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Vesper

näckigen Widerstand, und im Norden hatten sich die | Bataver unter Civilis (1. d.) erhoben. Aber schon im Sommer 70 fiel Jerusalem, und Gallien unterwarf Petillius Cerialis; 71 herrschte überall Friede. V. selbst war nach langsamer Reise 70 erst in Rom ein getroffen. Er stellte vor allem die durch die vergangenen Bürgerkriege stark gelockerte militär. Disciplin ber. Ferner brachte er die arg zerrüttete Reichsverwaltung durch äußerste Sparsamkeit und strenge Steuerkontrolle wieder in Ordnung. Den Ehren- | namen eines Neubegründers des Principats hat er durchaus verdient. Daneben entwickelte er eine groß artige Bauthätigkeit; er unternahm unter anderm den Wiederaufbau des eben abgebrannten Jupiter: tempels auf dem Kapitol, den Bau des Friedens tempels auf dem Forum und des Amphitheatrum Flavium (s. Kolosseum). Auch das Unterrichtswesen förderte er durch Anstellung von Lehrern, wie Quintilian, und erwarb sich ein hobes Verdienst um Hebung und Verbesserung der sittlichen Zustände. Dabei war V. im ganzen ein sehr milder Herrscher, wenn | auch unter ihm harte Maßregeln nicht ausblieben. Namentlich verfuhr er gegen die altrepublikanische Gesinnung zeigenden Anhänger der stoischen Philo: sophie mit Strenge. V. starb 23. Juni 79 mit Hin: terlassung von zwei Söhnen, Titus und Domitianus, die ihm nacheinander als Kaiser folgten. Aus der furz vor 1347 aufgefundenen Lex regia suchte der Tribun Rienzi (1. d.) dem mittelalterlichen Römervolk seine althergebrachten Rechte zu erweisen.

Vesper (lat., «Abend»), in der kath. Kirche die auf abends 6 Uhr fallende Hora canonica (s. d.) und die im Brevier (j. d.) dafür vorgeschriebene Andacht. In der evang. Kirche nennt man Vesper gottesdienste Abendgottesdienste vorwiegend liturgischer Art. [nus, s. Glattnasen. Vespertilio (lat.), die Fledermaus; V. muriVespertilionidae, Familie der Fledermäuse (1. d.) mit langem und dünnem Schwanze, der voll ständig in die Zwischenschenkelbaut eingeschlossen ist; obne Nasenaufsay, aber mit innern Chrlappen und oft sehr großen Chren. Die Familie umfaßt 18 Gat: tungen und über 200 Arten, von denen allenthalben, wo es nur fliegende Insekten giebt, welche gefunden werden, so auf Neuseeland, den Fidschi- und Sandwichinseln, den Azoren u. s. w.

Vesperugo (Vespertilio, lat.), die Fledermaus; V. noctula und V. pipistrellus, f. Glattnasen. Vespidae, Vespinae, j. Faltenwespen. Vespucci (spr. -puttschi), Amerigo, ein Italiener, nach dem Amerika genannt worden ist, geb. 9. März 1451 zu Florenz, wurde sorgfältig erzogen und betrieb besonders Physik, nautische Astronomie und Erdbeschreibung. Als Kaufmann ging er um 1493 nach' Sevilla; 1499-1500 nahm er an der ersten Erpedition Hojedas (s. d.) nach Venezuela teil. Ende 1500 unternahm er auf portug. Schiffen von Lissabon aus noch zwei Reisen nach dem neuen Kontinent, die erste von Mai 1501 bis Sept. 1502, die zweite unter Admiral Gonzalo Coelbo vom 10. Mai 1503 bis 18. Juni 1504. Auf der zweiten Reise kam das Geschwader an der Küste Brasiliens bis zum 26.2 füdl. Br. Man entdeckte Kap Roque (17. Aug. 1501), Rio San Francisco (4. Okt.), Rio de Janeiro (1. Jan. 1502). Auf der dritten Fahrt wurden keine neuen Entdeckungen gemacht. Seine Reisen machte V. weniger als Befehlshaber denn als Kosmograph und Steuermann. Von Columbus dem König Ferdi nand V. von Aragonien empfohlen, trat V. 1505

