Krieger aus, doch gingen Genua und Bologna unter ihnen verloren.

-58), das die Entwicklung der spekulativen Üsthe- | schaft fast über die ganze Lombardei aus. Von Ludwig til von Kant bis Hegel zusammenfaßt. Während | seines Aufenthalts in Zürich veröffentlichte er eine neue Folge der «Kritischen Gänge» (1. bis 5. Heft, Lucchino V., Nachfolger des vorigen, Sohn des Stuttg. 1861-66; Heft 6, ebd. 1873) und unter Matteo V., geb. um 1287, ermordet 24. Jan. 1349, dem Pseudonym Deutobold Symbolizetti Allegorio: herrschte mit Strenge, aber auch mit Glück über witsch Mystifizinski die Schrift «Faust. Der Tra- | Mailand, das er verschönerte und dessen Macht er gödie dritter Teil» (ebd. 1862; 2. umgearbeitete namentlich über Piemont und die Lunigiana ausund vermehrte Aufl. 1886; neue Ausg. 1900), eine dehnte; ihm verdankt die Stadt die Einführung der Satire auf die Ausleger des zweiten Teils von Seidenindustrie. Dichter und Gelehrte hatten an Goethes «Faust». Anonym erschienen von ihm auch ihm und seinem Nachfolger einen eifrigen Gönner, « Epigramme aus Baden-Baden» (Stuttg. 1867). namentlich Petrarca. Ferner veröffentlichte er die vortreffliche Schrift «über das Erhabene und Komische» (Stuttg. 1837), «Der deutsche Krieg 1870-71, ein Heldengedicht aus dem Nachlaß des seligen Phil. Ulr. Schartenmayer» (1. bis 4. Aufl., Nördl. 1874; 5. Aufl. 1876), «Goe- | thes Faust. Neue Beiträge zur Kritik des Gedichts» (Stuttg.1875), den eigenartigen Roman «Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft» (1879; 8. Aufl., 2 Bde., ebd. 1900), «Lyrische Gänge» (1882; 3. Aufl., ebd. 1900), «Altes und Neues» (ebd. 1881, 1882, 1889), « Allotria» (ebd. 1892). V. «Vorträge» (1. Reihe: «Das Schöne und die Kunst. Zur Einführung in die Üsthetik»; 2. Reihe: «Shakespeare Vorträge», Bd. 1 -5, Stuttg. 1898-1903) giebt sein Sohn Robert heraus. Vgl. Keindl, Friedr. Theod. V. (Prag 1888); Frapan, Vischer-Erinnerungen (2. Aufl., Stuttg. 1889); W. Lang, Von und aus Schwaben, Heft 6 (ebd. 1890); Ziegler, Friedr. Theod. V. (ebd. 1893). | Sein Sohn Robert, geb. 22. Febr. 1847 in Tübingen, 1882 außerord. Professor der Kunst geschichte in Breslau, 1885 ord. Professor in Aachen, seit 1893 an der Universität Göttingen, schrieb «über das optische Formgefühl» (Lpz. 1872), «Luca Signorelli und die ital. Renaissance» (ebd. 1875), «Kunstgeschichte und Humanismus» (Stuttg. 1880), «Studien zur Kunstgeschichte» (ebd. 1886) und giebt die Vorträge seines Vaters heraus (j. oben). Bischering, Freiherr von Droste zu, Erzbischof von Köln, s. Droste zu Vischering.

Vischnutherĭum, s. Sivatherium.
Biscin, f. Vogelleim.

Visconde, Visconte, s. Vicomte.
Visconti (lat. Vicecomites), eine bereits im
11. Jahrh. genannte lombard. Adelsfamilie, seit
1277 Herren von Mailand, seit 1395 dessen Herzöge; |
ihr Name weist darauf hin, daß sie früher mit kaiserl. |
Befugnissen ausgestattete Grafen waren.

Ottone V., geb. 1208, wurde 1263 Erzbischof von Mailand, drang aber erst 1277 an der Spike der Ghi bellinen gegen die della Torre durch, welche sich nach Auflösung des lombard. Städtebundes zu Herren der Stadt aufgeworfen hatten und die V., ihre Nebenbuhler, aus derselben zu verdrängen suchten.

