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Vaselinöl, j. Paraffinöl.

Vaselinöl

Vajen (vom lat. vas, Gefäß), die weniger zu praktischen Zwecken, als vielmehr als Lurusware, zum Zimmerschmuck mit oder ohne Bouquetfüllung, oder zur Verzierung von Balustraden, Grabsteinen u. a. hergestellten schlankbauchigen Gefäße aus ge: branntem Thon, Porzellan, Glas, Marmor, Ala baster, Metallu.f.w. (Hierzu Tafeln: Vasen Iu. II.) Im Altertum sind die V., wie heute das irdene Geschirr, in täglichem Gebrauch gewesen als Vorrats, Schöpf, Trinkgefäße u. s. m.; vielfach sind fie auch als Weihgaben benugt worden, sowohl für die Tempel wie namentlich für die Gräber. Die antiken bemalten Thonvasen sind seit dem Anfang des 18. Jahrh., als sie zuerst in größerer Menge bekannt wurden, in den Vordergrund des wissen schaftlichen Interesses getreten. Es war besonders das Inhaltliche der Darstellungen auf den V., na mentlich der mytholog. Stoff der Bilder, dem man anfangs ein lebhaftes Studium zuwendete, während den Gefäßen als solchen, ihrer Form und der orna mentalen Verzierung weniger Beachtung zu teil wurde. Die histor. Entwicklung der einzelnen Gat tungen nachzuweisen, die verschiedenen Fabriken und die in ihnen herrschenden Stilarten zu erkennen, kurz die Aufgabe einer Vasenkunde ist erst seit Mitte des 19. Jahrh. scharf ins Auge gefaßt worden.

Die ältesten uns bekannten V. stammen aus den tiefften Schichten von Troja. Sie sind nicht auf der Drehscheibe, sondern mit der Hand gefertigt und noch unbemalt. In der Regel sind sie in Kugelform mit röhrenartigem Ausguß gebildet und vielfach statt mit Henkeln mit kleinen durchbohrten Ansäzen zum Hindurchziehen einer Schnur versehen, an der das Gefäß getragen wurde. Die äußere Wandung ist mit eingerigten Linien oder aufgelegten Thon streifen versehen. Zu den einfachen Gefäßformen

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treten solche, welche die menschliche oder tierische Gestalt in robester Weise nachahmen, hinzu. (S.vor stehende Figuren sowie Tafel: Urgeschichte IV, Fig. 11 u.12.) Stark ist diese Gattung namentlich auf Cypern vertreten, auch auf den Cykladen, in Sy rien, in Tiryns kommen V. ähnlicher Art vor. Dem gegenüber zeigen die V., die auf der Insel Thera (Santorin) gefunden wurden und aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. stammen, schon einen erheb lichen Fortschritt. Sie sind auf der Scheibe gedreht und mit aufgemalten Verzierungen von matter Farbe versehen, in denen sie sich schon den mykenischen V. nähern. Man unterscheidet unter diesen mehrere Gattungen von V., eine ältere, mit Bemalung in matten, stumpfen Farben, und eine jüngere, der zwei ten Hälfte des zweiten Jahrtausends angehörige, in

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der die Verwendung der für die ganze spätere griech. Keramik charakteristischen Firnisfarbe zum erstenmal auftritt. Der Thon ist sein und gereinigt, die glatte Oberfläche hat eine warme gelbliche Tönung, mit welcher das leuchtende Rot und tiefe Schwarz der Firnisfarbe gut zusammensteht. In den Gefäßformen, vom schlanken Becher mit hohem Fuß bis zur bauchigen Amphora, zeigt sich eine große Mannig faltigkeit; bestimmte Formen, wie namentlich die Bügelkanne mit doppeltem Bügelgriff und kurzer Ausgußröhre, sind für diese Gruppe charakteristisch. Die Ornamente sind bald in streifenförmiger Anordnung, bald über die ganze Fläche hinübergreifend, neben dem beliebten Motiv der Spirale üppige, phantastische Blumenranken, Wasserpflanzen, Wellen, Fische, Seesterne, Quallen und Polypen, Korallen, Burpurschnecken und Muscheln verschiedener Art. An allen Stätten der mykenischen Kultur, außer in Mykenä an der ganzen Ostküste Griechenlands, auf den Ägäischen Inseln, auf Rhodos und Kreta sind diese V. vertreten. Die Zeit ihrer Entstehung ist die zweite Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr.