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wieder in span. Dienste, wurde 22. März 1508 zum Piloto-mayor oder Großsteuermann für die Indienfahrten ernannt und starb 22. Febr. 1512 zu Sevilla. Die Briefe V.s über seine Reisen, namentlich über die bedeutendste zweite Fahrt vom J. 1501, wurden in vielen Auflagen lateinisch, italienisch, französisch und deutsch gedruckt, als Flugblätter verbreitet oder seit 1507 schon in Sammelwerken gedruckt und vervollständigt in die «Raccolta» oder Sammlung neuer Reisen aufgenommen. Bereits 1507 erschien anonym zu Vicenza in sechs Büchern «Paesi novamente retrovati et Nouo Mondo da Alberico Vesputio Florentino intitulato», und zwar nicht, wie man annahm, von Fracanzio da Montalboddo, sondern vom venet. Kosmographen und Kartenzeichner Alessandro Zorzi. Diese «Neue Welt» wurde sodann publiziert 1508 durch den Nürnberger Arzt Jobst Ruchamer in deutscher, 1515 durch du Redouer auch in franz. Überseyung. So wurde der Name V.s bei allen Gelebrten bekannt, ja jogar populär, während Columbus schon bei Lebzeiten vergessen war. Darin liegt auch der Grund, daß die Neue Welt nicht nach dem Entdecker benannt worden ist. Schon beim ersten Druck des Briefes von der zweiten Reise 1502 wurden die «Neue Welt» (Mundus novus) und Albericus Vespucius miteinander in Verbindung gebracht, als ob V. sie entdeckt hätte. Aber der Vorschlag, die Neue Welt «Amerika», d. h. Land des V., zu nennen, ging von Martin Walzemüller aus (5. Amerika [Name]). — Vgl. Bandini, Vita e lettere di A. V. Flor. 1745; französisch von Uzielli, 2Bde., ebd. 1893; die Vita für sich neuhg. von Uzielli [und Fumagalli], ebd. 1898); Varnhagen, A. V. Son caractère, ses écrits, sa vie et ses navigations (Lond. 1869); ders., Ainda A. V. Novos estudos e achegas (Wien 1874); d'Avezai, Les voyages de Améric Vespuce (Par. 1858); Ruge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (Berl. 1881); Winsor, History of America, Bd. 2 (Lond. 1886); L. Hugues, A. V. (in der «Raccolta Colombiana», Bd. 5, Il. 2, Rom 1894); Ramboldi, A. V. (Flor. 1898); Conti, A. V. (ebd. 1898); Hugues, Di A. V. (Casalmonferrato 1898); Trübenbach, A. V.s Reise nach Brasilien 1501 2, I (Plauen i. V. 1898); Uzielli, A. V. davanti la critica storica (in dem Bericht des 3. ital.-geogr. Kongresses, Flor. 1899).

Vesta, italische Göttin des Herdfeuers, entsprechend der griech. Hestia (s. d.). Im Hause war der Herd ihr Altar, besondere Verehrung empfing sie auch von denjenigen Handwerkern, die das Herdfeuer für ihr Gewerbe brauchen, wie namentlich von der Bäckerzunft. Der Staat pflegte ihren Kult in einem uralten, am Fuß des Palatinischen Hügels auf dem Forum gelegenen Rundtempel, der den Staatsherd vorstellte und in welchem darum ein ewig brennendes Feuer unterhalten wurde. Die Besorgung desselben lag den Priesterinnen der Göttin, den Vestalinnen (s. d.), ob; sie allein (sowie der Pontifex Maximus) durften den innersten Raum des Tempels (penus Vestae) betreten, in welchem gewisse geheimnisvolle Symbole und Unterpfänder des Staatswohls, darunter wenigstens in der Kaiserzeit das Palladium (s. d.), aufbewahrt wurden. Auch der übrige Raum des Tempels war dem Publikum nicht zugänglich, nur in den Tagen vom 7. bis 15. Juni wurde er zum Zwecke der jährlichen Reinigung geöffnet und am Hauptfeste der Göttin, den Vestalia (9. Juni), zogen die röm. Frauen mit ent blößten Füßen nach dem Tempel und brachten hier

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Speiseopfer dar. Vgl. Preuner, Hestia - Vesta (Tüb. 1864); Jordan, Der Tempel der V. und das Haus der Vestalinnen (Berl. 1886).

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Vesuv

| für unerreichbar hielt. Er starb 27. Sept. 1808. Seine Gattin und Schülerin, Anna Friederike HeinelVestris, geb. 28. Dez. 1752 zu Bayreuth, wurde 20. Febr. 1768 Mitglied der Großen Oper zu Paris, wo sie im Ballett durch ihre Kunstfertigkeit großes Aufsehen erregte. Sie starb 8. Jan. 1808.

Marie Auguste V. (Vestris Allard), der Sohn des vorigen und der Tänzerin Allard, geb. 27. März 1760 in Paris, trat 18. Sept. 1772 zum erstenmal in der Oper zu Paris auf und fand rauschenden Beifall, der ihm bis zu der Zeit verblieb, wo Duport neben ihm thätig war. Er ist der Erfinder der Pirouetten. Er starb 6. Dez. 1842 zu Paris.

Ausgezeichnet war auch Françoise Rose Gourgaud, geb. 7. April 1743 zu Marseille und mit Angiolo V. (geb. im Nov. 1730 zu Florenz, gest. 10. Juni 1809 zu Paris), einem Bruder von Gaetano, einem untergeordneten Tänzer, vermählt. Im J. 1768-1803 war sie Schauspielerin am Théâtre français. Sie starb 5. Okt. 1804 zu Paris.

Vestry (engl.), das Kirchspiel, die kirchliche Gemeinde, im Gegensaß zu Parish (f. d.), der polit. Gemeinde. (S. auch Anglikanische Kirche.)