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Gian (Johann) Galeazzo V., Sohn des Galeazzo II., Gemahl Isabellas von Valois, Graf von Vertus, geb. um 1347, unterwarf sich Pisa, Siena, Perugia, Padua und Bologna, schmälerte Besiz und Macht fast sämtlicher Herren von Oberitalien, erkaufte 1. Mai 1395 von Wenzel den Herzogstitel, schlug einen Angriff Ruprechts auf Mailand 1401 ab und wollte sich zum König von Italien aufwerfen, als er 3. Sept. 1402 zu Melegnano an der Pest starb. Er förderte Kunst und Wissenschaft, begann den Bau des Mailänder Doms sowie der Kartause und der Tessinbrücke bei Pavia, stiftete die reiche Bibliothek, eine Bau- und Malerakademie zu Mailand, stellte die Universität zu Piacenza wieder her und hob die von Galeazzo II. 1361 zu Pavia gegründete; seinen Hof verherrlichten die berühmtesten Männer seiner Zeit. Vgl. C. Belgiojoso, Il conte di Virtù, storia italiana del secolo XIV (Mail. 1861); P. Ghinzoni im «Arch. storico lombardo» (1882); G. Romano, Giangaleazzo V. e gli eredi di Bernabò (Mail. 1891).

Seine Tochter Valentine (gest. 1408) heiratete 1389 den Herzog Ludwig von Orleans; hierauf gründete Frankreich seine schon 1447 und dann mit Erfolg von Ludwig XII. geltend gemachten Ansprüche auf Mailand. Vgl. Mary Robinson, The end of the middle ages (Lond. 1888); M. Faucon, Le mariage de Louis d'Orléans et de Valentine V. (im «Arch. des missions», Par. 1882); Jarry, La vie politique de Louis de France, duc d'Orléans 1372-1407 (ebb. 1890).

Seine drei Söhne Giammaria (geb. 1388, ermordet 16. Mai 1412), Filippo Maria (geb. 1391, Matteo V., geb. 1250, Neffe des vorigen, über gest. 13. Aug. 1447) und Gabriele Maria (entnahm nach dessen Tode (1295) die Herrschaft überhauptet zu Genua im Sept. 1408) teilten wieder das Mailand, nachdem er schon 1294 von Adolf von Nassau zum Reichsvikar ernannt worden war, ward aber 1302 von Guido della Torre verjagt und kam erst 1311 wieder in den Besitz der Macht, gestütt auf Kaiser Heinrich VII.

Galeazzo V., geb. 1277, Sohn des vorigen, nach dessen Tode (24. Juni 1322) er die Regierung von Mailand übernahm, war schon 1313 von Hein rich VII. zum Statthalter von Piacenza ernannt worden. Er starb 6. Aug. 1328.

Azzo V., Nachfolger und Sohn des vorigen, geb. 1302, gest. 14. Aug. 1339, dehnte Mailands HerrBrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. R. A. XVI.

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Land unter sich, welches unter den von den Condottieri geführten unaufhörlichen Kriegen unsäglich litt. Aus der äußersten Bedrängnis vermochte sich Filippo Maria, der keine Söhne hatte, schließlich nur zu retten (1441) durch Vermählung seiner Tochter Bianca Maria V. (gest. 23. Okt. 1468) mit Francesco Sforza (s. d.), seinem frühern Feldhauptmann. Mit Filippo Maria erlosch 13. Aug. 1447 die Hauptlinie der V. im Mannsstamm; Nebenlinien, aus denen mehrere namhafte Feldherren und Gelehrte hervorgingen, bestehen noch jest in der Lombardei. - Vgl. Litta, Storia genealogica e cronologia delle 23

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Visconti (Ennio Quirino)

più celebri famiglie italiane, Bd. 1-3 (Mail. 1819
fg.); Magenta, I Visconti e gli Sforza nel castello di
Pavia (2 Boc., ebd. 1883); Jovius, Vitae duodecim
vicecomitum, Mediolani principum (Par. 1549);
E. Kagelmacher, F. M. V. und König Sigismund
(Berl. 1885); P. C. Decembrii, Vita Philippi Mariae
Vicecomitis (bei Muratori, «Rerum Italicarum
scriptores», Bd. 20). über Bianca Maria vgl. |
M. Caffi, B. M. Visconti-Sforza, duchessa di Mi-
lano (Mail. 1886); Seguso, B. M. V. e Francesco
Sforza (Vened. 1878); Calvi, B. M. Sforza-Visconti
(Mail. 1888).