Die Dipylonvasen, so benannt, weil die her vorragendsten Beispiele dieser Art am Dipylon in Athen gefunden sind, sind in der Dekoration viel weniger kunstvoll als die mykenischen und bezeichnen diesen gegenüber auch in der Technik einen Rückschritt. Der Thon ist gröber und hat eine rötliche Oberfläche, auf der die Ornamente mit dünnem Firnis von rotbrauner Färbung aufgetragen sind. Die Gefäße haben zum Teil eine sehr beträchtliche Größe. Wie von einem Geflecht oder Gewebe wird die Fläche von der Dekoration umschlossen, welche aus Strichen und Streifen, Mäander, Punktreihen, Zickzacklinien und konzentrischen Kreisen gebildet wird. Tiere werden zwischen die quadratischen Ornamentfelder verteilt, aber die Figuren, namentlich die der Menschen, sind von einer kindischen Unbeholfenheit, und das Ganze hat einen leblosen, starren Charakter. Die Dipylonvasen bilden aber nur eine begrenzte Gruppe unter den V. mit geometr. Dekoration, die vielmehr, in verschiedener Weise zu bestimmten Systemen aus gebildet, in der Periode von der dor. Wanderung bis etwa zum 7. oder 6. Jahrh. v. Chr. in der Keramik überhaupt vorherrscht.

Die große Masse cyprischer V. schließt sich eng hier an. Die Gefäße sind von fein geschlämmtem. Thon, von hellgelber Oberfläche und mit reichhal tigen Mustern in verschiedenen Farben (schwarzbraun, weiß, rot) bemalt; phantastische Blumen und Rosetten treten als neue Dekorationselemente hinzu und zeigen, wie der orient. Einfluß anfängt sich geltend zu machen. Wenn die cyprischen B. ein barbarisches Gepräge haben, so zeigt sich bei den rho dischen V. in der geschickten, schon auf die Gefäßform Rücksicht nehmenden Ornamentik, in der leich tern Zeichnung der Figuren zum erstenmal der griech. Geist. Die Gefäßfläche ist hier meist durch mehrere Linien in Streifen abgeteilt; in diesen sind Reihen von schreitenden Tieren, unter ihnen beson ders häufig Hirsche, Steinböcke, auch Löwen, Grei fen, Sphinre dargestellt und die leeren Zwischenräume mit Rosetten, Rauten, konzentrischen Kreisen. u. a. gefüllt, Ornamente, in denen zum Teil myke nische Motive fortleben. Auch Darstellungen, aus dem Epos (Jlias) geschöpft, treten jest in die Dekoration ein; der Maler schrieb die Namen neben die Figuren. Solche Beischriften werden von da an in der Vajenmalerei üblich. Sie sind von Wichtigkeit.