V. ist auch der Name des 4. Planetoiden. Vestalinnen oder Vestalische Jungfrauen hießen die Priesterinnen der Vesta (f. d.), deren es| anfangs angeblich nach Numas Sagung vier, dann (heit Tarquinius Priscus oder Servius Tullius) sechs gab. Gewählt wurden sie ursprünglich von dem Könige, später von dem Pontifer Marimus (Oberpriester), unter dessen väterlicher Gewalt sie auch während ihrer ganzen Amtszeit standen, und zwar gewöhnlich mittels Losung unter 20 aus gewählten Mädchen. Bedingungen der Annahme waren, daß sie nicht unter sechs und nicht über zehn Jahre alt waren, daß sie kein körperliches Gebrechen an sich hatten, und daß ihre Eltern, beide von freier Abkunft, noch lebten. Sie waren 30 J. zum Dienst verpflichtet. Nach dieser Zeit konnten sie austreten und sich verheiraten. Die älteste unter ihnen stand an ihrer Spize. Die V. wohnten klösterlich zusammen in einem eigenen Hause, dem Atrium Vestae, welches zwischen dem Vestatempel und der Amtswohnung des Pontifer Marimus gelegen war, bis Augustus, Vesuv, ital. Monte Vesuvio, der einder sich ein Haus auf dem Palatin erbaute, auch zige noch thätige Vulkan des europ. Festlandes, die Räume dieser leztern Wohnung den V. abtrat. erhebt sich isoliert am Golf von Neapel in der Ihre Pflichten bestanden bei strenger Bewahrung Ebene Campaniens (f. Karte: Neapel und Um= der Keuschheit vor allem in Erhaltung des heiligen gebung). Seine fast kreisrunde Basis hat 16 km Feuers, Reinhaltung und Reinigung des Tempels Durchmesser. Der jezt 1330 m hohe Eruptionsmit Wasser, Herrichtung und Aufbewahrung des kegel raucht beständig. Von ihm durch die Schlucht Speltschrots mit der Salzlake und gewisser bei Süh- des Atrio del Cavallo getrennt, erhebt sich auf der nungen angewandter Mittel, Verrichtung von Nordseite der Monte Somma, ein schroffer, Opfern, Bewachung der Heiligtümer. Verlegung der halbkreisförmiger Wall, Rest eines großen vorhistor. Keuschheit wurde mit Lebendigbegraben auf dem Kraters, in der nördl. Punta Nasone bis zu 1137 m. Campus Sceleratus, das Verlöschen des heiligen Auf einem Vorsprung desselben liegt das ObserFeuers mit Geißelhieben bestraft. Der Entehrer vatorium, versehen mit ausgezeichneten Instrumeneiner Vestalin wurde zu Tode gepeitscht. Die V. ten. Jener Eruptionskegel entstand 79 n. Chr. und genossen bedeutende Ehrenrechte. Wenn sie aus blieb bis jezt Siß der Eruptionen, die entweder gingen, schritt ein Liktor vor ihnen her; bei gewissen durch Seitenspalten oder aus den Gipfelkratern stattGelegenheiten durften sie im Wagen fahren; auf fanden. Er ragt 490 m über das Atrio hinaus, be= Beleidigung ihrer Person stand Todesstrafe. Bedeckt eine Fläche von 2800 m Durchmesser, ist mit gegneten sie zufällig einem zum Tode verurteilten Verbrecher, so war dieser gerettet. Ihre Kleidung bestand in einem langen weißen Gewande, einer Stirnbinde, von welcher Bänder herabbingen, und bei Opfern einem Schleier. Vgl. Jordan, Der Tempel der Vesta und das Haus der V. (Berl. 1886). Veste, s. Fort. [f. Vester Vester..., in schwed. geogr. Bezeichnungen, Vestibule Trains (engl., spr. wéstibjuhl trehns), s. D-Züge.

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Asche und kleinen Bimssteinen bedeckt und hat im Mittel 30° Gehänge. Am Fuß dieses Eruptionskegels befindet sich die Station der 1880 eröffneten, 820 m langen Drahtseilbahn, auch eine Restau ration; vermöge dieser Bahn gelangt man fast auf den Gipfel. Die Gestalt des Gipfels verändert sich stets, an der Auswurfstelle pflegt der V. durch emporgeschleuderte Steine sich eine Art von Schornstein zu bauen, den er oft wieder umstößt. Auf den untern sanften Gehängen wohnen über 80 000 Men= Vestibulum (lat.), im altröm. Hause die Vor-schen auf äußerst fruchtbarem Boden, den folgende flur, der zum Atrium führende Eingangskorridor (s. Römische Kunst, Tertfigur); daher auch in der modernen Baukunst Vestibül soviel wie Eingangshalle, Vorhalle, Vorsaal (s. Hausflur).

Vestigia terrent (lat.), «die Spuren (der verunglückten Vorgänger) schrecken ab», ein auf die 246. Fabel des Úsop («Fuchs und Löwe») sich beziehendes Citat aus Horaz' «Episteln» (I, 1, 74).