Visconti, Ennio Quirino, ital. Archäolog, geb.
1. Nov. 1751 zu Rom als Sohn des Giambattista
Antonio V. (geb. 1722), der Präfekt der Altertümer
unter Clemens XIII., XIV. und Pius VI. war und
2. Sept. 1784 starb. Vom Vater selbst unterrichtet,
übersezte V. im vierzehnten Jahre die «Hecuba» des
Euripides in ital. Verse (gedruckt 1765). Er wurde
zum Nachfolger seines Vaters bestimmt, und der
Papst ernannte ihn zum Ehrenkämmerer und Kustos
der Vaticana, auch war er bei der von seinem Vater
begonnenen Herausgabe des «Museo Pio-Clemen-
tino», Bd. 1 (Rom 1782), vorzugsweise thätig. Als
1787 der von ihm besorgte 2. Band herauskam, er-
nannte ihn Pius VI. zum Konservator des Museum |
Capitolinum. 1785 gab V. über die Funde in dem
Grabe der Scipionen die Schrift «Monumenti degli
Scipioni» heraus, 1787 erschienen «Monumenti
scritti del museo del signor Tommaso Jenkins»,
denen 1788-1807 Bd. 3-7 des «Museo Pio-Cle- |
mentino» folgten. Inzwischen kamen auch die «Osser-
vazioni sopra un antico cammeo rappresentante
Giove Egioco» (Padua 1793) und «Monumenti Ga-
bini della villa Pinciana» (Rom 1797) heraus. Die
röm. Revolution von 1797 veranlaßte V., der sich
lebhaft an derselben beteiligt hatte, zur Auswande
rung nach Frankreich, wo er 1799 Aufseher der
Sammlungen des Louvre und Professor der Archäo-
logie, 1803 Konservator der Altertümer und Mit
glied des Instituts wurde. V. organisierte nun seine
Abteilung des Museums und gab den Katalog her-
aus, dessen leyte von ihm besorgte Ausgabe 1817
u. d. T. «Description des antiques du Musée
royal» erschien; ebenso 1802 die «Description des
vases peints du Musée» und 1803 die «Explica-
tion de la tapisserie de la reine Mathilde». Dann
folgte sein Hauptwerk, wozu Napoleon die An-
regung und die Mittel gab: «Iconographie grecque>>
(3 Bde., Par. 1808) und der 1. Band der von Mon-
gez vollendeten «Iconographie romaine» (4 Bde.,
ebb. 1817-33). V. wurde 1817 nach England ein-
geladen, um die von Lord Elgin heimgebrachten
Skulpturen vom Parthenon abzuschäßen. Nach sei-
ner Rückkehr gab er «Mémoires sur les ouvrages
de sculpture du Parthénon, etc.» (Par. 1818) her-
aus. Er starb 7. Febr. 1818. Seine «Illustrazioni
de' monumenti scelti Borghesiani» veröffentlichten
de Rossi und Piale (Rom 1821), eine vollständige
Ausgabe seiner Werke Labus (Mail. 1818 fg.).