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für die Bestimmung der Gefäße selbst, wie für die Geschichte des griech. Alphabets. Die rhodische Gattung ist neben andern eine Spielart der ionischen Keramik, die durch das 7. und 6. Jahrh. v. Chr. an der kleinasiat. Küste und auf den Inseln geblüht hat, und deren Ware bis weit nach Westen, namentlich in Etrurien lebhaften Absah fand. Besonders glänzend zeigt sich ihre Leistungsfähigkeit auch in den großen, technisch und dekorativ den V. gleich behandelten Sarkophagen aus gebranntem Thon, wie sie zahlreich in Klazomenä gefunden worden sind. In Griechenland war im 6. Jahrh. v. Chr. als Fabrikationsort von V. namentlich Korinth in Aufschwung, das lange den ital. Markt beherrschte. Kleine, zierliche Gefäße aus feinem Thon mit braun roter Bemalung auf hellgelbem Grunde, mit einer Dekoration aus dicht nebeneinander gelegten Hori zontallinien, die zuweilen durch umlaufende Friese von Tieren und Menschen erweitert wird, bilden eine besondere ältere Klasse. Die große Masse der korinthischen V., für die die Dodwellvase (s. Dod: well) als hervorragendes Beispiel gelten kann, sind in der Technik und in der Wahl der Farben den rhodischen V. ähnlich; an diese erinnert auch die or namentale und figürliche Ausstattung. über einem vom Boden aus ansteigenden Strahlenkranze ziehen sich meist durch breite Linien getrennt Tierstreifen hin, in denen Löwen, Stiere und Sphinre wechseln; der freie Raum ist mit allerlei kleinen Ornamen ten, unter denen die Rosette vorherrscht, ausgefüllt. Durchweg sind die korinthischen V. von geringer Größe, unter den Formen werden die Deckelbüchse und das kugelige Salbgefäß bevorzugt. Gegen Ende des 6. Jahrh. v. Chr. trat ein Wechsel in der Technik ein, indem man größere Gefäße, namentlich die Form der Amphora, bevorzugte, dem Thon durch stärkeres Brennen eine rötlichere Färbung gab und einen dunklern Firnis für die Bemalung wählte, auch Weiß und ein rötliches Violett reichlicher zu sezte. Der bildliche Schmuck verteilte sich nun in mehrern Streifen über das Gefäß und wurde in der Regel so angeordnet, daß ein Hauptstreifen eine Begebenheit, meist aus der Heldensage, schilderte, die übrigen mit Reihen von Tieren, Reitern oder ähn lichem gefüllt wurden. Ein hervorragendes Beispiel für diese jüngere Gruppe ist die große Vase mit dem Auszuge des Amphiaraos (im Berliner Museum). Neben den korinth. Gefäßen fanden gleichzeitig die Fabrikate anderer Werkstätten reichen Absag in Italien. So z. B. die V. aus Chalkis oder einer chalkidischen Kolonie; technisch haben sie mit den jüngern korinthischen die Unterscheidung der männlichen und weiblichen Figuren durch schwarze und weiße Farbe gemeinsam, aber die Gewohnheit, den freien Raum zwischen den Figuren mit Rosetten und andern Ornamenten auszufüllen, ist ganz aufgegeben. Charakteristisch für die Gattung ist die Bevorzugung der Amphorenform und die Dekorie: rung mit einem um den Bauch des Gefäßes gelegten breiten Bildstreifen, in welchem Scenen aus dem Epos, wie der Kampf um die Leiche des Achilleus, der Abschied des Hektor und Paris, der Kampf des Herakles gegen Geryoneus u. a. dargestellt sind. Der Import dieser und ähnlicher Gattungen reicht nicht unter den Anfang des 5. Jahrh. v. Chr. hinab: Athen schlug seitdem alle übrige Konkurrenz auf dem ital. Markte aus dem Felde und behielt die alleinige Einfuhr durch das ganze 5. und halbe 4. Jahrh. hindurch). (S. Taf. 1, Fig. 1, 3 u. 6.) In