Věstník Jevropy, s. Europäischer Bote. Vestris, eigentlich Vestri, aus Italien stam mende Tänzerfamilie. Gaetano Apollino Baldassare V., geb. 18. April 1729 zu Florenz, trat, von Duprez ausgebildet, 1748 zum erstenmal in Paris auf, wo er bis 1781 wirkte und auch 1800 noch einmal die Bühne betrat. V. hatte, was die Anmut, Leichtigkeit und Zierlichkeit des Tanzes anbetraf, sich zu einer Stufe erhoben, die man vor ihm

Städte, vielfach zusammenhängend, bedecken: Portici, Resina, Torre del Greco, Torre Annunziata und Boscoreale, dann etwas höher San Giorgio, Massa, San Sebastiano, Boscotrecase, dann nördlich Sta. Anastasia und Somma, nordöstlich Otta= jano. Der Abhang fast bis zur halben Höhe trägt reiche Vegetation, namentlich Wein (f. Lacrimae Christi). Der obere Teil des Berges ist wüst und kahl, nur das Observatorium mit seinem Garten bildet eine Dase.

Den Alten galt der V. bis zum Febr. 63 n. Chr. für erloschen, als Herculanum und Pompeji zuerst teilweise zerstört wurden, 64 wurde Neapel betroffen und im Aug. 79 erfolgte der gewaltige Ausbruch, der Pompeji, Herculanum, Stabiä verschüttete und auch Plinius dem Altern das Leben kostete. Heftige Eruptionen geschahen 203,472,512,685,982, 1036, 1139.

Vesuvian

Hierauf folgte eine lange Pause. Ende 1631 geschah wieder einer der furchtbarsten Ausbrüche, der schreck: liche Verheerung anrichtete und bei dem 3000 Men schen ums Leben kamen, und von da an ungefähr alle 10 Jahre eine Eruption; 1794 ward Torre del Greco beinahe vollständig zerstört. Im 19. Jahrh. war die Eruption von 1822 am verbeerendsten. Der lezte große Ausbruch erfolgte im April 1872. Der Kegel barst an der Nordseite und entsandte einen Lavastrom, der Gipfelkrater schleuderte glühende Lavaschladen, Steine und Asche etwa 1300 m in die Höhe. Die Lava füllte in ihrem Hauptstrom den Fosso della Vetrana, ergoß sich schnell in den Fosso di Faraone, teilte sich abermals, der linke Strom verwüstete die Ländereien von Le Novelle, der rechte floß zwischen Massa und San Sebastiano durch und riß von jeder Stadt ein gutes Stück fort. In 13 Stunden hatte dieser Strom 5 km zurückgelegt. Die Lavamasse betrug 20 Mill. cbm. Am 1. Mai war die Eruption beendigt. Im Juli und Dez. 1895 und wieder im Juli 1903 zeigte der V. eine außer gewöhnlich lebhafte Thätigkeit.

Vgl. Roth, Der V. und die Umgebungen von Neapel (Berl. 1857); vom Rath, Der V. (ebd. 1873); Palmieri, Incendio Vesuviano 1872 (deutsch von Rammelsberg, ebd. 1872); ders., Storia del | Vesuvio (Neap. 1882); Furchheim, Bibliografia del Vesuvio in der «Bibliografia della Campania» (Bd. 1, ebd. 1897); Schneer und von Stein-Nordheim, Der V. und seine Geschichte (2. Aufl., Karlsr. 1896); Baratta, Il Vesuvio, sua descrizione e storia delle sue eruzioni (Rom 1897); Cocchia, La forma del Vesuvio (Neap. 1899).

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und das Nordostende des Plattensees, ist im ganzen wellenförmig, bügelig, reich an Getreide, Wein, Obst, Tabak, Gemüse, Holz, guten Viehweiden, Fischen, und liefert außerdem Steinkohlen und Alaun. Das Komitat umfaßt die Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptstadt V. und 5 Stuhlbezirke. — 2) Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptstadt des Komitats B., an dem zur Sarviz fließenden Sed und der Linie Juta-V. (5 km) der Ungar. Staatsbahnen, Sig eines Bischofs, der Komitatsbehörde, einer Finanzdirektion und eines Gerichtshofs, hat (1900) 14114 meist kath. magyar. E. (1778 Evangelische, 1586 Israeliten), bischöfl. Schloß mit Säulenhalle auf einem hohen Felsen, prächtige Domkirche (14. Jahrh.), schöne Giselakapelle (11. Jahrh.), Wasserwerk, theol. Diö cesanlehranstalt, Piaristen-Obergymnasium, Versorgungsanstalt für Priester, mehrere Klöster, eine Synagoge; Garten-, Wein- und Getreidebau. Außer Pápa (f. d.) und Palota (s. d.) sind erwähnenswert die Groß-Gemeinde Devecser (4545 E.) und die Klein-Gemeinde Somlyóvásárhely (s. d.).