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-Ennio Quirinos Sohn, Luigi V., geb. 11. Febr. 1791 zu Rom, schon als Kind nach Frankreich gekommen, hat sich unter den franz. Architekten als Schüler Perciers einen Namen gemacht. Er schuf Napoleons I. Grabmal im Invalidendom. Sein größtes Werk, die den Louvre mit den Tuilerien verbindenden Bauten, war in der Ausführung begriffen, als er im Dez. 1853 zu Paris starb. Ein Neffe Ennio Quirinos, Sohn von Alessandro V., war Baron Pietro Ercole V., bis 1870 Kommissar der röm. Altertümer, Direktor der vatikanischen Kunstsammlungen, bekannt durch zahlreiche archäol. Schriften und ein großes Wörterbuch über die berühmten Familien des Kirchenstaates (9 Bde., Rom 1847 fg.). Er starb 1880. Sein Brudersohn Carlo Lodovico V., geb. 1818, gest. 20. Juni 1894, war Direktor der päpstl. Museen in Rom und hat sich als Mitarbeiter an dem «Bulletino>>> der Commissione archeologica municipale (Rom 1872 fg.) hervorgethan.

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Visconti - Venosta, Emilio, Marchese, ital. Staatsmann, geb. 22. Jan. 1829 in Mailand, trat nach Mazzinis Putsch von 1853 zur sardin.-monarchischen Partei über und machte 1859 sein Haus zu einer Sammelstelle für die lombard. Freiwilligen. Deshalb verfolgt, floh er nach Piemont, um alsbald mit Garibaldi als sardin. Kommissar zurückzukehren. An Farinis Seite betrieb er dann die Angliederung von Parma und Modena und später 1860 Neapels; dazwischen war er in Paris thätig. 1860 in die Kammer gewählt, übernahm er unter Minghetti im März 1863 das Ministerium des Auswärtigen, in das er im Dez. 1862 als Generalsekretär eingetreten war; nachdem er die Septemberkonvention 1864 abgeschlossen hatte, legte er diese Stellung nieder, nahm sie aber unter Ricasoli Juli 1866 bis April 1867 wieder auf, bekleidete sie auch unter Lanza und Minghetti 1869-76 und unter Rudini Juli 1896 bis Mai 1898, sowie endlich unter Pellour und Saracco Mai 1899 bis Febr. 1901. Zum Marchese wurde V. 1876, zum Senator 1886 erhoben. Er hat die Einverleibung von Venedig und Mantua und von Rom vollzogen, das Garantiegesez abgefaßt und war an der Anbahnung des Dreibundes beteiligt. Mit Unrecht wurde ihm eine 1889 anonym erschienene Schrift zugeschrieben, die sich gegen leztern richtet: «L'Italia nel 1859-89». Viscōse, s. Bd. 17.

Viscosimeter (lat.-grch.), Apparat zur Prüfung der Zäbflüssigkeit (Viscosität) einer Flüssigkeit, be steht aus einem Gefäß mit einer engen Ausflußmündung. Die Zeit des Ausfließens einer bestimmten Menge der Flüssigkeit gestattet einen Schluß auf deren Dicflüssigkeit. Das Englersche V. ist besonders bei der Prüfung von Petroleum gebräuchlich.

Viscosität, s. Reibung. Die V. des menschlichen Blutes, die sich mittels neuerer Methoden durch Entnahme weniger Blutstropfen am Lebenden bestimmen läßt, giebt Hinweise auf innere Krankheiten. Viscount (engl., spr. weikaunt), s. Vicomte. Sein Bruder Filippo Aurelio V., der als Viscum L., Mistel, Pflanzengattung aus der Fortsetzung des «Museo Pio - Clementino» mit Familie der Loranthaceen (s. d.) mit gegen 30 Arten, Quattani das «Museo Chiaramonti» herausgab, meist in den wärmern Gegenden der Alten Welt, starb 30. März 1831 zu Rom. — Ein zweiter Brustrauchartige immergrüne Baumschmarozer. In der, Alessandro V., geb. 12. März 1757 zu Rom, Deutschland ist nur die weiße Mistel, V. album war Arzt, machte sich aber auch durch eine Beschrei- | L. (s. Tafel: Hysterophyten II, Fig. 1), einhei bung der Villa Aldobrandini, durch eine numismisch, die sowohl auf Laubhölzern als auch auf Namat. Zeitschrift und mehrere Abhandlungen als Ar- delbäumen vorkommt und die Gestalt eines stark chäolog bekannt und starb 7. Jan. 1835 zu Rom. verzweigten, mit gabelartig geteilten Üsten beseßten

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