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ihren Anfängen folgte die attische Töpferkunst zunächst den Anregungen der ion., dann auch der korinth. Keramik, bis sie zu Anfang des 6. Jahrh. v. Chr. einen eigenen Stil in der sog. schwarzfigu rigen Malerei ausbildete. Die attischen V. sind vor denen der übrigen Fabriken durch die Feinheit und die warme rote Farbe des Thons und durch den glänzend schwarzen Firnis ausgezeichnet. Der künst lerische Fortschritt besteht in der Ausbildung der bildlichen Darstellung und in der Umbildung des Ornaments, das jezt aus der Gesamtdekoration mehr zurücktritt und nun, an bestimmte Stellen der Gefäße verwiesen, tektonische Bedeutung erhält und zur Charakterisierung einzelner Gefäßteile verwendet wird. Für die bildlichen Darstellungen gaben die Sagen des Epos reichlichen Stoff, aber auch Scenen des täglichen Lebens wurden gern zur Darstellung gewählt. Eine besondere Reihe bilden die sog. Brothesisvasen, hohe amphorenartige Gefäße mit Darstellungen der Totenfeier bemalt, die als Schmuck auf dem Grabhügel aufgestellt wurden, und die panathenäischen Preisamphoren, die, mit Öl gefüllt, den Siegern am Panathenäenfeste übergeben wurden. (S. Amphora.) Vielfach finden sich die V. mit den Namen der Verfertiger versehen. So sind auf der Françoisvase (s. d.), dem Prachtstück der schwarzfigurigen attischen Keramik, die Namen des Malers, Klitias, und des Töpfers, Ergotimos, eingeschrieben. Andere hervorragende Meister sind Sophilos, Rearchos und dessen Söhne Tleson und Ergoteles, Erekias, Amasis, Nikosthenes.

Der charakteristische Unterschied der rotfigurigen Vasenmalerei (s. Taf. 1, Fig. 2, 4, 5, 7-9) von der schwarzfigurigen besteht darin, daß nicht die Figuren mit schwarzer Farbe auf den roten Thongrund gesezt, sondern auf dem schwarz bemalten Grunde ausgespart sind und daher in der roten Farbe des Thons gesehen werden. Erst als dieser Fortschritt in der Technik gemacht war, war eine wirklich künstlerische Entwicklung des figürlichen Zeichnens möglich geworden, die bei der frühern Silhouettenmanier mit schwarzer Farbe nicht aufkommen konnte. Die Figuren sind nun um ihrer selbst willen, nicht mehr bloß als Ausdrucksmittel zur Jllustrierung einer bestimmten Begebenheit da. Die Entwicklung ging rasch vorwärts. Es ist der kurze Zeitraum von der Herrschaft des Pisistratus, in die die Erfindung des rotfigurigen Stils fällt, bis gegen die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr., in den sich die Thätigkeit der hervorragendsten Meister zusam mendrängt. Der bedeutendste darunter, Euphronios, schließt zeitlich an Epiktet an; neben ihm ragen die etwas jüngern Künstler Duris, Brygos und Hieron hervor. Später wurden Scenen aus dem Leben bevorzugt, das Thun und Treiben der attischen Jüngfinge und Männer geschildert. Man schrieb einzelnen Figuren bestimmte Namen bei, wodurch die Vasenmaler ihren privaten Gefühlen Ausdruck gaben (Lieblingsinschriften). Auch die Darstellungen_mytholog. Scenen erscheinen nun gegenüber den ältern vielfach wie aus dem Neuen herausgebildet. Die packende Charakteristik bestimmter Figuren der Sage, wie sie namentlich in den häufigen Behandlungen des trojanischen Sagenkreises und am großartigsten vielleicht in der Jliupersisschale des Brygos und in der Vivenziovase zum Ausdruck gelangt ist, konnte zu der Meinung führen, die Tragödie des Üschylos und Sophokles habe hier ihren Einfluß geübt. Aber die Entstehungszeit dieser V. liegt der Entwicklungs

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1. 2. Amphora. 3. Hydria. 4. Kanne. 5. Hydria. 6. Amphora. 7. Lekythos. 8. Krater. 9. Aryballos. [Sämtlich aus dem Museum zu Berlin.]

Brockhaus Konversations-Lexikon. 14. Aut.

FA. Brockhaus Geogr artist. Anstalt.Leipzig

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1-3. Vasen aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur zu Berlin. 4. und 6. Vasen aus der PorzellanManufaktur zu Sèvres. 5. Vase aus der Kaiserlichen Porzellan-Manufaktur zu St. Petersburg. 7-9. Vasen aus der Königlich Sächsischen Porzellan-Manufaktur zu Meifsen.

Brockhaus' Konversations - Lexikon. 14. Aufl.

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