Vētālabhatta, s. Indische Litteratur. Vetan, Dorf in Graubünden, s. Fettan. Veterānen (lat.), alte gediente Soldaten oder Halbinvaliden. Bei den alten Römern waren V. (Veterani), seit es ein stehendes Heer gab, Soldaten, die ihre Dienstzeit vollendet und einen ehrenvollen Abschied erhalten hatten. Diese Dienstzeit betrug im 1. Jahrh. v. Chr. 20 volle Jahre hintereinander, in der Kaiserzeit 16 Jahre für die prätorianischen Kohorten, 20 für die Legionen. In der Regel erhielten sie damit zugleich Belohnungen in Geld, später gewöhnlich in einer Ackeranweisung, das Bürgerrecht, wenn sie es Vesuviān oder Jdokras, ein tetragonales, noch nicht besaßen, das Connubium für ihre Ehe glasglänzendes Mineral, das meist durch Vorwal- mit einer Nichtbürgerin, Befreiungen von öffent ten der Prismen säulenförmige (s. nachstehende Ab- lichen Lasten. Sulla war der erste, der seinen V. bildung), seltener tafelförmige oder pyramidale Kry- Städte, die ihm feindlich gewesen, mit den dazustalle bildet; die Hauptfarben sind Grün und Braun gehörigen Ländereien anwies und so eine Art Miliin allen Abstufungen, auch Gelb; manche Varietärkolonien begründete. Im Bedarfsfall wurden die täten sind durchsichtig, andere kaum durchscheinend. V. oft wieder zum Dienste aufgerufen (Evocati, s. d.). Die Härte beträgt 6-7, das spec. Gewicht etwa 3,5. In der Kaiserzeit pflegte man die V. in eigenen Chemisch ist der V. ein Silikat namentlich von Thon- Abteilungen noch nach der förmlichen Entlassung erde und Kalt mit etwas Eisenorydul und Magnesia | eine Zeit lang im Dienste zu behalten (vexilla vetein recht schwankenden Verhältnissen, wozu ein Geranorum), während die Evocati damals eine behalt an Wasser tritt, das erst sondere Klasse von ausgedienten Mannschaften bilin der Glühbige entweicht. deten, die nicht entlassen wurden, sondern als EliteGewisse V. enthalten geringe korps bei den Fahnen verblieben. Mengen von Fluor, andere solche von Manganorydul oder Titansäure. Er findet sich unter andern in schönen Krystallen, namentlich in Kalksteinen, die durch Granit kontaktlich verändert wurden, am Monte Somma beim Vesuv (daher der Name), zu Ala in Piemont, am Monzoni in Tirol, zu Egg in Norwegen, am Wiljui fluß in Sibirien, zu Achmatowsk am Ural, als radial stengeliges Aggregat zu Haslau bei Eger in Böhmen, welche Varietät Egeran genannt wird. Vesuvin, s. Bismarckbraun.

Veszprim (Weßprim, ungar. Veszprém). 1) Komitat in Ungarn, grenzt im N. an die Komitate Raab und Komorn, im D. an Stuhlweißenburg, im S.an Tolna, Somogy und Zala, im W. an Eisenburg und Ödenburg und hat 3955 qkm und (1900) 222024 meist kath. magyar. E. (32522 Deutsche, 1758 Slo: waken; 69 213 Evangelische, 9343 Jsraeliten). Das Land enthält den größten Teil des Bakonyer Waldes

Veteranihöhle, 22 km oberhalb Alt - Orjova am linken Ufer der Donau gelegen, wo diese sich durch ein enges Felsenthal, den Engpaß von Kasan, drängt. Die Höhle, welche sich hoch über der berühmten Széchenyi-Straße an der Felsenwand des Berges | Schukuru befindet, ist sehr geräumig, 15 m hoch und fast völlig dunkel; sie beherrscht die hier nur 260 m breite Donau vollständig. Sie wurde 1691 auf Be fehl des Generals Grafen Veterani (daher der Name) vom Freiherrn von Arnau mit 400 Soldaten und 5 Kanonen besezt und 45 Tage gegen die Türken verteidigt. Vom 11. bis 31. Aug. 1788 behauptete sich hier Major Stein mit 400 Mann und 10 Kanonen. Veterinär (lat.), tierärztlich; als Hauptwort: Tierarzt (s. d.).

Veterinärkliniken, Anstalten zur Aufnahme und Behandlung kranker Haustiere. V. bestehen an jeder tierärztlichen Hochschule, außerdem aber noch an etlichen Universitäten, z. B. Leipzig, Jena, Halle, Breslau, Göttingen, zum Zwecke des Unterrichts für die Studierenden der Landwirtschaft.

Veterinärkunde, die Tierheilkunde (s. d.).

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Veterinärpolizei, s. Tierheilkunde. Veterinärrat, ein neuerdings, 3. B. in Medlen burg, Baden, Oldenburg und im Reiche (Kolonialdienste), eingeführter Ratstitel für verdiente Tierärzte. Auch die korporative Vertretung sämtlicher tierärztlicher Vereine Deutschlands heißt V.

Veterinärschulen, die Tierärztlichen Hochschulen (s. d.).

Veto (lat., d. i. ich verbiete), im allgemeinen eine Einsprache, wodurch die entgegenstehende Willensäußerung verhindert werden soll, rechtlich gültig und wirksam zu werden. Einen ganz specifischen Sinn gewinnt das V. im öffentlichen Recht, insofern nämlich verfassungsmäßig gewissen Per sonen das Recht und die Pflicht zusteht, durch Verweigerung ihrer Einwilligung die Beschlüsse eines andern staatsrechtlichen Faktors unwirksam zu machen. Wird dabei durch die eingelegte Verweigerung die Wirksamkeit des Beschlusses für immer versagt, so spricht man von einem unbeding ten oder absoluten B.; hat die Verweigerung dagegen nur eine aufschiebende Wirkung und der Beschluß erhält nach wiederholter Annahme durch die betreffende Körperschaft auch ohne weitere Zu stimmung des Staatsoberhauptes Gesezeskraft, so spricht man von einem beschränkten oder suspen siven V. Lesteres, z. B. in Norwegen bestehend, unterwirft die Monarchie im legten Ende den Be: schlüssen der Volksvertretung. Die deutschen Einzelverfassungen halten am absoluten V. fest. In der gegenwärtigen franz. Republik hat der Präsident kein V., sondern nur den formalen Anteil an der Gesetzgebung, daß er die von beiden Kammern angenommenen Geseze promulgiert. In der Schweiz giebt es in Gestalt des sog. Referendum (s. d.) ein V. des Volks selbst. In den Vereinigten Staaten von Amerika hat der Präsident ebenfalls das Recht des V.; doch wird eine Bill trozdem Gesez, wenn sie in beiden Häusern eine Zweidrittel- Majorität findet. Auch die Gouverneure der meisten Einzelstaaten besigen das Vetorecht. Im Altertum wurde zuerst den röm. Volkstribunen das V. als Einsprache gegen Befehle der Magistrate zugestanden. über das V. im ehemaligen poln. Reichstag s. Liberum Veto, Vetranić (spr. -nitsch), Mavro, s. Kroatische Vetriolo, Bad, s. Levico. [Litteratur 1. Vetschau, Stadt im Kreis Calau des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, an der links zur Spree gehenden Lucaize und der Linie Berlin Görlig der Preuß. Staatsbahnen, hat (1900) 3216 E., darunter 187 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, deutsche und wend. Kirche; Fabriken für landwirt schaftliche Maschinen und Geräte und für Sackleinwand, Jute- und Flachsspinnerei, Dampfschneidemühle, bedeutende Viehmärkte.

Vetter, s. Geschwisterkinder.

Vetter, J. A., niederländ. General, f. Bd. 17. Vetterli, Friedrich, Techniker und Erfinder auf dem Gebiet der Handfeuerwaffen, geb. 21. Aug. 1822 im schweiz. Kanton Thurgau, ging als Büchsenmacher zur weitern Ausbildung nach Frankreich und England, trat dann in den Dienst der Schweizerischen Industriegesellschaft zu Neubausen und wurde Direktor der Waffenfabrik daselbst. Die Schweiz nahm 1868/69 ein von V. konstruiertes Magazin gewehr M/1869 als Ordonnanzmodell an, Italien 1870 einen Einlader von V. Für Frankreich änderte V. das Grasgewehr (s. Gras) zur Magazinwaffe um, die als System Gras-Vetterli bezeichnet wurde.

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(S. Handfeuerwaffen.) V. starb 21. Mai 1882 zu Neuhausen. [Parlamentarier, s. Bd. 17. Vetter von der Lilie, Moriz, Graf, österr. Vetturino (ital.), Lohnkutscher. Vetverwurzel, f. Andropogon.

Veuillot (spr. wöjoh), Louis, franz. ultramontaner Schriftsteller und Bublizist, geb. 11. Ott. 1813 zu Boynes (Loiret), erwarb sich seine Bildung durch Selbstunterricht und begann seine litterar. Thätigkeit als Publizist in ministeriellen Tagesblättern. Seit einer Reise nach Rom (1836) war er der rücksichtsloseste Vertreter des Ultramontanismus in Frankreich und wurde Mitarbeiter, bald Chefredacteur des «Univers» (f. d.). V. war einer der Hauptvertreter der Infallibilität. Er starb 7. März 1883 zu Paris. Seine zahlreichen Schriften, zumeist erbauliche Romane und Heiligengeschichten, sind vielfach ins Deutsche überseßt. Es feien genannt: «Pèlerinages de Suisse» (1838 u.ö.), «Pierre Saintive» (1840 u. ö.), religiöser Roman in Briefform; «L'honnête femme» (2 Bde., 1844), «Les libres penseurs» (1848), «L'esclave Vindex» (1849), «Le parfum de Rome» (2 Bde., 1861 u. ö.), «Les odeurs de Paris» (1866 u. ö.), «Les couleuvres >> (1869), eine Sammlung von Gedichten; «Rome pendant le concile» (2 Bde., 1871), eine Sammlung von Briefen aus Rom von 1869 bis 1870; «Paris pendant les deux sièges» (2 Bde., 1871). Eine Sammlung von Zeitungsartikeln und Schrif ten V.3 erschien als «Mélanges religieux, historiques, politiques et littéraires» (12 Bde., 1857 -76), V.3 «Correspondence» (6 Bde.) 1883-85. Vgl. E. Veuillot, Louis V. (Par. 1883). Veules (-les-Roses), Seebad bei Saint Valery-en-Caur (f. d.).

Veurne (pr. föbrne), frz. Furnes, Stadt in der belg. Provinz Westflandern, 5 km von der Meeresküste, 7 km von der franz. Grenze, Knoten punkt eines Kanalnezes, an der Staatsbahnlinie Lichtervelde-Dünkirchen, hat (1900) 5796 E.; Vieh, Butter und Getreidehandel, Gerberei und Leinenweberei, und führt jährlich mehrere Tausend Ka= ninchen nach England aus. Die Umgegend von B. umschließt das einstige flandr. Gebiet, genannt Veurne-Ambacht, mit 52 Dörfern und der kleinen Stadt Loo. Nördlich von V. lag die einstmals berühmte Abtei Furna. In der Nähe in den Dünen das Seebad La Panne.

Vevey (spr. wěweb). 1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat (1900) 35367 E. in 11 Gemeinden. 2) V., deutsch Vivis, das Vibiscum der Römer, Hauptstadt des Bezirks V., an der Mündung der

Veveyse in den Genfer See, in 385 m Höhe, an der Linie LausanneBrig der Schweiz. Bundesbahnen, mit breiten Straßen, ist Dampferstation und hat (1900) 11915 meist franz. reform. E. (3000 Deutsche, 500 Staliener; 2500 Katholiken und 50 Israeliten), Post, Telegraph, elektrische Straßenbahn nach Montreur und Chillon, eine Marmor= brücke über die Veveyse, schöne Quais, alte St. Martinskirche (1498) außerhalb der Stadt auf einem Hügel, Kirche Ste. Claire, neugotische kath. Kirche, russ. und engl. Kirche, Schloß Couvreu mit prächtigem Garten, Stadthaus, Kornhaus, Gymnasium, höhere Mädchenschule, zahlreiche Pensionate, Kasino mit naturhistor. Museum, öffentliche Bibliothek, ein

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Veveyse

reiches Spital und mehrere Wohlthätigkeitsanstalten, eine Ersparniskasse; Maschinenfabrik, Uhrmachereien, Fabrikation von Tabak und Cigarren, Champagner, Schokolade, kondensierter Milch und Nestleschem Kindermehl, Mühlen sowie Käse- und Weinhandel. Die reizenden Umgebungen und die herrliche Fern sicht machen V. zu einem belebten Sammelplay von Fremden. Nordwestlich der Mont-Pelerin (1048 m), auf den eine Drahtseilbahn führt. Vgl. Rey, Genève et les rives du Léman (3. Aufl., Par. 1875); Martignier, V. et ses environs au moyen âge (Lausanne 1862); A. Cérésole, V. und seine Umgebung (Zür. 1882).

Veveyse (spr. wěwehs'), deutsch Vivisbach, Bezirk im schweiz. Kanton Freiburg, hat (1900) 8476 E., darunter 100 Evangelische, in 16 Gemein den. Hauptort ist Châtel St. Denis (Castels).

Veg, andere Schreibung für Fer (j. d.).

Vex, Hauptort des schweiz. Bezirks Hérens (s. d.). Vexierbild, eine graphische Darstellung, die in ibrer Komposition ein meist auf lettere bezügliches und durch dieselbe Linienführung hervorgebrachtes Scherzbild erraten läßt.

Vegieren (lat.), placken, quälen, foppen; Veration, Placerei; veratērisch, drückend, lästig. Veriergurke, soviel wie Springgurte, f. EcVexiernelke, s. Lychnis. [ballium. Vexierrätsel, ein zum Scherz aufgegebenes Rätsel (s. d.), dessen Lösung unmöglich oder selbst verständlich, z. B. im Wortlaut mitgegeben ist. Bei den Griechen hieß es Griphos.

Vexierschlösser, s. Schloß.

Vexillarii, in der röm. Kaiserzeit die zu einem vexillum vereinigten Veteranen (s. d.).

Vexillum (lat.), Fahne, Standarte; V. sanguinéum, s. Blutfahne.

Veriö, schwed. Stadt, s. Weriö.

Vézère (spr. wejähr), 192 km langer, rechter Nebenfluß der Dordogne in Südfrankreich, kommt vom Plateau de Millevache im N. des Depart. Corrèze in Limousin, fließt nach SW., bildet bei Treignac einen Fall, nimmt westlich von Brive links die Corrèze (s. d.) auf, geht ins Depart. Dordogne, wo sie in gewundenem, schiffbarem Laufe durch Périgord die Städte Terrasson, Montignac und Le Bugue berührt, und mündet bei Limeuil.

Vezier, türk. Titel, s. Wesir und Großwesir. Vezzano, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Trient in Tirol, auf einer Hochebene (371 m) westlich von Trient, an der Straße nach Judikarien, Sig eines Bezirksgerichts (176,88 qkm, 11 651 ital. E.), bat (1890) 842 E., Wein- und Acer bau. In der Nähe die schönen Alpenseen, der Ter lagosee (453 m) mit dem Dorf Terlago (1092 E.) und der Toblinosee (240 m) im Westen, mit dem Schlosse Toblino des Grafen Wolkenstein. Der Ter lagojee hatte 1897: 3,5 km Umfang (1887: 4,5 km) und 0,29 (0,38) qkm Fläche, war bis 1,45 (1,6) km lang, bis 0,3 (0,33) km breit, bis 9,3 (18,8) m tief. Der Rückgang ist eine Folge unterirdischen Wasser verlustes an die Etsch. [zum Beispiel). v. g., Abkürzung für verbi gratia (lat., d. h. V. G. G., Abkürzung für von Gottes Gnaden. v. Heyd., binter lat. Tiernamen Abkürzung für Karl Heinr. G. von Heyden.

v. Humb., hinter lat. Namen naturhistor. Gegenstände Abkürzung für Aler. von Humboldt. Via (lat.), Weg, Straße, Heerstraße; V. Flaminia (Flaminische Straße), s. Flaminius und Rom

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(Stadtplan: Altes Rom); V. Appĩa, s. Appische Straße; V. Sacra, s. Rom (antik); V. Triumphalis, Triumphstraße. Auf Briefen ist via soviel wie über (mit Angabe des Weges).

Viadana, Hauptstadt des Distrikts V. (30 260 E.) im SW. der ital. Provinz Mantua, links am Po, gegenüber den Mündungen der Parma und Enza, hat Dampftramverbindung mit Mantua und (1901) als Gemeinde 15 835 E.; Weinbau, Seiden| und Leinwandindustrie.

Viadāna, Ludovico, ital. Kirchenkomponist, geb. 1564 zu Viadana, hieß eigentlich Grossi, war Domkapellmeister in Mantua, wirkte aber später in Rom und anderswo und starb 2. Mai 1627 in Gualtieri. V. ist bedeutend durch die Einführung des neuern konzertierenden Stils in die Kirchenmusik, wodurch der modernen Art der Musik Bahn gebrochen wurde. Die Erfindung des sog. Basso continuo (s. d.), die ihm infolge dieser Verdienste mit zugeschrieben wird, ist bereits vor V. gemacht worden. V.s kirchliche Kompositionen fanden allgemeine Verbreitung. [s. Thalbrücke. Viadukt (lat., d. h. Wegführung, Wegleitung), Via humida (lat.), s. Nasser Weg.

Viamāla (lat., d. i. böser Weg), die Klamm des Hinterrheins zwischen den Thälern Schams und Domleschg des schweiz. Kantons Graubünden. Zu beiden Seiten der Spalte, auf deren Grund der Fluß aus seinem mittlern Thallaufe in den untern hinausbricht, ragen zerklüftete Schieferfelsen fast senkrecht 400-500 m hoch empor. Der Römerweg, dem auch der Verkehr des Mittelalters folgte, zog hoch über der Thalsohle des Schams über die Almweiden der linken Thalseite von Thusis im Domleschg nach Sufers im Rheinwald. Man nannte dies den Guten Weg, dagegen den durch Lawinen gefährdeten Steig durch die Klamm den Bösen Weg. 1470 wurde ein Fußweg durch die V. gebahnt, 1738 und 1739 zwei Steinbrücken errichtet und endlich die jezige Poststraße angelegt, die 1834 durch den Bau der dritten Brücke vollendet wurde. Die Straße überschreitet dicht hinter Thusis die Nolla und tritt gegenüber der Burgruine Hohenrhätien oder Hochrealta (950 m) in den düstern Felsschlund, der sich jenseit des Verlorenen Lochs, eines Tunnels von 50 m Länge, zu einem kleinen Kessel erweitert. Die Straße, meist durch Sprengung dem Fels abgewonnen, stellenweise durch Galerien und Felsdurchbrüche vor Lawinen und Steinschlägen geschüßt, wechselt dreimal das Ufer. Bei der dritten Brücke (885 m û. d. M., 7 km von Thusis) endet die V. Der Engpaß öffnet sich zu dem freundlichen Wiesengrunde des Schamser Thals (Vallis sex amnes), das sich 7 km lang zwischen den Massiven des Biz Curver (2975 m) in den Piz Beverin (3000 m) füdlich bis zur Rofna erstreckt. Hauptort ist Andeer-Splügen (979 m) mit 581 E., gipshaltiger Eisenquelle und der Ruine Bärenburg, unweit welcher sich nördlich das | Thal von Ferrera (s. d.) mit dem Avers öffnet. Aus dem Schams steigt die Straße bei der Mündung des Averser Rheins durch die Felsschlucht Rofna oder Rofla, in welcher der Fluß mehrere Fälle bildet, zu der obersten Thalstufe, dem Rheinwald, hinauf und teilt sich bei dem Dorfe Splügen in die Splügenund die Bernhardinstraße. Von Thusis bis Splügen beträgt die Länge der Straße 26 km.

Vianden, Stadt und Kantonshauptort im Distrikt Diekirch des Großherzogtums Luremburg, an der Cur, in 239 m Höhe, in wildromantischer

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